Düsseldorf - einmal ganz anders
Wir haben uns für zwei Tage Düsseldorf aus den Veröffentlichungen der Rheinischen Kunststätten einige Ziele außerhalb der Altstadt ausgesucht, wo man in Ruhe schlendern, laufen oder wandern kann.
Inzwischen sind es weitere Tage geworden und es lohnt sind immer noch.
Kaiserswerth
Die ehemalige Reichsstadt (1181 bis Ende 13. Jh.) Kaiserswerth liegt an einem flachen Rheinbogen in der weiten Niederrheinlandschaft etwa auf halbem Wege zwischen Düsseldorf und Duisburg.
Wir beginnen unseren Rundgang an der direkt am Rheinufer gelegenen Kaiserpfalz, die Kaiser Friedrich Barbarossa aufgrund der günstigen Lage dort bauen ließ, da er den Reichszoll auf dem Rhein von Tiel in Hollansd hierher verlegte. 1181 verlieh er dem Ort die Stadtrechte.
Die Allee an der Kaiserpfalz führt uns an einer wunderschönen Krokuswiese vorbei direkt zur Suitbertus-Basilika. Ende des 7.Jh. überließ Pippin dem angelsächsischen Missionsbischof Suitbertus das Gelände als Stützpunkt für die Missionierung des rechtsrheinischen Gebietes. Suitbert gründete hier ein Benediktinerkloster und starb in Kaiserswerth am 1. März 713.
Die dreischiffige Suitbertus-Basilika liegt zwischen Pfalz und Stadt inmitten der ehemaligen Stiftsimmunität.
Aus romanischer Zeit ist kein Teil der Kirchenausstattung erhalten geblieben.
Der Suitbertus-Schrein gehört zu den kunsthistorisch interessantesten unter den rheinischen Reliquienschreinen des 12./13.Jh.
der Anblick des Suitbertusschein - im Chor rechts zu sehen - wird dem Besucher jedoch verwehrt, da die Altarregion sicherheitsüberwacht ist.
Die Bausubstanz des romanischen Wohnhauses eines wohlhabenden Kanonikers stammt aus der Zeit um Mitte des 13. Jh. Im Laufe seiner 750-jährigen Geschichte wurde das Gebäude mehrfach umgebaut.
das benachbarte Krankenhaus verzichtete im Interesse der Wiederherstellung des Romanischen Hauses auf einen Verbindungsbau, so dass die Ostfassade mit ihren Biforien (zweibogige Fenster) weitgehend freigestellt werden konnte.
Vom Stiftsgelände gelangt man durch eine schmale Gasse zum Kaiserswerther Markt, an dem das alte Zollhaus liegt. Das dreigeschossige Doppelgiebelhaus ist durch Maueranker 1635 datiert. Alle Öffnungen der Giebel haben Werksteingewände; dies gilt auch für die Fenster und Tür des Erdgeschosses. Am ersten Obergeschoss sind Teile alter Werksteingewände erhalten. In der linken Achse des Erdgeschosses bezeichnen zwei gekoppelte Fenster die Reste eines hohen Steinkreuzfensters.
Das Wohnhaus diente ursprünglich als Zollhaus zur Erhebung des Zolls, den alle Schiffe, die Kaiserswerth passierten, zwischen 1174 und 1803 zu entrichten hatten.
gegenüber liegt ein ebenfalls schönes Giebelhaus, in ihm ist heute ein Restaurant mit Sterneküche untergebracht.
Auf der nordwestlichen Bastion, Sankt Maximilian, stand eine Mühle, ursprünglich als Stifts- und Stadtmühle diente. Sie wurde 1702 zerstört und anschließend wieder aufgebaut. 1772 war sie landesherrliche Mühle. Die Mühle war bis 1814 in Betrieb. 1826 erwarb Theodor Fliedner das Gebäude zur Einrichtung eines Wasser-Pumpwerkes zur Versorgung der Diakonischen Anstalten. 1889 wurde in der Mühle ein Brunnen gegraben. Nach dem Ersten Weltkrieg diente das Gebäude zeitweilig als Jugendherberge. 1930 brannte es aus. Seit der Renovierung nach dem zweiten Weltkrieg diente die Mühle mit Anbauten als Gästehaus eines Duisburger Messgeräte-Herstellers und als Wohnhaus.
Das zweieinhalbgeschossige Wohnhaus stammt aus dem 19. Jahrhundert. Turmhelm und Flügel fehlen. Die westliche Hälfte des Mühlenturms wurde mit Schindeln verkleidet.
Der Turm weist zahlreiche kleine Fensteröffnungen auf. Am unteren Drittel sind Konsolen um den Kegel herumgeführt. Nach rechts schließt ein Wohnhaus an. Im Winkel zu diesem Haus befindet sich der Eingang zum Turm.
Turmhelm und Flügel der Mühle fehlen. Die westliche Hälfte des Mühlenturms wurde mit Schindeln verkleidet.
Der Turm weist zahlreiche kleine Fensteröffnungen auf. Am unteren Drittel sind Konsolen um den Kegel herumgeführt. Nach rechts schließt ein Wohnhaus an. Im Winkel zu diesem Haus befindet sich der Eingang zum Turm.
Folgt man dem historischen Rundgang weiter so gelangt man in der Fliednerstraße zur ev. Kirche. Auf einem dortigen von Kurfürst Kart Theodor geschenkten Grundstück errichteten die Protestanten 1785/87 Schule und Pfarrhaus. Aus Geldmangel entstand die Kirche erst 1806-1811, als sich Reformierte und Lutheraner entschlossen, eine gemeinsame Kirche zu errichten.
das barocke Türmchen, die Glocken und die ursprünglichen Fenster wurden wegen des Geldmangels von der 1805 abgebrochenen Abtei Düsselthal günstig erworben
Der sogenannte Fliednerhof ist heute eine Seniorenwohnanlage. Er wurde 1983 saniert. Nr. 16 wurde 1842 von Theodor Fliedner erworben, der hier die Verwaltung der Diakonte einrichtete. Kasse und Registratur waren hier bis 1898 untergebracht. 1903 befand sich in dem Haus die Bibliothek und eine Pfarrwitwenwohnung.
Nr. 20 wurde 1844 durch Fliedner erworben. Es war zeitweilig sein Pfarrhaus, in dem er 1864 starb. Seit 1891 war es Wohnhaus des Seminarleiters. Ab 1866 diente das Haus als Mädchenschule. Hier befand sich die Vorbereitungsklasse für das Seminar.
In der Nordostecke der Kaiserwerther Altstadt liegt die sogenannte Fliednerschule. Das neubarocke, dreiflügelige Schulgebäude steht auf der Kaiserswerther Bastion St. Suitbertus. Es wurde 1912 bis 1914
für die Diakonissen-Anstalt Kaiserswerth nach einem Entwurf des Architekten Fritz Niebel errichtet.
Das Backsteingebäude hat drei Geschosse, wovon das zweite Obergeschoss als Mansardengeschoss ausgebildet ist. Alle Gliederungselemente (Sockel, Faschen, Portaleinfassungen, Gesimse) sind in Steinputz hergestellt
(Muschelkalkimitation).
Heute sind eine Grundschule, die Musikschule und die Filmwerkstatt darin untergebracht. Im Ostflügel ist das Museum Kaiserswerth eingerichtet.
Wir laufen wieder südwärts und begeben uns über den Kaiserwerther Markt wieder zum Parkplatz.
Eine Reihe sehr schöner (restaurierter) Giebelhäuser machen das Flair dieses Marktstreifens aus.
Das Rathaus - ebenfalls am Markt gelegen - wurde 1891 von dem Architekten Sültenfuß erbaut. Die Zierformen sind der deutschen Renaissance entlehnt. Frühere Rathäuser der Stadt Kaiserswerth standen an anderen Stellen des Kaiserswerther Marktes, z. B. auf dem Platz im östlichen Bereich nahe der Einmündung der Straße »An St. Swidbert«, ein weiteres an der Stelle des Kaufhauses Strauss. Dieses Rathaus wurde 1828 verkauft, um Geld für die Straßenpflasterung zu bekommen. Die Bürgermeisterei Kaiserswerth bestand seit 1816 neben dem Stadtkern aus den Landgemeinden Lohausen, Stockum, Kalkum, Zeppenheim, Wittlaer, Einbrungen und Bockum.
Das Kapuzinerkloster wurde in zwei Bauabschnitten errichtet. Zunächst wurde 1670 der Grundstein für die Kirche gelegt, die 1672 fertiggestellt und 1673 geweiht wurde. Die Klostergebäude wurden anschließend nach einem Plan, der wohl um das Jahr 1674 zu datieren ist, erbaut. Die Klosterarchitektur entspricht den strengen Bauvorschriften des Ordens, die eine äußerst schlichte, bescheidene Bauweise verordneten.
Um 1650 sind die Kapuziner nach Kaiserswerth gekommen, wo Erzbischof Maximilian Heinrich von Köln ihnen ein Grundstück an der heutigen Straße An St. Swidbert überließ. Das Kapuzinerkloster bildet einen fast quadratischen Baukomplex aus unverputztem Backsteinmauerwerk. Im Zentrum liegt ein Innenhof (12,5 x 14 m), der dreiseitig von den zweigeschossigen Klostertrakten, an der vierten (Nord-) Seite von der Kirche umschlossen wird. Die Kirchenfassade ist beispielhaft für die Backsteinbauweise der flämisch-niederländischen Kapuzinerkirchen.
Aufbruch: | 10.03.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 20.08.2015 |