Der wilde Osten und sein Urwald

Urban schätzt es ja sehr, wenn ich auf Autofahrten den Mund halte und den Weg nicht besser weiß. Jegliche Versuche, die Route zu beeinflussen, werden gerne mit einem "Der Kutscher kennt den Weg" im Keim erstickt. Während ich mich - mit Recht! - auf der Hinfahrt mit der Autokarte und ihm angelegt habe, schweige ich auf der Rückfahrt, denn es geht ja erst mal nur auf die Autobahn nach Dresden, etwa 100 Kilometer. Wir plaudern und freuen uns an der nahezu leeren Fahrstraße ohne Lkw, Unfälle und Staus, von denen wir auf der Hinfahrt reichlich hatten; lediglich ein paar polnische Autos begegnen uns, und ich wundere mich leise, dass recht häufig eine Kilometerangabe nach Breslau auftaucht. Wir fahren an den Ausfahrten zu schönen Orten wie Cottbus, Forst und Bademeusel vorbei und wähnen uns richtig, bis auf der nun völlig leeren Autobahn ein Schild auftaucht: 1 Km bis zur Republik Polen! Wir passieren tatsächlich den an diesem heißen Sonntagmorgen geisterhaft leeren Grenzübergang, wenden wieder und überließen dann ganz dem Handy-Navi das Sagen ...

Wieder daheim, erwartet mich das volle Programm: Eine Kaninchin, Alma, ist scheinträchtig und spediert Heu aus dem Stall in den hintersten Winkel der Terrasse und ich kehre mich ins Koma. Der große Kroate, Dr. Slobodan T., ist beleidigt und will hofiert werden.
Ich muss an Thomas denken, dem die Stadt viel zu stressig ist, als ich durch die überfüllte Fressgasse, vorbei an der Großbaustelle und hupenden Autos, zur Arbeit fahre. Mir auch. Da hilft nur eins: Wiederkommen!