Streifzüge durch das östliche Belgien
im Herver Land -Clermont und Crawhez
Clermont sur Berwinne
Von der Höhe bei Henri Chapelle hat man einen herrlichen Blick auf das Herver Plateau. Im satten Grün der Wiesen erblickt man ein Dörfchen, dessen Dächer sich um einen Kirchturm scharen: Clermont sur Berwinne.
Das Dorf Clermont-sur-Berwinne erlebte seinen Autschwung im 13. Jahrhundert, am Ende der großen Invasionen. In einer Charta des Fürstbistums Lüttich wird Clermont-sur-Berwinne bereits 1230 dokumentiert. Das Dorf liegt geschützt vor kalten Winden und in der Nähe von Quellen.
Als Folge der vielen Kriege und Schicksalsschläge war Clermont abwechselnd Eigentum der Grafschaft Limburg, der Grafen von Burgund, der Spanier (das Schloss von Crawhez belegt dies), der Habsburger und der Franzosen.
Das Dorf ist eigentlich nur ein Marktflecken. Rund um einen schrägen, wild gepflasterten Platz steht eine Reihe schmucker Häuschen im Stil der maasländischen Renaissance. In der Mitte thront das Rathaus, eine neugotische Torburg, die rittlings auf der Straße sitzt.
Der Flecken liegt malerisch im Wehrschatten einer wuchtigen Kirche. An deren Außenwand lehnen schwere Steinkreuze wie abgestellte Schilde, so als wollten sie das Gotteshaus schützen.
Die Kirche St Jacques le Majeur (Bruder Johannes des Täufers) steht auf einem hohen Felsvorsprung. Die heutige Kirche wurde zwischen 1628 und 1632 am Standort eines alten, kleineren Kirchengebäudes errichtet. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Wehrkirche.
Die Stilvielfalt ist ungewöhnlich: gotische Längs- und Seitenschiffe, spitzbogenförmiger Chor, Turm im maasländischen Renaissance-Stil.
Die Ausstattung ist reich an Louis XV-Stukkaturarbeiten, Gemälden, Statuen und Ikonen im Rokokostil - als Reaktion auf die Strenge der protestantischen Nachbarn - leider wir diese nicht anschauen, da die Kirche wie viele in Belgien tagsüber geschlossen sind. Auch die unter Denkmalschutz stehende Orgel von 1737 ist wegen der guten Akustik berühmt. Man kann sie wohl nur zu Gottesdiensten hören.
Den Einwohnern von Clermont wird nachgesagt, dass sie „auf der Straße heiraten". Das kommt daher, dass schon das erste Rathaus des Ortes mit seinem Hochzeitssaal teilweise auf der Straße gebaut war.
Diese Besonderheit wurde beim Wiederaufbau des Rathauses im Jahre 1888 beibehalten. Das Rathaus ist eine Synthese der einzelnen, auf dem Dorfplatz vertretenen Stilrichtungen.
Zwei Dinge sind noch wesentlich_
Das Dorf Clermont-sur Berwinne liegt praktisch auf halbem Weg zwischen Lüttich und Aachen an der via Mosana, einer Verbindung, die zu Karolingerzeiten ein Bindeglied zwischen den weitläufigen Besitztümern m Lütticher Maastal und Aachen, der Hauptstadt des Kaiserreichs, war.
Die von der Familie de Couves aus Clermont ausgesuchten Wappen scheinen Anlass zu der Vermutung zu geben, dass diese Strecke als Pilgerweg nach Saint Jacques de Compostelle diente (hier wurden zahlreiche Abbildungen des berühmten Pilgers gefunden).
Aus der Familie de Couves stammen außerdem zwei berühmte Architekten, Johann Joseph Couven (1701 - 1763 Architekt und Baumeister des Barocks und des Rokokos und sein jüngerer Sohn Jakob Couven (1735–1812), der die Arbeit seines Vaters als Aachener Baumeister fortsetzte.
Schloss von Crawhez
Nur wenige Kilometer weiter liegt das Schloss von Crawhez - es wurde im Jahr 1551 durch den Baron de Crawhez erbaut. Als Juwel des Herver Landes mit einer über 450-jährigen Geschichte wechselte der Besitz des Chateau Crawhez von Privatleuten zu Adligen, über den Bürgermeister von Clermont, Monsieur de Bragard, zur Lütticher Bankier-Familie Nagelmackers.
2006 restauriert war es einige Jahre Restaurant - bei unserem Besuch wurde gerade nach einem erneuten Besitzerwechsel ein Wellnesshotel mit Restaurant eröffnet. Wir durften uns umschauen: Restaurant im alten Gemäuer, moderner Trakt für Feiern und Feste sowie Ferienwohnungen und Zimmer in modernem Ambiente.
Aufbruch: | Februar 2016 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | Februar 2016 |