Down Under März 2017
3 1/2 Tage Hobart
In einer dieser "Familien - Suiten" haben wir gut geschlafen und brechen relativ früh und mit knurrenden Mägen auf nach Hobart. Ein wirklich hervorragendes Frühstück erhalten wir in einer Bakery in Sorell, gut gestärkt für den Rest des Weges.
Neben den üblichen Umzugsrödeleien müssen wir heute auch noch den Leihwagen zurückgeben, denn in Howart werden wir den größten Teil unserer Erkundungen zu Fuß bzw. so hoffen wir, mit gut funktionierendem öffentlichem Nahverkehr bewerkstelligen.
Das Superwetter der letzten Tage hat sich verabschiedet und einer dicken Wolkendecke und diesiger Sicht sowie ein paar gelegentlichen Regentropfen Platz gemacht. Die Temperatur liegt bei frischen 10 bis 12 Grad.
Lustlos und ein wenig müde bummeln wir durch die Stadt, Fußgängerzone, Einkaufszentrum, Hafen und stellen nach einem halben Tag erstaunt fest, dass wir nicht mal den Fotoapparat dabei hatten, was aber garnicht weiter aufgefallen ist. Sicher lag es nicht an fehlenden Motiven sondern am grauen Himmel.
Zu Hobart selbst. Hobart, die zweitälteste Stadt Australiens hat etwas gemein mit Rom: Beide Städte sind auf sieben Hügeln gebaut. Das mit Rom vergessen wir mal schnell und stellen im Fall Hobart fest, dass besagte sieben Hügel zwischen dem Fluss Derwent und dem Mount Wellington liegen. Zu letztgenanntem komme ich später noch mal zurück.
Hobart ist die südlichste Hauptstadt Australiens und einer von nur wenigen Orten weltweit, von denen aus man in die Antarktis reisen kann. Mit ca. 210 000 Einwohnern (im Großraum) ist Hobart gut überschaubar, und hat als Hafenstadt auch einen Flughafen. (Da gibt es doch eine Stadt mit annähernd vergleichbarer Einwohnerzahl...?)
In der gut erhaltenen Altstadt findet man noch viele alte Sandsteingebäude aus dem frühen und mittleren 19. Jh, dazu Cottages der früheren Seeleute und Villen der damaligen Oberschicht. Nur wenige moderne Gebäude und Hochhäuser "bereichern" das Stadtbild.
Hier wird neu gebaut, aber die Fassade bleibt erhalten.
Salamanca Place und Salamanca Square liegen am südlichen Ende des Hafens. Die ehemaligen Lagerhäuser sind restauriert und Galerien, Künstlerwerkstätten, Büros, Läden, Restaurants, Cafés und Bars haben Einzug gehalten.
Hier sind wir rund einen halben Tag gebummelt, haben erste Mitbringsel gekauft und hätten am liebsten viel Geld ausgegeben. Es ist richtig schön. Den samstäglichen Markt werden wir leider verpassen, denn da sind wir ja schon wieder weg.
Als Kaufmann lernt man antizyklisches Verhalten.. Deshalb buchen wir für Nachmittages -ganz entgegen unserem sonstigen Vorgehen- eine Stadtrundfahrt. Nur ein paar ganz Harte machen mit, der Bus ist fast leer. Ein Fehlgriff? Nein, wir lernen neben der Innenstadt auch die Außenbezirke mit Brauerei, Casino und vor allem dem botanischen Garten kennen. Gemäß "hop on - hop off" steigen wir aus, um uns den Park anzusehen und dann mit einem der nächsten Busse weiterzufahren. Hier ein paar Eindrücke vom wirklich sehenswerten Gelände:
Im Nachhinein muss ich gestehen: Hätte ich gewusst, dass der Bus auch die Brauerei anfährt, wären wir ein, zwei Busse früher gefahren, um Zeit für eine Kostprobe zu haben...
Der Mt. Wellington! Dieses Schlitzohr, stattliche 1250 m hoch, hat die Angewohnheit, seinen Gipfel nahezu ständig hinter einer Wolkenwand zu verstecken. Nur an ganz wenigen Tagen zeigt er sich in voller Größe. Und bei diesiger, nebeliger Sicht ist der sichtbare Rest (je nach Perspektive) heute nicht mal ein Fotomotiv.
Aber ein bisschen crazy wie wir sind: Wir haben uns mit dem Shuttle in die Wolken auf den Gipfel fahren lassen. Wowh! Die reinste Waschküche. Sicht: Irgend etwas zwischen 10 und 20 Metern, und überall nur verschwommene Konturen. Zwei Damen aus Singapur, die mit im Bus saßen, wollen gleich wieder mit zurück. Mit einem Grinsen im Gesicht erklärt der Busfahrer, er würde noch ein paar Minuten warten, falls wir es uns anders überlegen sollten. Auch wir könnten gern mit zurückfahren. Ansonsten: Die verschiedenen Wege seien gut markiert, einige Abschnitte schwierig, weil steinig und bei Nässe rutschig. Aber am Ende des Weges würden wir einen Parkplatz erreichen, bei dem es eine Gaststätte gäbe und eine Bushaltestelle, die einmal stündlich angefahren würde.
Welch eine Motivation!
Also los! Es weht ein leichter Wind, kein Regen aber vom Nebel - oder sind es Wolken? - ist alles nass! Wir finden unseren Weg und von nun an gehts bergab - im wahrsten Sinne des Wortes. Wir müssen auf jeden Schritt achten und aufpassen, wohin wir treten. Der Weg ist gut erkennbar aber schwierig, weil regelmäßige Schritte nicht möglich sind. An die Sicht -Sicht???- gewöhnen wir uns schnell. Rechts und links (fast) nichts sehen zu können, ist klein Problem, da wir uns eh auf den Weg konzentrieren müssen und an Fotos ist in dieser Phase überhaupt nicht zu denken. Aber es funktioniert, auch wenn ein leicht mulmiges Gefühl nicht wirklich verschwinden will.
Mal ist die Sicht ein wenig besser, mal wabert die graue Suppe wieder dichter, ganz wie der leichte Wind so bläst. Der Bewuchs nimmt nach und nach zu und wird höher, wir merken, dass wir schon etliche Höhenmeter geschafft haben. Nach längerem Abstieg ist aus Büschen Wald geworden und plötzlich haben wir freie Sicht ins Tal!
Hobard aus einer anderen Perspektive (Eine bessere Fotoqualität war bei diesem Trip leider nicht möglich).
Inzwischen stellen sich auch wieder Fotomotive ein, die zeigen, dass das Wachstum nicht mehr eingeschränkt ist.
Als wir den besagten Parkplatz erreichen ist unser Fazit: Wir haben einen zwar ungewöhnlichen aber bemerkenswerten Trip mit nicht alltäglichen Erfahrungen hinter uns gebracht haben. Allerdings dürften die einseitigen Bewegungen bergab uns noch einen prächtigen Muskelkater bescheren.
Aufbruch: | 28.02.2017 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 31.03.2017 |