Streifzüge durch das östliche Belgien

Reisezeit: Februar 2016  |  von Herbert S.

Eupen - das Zentrum an der Weser - Unterstadt

Ein guter Überblick über die Unterstadt bietet sich von der Moorenhöhe. Sie ist im strengen Sinne keine Anhöhe, sondern eine Anlage am Rande eines Steilhanges. Ende des 19. Jh. gebaut, ist sie benannt nach Theodor Mooren, 1881-1905 Bürgermeister der Stadt Eupen. Mooren ist vor allem wegen seiner Bemühungen um die Verschönerung des Stadtbildes in Eupens Geschichte eingegangen; sein Wahlspruch: "Auf jeden leeren Raum pflanze einen Baum!"

Blick auf die an den Ufern der Weser liegende Unterstadt

Blick auf die an den Ufern der Weser liegende Unterstadt

Auf dem Wege in die Unterstadt bieten sich noch zwei Bauwerke zum Anschauen an. Das ist einmal in der Bergkapellenstrasse die St.-Johannes-Baptist-Kapelle, auch "Bergkapelle" genannt. Sie wurde 1712 an der Stelle eines Kapellchens aus dem 15. Jh. erbaut und in der 2. Hälfte des 19. Jh. erweitert. Bis zur Fertigstellung der St.-Josefs-Kirche (1869) (s.u.) war die Bergkapelle das einzige Gotteshaus für die Unterstadt.

Am Rotenberg 33 liegt das ehemalige Schwesternheim. Auch dieses Gebäude wurde vermutlich nach Plänen des Aachener Stadtbaumeisters Mefferdatis 1748 erbaut. Das Gebäude gehörte zum Komplex des früheren Waisenhauses und Altenheims, die ab 1710 hier entstanden und 1973 bis auf diesen Teil abgerissen wurden.

Es beherbergte bis 1977 in der Sozialarbeit tätige Ordensschwestern. 1990-1992 wurde renoviert und umgebaut nach Plänen des Eupener Architekten Delhez - die Ergebnisse sind vor allem auf der Rückseite und den beiden Seiten zu erkennen.

von den Umbauten ist uns der Sinn und Zweck noch nicht aufgegangen.

an den Fenstern lassen sich die regenabweisenden - etwas eigenartigen -  Konstruktionen jedoch erkennen

an den Fenstern lassen sich die regenabweisenden - etwas eigenartigen - Konstruktionen jedoch erkennen

In der Nähe des Kreisverkehrs in der Unterstadt läßt sich gut parken - und wir beginnen auch hier einen kleinen Rundgang.
St. Josef ist katholische Pfarrkirche der Unterstadt im neugotischen Stil, sie ist das bedeutendste Denkmal des Historismus in Eupen und wurde 1855-1869 nach den Plänen des Kölner Dombaumeisters Statz gebaut. 1996-2009 wurde der Turm restauriert.

Die gesamte Haasstrasse ist gespickt mit denkmalgeschützten Häusern der regionalen Bauart.

ehemaliges Kaufmannshaus - erbaut 1729 von den Eheleuten Leonard Thymus und Anna Gade -  vermutlich ist auch hier Mefferdatis der verantwortliche Architekt gewesen - und auch hier ist das Wappen der Erbauer im Giebel zu finden

ehemaliges Kaufmannshaus - erbaut 1729 von den Eheleuten Leonard Thymus und Anna Gade - vermutlich ist auch hier Mefferdatis der verantwortliche Architekt gewesen - und auch hier ist das Wappen der Erbauer im Giebel zu finden

Fast am Ende der Haasstrasse liegt ein 'jüngeres' Gebäude: Die ehemalige „Kleinkinder-Bewahr-Anstalt" wurde 1885 vom 'Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit zu Aachen' erbaut.
Nach dem Ersten Weltkrieg war es bis 2005 Kindergarten der Stadt Eupen.
Von 1922 bis 1940 war es auch Sitz des ersten Eupener Heimatmuseums.
Und schließlichwird der Bau seit 2005 von der V.o.G. „Regionalzentrum für Kleinkindbetreuung" für die außerschulische Betreuung genutzt.

am Backsteinbau sind nur noch Randsteine der Fensterumrahmungen aus dem Stil der vorherigen Zeit geblieben

am Backsteinbau sind nur noch Randsteine der Fensterumrahmungen aus dem Stil der vorherigen Zeit geblieben

Nur eines der denkmalgeschützten Gebäude entlang der Haasstrasse fällt aus dem Rahmen - schieferverkleidet und mit Krüppelwalmdach versehen hat es Züge der Gebäude der nahegelegenen Eifel

Wenn man zu Fuß unterwegs ist, sollte man hier die Weser an der kleinen Brücke überqueren und mit einem Blick auf das Industriegebiet - früher Textilindustrie - heute Kabelwerk mit 1000 Mitarbeitern - den Rückweg antreten.
Mehr sieht man von den industriellen Bereichen, wenn man in die Oestrasse fährt, wo bei der Nr. 48 - etwas versteckt - die ehemalige Färberei liegt. Sie wurde um 1745 für den Tuchfabrikanten Rehrmann nach den Plänen seines Schwiegersohns, des Architekten Johann Conrad Schlaun (1695-1773) – der u.a. die Clemenskirche in Münster errichtete und als der letzte bedeutende Meister des deutschen Barocks gilt, erbaut.

ehemalige Färberei

ehemalige Färberei

© Herbert S., 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In der Region wohnend bekam ich die Neuerscheinung eines kleinen Führers mit obigem Namen geschenkt. Genug Anlaß, den genauen Beschreibungen des Autors zu folgen und diverse kleine architektonische Schätze aufzuspüren. Der Bericht ist eine Zusammenfassung mehrerer Tagesausflüge.
Details:
Aufbruch: Februar 2016
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Februar 2016
Reiseziele: Belgien
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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