One Way Indien, ohne Plan quer durchs Land...
Bihar und Jharkhand...
Gaya im Bundesstaat Bihar.
Am morgen hieß es dann schon wieder Abschied nehmen. Mein
Gastvater organisierte mir bereits am Vorabend eine Auto-Rikscha,
und siehe da, der selbe Fahrer der mich auch schon nach Sarnath fuhr.
Ein netter, kleiner, ehrlicher Kerl. Auch an diesem morgen 05 Uhr in der
früh war er schon voller Tatendrang. Es ging für mich zum 18km
entfernten Bahnhof von Mughal Sarai. Auch wieder Wahnwitzig, denn
wir fuhren teilweise Autobahn…
Da fällt mir ein, in Agra hatte ich ja mal eine etwas kältere Nacht, so
plagte mich die letzten Tage doch nicht etwa ein Schnupfen. Ich mein,
bei Indien, 2 Monate lang, viel in Ländlichen Gebieten, denkt man ja an
alles. Von Tollwut über Malaria, Denguefieber und und und… letztlich
ärgert einen ein simpler Schnupfen. Notfallapotheke hat man ja mit,
mit allem Kram, Fieberthermometer, Pflaster, Notfallmedikament gegen Malaria, Insektenspray, Tabletten gegen Magen-Darm und so weiter und
so fort, aber Tempos… jaaa, daran Mangelte es.
Jedenfalls, angekommen auf besagtem Bahnhof schnell das Display in
der Halle gecheckt und siehe da… Zug hat 9Std Verspätung, wieder mal.
Hm, gut prinzipiell hätte ich Zeit und könnte warten, wollte ich aber
nicht. Nach 2 Stunden des umherlaufens und Infos sammeln wie nun
weiter, sprach mich ein Herr an. Oh Gott dachte ich, der quatscht mir was
an die Backe und will wieder nen Haufen Geld dafür haben. Letztlich war
er aber doch recht nett. Er meinte ich könne ruhig einen anderen Zug
nehmen, es würden genug über meinen Zielort Gaya fahren. Also mit
Ihm losgezogen von Bahnsteig zu Bahnsteig bis man einen Zug gefunden hatte. Ticket wäre egal meinte er‚ ‘‘Believe in India‘‘ sagte er… Naja
dachte ich, warum auch nicht und ich hüpfte in den Zug. Drinnen noch
einmal vergewissert das es auch wirklich über Gaya gehen würde. Es
stellte sich heraus das ich den Express Zug nach Kolkata erwischt hatte.
Hehe aber auch der hatte 14 Std. Verspätung und kam gerade erst an,
nun gut mein Glück. Ich nahm also Platz in der Holzklasse, bzw. wollte eigentlich stehen bleiben. Aber zum wiederholten male traf ich einen
netten Jungen Herren, um die 25-30 denk ich. Er war es der mir einen
Sitzlatz organisierte. 3 Std. sollte die Fahrt dauern und ich unterhielt
mich die ganze Zeit mit Ihm. Er selber musste nach Kolkata, er Studiert
da. Deutschland, Indien und die weite Welt waren Themen. Auch erzählte
ich von meiner Rundreise durch Indien, prompt lud er mich ein. Ich solle
mich melden wenn ich in Kolkata bin. Er wolle mir mit ein paar Freunden
die dort aufgewachsen sind die Stadt zeigen. Jawohl, ich hab dankend angenommen. Sehr geil wie sich so alles dreht und wendet innerhalb
von paar Stunden. Gaya wurde erreicht und ich bedankte mich und
meinte auf Wiedersehen in Kolkata, Telefonnummern hatten wir
ausgetauscht.
Direkt gegenüber vom Bahnhof Gaya konnte ich auch schon mein
Hotel ausfindig machen. Ich bezog es und machte mich, da erst Mittag
war, auf in die Stadt. Gaya selbst hat nicht viel zu bieten, ist aber ein
guter Knotenpunkt für die Umliegenden Gegenden. Hotel eher wieder
Hostel Standard aber sauber. Die Nacht wurde gut verbracht und der
erste Tag mit bummeln und organisieren verbracht, Tickets für Bus und
Bahn usw. Auch merkt man langsam das sich alles etwas wandelt,
angefangen bei der Landschaft, Temperatur, ja auch den Leuten. Nur
das Streetfood bleibt weiterhin gut. So hatte ich am ersten Tag hier,
ein Mittag für gerade mal 30rs (ca. 40cent). Auf der Straße bewegen sich
alle Speisen so in diesen Regionen. Tee 5rs (nicht mal 1cent), Wasser
20rs (ca. 30cent) Früh, Mittag und Abend 30-60rs (ca.40-80cent).
Ich esse fast alles auf der Straße nur bei Fisch mach ich nen bogen
drum, auch bei frittierten Sachen bin ich vorsichtig, man weiß ja nie
wie alt das Öl ist. Ansonsten von Huhn bis Eier, gebraten und gegrillt,
gekocht und gegart, alles essbar...
Pilgerstadt Bodhgaya.
Schon auf der Fahrt mit der Auto-Rikscha lernte ich erneut zwei
neugierige Inder kennen. Zwei nette Typen mit den ich dann auch die
ersten Stunden in der Stadt verbrachte. Wie überall auch hier durfte ich
wieder als Fotomotiv herhalten. Egal welche Herkunft egal ob Jung oder
Alt, jeder will nen Foto mit nem Europäer. Auch bekomme ich immer
öfter zu hören das mein Bart gut aussehen würde. ‘‘Nice beard Bro.‘‘
Die Inder… Dreh und Angelpunkt in dieser kleineren Stadt ist der
prachtvolle Mahabodhi-Tempel. Er markiert den geheiligten Boden,
wo Buddha zur Erleuchtung gelangte und seine Lebensphilosophie
formulierte, zudem Weltkulturerbe. Umliegend ist ein nett angelegter
Meditationsgarten, welcher zum verweilen und ausruhen einlädt.
Die Stadt ist so ein beliebter Anzugspunkt für allerlei Pilger, Besucher
aus der ganzen Welt. Zu sehen neben dem Mahabodhi-Tempel sind
auch verschiedene Tempelanlagen, Chinesischer, Thailändischer und Japanischer Bauart. Sehr Eindrucksvoll ist auch die 25m hohe
Buddhastatue in einer schön angelegten und gepflegten Gartenanlage. Dezember bis Januar scheint hier eine beliebte Pilgerzeit zu sein, denn
die Stadt war brechend voll mit Leuten. Einzig zu bemängeln ist das die
Stadt, so schön sie auch sein mag, ein verdammt großes Müllproblem
hat. Man muss lediglich in die Nebengassen laufen und man riecht es
schon, tut einem in der Seele weh wie die mit Ihrer Landschaft
umgehen… Abends ging es dann recht zeitig ins Bett, denn es warteten
ja ein paar Ausflüge auf mich.
Auf nach Rajgir.
Der erste sollte mich in das ca. 50km entfernte Rajgir führen.
Ich nahm eine Auto-Rikscha zum nächstgelegenen Busbahnhof, dort
betrat ich einen Bus der mich für 60rs (ca.90 Cent) nach Rajgir fuhr.
Die Fahrt war angenehm und verlief, da ich viel zu schauen hatte, recht
schnell. Am ende waren es 2 ½ Std. Die Stadt selber hat nix
weltbewegendes zu bieten aber das Umland ist faszinierend, durch
und durch übersaett mit historischen Stätten. Ich nahm mir eine
Pferde-Rikscha und machte eine Tour. Von der Stadt ging es zum
Schlaksig-Narayan-Tempel, etwa 2km südlich der Stadt. Dort entspringen mehrere Thermalquellen aus dem Gestein, den eine heilende Wirkung
zugesagt wird. Es war natürlich brechend voll, aber witzig anzusehen
wie Pilger und Inder sich da tummeln. Weiter ging es zum
Ratnagiri-Hügel, das eigentliche Highlight für mich an diesem Tag.
Herauf kann man entweder laufen oder man nimmt den 1ner Sessellift.
Bei meiner Ankunft war Mittagspause, so war ich quasi gezwungen zu
laufen. Nix wildes, auf dem Weg zum Gipfel trifft man etliche Händler
und nervende Affen. Diese versperren einem gern den Weg, weil Sie
stets denken etwas zu essen zu bekommen. Kein Wunder auch, die
Händler verkaufen Monkey-Biscuits. Ist aber schon unheimlich wenn
ein Affe in größe eines Hundes vor einem steht. Auf halben Weg nach
oben findet man noch Rester einer 1500 Jahre alten Stupa wo Buddha
seinen Schülern gepredigt haben soll. Der Ort erinnert etwas an Nepal
oder Tibet, übersät mit Fahnen wie er ist. Angekommen am Gipfel gibt
es eine 40m hohe Stupa in Weiß zu bestaunen, mit vier Nischen. In
diesen sind die vier Stadien von Buddhas Leben als Goldene Statuen
zu sehen. Angrenzend daran gibt es eine von Japanern erbaute
Friedenspagode zu bewundern. Herab nahm ich denn den klapprigen
Sessellift, Abenteuerlich die Fahrt. Unten angekommen wartete auch
schon mein Fahrer, dieser brachte mich noch ein Stück bevor er für
mich auf der Straße einen Bus anhielt, denn es sollte ja wieder nach
Gaya gehen. Diesmal musste ich nur 55rs hinlegen und nahm wieder
beim Fahrer platz, Bus war brechend voll. Die Fahrt war wesentlich abenteuerlicher. Dadurch das so viele Leute unterwegs waren, stiegen
auch etliche aufs Dach bzw. wollten, trotz das der Bus schon los fuhr, unbedingt noch rein. Am Einstieg hängende Leute, wie auch seitlich
am Bus war das Ergebnis des ganzen. Ich kam am Abend in Gaya an
und nahm wieder eine Auto-Rikscha und diese Fahrt sollte verrückt
werden. Der Fahrer fuhr wie eine verrückt gewordene Sau. Gas geben
und los, allem ausweichen was sich auf der Straße befindet, Menschen,
Tieren, Autos, Rikschas, Fahrradfahrern und Schlaglöchern, möglichst
bei vollem Tempo. Unter Schlengellinien und Hupen bahnte er sich
seinen Weg durch den dichten Stadtverkehr. Ich war froh wo ich
aussteigen konnte, denn es war teilweise echt grenzwertig.
Parasnath im Bundesstaat Jharkhand.
Für diesen Ausflug veranschlagte ich 2 Tage, ging es doch ins ca. 150 km entfernte Parasnath im Bundesstaat Jharkhand. Ziel sollte der gleichnamige Heilige Berg Parasnath Hill sein. Ich stand also früh 05 Uhr auf und ging
gegen 06 Uhr zum Bahnhof. Kaufte mir ein einfaches 2te Klasse Ticket für
80rs (ca. 1,20Eur) und wollte den erstbesten Zug nehmen der im besagtem Parasnath hielt. Ich wollte fast schon aufgeben, da kam dann doch noch,
nach etwa 2 ½ Std. ein passender Zug. Also rein da und die nächsten
2 ½ Std. Holzklasse ertragen. Ging problemlos, genau wie die
darauffolgende fahrt mit dem Sammeljeep ins 13km entfernte Madhuban.
Eine kleine Glücksverheißende Tempelstadt am Fuße des Berges. Dort wurde kurzerhand ein Hotelzimmer gebucht und schon machte ich mich
12.30 Uhr auf den Weg zum Gipfel. Etwas spät aber dennoch machbar.
Pilger Starten jeden Morgen zwischen 03-04 Uhr um den 1366m hohen
Berg zu erklimmen. Es gilt den Anstieg von 9km zu bewältigen, oben
wartet dann 31 religiös bedeutende Tempel auf einem ebenso 9km
langem Rundweg. Nach dem Abstieg hat man eben mal 27km absolviert.
Also eine sportliche Herausforderung für mich, aber ich war frohen
Mutes. Der Weg selber war durchgängig betoniert, kann ja dann nicht
so schwer sein, dachte ich jedenfalls. Am Berg selber leben nur Händler
in kleinen Hütten am Wegesrand und preisen Getränke und Snacks an.
Ich brauchte reichlich 3 Std. für den Aufstieg der wieder erwartend
doch recht anstrengend war und auch wieder von nervenden Affen
gestört wurde. Mit mir machten sich aber noch hunderte anderer Leute
auf den Weg nach oben, bzw. mir kamen hunderte entgegen auf dem
Weg nach unten. Männer wie Frauen, Kinder, Kleinkinder und Ältere, jene wurden aber teilweise sitzend auf Tragen befördert. Oben angekommen
bot sich mir ein einzigartiges Bild. Ich erklomm zwar einen Gipfel, dieser
war jedoch mit weiteren verbunden, jetzt verstand ich auch den 9 km
langen Rundweg. Also ging es von Gipfel zu Gipfel bzw. von Tempel zu Tempel. Auch hier wieder mit reichlich Leuten die ein Foto haben wollten. Beeindruckende Aussichten die sich mir hier boten unter strahlend
blauem Himmel. Als letztes besuchte ich, am höchsten Punkt, den
Parasnath-Tempel. Den größten aller 31. Dann ging es gegen 16.30 Uhr wieder hinab. Es wurde dunkel und der Umliegende Wald oder gar schon Dschungel wurde lebendig. Aber ich war ja Gott sei Dank nicht allein unterwegs. Mit Taschenlampen bahnten sich alle einen Weg nach unten.
Ca. 18.30 Uhr betrat ich letztlich das Hotel und machte es mir zum Abendessen gemütlich. Über die Qualität des Essens konnte ich wirklich
nicht meckern, aber über die des Zimmers… Glücklicherweise hatte ich mir meinen Tropenschlafsack mitgenommen, war doch das Bett oder vielmehr
die Bettwäsche in einem eher unsauberen Zustand. Am Tag darauf ging es gegen 07 Uhr wieder auf den Rückweg. Am Bahnhof wieder warten auf einen passenden Zug der auch nicht all zu spät kam. Aber mit diesem hatte ich mir ein anderes Grab geschaufelt. Kein Express Zug, ich hatte den Bummelzug gewählt, dieser hielt natürlich auf jedem Dorf. Also dauerte die Rückfahrt gleich mal fast 6 Stunden. Dennoch war es ein geiler Ausflug, Abseits der üblichen Pfade und Wege…
Aufbruch: | 27.12.2016 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 06.03.2017 |
Österreich