Die Prinzessin von Taj Mahal
Erkundungen in Alleppey
Frühstücksgeschichten
Komischerweise werden wir heute irgendwie früher wach. Das Kind zieht gleich das neu erstandene Kleid an. Witzigerweise kommt sie mit ihrer grauen, von daheim mitgebrachten Leggins darunter an. Passt jetzt farblich gar nicht, aber die Erklärung ist schon spannend: "In Indien trägt man ja Hosen unter dem Kleid und die, die dazu gehört, mag ich nicht, weil die ist ja weit, also ziehe ich meine an." Der Hinweis, das das zu warm werden könnte, interessiert sie nicht weiter.
Wir müssen jetzt irgendwie durchhalten, denn aus den Erfahrungen der letzten Tage haben wir unser Frühstück erst zu um 10.00 Uhr bestellt. Hier im Haus gibt es gar nichts, das Frühstück wird irgendwie von extern geliefert. Während wir warten bekommen wir allerdings mit, dass extra für unser Kind noch jemand losgefahren ist, um Cornflakes und Saft zu besorgen. Das ist im traditionellen Frühstück nämlich nicht dabei.
Ich weiß nicht mehr warum, aber irgendwie hatte ich die Vermutung, es gibt nur kaltes Wasser. Das bestätigt sich, nachdem mein Mann aus der Dusche kommt und Bericht erstattet.
An der Wand in der Dusche hängt ein Tauchsieder. Den erprobe ich dann im allerorts bereitstehenden Eimer. Da ich allerdings nicht genug Geduld habe, ihn lange genug fest zu halten und schließlich so etwas wie ein "Festklemmer" dran ist, schaffe ich es, ein Loch in den Plastikeimer zu schmoren.
Wir haben immer noch keinen Kaffee. Das ist für mich eine ziemlich schwierige Situation, aber inzwischen macht es auch meinen Mann ungeduldig. Also macht er sich auf den Weg zum gestern entdeckten Coffee House am Strand.
Ziemlich zeitgleich kommen mein Mann (ohne Kaffee, hat noch zu) und das Frühstück an.
Wir bekommen wieder diese kleinen Küchelchen (inzwischen wissen wir, dass sie Idly heißen), mit zwei Soßen und einem Muffin für jeden. Alles wieder sehr lecker. Und es wird in lustigen indischen Thermoschüsseln serviert.
Während ich aufklare, spielen Vater und Kind mit den mitgebrachten Spielfiguren. Es ist mir eine Freude, zu zuhören, denn im Spiel werden alle möglichen bisherigen Indienerfahrungen verarbeitet.
Als alles wieder chicko ist, brechen wir ins Städtchen auf. Unsere erste Station ist die Tourist Information. Wir wollen uns schlau machen, was man hier so machen kann.
Wer glaubt, eine uns wohl bekannte Tourist-Info vorzufinden, der hat weit gefehlt. Ein bischen schrummelig, wie so vieles hier, ein Schreibtisch, ein Mann und keinerlei Flyer.
Allerdings bekomme ich auf meine Fragen scheinbar fachkundige Auskünfte. Ob alles so stimmt, wird sich zeigen, denn ich bin mir nicht sicher, ob wir uns immer richtig verstanden haben. Einen Stadtplan bekomme ich leider auch nicht, denn die sind gerade aus. Aber so langsam freunde ich mich damit an, orientierungsslos durch Indien zu kommen. Das ist mir persönlich zwar sehr fremd, ohne einen Plan von A nach B zu kommen, aber bisher hats funktioniert und so werden wir es wohl auch weiter schaffen.
Wir werden jetzt dem ersten Hinweis folgen und versuchen, zu Fuß zum Supermarkt zu kommen.
Aussicht Brücke Touristinformation
Supermarkterfahrungen
Die Wegbeschreibung war tatsächlich richtig und wir erreichen mehr oder weniger sicher den Supermarkt. Das erste Neue für uns ist, dass am Eingang Schließfächer sind und mein Mann dort den Rucksack abgeben muss. Die Schließfachstation ist natürlich von einem Wachmann besetzt.
Wir lassen uns Zeit und erkunden den Markt Gang für Gang. Witzigerweise sind die ganz großen Firmen hier natürlich auch vertreten, wie beispielsweise Knorr und Nestle. Außerdem finden wir Snickers, Mars und Head & Shoulders. Allerdings ist alles auf den indischen Markt angepasst.
Wir lernen aber auch viel Neues kennen. Es gibt unheimlich viel Personal. Sie arbeiten, schnattern miteinander in den Gängen, helfen aber auch, wenn man etwas sucht und machen viele Angebote, die man gar nicht haben will.
Es gibt eine Fischtheke, in der ein riesiger Thunfisch liegt. Wer soll den bloß kaufen?
Außerdem gibt es einen Gang mit riesigen Säcken an verschieden Sorten Mehl. Mindestgröße bestimmt 5 kg. Das muss für die vielen Varianten Chapati und ähnlichem sein.
Dann gibt es eine Reihe mit riesigen Tonnen voll Reis, Bohnen, Chili und anderen Dingen zum selbst abfüllen. Unser Kind muss erst mal probieren, ob Reis denn vielleicht auch roh schmeckt....
Mutter und Kind werden magisch von einem Nussstand angezogen. Wir dürfen alles mögliche probieren. Wir entscheiden uns für zwei Sorten Caschews. Einmal süß und einmal scharf. Ich hätte gern von jedem eine "small". Das läuft dann auf jeweils 250g hinaus. Während wir warten, sehe ich bei der Kundin nach uns, dass es durchaus noch kleinere Tüten gibt. Das war denn jetzt wohl der Touribonus. Da wir aber alles probiert hatten, bin ich nicht allzu böse. Und Nüsse gehen bei uns immer.
Während wir uns vom Nussstand lösen, kommt uns mein Mann mit einem "original" indischen Küchenmesser entgegen. Da wir ja auch noch keine Messer im Haushalt haben, sei ihm dieses Souvenier gegönnt.
Wir kaufen eine kleine Auswahl an Dingen, vor allem aber Kaffeepulver. Um den Rum zu verarbeiten, kaufen wir Annanassaft und Kokusnussmilch. Zum Testen gibt es Tütensuppen und ein Mikrowellenfertiggericht (dieses Gerät haben wir nämlich auf dem Zimmer). Zum Durstlöschen nehmen wir etwas von der Saftauswahl aus dem Kühlschrank.
Als wir den Supermarkt verlassen, müssen wir am Ausgang den Kassenbon vorweisen. Dieser wird dann mit "paid" abgestempelt. Übereinstimmumg von Ware und Bon wird allerdings nicht überprüft. So kann man auch jobs schaffen.
Bevor wir weiter ziehen, gönnen wir uns noch den kalten Saft, bei dem sich aber alles zusammenzieht, denn süßer geht nicht!
Schmeckt der Reis?
Pause und Spielplatz
Wir nehmen uns eine Rikscha und fahren erstmal zurück, um Pause zu machen. Es wird gespielt, geschrieben und das indische Kinderfernsehen getestet. Juhu, es gibt Heidi! Ist zwar auf Hindi, aber was solls, hauptsache die Bilder stimmen.
Die gekauften Chips erweisen sich als guter Snack. Masala für die großen und Salted fürs Kind. Eine der Tütensuppen ist allerdings ein absoluter Fehlgriff. Einfach zu scharf.
Nachdem wir alle ausgeruht und gestärkt sind, machen wir uns auf, Richtung Strand. Dabei erproben wir die zweite Info der Touristinformation und finden den Spielplatz "Vijay-Park". Er kostet Einrtitt und die Kamera kostet extra. Wir finden das jetzt aber vetretbar, denn Spielplatz ist für alle super. Spiel & Spaß fürs Kind, Erholung für die Eltern.
Es ist alles verhältismäßig sauber und wir entdecken die ersten öffentlichen Mülleimer. Das macht besonders unser Kind glücklich, denn die Müllproblematik läst sie nicht los.
Ein paar Geräte sind in die Jahre gekommen, so dass wir eine Schaukel lieber nicht benutzen, ein paar Dinge sind noch in Arbeit. Wir vermissen die Elternstation mit der Kaffeebar, aber ansonsten ist es durchaus einen Ausflug wert. Das Kind tobt sich aus und knüpft Kontakte. Mit ihren minimalen Englischkenntnissen traut sie sich das erste Mal, ganz allein auf ein indisches Kind zuzugehen und nach dem Namen zu fragen.
Als wir einmal kurz im im Gespräch abgelenkt sind und uns wieder nach dem Kind umdrehen, stellen wir fest, dass sie es geschafft hat, andere Mütter zum Anschubsen an der Schaukel zu aktivieren. Klappt doch alles super!
Am Karussell lerne ich dann, dass es Mütteraufgabe ist, Anschwung zu geben. Väter (zumindest indisch-muslimische) stehen daneben und schauen zu. Da ich interkulturell lernfähig bin, gönne ich auch meinem Mann die Pause auf der Bank und schreite zur Tat....
Mütteraufgabe
Strand
Da der Park bald zu macht und die Sonne bald unter geht, machen wir uns nun nochmal zum Strand auf, denn baden soll ja auch noch sein.
Ich bade wieder "indisch" und zwar als erste, damit ich noch eine Chance habe, wieder trocken zu werden.
Um uns herum wuselt eine Schulklasse und wir sind mal wieder die Attraktion. Einige Jugendliche kommen zu mir und wollen gern Fotos machen. Später dann sind Vater und Kind im Fokus.
Der Reiseführer hat nicht geflunkert. Die Wellen hier sind tatsächlich nicht ohne. An richtig schwimmen ist nicht zu denken und auch das Kind allein ins Wasser zu lassen, geht nicht. Selbst als geübte Schwimmer kann man sich nur in Stehtiefe aufhalten. Aber wenn man sich daran hält, ist es einfach wunderbar und man kann viel Spaß haben.
Nach ausgiebiger Badezeit kuschelt sich das Kind zum Aufwärmen ein und wir genießen einen traumhaften Sonnenuntergang
Indian Baywatch
Die Geschichte mit dem Hühnerbein
Zum Abschluss des Tages möchten wir am Strand noch etwas essen. Das Kind entdeckt einen Stand mit Hühnerbein. Da das ihr absolutes Lieblingsessen ist, lassen wir uns mal darauf ein, obwohl wir da grad gar nicht so viel Lust drauf haben. Aber da das Kind im Gegensatz zu uns momentan eher schlecht weg kommt, was die Nahrungsaufnahme angeht, wollen wir ihr dies doch gönnen.
Nachdem wir uns durch die verschiedensten Angebote gewühlt haben, können wir endlich bestellen. Tendenziell handelt es sich um eine klassische Fast Food Location, aber auch das heißt hier nichts und daher dauert es ein ganzes Weilchen, bis das Essen fertig ist. Es dauert so lange, dass unser Kind am Tisch einschläft.
Als das Essen da ist, weckt sie selbst das magische Wort "Hühnerbein" nicht auf. Übrigens sind das mal richtige Hühnerbeine, die das Wort verdienen und nicht so kleine Dinger, wie bei uns.
Also lassen wir uns alles einpacken und nehmen es mit aufs Zimmer. Der Vater belädt sich mit Sachen und ich nehme das Kind. Als ich mich umdrehe und dem Kellner bye bye sage, schreckt das Kind hoch: "Und wo ist mein Hühnerbein?"
Da wir alles dabei haben, ist sie beruhigt und trottet mit uns zurück.
Beim Essen müssen wir leider feststellen, das selbst das schlichte Hühnerbein mit einer scharfen Würzmischung überzogen wird. Also müssen wir erstmal Aktion schieben, bevor es genießbar für das Kind wird.
Kurz nach dem Essen fällt der Strom aus. Davon hatten wir natürlich schon gehört und bisher auch ca. drei mal ganz kurze Ausfälle. Jetzt tut sich aber gar nichts. Zum Glück sind wir alle gut mit Taschenlampen ausgestattet, so dass wir klar kommen. Aber Duschen mit Taschenlampe ist dann schon ein Abenteuer. Und dann noch mit kaltem Wasser, selbst das Kind erträgt es tapfer.
In der kompletten Dunkelheit mag sie nicht allein im Zimmer sein. Und da wir auch ziemlich müde sind, gehen wir recht bald alle ins Bett.
Um uns herum ist noch ziemlich viel Gewusel. Durch die Luftluken kann man eben auch Dinge von nebenan hören und da muss nun wohl auch die noch anfallende Arbeit im Dunkeln erledigt werden.
Bis wir einschlafen kehrt der Strom nicht wieder, denn der Ventilator (in der Sprache unseres Kindes auch immer mal wieder gerne Windrad genannt) dreht sich nicht.
ohne Worte
Aufbruch: | 30.12.2015 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 23.01.2016 |