One Way Indien, ohne Plan quer durchs Land...

Reisezeit: Dezember 2016 - März 2017  |  von Oliver Sabisch

West Bengalen, Kolkata.

Auf gehts nach Kolkata.

Am Folgetag ging es also weiter für mich, nächstes Ziel sollte Kolkata sein.
Ich hatte schon eine Woche vorher einen recht günstigen Flug ergattern können, von Gaya Airport direkt nach Kolkata. Also ging es nach einem morgendlichen Tee auf der Straße per Auto-Rikscha zum Flughafen.
Niedliches kleines Ding was Gaya da hat, gerade mal 5 Gates hatte ich
gezählt. Sicherheit auch hier ganz groß, geht man mal eben locker durch 3 Sicherheitskontrollen ehe man das Flugzeug betritt. Etwas über eine Stunde war veranschlagt für den Flug. Ich hatte Glück und saß in der letzten Reihe allein. Es gab nen kleinen Snack, Saft wie auch Wasser. Nach einem kleinen Schläfchen wurde ich durchs aufsetzen des Fliegers wach. Im Flughafen von Kolkata navigierte ich mich recht souverän zum Ausgang. Direkt da
fragte mich ein weiterer Backpacker ob wir uns nicht ein Taxi teilen
könnten, leider ging dies nicht da ich in eine komplett andere Richtung musste. Nach einem ersten aufdringlichen Taxifahrer fand ich das Office
der offiziellen Taxis und bezahlte gleich mal 200 rs weniger wie der
erste Kerl haben wollte. Man muss echt immer wieder aufpassen, die
Gauner versuchen es immer und immer wieder, doch dazu später mehr.
Ich hatte wieder eine private Unterkunft bei Locals ausmachen können
und so bezog ich nach 20 min Taxifahrt, mein Zimmer bei einem
älteren Indischen Ehepaar im 4 Stock eines Hauses, in der Altstadt von
Kolkata. Ich bekam alles gezeigt, ein nett eingerichtetes Zimmer mit
großem Bett, kleinem Schreibtisch und ein eigenes Bad. Wunderbar.
Auch bekam ich, nachdem wir Mail und Nummern ausgetauscht
hatten, direkt von dem Mann des Hauses, mehrere
Exel-Tabellen. Dort war alles genau von Ihm beschrieben, Sehenswürdigkeiten, Restaurants, wichtige Punkte zur Orientierung und
inkl. Google Maps Koordinaten für alles… Hausaufgaben gemacht würde
ich sagen. Ich nahm auch gleich einen Rat an und begab mich zum Mittag
in ein Restaurant. Gute Indische Küche zu einem ehrbaren Preis. Danach
ging es fix zum Friseur, da es stetig wärmer wird mussten paar Haare
weichen. Den Rest des Tages verbrachte ich auf
meinem sehr bequemen Bett.

Der Erste Eindruck, recht gut.

Der Erste Eindruck, recht gut.

Wunderbares Zimmer hatte ich.

Wunderbares Zimmer hatte ich.

Die Taxis hatten viel Flair und gefielen auf Anhieb.

Die Taxis hatten viel Flair und gefielen auf Anhieb.

Tag 1. in Kolkata.

Ich schlief wirklich gut und nach einem sehr guten Frühstück bekam ich
wieder ein paar Infos von meinem Host Dad und brach auf. Geplant war
eine Fährfahrt zur Howrah Bridge aber daraus wurde nix da die Fähre
einfach nicht kam. Also ging es zu Fuß zur besagten Brücke.
Im zweiten Weltkrieg erbaut, ist Sie eine der verkehrsreichsten Brücken
der Welt und ein Art Wahrzeichen von Kolkata. Diese darf eigentlich nicht Fotografiert werden, Gott weiß warum, ich tat es trotzdem. Aber prinzipiell
gilt bei Fotos oder Videos Vorsicht. Selbst bei banalen Dingen, mögen es manche Inder nicht wenn man ein Foto macht. Es herrscht sowieso oft ein
Foto und Video Verbot, gerade in Öffentlichen Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten, oder man greift tief in die Tasche und bezahlt für
eine Erlaubnis. Jedenfalls ging es von der Howrah Bridge zum nahe
gelegenen Blumenmarkt. Richtig was los dort, Blumen aller Sorten und
Farben werden angepriesen und säckeweise davon geschleppt. Von hier
aus begab ich mich zum Stephens House da mein Host meinte ich würde
da eine Indian Tourist Info finden. In der tat, ich fand alles problemlos.
Warum begab ich mich da hin? Ich wollte gern den Marble Palace
besuchen, hierfür wird eine Genehmigung benötigt. Jedoch, so fand ich
heraus, gibt nicht jedes Tourist Office eine Genehmigung heraus. Ein
netter Herr meinte ich solle zur Hauptzentrale gehen. Ich solle bitte
warten er wolle telefonieren. Schließlich nahm er mich an die Hand und
brachte mich zur besagten Zentrale. Ich folgte also einem völlig fremden
durch Kolkata… Angekommen begaben wir uns in den 4 Stock wo das
Office war, wir liefen einfach so durch einige Büros, bis wir letztlich doch jemanden fanden der sich zuständig fühlte. Reisepassnummer und
Adresse in Dtl. musste ich angeben bevor ich ein Schriftstück
ausgehändigt bekam. Darauf direkt die Anzahl der Besucher und das
genaue Datum, der Folgetag. Danach ging es mit der Metro
(5-15rs die Fahrt) in Richtung Victoria Memorial. Ich bezahlte 200rs
Eintritt und mir wurde Zugang zum Park incl. Museum gewährt, schon
am Eingang sieht man das Imposante Bauwerk zu Ehren Königin
Victoria und Ihrem 60 Thronjubileum. Leider wurde es erst 20 Jahre
nach Ihrem Tod fertig. Zugang nur zum Park bekommt man schon für 10
oder 20rs. Im nach hinein würde das ausreichen, man kann ein paar
schöne Fotos machen und im Park relaxen. Das Museum im inneren ist hingegen nicht gerade der Renner. Am frühen Abend dann begab ich
mich in die Park Street, ein kleiner Hunger nagte in mir und dafür ist die
Park Street genau das richtige. Viele Restaurants und auch exklusive Einkaufsmöglichkeiten findet man hier vor. Auf dem Rückweg kämpfte
ich mich wieder durch die völlig überfüllte Metro
und kam gut ‘‘daheim‘‘ an.

Howrah-Bridge.

Howrah-Bridge.

Blumenmarkt.

Blumenmarkt.

Victoria Memorial Eingangsbereich vom Park.

Victoria Memorial Eingangsbereich vom Park.

Victoria Memorial.

Victoria Memorial.

Tag 2. in Kolkata, auch ich hab mal Pech.

Wieder Startete ich mit einem üppigen Indischen Frühstück. Auch der ein oder andere Hinweis meines Hosts blieb mir nicht verborgen und so Startete ich gegen 10.30 Uhr in den Tag. Da ich ja am Vortag meine Genehmigung für den Marmorpalast geholt hatte, war dies die erste
Station des Tages. Also ab zur Metro, ein paar Stationen gefahren, paar Hundert Meter zu Fuß absolviert und ich stand knapp 1 Std. später direkt davor. Der Marmorpalast liegt in einer etwas sonderbaren Gegend aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Am Eingangstor die Genehmigung vorgezeigt und man gewährte mir Eintritt. Dass wars dann auch schon, da der Palast Privateigentum ist, brauch man hierfür nix bezahlen, lediglich die Genehmigung. Man schlendert durch den
Vorgarten, durch einen Kleinen Privatzoo ( Vögel, Affe, Rentier) bevor
man an einer weiteren Kontrolle an einem Seiteneingang das Gebäude betreten kann. Barfuß und nur in Begleitung eines Guides. Dieser führt einen dann durch Billardzimmer, Esszimmer, Ballsaal und etliche andere Räume, Treppenhäuser und den Innenhof. Und wie der Name sagt, ist
diese prachtvolle Radscha-Residenz von 1835 vollgestopft mit
verstaubten Statuen in Marmor, reichlich Belgischem Glas und Gemälden (u.a. von Rubens). Der Fußboden, außer im Ballsaal, dieser besitzt
Teppich, komplett in Italienischen Marmor mit etlichen Intarsien. Der Ballsaal besticht durch seine reichliche Anzahl an Kronleuchtern die
auch nur mit Kerzen funktionieren. Auch der Innenhof ist eine
Augenweide. Also absolut ein muss wenn man in Kolkata ist. In
sechster Generation ist der Marble Palace nun in Privatbesitz und wird somit auch bewohnt, dennoch kann man reichlich 2 drittel besichtigen. Wermutstropfen auch hier, keine Foto und Videoaufnahmen!

Ich begab mich wieder zur Metro und wollte zum Indian Museum,
Indiens größtes und ältestes, über 200 Jahre alt. Jedoch machten mir
enorm viele Besucher und der stattliche Preis von 500rs einen Strich
durch die Rechnung. Noch vor dem Eingang sprach mich ein Inder an, dieser trank gerade Tee und wollte wissen woher ich komme… Ich antwortet aus Deutschland und er fing an Deutsch zu reden. Na was für eine Überraschung. Er meinte er hätte einen Freund in Düsseldorf und könne daher ein paar Worte/Sätze Deutsch. Er lud mich ein mit Ihm eine Runde zu gehen und evtl. wolle ich etwas essen, er kenne ein gutes, Preiswertes Restaurant. Ich willigte ein. Wir unterhielten uns recht gut
und er verriet er hätte einen Laden und wäre Selbstständig. Dahin wolle
er mich auf einen Tee einladen. Hm nun gut, ich ahnte zwar etwas aber schaun wer mal. Es stellte sich heraus das er einen Laden für Stoffe und Tücher besitzt, ich solle mir doch bitte einige anschauen… Haha also
doch! Von Tee war ab da an keine Rede mehr. Nach etwa einer Stunde
des Diskutierens, mittlerweile war auch sein angeblicher Bruder aufgetaucht, hatte ich insofern meine gute Laune verloren, das ich
einfach nur weg wollte. Ganz Arschloch konnte ich dann aber auch nicht sein, für 350rs (ca. 5 eur) nahm ich Ihm ein Teil ab und verschwand.
Man hat mich das geärgert, ständig kommen Leute und wollen nur das beste für einen. ‘‘My Friend My Friend‘‘, bla bla… Immer konnte ich alle abwimmeln und links liegen lassen aber nun hatte es mich auch erwischt. Hier also einfach auch der Hinweis, egal wie nett und freundlich, mit Einladung zum Tee oder Essen, 90% haben einfach den Hintergedanken Geld mit einem verdienen zu wollen. Also wirklich auf der Straße alle links liegen lassen und wenn überhaupt nur auf die Locals der Wohnung vertrauen, wenn man denn Privat wohnt. Oft genug haben die mir,
in Delhi, Varanasi und Kolkata gesagt, auf nix eingehen! Siehe da, Sie hatten Recht. Nach dieser Erfahrung bummelte ich die letzten Stunden einfach nur durch die City. Es gibt ja auch hier wahnsinnig viele kleine Gassen die man erkunden konnte. Ich wollte eigentlich Tram fahren, Kolkata hat eine die wirklich der Knaller und scheinbar kurz vorm
zerfallen ist. Aber zum Feierabendverkehr eher eine schlechte Idee,
denn es bewegte sich nichts in den Straßen. Also nahm ich nach
etlichen Kilometern des Laufens doch einen der vielen Busse in einer Nebenstraße. Auch diese sind Kult, verbeult und rostig, aber eben auch liebevoll bemalt und vollgestopft wie sie sind, schön anzusehen.
Obendrein das billigste Verkehrsmittel und Zuverlässig. Die Fahrt
kostet zwischen 6-10rs… Zum Ende des Tages gönnte ich mir noch
eine Kolkata-Roll. Beliebtes Streetfood und Bengalens Fast Food Markenzeichen, direkt auf die Hand und mega lecker.

Die Straßen waren noch geschmückt von Weihnachten.

Die Straßen waren noch geschmückt von Weihnachten.

Tram, passt perfekt in die Straßen Kolkatas.

Tram, passt perfekt in die Straßen Kolkatas.

Letzter Tag Kolkata.

Ich denke von dem guten Frühstück muss ich nicht noch einmal schwärmen. Ich hatte an diesem Tag den Entschluss gefasst mal wieder
ein paar Tempelanlagen zu besuchen. Es verschlug mich also in den
Norden der Stadt. Doch es trug sich zu, das ich gleich zu beginn vor
einem kleineren Problem stand. Dieses hatte ich auch schon ein paar
Tage zuvor. In manchen Gegenden, eher die Ländlichen, ist mehr in Hindi zu lesen als in Englisch. Auch in den Städten kann es durchaus passieren das man rein gar nix lesen kann, gerade wenn man sich mehr abseits der Touristenwege befindet oder aufhält. Es war nun so, das aller paar
Minuten ein Bus angefahren kam, alle schön nummeriert, jedoch gibt
es an den Haltestellen keine Pläne oder die Busse halten eh wo und wie
sie wollen. Oder auch gar nicht und man muss aufspringen. Mir stellte
sich also die Frage, welchen Bus nehmen? Entweder man fragt andere
die ebenfalls warten, wobei es auch sein kann das diese auch kein
Englisch können, oder man wartet eben auf den einen Bus wo der
Zielort mal nicht in Hindi draufsteht. So konnte ich nach etwa 20min
einen passenden Bus ausfindig machen. Also reingehüpft und nach
etwa 30 min Fahrt wieder abgesprungen. Wortwörtlich. Die letzten Meter ging ich zu Fuß. Ziel war der Dakshineswar-Kali-Tempel, der direkt am Ganges (hier Hooghly genannt) liegt. Eintritt frei aber man muss wiedereinmal alles abgeben. Schönes Bauwerk, viel los und letztlich wars das auch. Von da aus ging es nun endlich mit der Fähre einmal quer über den Fluss nach Belur. Dort gibt es ein weitläufiges religiöses Zentrum
schön gelegen inmitten von Palmen und grünen Rasenflächen und Blumenbeeten, das Belur Math. Wieder alles verboten aber auch die

Inder scheren sich hier wenig darum, also konnte ich auch ein zwei
Fotos machen, umherlaufen, hier und da mal schauen und ging
schließlich Richtung Ausgang. Auf dem Weg dahin bemerkte ich ein kleineres Schild, ein weiterer Tempel. Viele Leute liefen ebenfalls in
diese Richtung, da wieder alles in Hindi beschrieben war folgte ich
einfach der Masse. Es ging durch ein zwei Seitenstraßen bis ich letztlich
an einem halbfertigen Bau ankam. Alle begaben sich ins Innere so folgte
ich auch. Am Eingang noch irgendwas in Hindi mit der Jahreszahl 2016… Innen trat mich sprichwörtlich ein Pferd. Es hatte den Anschein das ich in einer riesigen Kantine gelandet wäre. Mehrere Essensausgaben und locker 400-500 Menschen. Ich hatte bereits davon gehört, das Wohlhabende Tempel Essen verteilen und das Tag für Tag. Scheinbar war ich durch
totale Ahnungslosigkeit und Glück zu einem solchen Tempel gelangt.
Also mehr oder weniger dessen Neubau oder wie auch immer. Ein zurück gab es nicht mehr denn die Massen kamen in Scharen und so drückte mir ein Freiwilliger einen Teller in die Hand. Randvoll mit… ich hab bis jetzt keine Ahnung womit. Ein Mix zwischen Suppe und Brei, Kartoffeln, grüne Chili und Möhre drin. Wie üblich in Indien wurde mit der Hand gegessen, auch eher schwer für nen Europäer, diese Konsistenz zum Mund zu
führen. Aber es war lecker und machte papp satt. Ich fiel sicher auf wie
ein Bunter Hund aber warum soll man ablehnen was gerne gegeben
wird?! Eine Wahnsinns Erfahrung und ein Erlebnis was seines gleichen sucht, simpel aber wirklich schön. Ich verließ die Anlage und kam direkt
auf einer Hauptstraße mit Bus Station raus, auch hier musste ich
nachfragen und ich konnte den richtigen Bus betreten. Nach einer
etwa 40 minütigen Fahrt kam ich wieder in meiner gewohnten Straße
an und begab mich zur Wohnung. Etwas geschlaucht von den letzten
Tagen gönnte ich mir etwas Ruhe und schaute schon mal nach Unterkünften für die nächsten Stationen, ganz blauäugig in nem neuen
Ort ankommen geht halt doch nicht...

Dakshineswar-Kali-Tempel, nur von außen kann man einen Schnappschuss machen.

Dakshineswar-Kali-Tempel, nur von außen kann man einen Schnappschuss machen.

Auch vom Fluss aus, wenn man die Fähre benutzt.

Auch vom Fluss aus, wenn man die Fähre benutzt.

Baden im Heiligen Fluss.

Baden im Heiligen Fluss.

Belur-Math, Haupttempel.

Belur-Math, Haupttempel.

© Oliver Sabisch, 2017
Du bist hier : Startseite Asien Indien West Bengalen, Kolkata.
Die Reise
 
Worum geht's?:
Ohne richtigen Plan geht's 8 Wochen einmal quer durch's Land. Gestartet wird in Delhi, der Rest wird sich vor Ort ergeben... Off the Path soll gereist werden um so Land und Leute kennen zu lernen!
Details:
Aufbruch: 27.12.2016
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 06.03.2017
Reiseziele: Indien
Österreich
Der Autor
 
Oliver Sabisch berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.