Mit der Bahn bis nach Marokko - Das Leben in "vollen Zügen" genießen

Reisezeit: August / September 2003  |  von Michael Honsel

Marrakech (Tag 10 bis 14)

Tag 10 - 12. August 2003 - von Michael

Um 9 Uhr kamen wir in Marrakech an und brauchten natürlich erst einmal Geld. Das war aber gar nicht so einfach, denn die Bank neben dem Bahnhof wollte keine Traveller Cheques akzeptieren. An der Info am Bahnhof wurde uns empfohlen ein Taxi in die Medina zu nehmen, das wir mit unseren fast letzten Dirhams vom Vorabend bezahlen konnten. Der Taxifahrer brachte uns direkt vor eine Bank, die trotz einer langen Schlange aber auch nicht wechseln wollte. Aber daneben gab es noch eine Bank, wieder ohne Erfolg. Aber die 4. Bank an diesem morgen war dann nützlich, nachdem wir wohl eine halbe Stunde in Schlangen verwartet haben.
Total hungrig, müde und von der abenteuerlichen Nachtfahrt fertig haben wir das erstbeste Hotel für 15€ das Doppelzimmer genommen. Das war gar nicht schlecht, da wir jetzt genau in der Medina waren, wo wir hinwollten.
Nun haben wir mit unseren ergatterten Dirhams erst einmal etwas gegessen, sind dann herumgelaufen und haben Rachid, einen netten Händler, der dort einen Laden hat und sogar sehr gut Deutsch spricht, kennen gelernt. Zuerst war ich etwas skeptisch, als er soviel von Marokko erzählte. Ich dachte, dass er uns 10 Minuten etwas von der Kultur dort erzählt und dann, was man denn alles bei ihm kaufen soll. Aber es war nicht so, er hatte als u. a. Teppichexporteur nach Deutschland großes Interesse, deutsche Individualtouristen zu treffen. So hat er uns nach einiger Zeit Tee angeboten, alles Wichtige über Marrakech, die Bedeutung marrokanischer Teppichmuster usw. erklärt. Es war sehr interessant und ich musste ziemlich mit meiner Müdigkeit kämpfen. Dann sagte er, er wolle jetzt gleich ins Internetcafe und da ich meinen Freunden versprochen habe, jede Woche einmal ins Internet wegen Mails zu schauen und schon der 10. Tag war, in Lissabon haben wir nämlich kein Internetcafe gefunden, sind wir dann mitgekommen. Für 80ct/Stunde habe ich mir gleich mal 1,5 Stunden gegönnt, um individuelle Urlaubsmails tippen zu können und um die Nachrichten zu lesen. Ein Lob an den Kölner Stadtanzeiger für sein gutes Internetangebot auf www.ksta.de. Natürlich musste ausgerechnet heute mein eMail-Server nicht funktionieren, aber ich konnte mich noch an einen web.de-Acccount erinnern. Nach einigen "Wie-war-da-nochmal-mein-Passwort? - Versuchen" hatte ich Erfolg. So konnte ich nichts lesen aber zumindest etwas schreiben. Dem Dave haben wir gemailt, dass er nach Marrakech anstatt nach Fes fahren soll.

Anschließend mussten wir uns aber wirklich erst einmal von Rachid trennen, da wir einfach etwas Schlaf brauchten. Aber wir haben uns für abends an seinem Laden verabredet, um gemeinsam Essen zu gehen.
So haben wir dann erst einmal unsere 3 Stunden Schlafdefizit von 18-21 Uhr beseitigt. Auf dem abendlichen Weg zu Rachids Laden hat uns dann noch einer zum Couscousessen um 8 Uhr morgens eingeladen. Auch sollten wir unbedingt unsere Kamera mitbringen, um Fotos machen zu können. Rachid erzählte uns anschließend, dass man Couscous auf keinen Fall vor 12 Uhr isst. Das haben wir dann mal lieber schön sein gelassen. Auch wollte mir irgendjemand Drogen verkaufen.
Um 22 Uhr sind wir mit Rachid und seinem Partner für 3€ lecker essen gegangen inkl. Salat, Nachtisch und Wasser. In Marokko kann man in den Lokalen, wo überwiegend Einheimische Essen gehen, wirklich zum Mensa-Preis ins Restaurant.
Nun sind wir auf dem Marktplatz herumgelaufen, wo um Mitternacht alles voll war. Nach einem leckeren, frisch gepressten O-Saft für 25 Cent sind wir um etwa 1 Uhr dann schlafen gegangen.

Tag 11 - 13. August 2003 - von Sebastian

Nach einer qualvollen Nacht, wo wir wegen der Hitze nur sehr schlecht schlafen konnten, sind wir morgens aufgestanden und haben erstmal das Hotel gewechselt. Später sind wir durch Marrakech gelaufen, wobei wir sehr oft angesprochen wurden, ob wir nicht dies und das kaufen wollten und jeder Geschäftsmanns "Freunde" waren. Zum Frühstück gab es süßen Advocado-Shake, Jogurt und ein Teilchen. Fürs Mittagessen wollten wir uns eine Melone kaufen, welche 10 Dirham kosten sollte. Für dortige Verhältnisse viel zu teuer und so handelten wir auf 5 Dirham herunter. Gut! Aber dann bemerkten wir, dass wir nur ein 10-Dirham-Stück hatten und gaben es dem Verkäufer mit der Einbildung, er würde uns eine Melone und ein 5-Dirham-Stück zurückgeben. Aber aus der einen Melone und dem einen 5-Dirham-Stück wurde es nichts. Stattdessen bekamen wir 2 Melonen, die beide sehr lecker waren. Aha, so macht man hier also Geschäfte.

Danach sind wir zu Rachid zurückgegangen und haben uns bei leckerem marokkanischen Tee lange unterhalten. Abends waren wir auf der Place Jama El Fna zum Abendessen und haben dort den restlichen Abend damit verbracht, das bunte Leben auf dem Markt zu beobachten, Tänzer, O-Saft-Verkäufer, Grillwolkenproduzenten usw.

Tag 12 - 14. August 2003 - von Michael

Um 12?-Uhr, nein 10 Uhr, der Funkwecker hatte wohl eine Funkwelle mit MEZ bekommen, sind wir aufgestanden und sind wieder dort frühstücken gegangen, wo wir schon zweimal frühstücken waren. Für Jogurt- und Milchshake-Fans, wie mein Bruder einer ist, wäre der Laden ein kleines Paradies.
Nochmal kurz war Internet-Cafe angesagt, da ich mit dem Beantworten meiner Mails noch gar nicht fertig war. Und eine halbe Stunde für 50ct ist nicht wirklich teuer.
Heute haben wir mal die Kamera mitgenommen und haben den Palast besichtigt (1€ Eintritt, die sich lohnen). Wenn man dort wohnt, dann sollte man gute Ortskenntnis haben, sonst verläuft man sich noch in den Innenhöfen zwischen seinen vielen Zimmern. Auf einem Markt habe ich eine Ladung leckere Oliven gekauft und dann haben wir noch einen Hühnermarkt besichtigt. Dort kann man sich die Hühner lebend aussuchen, dann werden sie gefesselt, gewogen und dann geht es damit kurz hinter die Theke, bevor sie in eine Maschine gesteckt werden, wo die Federn gerupft werden. Dazu passender Gestank und zwischen den vielen Fliegen ein paar Kakerlaken, für Vegetarier nicht zu empfehlen.
Am Nachmittag haben wir uns mal etwas Ruhe gegönnt und haben die weitere Reise geplant. Schließlich kann man ja nicht immer herumlaufen oder fahren.

An dem Abend haben wir mal direkt auf dem Marktplatz gegessen. Schließlich muss man das ja auch mal mitgemacht haben. Aber es war gar nicht so lecker wie es aussah und mit 8 € pro Person für dortige Verhältnisse völlig überteuert. Danach waren wir noch mit Rachid etwas trinken und dann hieß es schlafen gehen, ich war zumindest sehr müde. Wir sind weiterhin im gleichen Hotel geblieben.

Tag 13 - 15. August 2003 - von Sebastian

Heute Morgen hatte Michael die gute Idee, man könnte ja mal einen marokkanischen Friseur ausprobieren, was er auch getan hat und ich ihm einfach mal nachgemacht habe. Frohen Mutes mit den Haaren nicht ganz gleichmäßig und mit stumpfem Haarschneider geschnittenen Haaren sind wir dann noch einmal Rachid besuchen gegangen. Wir bekamen eine Einladung zum Couscous-Essen, welche wir sehr gerne annahmen, Couscous wird hier traditionell Freitags gegessen, wobei es auf einem großen Teller serviert wird und sich jeder von diesem Teller bedient. Der Tee vor und nach dem Essen gehörte natürlich dazu. Für diese Einladung waren wir Rachid sehr dankbar, hatten wir so noch einen interessanten Einblick in die marokkanische Kultur. Besonders durch die vielen Gespräche lernten wir einiges über Marokko wie z.B. die Tradition der Berberteppiche. Nachmittags musste Rachid sein Handy reparieren, es war kaputt. Als wir abends wiederkamen, saß er immer noch daran mit einem großen Grinsen im Gesicht und sagte nur, ich glaube, es ist wirklich kaputt. In Deutschland wäre dieses Handy nach einem kräftigen Wutanfall schon lange im Müll gelandet. Hier in Marokko erfreut man sich an solchen Situationen anstatt sich über etwas aufzuregen, was man ja doch nicht ändern kann. Das ist eine Eigenschaft, worum ich die Menschen hier sehr bewundere und sich unsere Kultur doch vielleicht ein Häppchen abschneiden könnte. Nachmittags waren wir wie gesagt ein bisschen unterwegs und haben unter anderen die Neustadt besichtigt. Hier haben wir, wie kann es auch anders sein, und wo gibt es das nicht, einen McDreck entdeckt. Eine Besonderheit hatte er jedoch, es stand alles auf arabisch da, was für uns doch einmal eine Abwechslung war. Nach unserer kurzen Besichtigung sind wir dann per Renn-Taxi, man staunt, dass hier so selten jemand umgefahren wird oder Unfälle passieren, zurück in die Medina gefahren. Wobei wir feststellten, dass je mehr Trinkgeld man einem Taxifahrer gibt, desto freundlicher wird er. Erfolgsrezept bei unfreundlichen Taxifahrern (Tipp!) Wünscht man sich einen freundlichen Taxifahrer, so muss man sich auf einen Aufpreis von etwa 20% gefasst machen. Nach dem O-Saft bei Marktstand-Number 10 und dem Versprechen auf "Tomorrow come back to number 10" morgen auch wirklich wieder zu kommen, sind wir dann wieder zu Rachid gegangen. Dort haben wir noch einen sehr schönen Abend bei marokkanischen Tee und ausgelassenen Trommeln im Laden von Rachid verbracht. Nachdem wir uns von Rachid verabschiedet haben, weil wir am nächsten Morgen nach Quarzazate weiterfahren wollten, sind wir zurück ins Hotel gegangen.

Tag 14 - 16. August 2003 - von Michael

Es war irgendwann in der Nacht, als Sebastian der tropfende Wasserhahn nervte. So hat er ihn aufgedreht und mal ganz schnell zugedreht. Die Wasserdruckerhöhung durch das schnelle Zudrehen hat die Verbindung von Wasserschlauch, der aus der Wand kommt, und Waschtisch eindeutig überfordert. Ich habe nur im Schlaf mitbekommen, dass das Licht an war und so ein Geräusch kam, dass sich wie ein Kärcher-Hochdruckreiniger anhörte. Sebastian schrie und ich war im Schlaf völlig verpeilt. Nun wurde ich wach und sah ihn mit dem Wasserdruck am kämpfen. Meine erste Halbschlafidee war, man könne den Schlauch einfach abknicken und diese Idee war erst einmal gut, um die Pfütze im Zimmer nicht weiter zu vergrößern. Nun habe ich herausgefunden, dass die Verbindung anscheinend durchgerostet war. Jetzt fragte Sebastian, wer denn den Schlauch hält und wer zur Rezeption rennt. Als mein Verpeiltheitsgrad sank, fiel mir doch ein, dass ich zwecks aller Reparaturen, wo etwas Zusammenbindbares außeinandergegangen ist, Kabelbinder dabei hatte. Mein Vater hatte diese nämlich in seinem Mini-Verbandsset, dass ich für die Reise ausgeliehen habe, und meinte vor der Abreise: "Kabelbinder sind immer gut, wenn man mit einem Rucksack unterwegs ist." Und die Kabelbinder erwiesen sich jetzt als wirklich praktisch. So konnten wir, nachdem Sebastian den Flurbereich der natürlichen Klimaanlage beseitigt hatte, erst einmal in Ruhe schlafen, auch wenn ich jetzt nur noch schwer einschlafen konnte. An alle Douglass Adams Fans: Kabelbinder gehören auf Platz 2 hinter dem Handtuch!
Am Morgen musste es dann ohne Zähneputzen gehen, das Hotelpersonal hat überhaupt kein Theater gemacht, anscheinend passiert so etwas öfters.
Eine Kleinigkeit essen, satt waren wir noch von gestern und dann per Taxi zum Busbahnhof. Ganz zufällig war der Taxameter kaputt, so dass wir 1,50€ zahlen mussten, was etwa 50% teurer ist.
Dann ging unsere Busfahrt in die Berge los.

Fußgänerzone von Marrakech

Fußgänerzone von Marrakech

Unser Frühstückscafé

Unser Frühstückscafé

Wer dachte bisher, es gäbe nur grüne und schwarze Oliven?

Wer dachte bisher, es gäbe nur grüne und schwarze Oliven?

im Palast

im Palast

im Palast

im Palast

im Palast

im Palast

eine Nebenstraße in Marrakech

eine Nebenstraße in Marrakech

lecker

lecker

immerhin ein wenig Werbung für Umweltschutz

immerhin ein wenig Werbung für Umweltschutz

die O-Saft-Stände auf dem Place Jama El Fna

die O-Saft-Stände auf dem Place Jama El Fna

Place Jama El Fna

Place Jama El Fna

sinnvolles Recycling

sinnvolles Recycling

die "Handwerkerstraße"

die "Handwerkerstraße"

Rachid und sein Bruder vor ihrem Geschäft

Rachid und sein Bruder vor ihrem Geschäft

nach dem Couscous-Essen

nach dem Couscous-Essen

Abendessen auf dem Place Jama El Fna

Abendessen auf dem Place Jama El Fna

Come back to Number 10!

Come back to Number 10!

unter den Grillwolken vom Place Jama El Fna

unter den Grillwolken vom Place Jama El Fna

Kabelbinder sind sinnvoll

Kabelbinder sind sinnvoll

Wir hatten etwas Durst

Wir hatten etwas Durst

© Michael Honsel, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
einen Monat Interrail durch die Zonen E und F
Details:
Aufbruch: 03.08.2003
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 02.09.2003
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Portugal
Marokko
Der Autor
 
Michael Honsel berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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