Die Prinzessin von Taj Mahal
Silvester in Cochin
Die ersten Stunden
Der Flughafen in Cochin ist klein und überschaubar. Daher entdecken wir auch gleich den Schalter für Foreinger und stellen uns brav an. Als wir dem Beamten unsere Pässe geben, werden wir leider wieder abgewiesen, da es einen speziellen Schalter für das e-visum gibt.
Einen abgeteilten Gang entlang, gelangen wir in ein gesondertes Büro. Zwei Beamte sind im Dienst, der eine amüsiert sich prächtig, wenn die westlichen Touris sich leicht schusselig anstellen, der andere arbeitet stur ab. Wir gelangen an letzteren. Allerdings erleben wir das zweite Mal, das die Inder Familien Vorrang gewähren. Jetzt werden wir vorgelassen, am anderen Schalter wurde eine indische Familie mit nörgelndem Kind durchgelotst.
Zum Glück haben wir bereits im Flieger brav alle Zettel ausgefüllt, die uns gegeben wurden und natürlich griffbereit. Diese können wir jetzt entspannt vorlegen, während andere wieder weg geschickt werden und hektisch nacharbeiten müssen.
Wir werden alle nochmal fotografiert und müssen Fingerabdrücke abgeben. Dann bekommt jeder seinen Stempel und wir dürfen rein.
Noch einmal durch den Sicherheitsscanner, wobei hier irgendwie keiner wirklich hinschaut und dann können wir die Koffer suchen.
Es gibt ein kleines, aktives Kofferband, welches aber nur zu erkennen ist, weil sich eine Traube von Menschen darum schart. Zum Glück ist der Vater groß und kann über alle anderen hinweg Ausschau halten und relativ entspannt die Koffer ergattern.
Derweil versuche ich das übermüdete und von Eindrücken überrollte Kind bei Laune zu halten.
Beim Geld umtauschen wird von allen drei Schaltern kräftig die Webetrommel gerührt. Die Entscheidung fällt schnell und wir haben unsere ersten Rupies.
Um gut zum ersten Hotel zu gelangen, buchen wir uns im Flughafen ein Prepaid-Taxi. Mit dem Schein in der Hand verlassen wir den Flughafen und suchen unser Taxi. Unglaublich, an einer Absperrung drängen sich die Menschen. Wollen die alle jemanden abholen?
Wir kommen gut zu den Taxen, werden verschiedenst nach dem Schein gefragt und so zu unserem Wagen geleitet.
Die Adresse des Hotels scheint nicht wirklich geläufig zu sein. Es wird telefoniert, die Fahrer tauschen sich aus und mutig geht es los.
Wahnsinnig viele Eindrücke auf einmal huschen während der Fahrt an uns vorbei. Aber so richtig konkret bleibt noch nichts hängen.
Nach ca. 10 Minuten schläft das Kind und auch ich döse irgendwann weg.
Spannend wird es wieder, als der Fahrer mehrmals anhält, um sich durch zu fragen oder zu telefonieren. Das letzte Stück werden wir von einem Moped begleitet und erreichen das Hotel. Juhu, es sieht schon mal so aus wie auf dem Foto...
Wir bekommen einen Saft zur Begrüßung, tragen uns in das große Hotelbuch ein und werden zu unserem Zimmer geleitet. Wir haben ein kostenloses Upgrade erhalten und ziehen in ein großes Zimmer mit großem Bett für uns drei, Sofa, vielen Schränken, Bad mit Whirlpool, Dusche und Balkon. Das geht sich gut an für den Start.
Der Vater testet als erstes das Bett, Kind packt das Spielzeug aus und Mutter versucht die Koffer in die Schränke zu organisieren.
Wir bestellen uns einen Mittagssnack in Form von Sandwiches, French Fries und Würstchen mit einer interessanten Gurkensoße.
Danach sind alle schlapp, bis auf das Kind. Aber sie ist so lieb, ein wenig ruhig zu spielen, dass ich ein wenig dösen kann. Der Vater lummert richtig weg. Irgendwann ist die Ruhetoleranzgrenze des Kindes erreicht. Damit der Vater noch ein wenig schlafen kann, erkunden wir beide den Garten.
Dieser ist klein, aber sehr schön angelegt. Es gibt Liegen, eine Schaukel und die alles entscheidende Frage taucht auf: "Kann ich in den Pool?"
Leider kann sie nicht, denn der Pool muss noch gereinigt werden. Hat wohl keiner mit gerechnet, dass im Winter eine norddeutsche Wasserratte den Pool erobern möchte...
Also gehen wir wieder hoch und schauen nach dem Vater. Dieser wird so langsam wach, ich sortiere den Rest und wir machen uns startklar, zumindest einen kleinen Ausflug zum Cochin Carnival zu wagen.
Das Hotel bestellt uns eine Rikscha, wir machen den Preis mit den Angestellten und dem Rikschafahrer klar und los gehts.....
Cochin Carnival
Das Kind findet Rikschafahren toll, schläft aber trotzdem nach kurzer Zeit ein. Wir schauen und staunen. Der Verkehr ist wirklich abenteuerlich. Es hupt und huppelt und lärmt. Aber es passiert nichts, obwohl manche Situationen wirklich extrem knapp sind.
Am Strand werden wir rausgelassen, der Preis stimmt. Wir sind erstaunt, wie viele Polizisten im Einsatz sind. Gibt aber auch ein sicheres Gefühl.
Viele Menschen sind unterwegs, aber es ist eine ganz ruhige und entspannte Stimmung.
Wir gehen zuerst zum Meer und können gar nicht so schnell gucken, wie das Kind die Füße im Wasser hat. Und schwupps kommt eine Welle und auch die Hose ist nass. Das gibt erstmal wieder Knatscherei. Zum Glück holt der Vater für die Trockenphase ein Eis und die Welt ist wieder in Ordnung. Nur leider sind wir noch nicht ganz auf die Temperaturen eingestellt und das Kind muss das Eisesstempo ein wenig erhöhen....
Wir gehen dorthin wo die Menschen sich sammeln und sehen zu, wie ein riesiger Nikolaus aus Stroh gebaut wird. Dieser soll um Mitternacht verbrannt werden. Das Highlight und der Abschluss des Carnivals. Das werden wir wohl nicht schaffen, so müde wie wir sind.
Wie alle anderen flanieren wir auch die Mole entlang. Es gibt sehr viel Schnickschnack zu kaufen und kostet uns einiges an Energie, das Kind zu überzeugen, das wir heute derlei Dinge nicht kaufen werden. Es ist ziemlich voll, aber die Kieler Woche ist schlimmer.
Wir kommen bis zu den Chinesischen Fischernetzen und können damit einen Haken auf der Touricheckliste setzen.
Das das mit dem Müll hier nicht so funktioniert, wie wir es kennen, wussten wir schon, haben wir doch auch schon auf der Fahrt verdreckte Ecken und geruchsstärkere Strecken passiert. Aber dass der Strand so voll gemüllt ist, können wir gar nicht nachvollziehen. Es könnte doch so schön sein hier. Das Kind stellt die Frage: "Wann hat das bloß angefangen mit dem Müll?"
Außerdem möchte sie gerne zurück, weil doch so viele andere Menschen hier sind und sie niemanden versteht. Auch eine Kokosnuss möchte sie jetzt endlich mal probieren. Wie lange sind wir grad hier? Nun, den Wunsch können wir erfüllen. Aber außer mir findet die jetzt keiner so lecker. Gut der Saft könnte kühler sein, aber sonst ganz gut.
Unsere allgemeine Schlappheit macht sich deutlich bemerkbar, so dass wir beschließen noch irgendwo etwas zu essen und dann zurück ins Hotel zu fahren.
Erste Abenteuer
Wir gehen den Weg zurück, den die Rikscha gefahren ist. Denn wir waren ja an einem belebten Viertel vorbeigekommen. Da muss es doch etwas zu esen geben. Nur irgendwie laufen wir endlos an einer Mauer entlang, ohne dass es so aussieht, als käme da in naher Zukunft etwas. Nach ca. Zehn Minuten gehe ich einfach zu einem Homestay, vor dem ein paar Männer stehen und frage nach.
Nein, Restaurants gäbe es nur in der Richtung, aus der wir kommen. Da wir nicht zurück laufen wollen und es aufgrund des Carnivals auf dieser Straße auch keine Rikschas gibt, nehmen wir den Rat an, quer durch die Seitengassen zu gehen, um auf einer anderen Straße eine Rikscha zu erwischen.
Wir wurschteln uns so durch und an einer kleinen Kreuzung kommt auf einmal ein Moped und weist uns den Weg. Es dauert einen Moment, bis es bei uns in der Wahrnehmung ankommt, das es der Mann vom Homestay ist, der uns hinterher fährt. Wir finden die große Straße und der Mann mit Moped ist wieder da. Er zeigt uns eine Rikscha, die dort auf uns wartet. Er hat sie für uns geordert. Nach einigem Hin und her, während wir überlegen, direkt dort noch einen Snack zu fangen (gibt nur Süßkram), in unseren Stadteil zu fahren oder einen Tip von ihm anzunehmen, entschließen wir uns, das nächstmögliche Restaurant anzusteuern.
Das sieht dann so aus, dass er mit dem Moped vorweg fährt und wir mit der Rikscha hinterher. Wir halten vor einem Family Restaurant, scheinbar mitten im Zentrum von Fort Kochi.
Wir plaudern noch kurz, die Herren tauschen Visitenkarten und dann steuern wir das Restaurant an, was für das Kind nun auch allerhöchste Zeit wird.
Wir finden uns zwischen westlichen Touristen wieder und können für das Kind auch Pommes bestellen. Alles andere ist momentan noch nicht möglich. Ich bestelle irgendwie nur ein Chapati und mein Mann ein Hühnchen. So richtig haben wir das noch nicht drauf, mit den Speisekarten, Mengen und Zusammenstellungen. Aber es hat für diesen Abend gereicht und geschmeckt.
Ich bekomme die Bestätigung, warum es gut ist, Taschentücher, Reinigungstücher und Handdesinfektion an Bord zu haben. Diese Toilette war jetzt doch ein bischen abenteuerlich....
Wir sitzen im ersten Stock auf der Veranda und haben einen guten Blick auf die belebte Straße. Die ersten Böller gehen hoch und sind richtig laut!
In der auf uns zulaufenden Querstraße kommt uns noch ein Umzug mit Lichtern und Musik entgegen, so dass wir noch ein bischen vom Carnival mitbekommen.
Wir positionieren uns strategisch gut an der Straßenecke um eine Rikscha zu bekommen. Das gelingt. Ich reiche meinen vorbereiteten Adresszettel vom Hotel hin. Wie schon am Flughafen, wird wieder diskutiert, überlegt, andere Fahrer werden gefragt und wird schon klappen, wir fahren los, entschieden.
Wir bringen für die Fahrt noch einen Sonderwunsch ein: Da wir es aus unterschiedlichen Gründen nicht geschafft haben, uns an den Rat zu halten, für Notfälle eine Flasche Gin als Sundowner zu organisieren, fehlt uns für heute Abend ein Absacker. Wir bitten den Fahrer, eventuell noch einen Shop anzusteuern, um ein Kingfisher zu kaufen. An drei Beverage-Shops (in Kerala gibt es Alkohol nur in diesen total vergitterten, dunklen Shops) kommen wir vorbei. Aber alle haben so unendliche Schlangen (ist halt Carnival) vor der Tür, dass wir dankend auf einen Stop verzichten.
Nach wieder mehreren Stops und Nachfragen erreichen wir das Hotel.
Dort starten wir den Versuch, ob sie denn vielleicht Kingfisher haben. Nein, haben sie nicht, aber sie besorgen uns gern welches. Juhu!
Im Zimmer finden wir einen Kuchen. Er ist ein Geschenk. Der Neujahrskuchen.
Ach ja, das Kind hat natürlich in der Rikscha geschlafen und ist jetzt quitschfidel. Wir trinken unser erstes indisches Bier und können dann auch nicht mehr anders, als zu Bett zu gehen. Das mit dem Anstoßen um Mitternacht wird dieses Jahr nichts.
Während den Eltern schon die Augen zufallen, ist das Kind noch mit seinem Fotoapparat (hat auch Spiele und Höhrbücher drauf) beschäftigt.
Wie hier heute schon so oft gehört und gesagt: "Happy new year!"
Aufbruch: | 30.12.2015 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 23.01.2016 |