ÄGYPTEN - Eine Woche Luxor
LUXOR: Westbank
Wieder gehe ich den Gehweg mit den störenden Palmen Richtung Innenstadt. Am großen Kreisverkehr sitz zufällig Ramadan.
"How are you? Where do you go?"
"Kings valley."
"West Bank?" fragt er weiter. "I bring you, ten Pound."
Er ruft einen anderen, jüngeren Mann herbei:
"This is Capt'n Ino, my cousin."
Ino spielt keineswegs den Capt'n. Ein etwa sechzehnjäriger Junge sitzt am Heck des Bootes und steuert lässig den Motor. Capt'n Ino zieht indes einen Ordner mit Bildern vom Tal der Könige, dem HatschepsutTempel und anderen Sehenswürdigkeiten auf der Westbank hervor. Für 270 Pfund!! will er mir eine Taxitour andrehen.
"Ich will nur ein Taxi zum Tal der Könige. Danach seh ich weiter"
"Warum? Der wartet auf dich und bringt dich zu den anderen Sehenswürdigkeiten."
"Nein, nur zum Tal der Könige."
"Warum? 270 Pfund ist billiger als ein Ausflug von einer Agentur. 230 für dich.
Du wirst sonst kein Taxi mehr finden und must zu Fuß gehen. Es ist
sehr heiß dort."
"Ich weiß, daß überall Taxis warten, ich finde eins."
"200 Pfund, kein Problem." fährt er fort.
Unterdessen haben wir das andere Nilufer erreicht. Sofort ruft Ino ein Taxi herbei und spricht mit dem Fahrer. Ich sage ihm mein Fahrtziel. Capt'n Ino übernimmt die Preisverhandlung.
"25 Pfund zum Tal der Könige." verhandle ich.
"25 Pfund, das ist nicht der Preis, wießt du wie weit das ist? 80
Pfund." bestimmt Ino.
"Danke ich finde ein anderes Taxi." sage ich und will gehen, zumal ich
es verdächtig finde, dass Capt'n Ino hier die Preise diktieren will.
"25 ist O.K.! Komm!" rettet der Taxifahrer seinen Auftrag.
"Bring ihn zu mir, wenn ihr mit der Tour fertig seid, my friend!" ruft
Ino dem Taxler zu, als wir ins Auto steigen.
"My name is Mahmud", stellt er sich vor. Er ist ordentlich rasiert, trägt eine olivgrüne Galabiyah und hat einen kurzen Haarschnitt.
"My friend!" legt er plötzlich los, "Das ist nicht mein Freund.
Gauner sind das. 270 Pfund für eine Rundtour, der spinnt doch. Dafür
bring ich dich nach Assuan. Ein Gauner ist das. Der weiß wohl nicht, daß
viele Touristen ein Jahr lang hart dafür arbeiten müssen, um nach Ägypten zu kommen. Ich bin nicht so wie die, ich bin ehrlich, ich zahle meine Steuern."
Wir handeln eine Rundtour für 120 Pfund aus.
"Nach der Tour bring ich dich zur städtischen Fähre, die kostet einen
Pfund."
Ich glaube, daß Ramadan und Ino Schummler sind, die Touristen ausnehmen und Jugendliche für einen geringen Hungerlohn als Steurmann ausnutzen. Sicher hätte er von 270 Pfund 150 für sich
behalten, für nichts.
Die Fahrt geht durch ein ländliches Dorf. Von der Hektik der Großstadt ist nichts zu spüren. Taxis, Pferde und Esel bestimmen das Straßenbild. Eine Schmalspurbahn kreuzt die Straße. Oft kann hier kein Zug fahren, ein Esel läuft auf den Gleisen und zieht einen leeren Wagen hinter sich her. Grüne Felder und Palmen prägen das Landschaftsbild. Bald erscheinen die gigantischen Memnon-Kolosse auf der rechten Seite. Früher soll hier sogar eine riesige Tempelanlage gestanden haben, die durch die Überschwämmungen des Nils langsam kaputt gingen. Mahmud warnt mich, im Tal der Könige nicht zu fotografieren, weils verboten ist. Die Polizei nimmt einem Filme oder Speicherkarten ab. Manchmal verlangen sie auch ein der zweitausend Pfund Strafe.
"Bloody police!" schimpft er.
Wir fahren an dem kleinen Arbeiterdorf mit den kleinen, bunten, verlassenen Häusern vorbei, die sich den kahlen Berg hinauf ziehen. Das
Carterhaus liegt etwas abseits der Straße, umgeben von einem üppigen
Garten. Die fruchtbare grüne Landschaft ist hier zu Ende und eine vegetationsarme Bergwelt beginnt.
Aufbruch: | 16.02.2010 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 23.02.2010 |