Licht und Schatten in Berlin
auf den richtigen Dampfer gesetzt
mit Dampf voraus
Mir tun vom vielen Laufen jetzt langsam die Füße weh. Wie gut, dass da gerade der Bus zum Bahnhof um die Ecke biegt. Wenn ich Glück habe, schaffe ich es noch rechtzeitig zur Schlösserfahrt mit dem alten Dampfer "Gustav".
Dumm, dass ich den richtigen Ausstieg verpasst habe. Wenn man halt nicht aufpasst. So muss ich eine Station zurück laufen, schaffe es aber gerade noch bis zur Abfahrt. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich doppelt geärgert, denn eine spätere Abfahrt gibt es heute nicht mehr. Ist ja auch Saisonende.
Das Dampfschiff "Gustav" ist ein Original aus dem Jahr 1806 und gar nicht eingerostet. Bei jeder Brücke, die wir unterfahren muss erst mal der Schornstein eingeklappt werden. Ende Oktober ist es auf dem Wasser doch schon recht kühl. Da wirkt so ein Schornstein wie ein großer gusseiserner Ofen und die Plätze in seiner Nähe sind heiß begehrt. Pech, wenn man in letzter Minute an Bord kommt. Da sind die guten Plätze alle weg. Ich begnüge mich dann erstmal mit einem Kaffee, der wärmt auch. Bleibt noch die Frage nach Back- oder Steuerbord. Auf welcher Seite werden die Sehenswürdigkeiten vorüber ziehen? Klar, dass ich mich falsch entscheide und so ziehe ich erstmal mit Kaffeepott und Kuchen um auf die andere Seite.
noch mehr Schlösser
Als erstes passieren wir Schloss Babelsberg. Es wurde im Stil einer mittelalterlichen Burg für den Kronprinzen und späteren Kaiser Wilhelm I erbaut. Im, nach englischen Vorbild angelegten Schlosspark befindet sich noch das Kleine Schlösschen und der Flatowturm. Ersteres hätte ich auch zu meiner Sommerresidenz auserkoren, ist es doch nicht zu pompös und recht übersichtlich. Der Turm ist mal wieder geklaut, das Original steht in Frankfurt.
Wir verlassen den Tiefen See und erreichen den Jungfernsee, an dessen Ufern Schloss Cecilienhof liegt. Dieses Schloss erlangte Berühmtheit, da hier nach dem zweiten Weltkrieg über die Zukunft Deutschlands entschieden wurde. Die Siegermächte vertreten durch Stalin, Churchill und Truman trafen sich am runden Tisch. Dumm nur, dass vieles, was entschieden wurde recht schnell an Gültigkeit verlor, da der Ost-West Konflikt recht bald die Lager spaltete.
Am Ende des Sees liegt dann die Pfaueninsel. Ursprünglich hieß sie Kaninchen Werder, da Friedrich I hier Kaninchen züchtete, um die Staatskasse aufzufüllen.
1658 erhielt der Alchimist Kunkel die Insel als Geschenk. Er sollte für den Kurfürsten die wenig erfolgreiche Glasherstellung in Brandenburg konkurrenzfähig machen. Das Betreten der Insel war bei Strafe verboten und oft zogen dunkle Rauchschwaden und Gestank aufs Festland hinüber. Von schwarzer Magie war die Rede bei den Potsdamern und von Goldmacherei. Kunkel hat wohl zu sehr mit dem Feuer gespielt, denn 1689 brannte die Glashütte ab und Kunkel war wirtschaftlich ruiniert. Danach war die Insel für etwa 100 Jahre ungenutzt bis Friedrich II hier das Schloss bauen ließ. Es sollte einer romantischen Schlossruine ähneln. Friedrich III hingegen nutze die Insel später nur als Sommerresidenz, da seiner Frau das Schloss nicht gefiel. War ihr wohl nicht groß genug. Er war es auch, der einen Faible für exotische Tiere entwickelte und im Schlosspark eine Menagerie mit wilden Tieren anlegen ließ.
Diese sollten später den Grundstock für den Berliner Zoo bilden, da sein Nachfolger seine Leidenschaft nicht teilte.
Nach so viel Geschichte geht es dann auf gleicher Strecke zurück nach Potsdam.
Aufbruch: | 24.10.2014 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 27.10.2014 |