Die Prinzessin von Taj Mahal
Umzug nach Alleppey
Abschied von Cochin
Nun ist es Zeit, von unserem ersten Domizil Abschied zu nehmen. Wir kommen überein, dass wir für uns und unseren ersten Start in Indien hier sehr gut aufgehoben waren. Ein ruhiges kleines Hotel, dass unserem westlichen Standard entspricht, ruhig gelegen. Wir haben es ruhig angehen lassen, uns aklimatisiert und erste Eindrücke bekommen.
Der Morgen startet für mich blöderweise mit einer kalten Dusche, aber bei den Temperaturen kann ich das auch mal wegstecken. Das Kind muss schon wieder geweckt werden und während wir auf das Frühstück warten, packe ich schon ein wenig zusammen.
Nach dem Frühstück basteln wir noch eine Geburtstagskarte für Omi und verschicken diese mit den neuen Medien.
Der Rest wird eingepackt und schon ist unser Wagen da. Das Kind verteilt die selbstgebastelten Abschiedsgeschenke. Nachdem wir hier eine braun gescheckte Kröte gesehen haben, war ihr besonders der grüne Frosch wichtig, um zu erklären, wie bei uns die Frösche aussehen.
Es werden noch Abschiedsfotos gemacht und los geht die Weiterreise.
Abschiedsfoto
Übersiedlung
Nach ca. Zweistündiger Fahrt erreichen wir Alleppey. Das inzwischen übliche Durchfragen der Fahrer und wir erreichen die Unterkunft. Die Farbe der Häuser entspricht schon mal den Bildern - schön bunt. Ich lasse mir das Zimmer zeigen und der Vater klärt die Finanzen mit dem Taxi.
Ich werde zu einem kleinen runden Bungalow gebracht und falle sofort wieder rückwärts aus der Tür, weil ich es kaum glauben kann. Dieser Bungalow ist einzig ausgestattet mit einem Bett, dass dann auch direkt an die Wände grenzt und einem absolut schedderigen Moskitonetz darüber. Hinter so etwas ähnlichem wie einer Tür verbirgt sich in "öffentlicher Toilettengröße" etwas, das wohl das Bad sein soll. Es gibt kein einziges Fenster und zur Dachkante hin ist alles nach außen hin offen. Hinzu kommt, dass noch sämtlicher Dreck und Müll vom Vorgast in diesem Zimmer ist. Abgesehen vom schockierenden Zustand geht mir dann auf, dass wir ein anderes Zimmer gebucht hatten. Auf meine Nachfrage bekomme ich zu hören, dass das Zimmer leider belegt ist.
Die erste Neigung, mit fliegenden Fahnen das Grundstück zu verlassen, ist da. Mir wird angeboten, ein weiteres Zimmer anzuschauen. Das ist allerdings eine Rumpelkammer, in der diverse Möbelstücke in absoluter Dunkelheit übereinander gestapelt sind. Wie das mehr oder weniger zeitnah ein Zimmer werden soll, ist mir schleierhaft. Nach einem Bad schau ich schon gar nicht mehr.
Ich signalisiere, dass wir uns nach einem anderen Zimmer umsehen werden.
Wir lassen uns in der Sitzecke im Hof nieder. Ich zücke das tablet, suche w-lan und habe auch Glück. Vater und Kind machen einen kurzen Ausflug an den Strand, der wirklich direkt angrenzt, ich suche eine Alternative.
Es wird uns angeboten, uns im nahegelegenen Homestay von Bekannten unterzubringen, aber das wollen wir nicht. Aus Höflichkeit bestellen wir noch zwei Kaffee und einen Saft. Aber nachdem wir den Zustand der Gläser erkennen, versickern die Getränke im Sand.
Ich finde etwas, das recht gut aussieht. Kann aber eigentlich auch nicht mehr schlimmer werden. Wir sitzen rein theoretisch in einer super location direkt am Strand. Aber nichts ist gepflegt, im Aufenthaltsbereich liegt der Müll herum und der einzige westlich aussehende Tourist sitzt mit muffeliger Miene vor seinem technischen Gerät und scheint nicht kontaktfähig zu sein.
Also buche ich kurzerhand eine Family Suite, die nur 20 Euro insgesamt mehr kostet, als dies hier und wir lassen uns einen Wagen bestellen.
Während wir wieder zum Ausgang trotten, mit all unserem Gepäck, bestätigt uns ein Blick in die Küche spätestens jetzt, dass es eine gute Entscheidung war.
Zwei positive Dinge gibt es: Wir müssen nichts für die eh nicht getrunkenen Getränke zahlen. Das finde ich sehr anständig! Und wir dürfen beobachten, wie jetzt ganz in echt die Kokosnüsse entkernt werden. Das war jetzt schon spannend.
Dann kommt unser Wagen. Es ist eine Rikscha.... und man sehe und staune, was so alles in eine Rikscha hineingeht. Wir drei, mitsamt unserem ganzen Gepäck passen da rein.
Dann wird es wieder kompliziert, denn niemand kennt die gebuchte Adresse. Aber wie schon gewohnt, mit ganz viel Hilfe vieler verschiedener Menschen kommen wir auch an.
Allein der Vorgarten zeigt, dass wir jetzt wohl besser dran sind. Eine schöne gepflegte Anlage, mit vielen Kokusnüssen unter der Palme.
Die Dame des Hauses ist etwas überrascht über unser Auftauchen, denn wir waren schneller vor Ort, als die Onlineübermittlung, bzw, das Überprüfen ihrererseits.
Daher müssen wir noch ein wenig warten, bis sie ziemlich aufgeregt das Zimmer herrichtet. Denn am Wochenende hat sie wohl auch keine Leute, wie sie sagt.
Aber wir warten gerne, denn es ist schattig und nett eingerichtet im Eingangsbereich.
Dann bekommen wir unser Zimmer. Zwei große Zimmer. Ein Schlafzimmer, ein Wohn- und Essbereich und ein Bad. Es erscheint mir zunächst alles recht dunkel, aber als wir den Lichtschalter dann finden, wird es besser. Vor allem ist es tausendfach besser als vorher.
Wir kümmern uns jetzt erstmal nicht weiter, denn wir brauchen noch Vorräte für den Abend.
Also bitten wir darum, uns eine Rikscha zu bestellen und starten los....
Eine moderne Rikscha
Das Bierabenteuer
Eine ganz moderne Rikscha mit einem sehr netten Fahrer holt uns ab. Wir bitten ihn, uns als erstes zu einem Beverage-Shop zu fahren. Das klappt hervorragend. Wir Mädchen warten im Auto, während der Mann sich vor dem Laden einreiht. Sieht schon ein bischen lustig aus, wie der große Nordmann zwischen den Indern herausragt.
Während wir warten, arbeitet das Kind nochmal Fremdheitserlebnisse ab. Immer wenn einer in die Rikscha schaut, duckt sie sich. "Oh Mama, ich bin so anders hier."
Der Vater verschwindet derweil hinter Gittern. Er kommt in einen langen dunklen Gang, in dem es sehr eng ist und die rein und rausgehenden Männer sich extrem eng aneinander vorbeidrängeln müssen.
Endlich vorne angekommen, kommt er an eine kleine Durchreiche. Dort sind drei Männer beschäftigt. Einer nimmt die Bestellung entgegen, einer das Geld und einer ist der Laufbursche.
Mein Mann bestellt 6 Kingfisher und bekommt erst mal die Regularien erklärt: Die maximale Getränkeanzahl ist fünf, allerdings ist es egal, was für ein Getränk.
Somit haben wir heute eine Beute von vier Kingfishern und einer Flasche einheimischen Rum.
Nun nur noch zurück durch das Gedränge und weiter kann es gehen....
Der Beverage-Shop
Ladies Shopping
Die nächste Station ist ein ATM. Da mein Mann gleich freundlichst von einem Inder angesprochen wird, will ich diesmal mein Glück versuchen. Leider funktioniert dieser nicht und das Kind und ich schauen uns den nächstgelegenen Klamottenladen an, da das Gespräch länger zu dauern scheint.
Es stellt sich heraus, dass um Unterstützung für ein Sozialprojekt geworden wird. Arme Fischer sollen mehr Bildung erhalten. Wir nehmen gern alle Kontaktdaten entgegen, schlagen die Einladung zum Tee bei ihm zu Hause aber aus.
Wir haben Urlaub!
Nun bummeln wir ein wenig die Mainstreet entlang, finden auch gleich den nächsten ATM und können das Portemonaie aufladen.
Währenddessen beobachte ich einen Schneider bei der Arbeit. Ein Raum so groß wie der des Geldautomates und drei Nähmaschinen drin. Die Herren stehen Schlange, dort ihre Hemden abzugeben. Schon faszinierend.
Die Straße ist gepflastert von sehr vielen Schnickelschnackelständen, an denen wir nichts kaufen mögen, da alles irgendwie ramschig ist.
Das Spielzeug ist für das Kind natürlich ein Magnet, aber wir können sie irgendwie überzeugen, dass das Ramsch ist, den man überall bekommt und wir hier nur besondere Sachen kaufen wollen.
Wir Mädchen halten unsere Augen schon nach Klamotten aus, denn da gibt es wirklich sehr viele schöne Sachen....
Ein Laden, der recht normal und nicht nach Touristenfalle aussieht, zieht mich dann in seinen Bann. Wir verschwinden darin. Der Vater will sich nach etwas zu essen umschauen und wundert sich wohl, warum wir nicht wieder raus kommen.
Die Damenabteilung liegt im ersten Stock und wir können gar nicht so schnell gucken, wie plötzlich sämtliche Verkäufer um uns herum schwirren. Ein Prinzessinnenkleid nach dem nächsten landet auf dem Tresen. Die Auswahl ist riesig, aber da das Kind schon recht konkrete Vorstellungen hat, bleiben wir relativ schnell bei einem Kleid hängen.
Die traditionelle Art, das Tuch zum Kleid zu tragen gefällt dem Kind allerdings gar nicht. Die Verkäuferinnen geben sich alle Mühe, es dem Kind richtig zu drapieren, aber haben keine Chance. Das Tuch wird schlussendlich zur Gürtelschleife und fertig. Die Damen amüsieren sich prächtig.
Nun darf auch die Mutter nochmal schauen. Die Farbrichtung ist auch recht schnell klar und dann muss eine Entscheidung her. Zwei Kleider sind in der engeren Wahl. Das eine ist sehr schick und mega kompartibel zum Kind, nur leider norddeutsch gesehen wahrscheinlich geringfügig im Einsatz.
Daher fällt die Entscheidung für das Schlichtere aber alltagstauglichere Kleid. Es werden von allen Seiten noch diverse Fotos gemacht und dann begleitet uns ein glücklicher Verkäufer zur Kasse.
Was für ein Prozedere. Die Kleider werden abgegeben, ein Zettel wird ausgefüllt und gestempelt. Der Verkäufer erhält einen Durchschlag. Mit unserem ziehen wir weiter zum nächsten. Wieder wird etwas notiert, dann können wir zur Kasse. Mit dem Kassenbeleg müssen wir noch eine Station weiter. Dort wird alles nochmal überprüft und dann erst bekommen wir ein Tütchen und dürfen gehen.
Die Beute
Wir haben Hunger
Wir gehen noch ein Stück weiter, um vielleicht etwas zu essen zu finden. Denn so langsam kommt der Hunger durch. Allerdings sind hier nur Straßenstände und wir wollen dann doch richtig essen. Also sind wir mutig und halten eine Rikscha an. Den Fahrer bitten wir, uns zu einem Familiy Restaurant zu bringen. Das haben wir jetzt schon mehrmals gelesen und hoffen, dass das für uns eine Option ist.
Wir sind wohl im muslimischen Teil der Stadt gelandet, denn das Restaurant ist Halal und die Kleidung der Gäste und Mitarbeiter lässt auch darauf schließen.
Also hinein ins Vergnügen. Wir werden freundlichst an einen Tisch geführt. Als ich allerdings die schmierigen Tische sehe ist es für mich vorbei. Und ich muss wohl so eine Schnute gezogen haben, dass auch das Kind gleich negativ eingestellt ist und zu maulen anfängt. Also gehen wir lieber wieder. Wir entschuldigen uns damit, dass es nichts für das Kind gibt und sind wieder draußen.
Aber wir haben Glück, den fünf Meter weiter scheint ein netteres Restaurant zu sein. Man kann draußen sitzen und es gibt sogar ein Minikinderkarussel vor der Tür.
Die Karte ist ansprechend, das Personal nett und alles ist sauber. Passt. Wir bestellen und das Kind ist schnell von anderen Kindern umringt und die Eltern kommen wieder für Fotosessions vorbei. Aber das sind wir ja inzwischen gewohnt.
Das Essen war gut und lecker, so dass wir gesättigt und zufrieden mit der Rikscha wieder zur Unterkunft fahren können.
Auch das klappt wunderbar und die Rikschapreise scheinen hier ziemlich festgelegt zu sein, denn wir haben keine großen Preisdifferenzen.
Karussellgemeinschaft
Der Strand lenkt vom Auspacken ab
Als wir bei der Unterkunft angommen, sehen wir Leuchtlichter am Strand und hören Musik. Was mag da los sein? Das wollen wir noch erkunden. Also nur kurz auf Toilette und nochmal zum Strand. Die Koffer müssen immer noch warten.
Wir sind erstaunt, am Strand sind jede Menge Buden aufgebaut und es wimmelt von Menschen. Es sind auch wesentlich mehr Menschen als am Silvesterabend in Cochin.
Wir lassen uns ein wenig treiben. An der Straße wird noch von Bauarbeitern im Dunkeln fleißig gearbeitet, während auf der Strandseite das bunte Leben herrscht. Viele kleine Verkäufer laufen herum und verkaufen diese lustigen Leuchtkugeln, die man in den Himmel werfen kann. Essenstand an Essenstand, herzhaft bis zuckersüß. Immer wieder kommen Lautsprecherdurchsagen und ein Lifesänger singt über die große Anlage. An der Straße wimmelt es von Autos, Rikschas und Mopeds. Sogar Reisebusse kommen und gehen.
Am Strand selbst ist kaum ein freier Platz zu entdecken, denn überall sind Familien- oder Freundehäufchen, die einfach dort sitzten, essen und spielen.
Da wir aber ziemlich platt sind, gehen wir nach unserem kleinen Rundgang zurück in die Unterkunft.
Ich erkundige mich, was denn da heute gefeiert wird und lerne, dass das ganz normale Sonntagsabendtreiben ist. Das ist immer so!
So langsam geht es nun aber daran, die Sachen auszupacken.
Als erstes bauen wir uns am Hinterausgang des Zimmers eine kleine gemütliche Outdoorsitzecke unter dem Carport und lernen unsere neuen Haustiere kennen. Wir freuen uns sehr, dass es wieder Geckos gibt. Auch gibt es hier ganz viele Tausendfüßler, so dass wir ganz gewaltig aufpassen müssen, wo wir hintreten.
Die Hausgeckos in ihrem Heim hinter dem Besen
Bettenbau
Während ich mich darum kümmere, die Sachen aus den Koffern gut weg zu sortieren, bauen Vater und Kind die Betten. Es ist zwar alles dicht und abgeschirmt, aber da es ein altes klassisches Kerala Haus ist, hat es oben auch Luftlöcher in der Wand nach außen. Da ist es uns lieber, wir bauen diesmal die Moskitonetze auf. Wozu haben wir sie denn schließlich mitgenommen, wenn sie nie zum Einsatz kommen.
Das Kind findet eine Matratze und baut sich ihr eigenes Nest.
Der Aufbau ist nicht so einfach, da wir sehr hohe Decken haben, wo keine Möglichkeit ist, Haken anzubringen. Also finden wir die Lösung, unsere Wäscheleine zu spannen und die Netze irgendwie daran zu tüddeln. Das gibt uns nun aufgrund der geringen Höhe irgendwie nur eine kleine Schlaffläche, aber wird schon irgendwie gehen.
Während wir dann zur abendlichen Erholung noch in unserer Ecke sitzen, kommt das Kind mal wieder nicht zur Ruhe.
Wir stellen uns jetzt mal darauf ein, dass das so bleiben wird. Es ist wohl zuviel an Erlebnissen um normal einschlafen zu könnnen. Und wir haben ja schließlich auch Urlaub, warum soll das Kind da nicht auch bis Mitternacht wach sein.....
Unsere Schlafnester
Aufbruch: | 30.12.2015 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 23.01.2016 |