Mit der Bahn bis nach Marokko - Das Leben in "vollen Zügen" genießen

Reisezeit: August / September 2003  |  von Michael Honsel

Kurs auf Marokko (Tag 8 bis 9)

Mit Bus, Fähre, Bahn, Fähre, Daumen, Bahn, Bahn, Bahn, Fähre und Bahn ging es von Lissabon nach Marrakech

Tag 8 - 10. August 2003 - von Michael

An diesem Morgen mussten wir früh aufstehen, um schon um 8:10 die Fähre zum Bahnhof Barreiro auf der anderen Seite von Lassabon zu bekommen. Dort sollte unser Zug nach St. Antonio zur spanischen Grenze im Süden abfahren.
So haben wir uns diesmal einen Linienbus gegönnt, um nicht wieder die Rucksäcke das ganze Stück schleppen zu müssen. Um 8:55 fuhr dann pünktlich der Zug, der uns durch sehr schöne Landschaften gebracht hat. Diese Bahnfahrt hat uns richtige Interrail-Romantik geboten. Immer wenn es rauf ging, hörte sich die Diesellok an wie ein Hubschrauber, der Zug war ziemlich alt, nicht sehr voll und gemütlich. Bis auf eine Stunde Schlafdefizitbeseitigung haben wir die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut. Sebastian hat die offenen Fenster auf der anderen Wagenseite als Zielscheiben definiert, um gezieltes Olivenkernspucken zu trainieren, was er bis die Oliventüte leer war mit einer immer höheren Trefferquote geschafft hat. Über manche alte Brücke durfte der Zug anscheinend nur mit 10 km/h fahren. Diese weißen Tafeln mit Zahlen neben den Schienen passten zumindest zur Fahrgeschwindigkeit. Beschrankte Bahnübergänge gab es auch nur wenige, so dass der Zugführer immer viele Gründe zum hupen hatte. Irgendwo unterwegs stieg Dave aus, weil er noch jemanden besuchen wollte. Mit ihm haben wir abgesprochen, dass wir uns in Fes in Marokko wieder treffen wollen und haben unsere eMail-Adressen ausgetauscht.
Irgendwann am Nachmittag kamen wir in St. Antonio an und hatten gleich neben dem Bahnhof einen überteuerten Intermarché entdeckt, der sogar an diesem Sonntag offen hatte.

Also zuerst Supermarkt und dann Busstation suchen, um nach Spanien hereinzukommen. Schließlich hat die Renfe bis dort keine Schienen. Irgendwo am Fluss war dann auch eine Busstation, wo aber kein für uns passender Bus fuhr. Ein unfreundlicher Mitarbeiter am Busschalter meinte, wir sollen einfach mit der Fähre über den Grenzfluss nach Spanien fahren und dann fährt von dort ein Bus nach Huelva, wo es wieder Schienen gibt. So sind wir dann noch einmal für 1,05€ Fähre gefahren und kamen anschließend nach 30 Minuten Herumfragen und Latschen zu einer verlassenen Busstation. Um 18 Uhr sollte angeblich ein Bus kommen, der aber gar nicht kam. Da war sogar ein Bus, wo Huelva-Sevilla dranstand, aber der Busfahrer bestätigte, dass sein Zielschild gar nichts mit seiner Fahrtroute zu tun hat. Ein Taxifahrer hatte diesen Fahrplan-Bug wohl auch schon erkannt und bot uns gleich an, für 40€ nach Huelva zu fahren, was uns aber zu teuer war. Angeblich sollte um 20 Uhr ein passender Bus kommen, aber diesem Fahrplan haben wir nur noch wenig Vertrauen geschenkt.
Als wir die Umgebung erkundet haben, war direkt nebenan ein Kreisverkehr, wo die Landstraße nach Huelva abgeht. So haben wir uns anstatt an der Busstation weiter zu warten, einfach mit gehobenen Daumen an diese Straße gestellt und hatten nach etwa 15 Minuten Erfolg. Der Fahrer fand es anscheinend richtig angenehm, bei seiner eintönigen Fahrt etwas Unterhaltung zu haben. Er meinte, dass in Huelva noch ein Zug nach Sevilla fährt, aber er sei lange nicht mehr Bahn gefahren. So hat er uns sogar gleich bis vor den Bahnhof gebracht.
Aber wie das im Renfe-Land Spanien so ist, fuhr der letzte von 3 Zügen am Tag schon um 19 Uhr und die hatten wir mittlerweile durch. Wofür in dieser Situation ein geöffneter Bahnschalter wohl nützlich ist, wenn kein Zug mehr kommt und weder der Mann am Schalter noch der im Bahnhof einsam herumlaufende Polizist überhaupt nicht wissen, ob es irgendwo ein Hostel gibt?
So sind wir 2 Stunden in dieser Stadt herumgeirrt, mussten unsere Rucksäcke schleppen und haben jede Menge Leute gefragt. Und hier ein ganz großes Lob an die netten Einwohner Huelvas, die trotz Verständigungsprobleme sehr freundlich waren. Sogar ein Hotelportier hat uns weitergeholfen, als wir kein Zimmer für 50€ haben wollten.
Irgendwann sind wir dann in einem kleinen Privathostel gelandet, deren Eingang so versteckt war, dass wir es erst nach ein paar Mal Vorbeilaufen am Straßenrand gesehen haben. Dieses Hostel ist sehr einfach gewesen, die Mitarbeiter schienen da auch zu wohnen und ein Doppelzimmer für 15,60€ ist echt billig.
Jetzt war erst einmal eine Dusche fällig und nachdem wir dann in Huelva noch ein Bier in einer Kneipe getrunken hatten, sind wir dann Schlafen gegangen, weil schon um 7:15 ein drittel aller Züge fuhr.
Gut schlafen konnte ich nicht, da das Zimmer sehr warm war und es jede Menge Mücken gab, die mich ziemlich quälten.

noch ein letzter Blick auf Lissabon

noch ein letzter Blick auf Lissabon

auf der Fahrt weiter Richtung Süden

auf der Fahrt weiter Richtung Süden

Tag 9 - 11. August - von Sebastian

Den Morgen haben wir uns im Bahnhof mit Verbindungen grobe Richtung Marokko erfragen beschäftigt. Oh, oh, oh, wir sind zurück im RENFE-Land Spanien = Chaos vorprogrammiert. Viva Espana. Irgendwann hatten wir dann was gefunden, wobei wir neben Sevilla in Bobadilla Hauptbahnhof umsteigen mussten. Ich sag nur "Sing mir das Lied von Bobadilla". Ein Kaff mitten im Nichts mit einem Riesen-Bahnhof, einem kleinen Lädchen, einem Bäcker, einer Bar und das wars. In Algeciras lief dann alles besser wie geplant, wir konnten sofort ein Ticket für die Fähre nach Tanger kaufen und sind dann sofort zum Hafen gelaufen. Alle Sachen, die wir nicht unbedingt für Marokko brauchten, wie Zelt, warmer Pulli, Campingkocher etc., haben wir in ein Schließfach eingeschlossen (Tipp!) Nach 3,5 Stunden sind wir dann in Tanger angekommen. Nachdem wir einen Taxifahrer auf umgerechnet 7 Euro heruntergehandelt hatten, was immer noch Beschiss war, hat uns dieser quer durch Tanger zum Bahnhof gebracht, wo wir nach einigem Hin- und Her ein Zuschlagticket für den Nachtzug nach Marrakech bekamen. Nachdem wir diese Probe (wir hatten ja keine Ahnung, was uns in Marokko erwarten würde) überstanden hatten, fuhr der mit singenden Leuten, kreischenden Kindern und ein paar verlorenen Interrailern total überfüllte Zug Richtung Marrakech los. So traten wir unsere Abenteuerfahrt an, nicht ahnend, dass es später noch schlimmer kommen würde (Zustand von Bussen).

Die Umsteigemetropole Bobadilla, wo wir einige Stunden warten mussten

Die Umsteigemetropole Bobadilla, wo wir einige Stunden warten mussten

© Michael Honsel, 2005
Du bist hier : Startseite Europa Spanien Kurs auf Marokko (Tag 8 bis 9)
Die Reise
 
Worum geht's?:
einen Monat Interrail durch die Zonen E und F
Details:
Aufbruch: 03.08.2003
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 02.09.2003
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Portugal
Marokko
Der Autor
 
Michael Honsel berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors