3 Monate Freiwilligenarbeit in Togo
Wie ich bestohlen wurde
An einem Tag, nach ungefähr der Hälfte meiner Aufenthaltszeit ereignete sich dann doch ein turbulentes Geschehnis in Atakpamé, bei dem ich mit im Mittelpunkt stehen sollte. Es war der 27.04.2012, der 52te Unabhängigkeitstag von Togo. Durch die Straßen von Atakpamé zog ein Paradezug von Schülern, begleitet von Blasmusik. Am Straßenrand stand ich in einer kleinen Menschenmenge und schaute mir, nichts Böses ahnend, die Parade an. Plötzlich spürte ich, wie jemand an meiner Hose gezogen hatte. Ich griff sogleich in meine Hosentasche und merkte, dass mein Portemonnaie verschwunden war. Mir wurde klar, dass ich bestohlen wurde, ich schaute mich um und sah einen Mann, einige Meter weit, welcher sich von mir entfernte. Ich ging diesem Mann also hinterher, hatte die Vermutung, dass er der Dieb sein könnte. Jedoch war ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz sicher, ob es wirklich dieser Mann gewesen war. Jedoch nach und nach ging der Mann dann etwas schneller und als er schließlich anfing plötzlich richtig loszurennen, war es klar. Ich schrie „Voleur, voleur!“ (Französisch für „Dieb“) und zeigte auf den Täter.
Was dann passierte, war wirklich beeindruckend und wäre in Deutschland wohl niemals so geschehen. Und zwar fingen wirklich sofort alle Menschen aus der näheren Umgebung an zu laufen und rannten dem Dieb hinterher. Der Dieb lief schnell durch einige Gassen, die Menschenmenge rannte hinterher. Ich konnte nicht so schnell laufen, da ich erst wenige Tage vorher aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Schließlich versuchte der Dieb noch einen Trick, er hörte auf zu laufen und probierte sich unter die rennende Menschenmenge zu mischen. Einige Leute liefen weiter, ohne zu merken, dass sie bereits am Dieb vorbei gerannt waren. Doch glücklicherweise erkannte ich den Dieb, zeigte auf ihn und schrie „voleur, voleur. Das ist er!“. Viele Leute waren irritiert, doch zwei junge Männer packten ihn und zogen ihm mein Portemonnaie aus der Tasche. Die Aufregung war riesengroß! Viele Leute schrien auf den Dieb ein, schimpften irgendetwas. Andere Leute jubelten mir etwas zu, umarmten mich, ein aufgebrachter Junge umklammerte meine Hand und es war unerträglich laut. Eine sehr turbulente Situation! Ich hatte Mitleid mit dem Dieb, alle Leute schrien auf ihn ein und er schien sich sehr zu schämen.
Erfreulicherweise dauerte es nicht lange, da kam ein moto mit zwei Polizisten. Der Dieb hatte großes Glück gehabt, denn später sollte ich noch Geschichten hören, wo Diebe von der wütenden Masse brutal ermordet und verbrannt wurden sind. Doch es wurden schnell zwei weitere motos organisiert und ich fuhr mit den beiden Polizisten, dem Dieb, sowie mit einem der Männer, welcher den Dieb mit überführt hatte, zur Polizeiwache. Dort wurde der Vorfall noch einmal angehört und protokolliert. Während der Verhörung weinte der Dieb und schien extremes Leid und Scham zu empfinden, sodass ich großes Mitleid mit ihm hatte. Als die Polizisten mich fragten, was meiner Meinung nach mit ihm geschehen sollte, bat ich sie dringlichst die Strafe so gering wie möglich zu halten. Letzten Endes weiß ich aber nicht, was genau mit ihm geschah. Dem Mann, der mir geholfen hatte, gab ich einen kleinen Geldschein zur Belohnung und ermahnte ihn, die Hälfte seinem Kumpel abzugeben.
Aufbruch: | März 2012 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | Juni 2012 |