Europas wilder Osten - Auf Jungfernfahrt mit dem Fernreisemobil
Slowakei : Bratislava
Auf Umwegen in die Landeshauptstadt
Weil sich unser Urlaub langsam aber sicher seinem Ende zuneigt, wurde gestern abend noch eine neue Route für den Heimweg beschlossen. Tschechien muss leider ausfallen, statt dessen entscheiden wir uns für eine Rückfahrt über Österreich mit Etappen in Bratislava und dem Stift Melk.
Zunächst einmal zeigen sich die Berge heute morgen vor einem strahlend blauen Himmel. Die Kulisse ist phantastisch, währt jedoch nur kurz. Noch während wir beim Frühstück sitzen, ziehen die ersten Wolken vor die Gipfel.
Kurz nach 9 Uhr sind wir startklar und kommen genau in den Startschuß einer Art "Tour de Ländle". 1000ende Radfahrer sind auf der Tatra-Magistrale unterwegs und meine bessere Hälfte hat alle Hände voll zu tun, um auf der bergigen und kurvigen Strecke den Mumin an den Kolonnen vorbei zu bugsieren. Wir kommen durch verschiedene Kur- und Urlaubsorte. Allerdings sieht man immer noch die verheerenden Spuren, die der Orkan Kyrill im Jahr 2004 in der Region hinterlassen hat.
Ab Liptovsky Mikulas benutzen wir die Autobahn und sind jetzt auch auf der Suche nach einer Vertriebsstelle für das obligatorische "Pickerl". Die Autobahn ist jedoch erst bruchstückhaft fertig und diverse Stopps an Tankstellen sind zunächst nicht von Erfolg gekrönt. Anscheinend bewegen wir uns noch im mautfreien Bereich.
Bei Lipovec bekommen wir schließlich unsere Vignette in Form eines Blatt Papiers. Ein Camper-Ticket für 10 Euro, gültig für eine Woche.
Nur wenige Meter weiter, kurz vor Erreichen der Autobahn nach Bratislava ist unsere E50 plötzlich gesperrt. Kein Durchkommen bis Sonntag abend. Mit uns stehen noch mehr Autofahrer etwas hilf- und ratlos vor der Sperrung. Eine Umleitung sucht man nämlich vergeblich. Guter Rat ist teuer, da hält ein freundlicher junger Mann auf dem Fahrrad neben und und fragt in perfektem Deutsch, ob er helfen könne.
Er hat in Passau studiert und fungiert momentan als Dolmetscher auf der Autobahn-Baustelle. Einem EU-Projekt mit Firmen aus Italien, der Slowakei und Österreich. Der nette Mann empfiehlt uns eine Ausweichroute über den Ort Martin und die L65 in Richtung Süden.
Zunächst ein guter Tipp, doch dann entpuppt sich die Straße als eine über 30 Kilometer lange Schlaglochpiste aus Betonplatten. Offenbar war das früher mal eine Panzer-Teststrecke und so sieht sie aus.....
Theoretisch dürften wir 70 km/h fahren, aber uns ist schleierhaft, wie wir das schaffen sollen. Mit maximal 40 km/h schaukeln wir dahin. Dann auch auf dieser Strecke eine Sperrung - diesmal immerhin mit Umleitungshinweis.
Auf einer besseren Straße führt uns diese über die Hohe Fatra.
Da wollten wir heute zwar nicht hin, aber die Gegend ist wunderschön. Einige todesmutige Motorradfahrer wissen das auch zu schätzen und wir können von Glück sagen, dass keiner in unserem Bullenfänger hängen geblieben ist. Ob wir heute wohl noch bis Bratislava kommen???
Bei Banska Bystrica - aus der Ferne der Umgehungsstraße betrachtet wohl ein ganz hübscher Ort - erreichen wir die autobahnähnlich ausgebaute R1 nach Nitra und schließlich die Autobahn nach Bratislava.
Hier finden wir schnell den stadtnahen Campingplatz Zlate Piesky
Er liegt an einem Wassersport- und Freizeitzentrum am Flughafensee, wo heute an einem Sommer-Sonntag natürlich der Bär steppt. Der Campingplatz ist soweit in Ordnung, die Tram hält vor der Tür und wir bezahlen 26 Euro für zwei Nächte.
Wir machen noch eine kleine Spazierrunde, kaufen Brot und slowakischen Roséwein im nahen Supermarkt und trinken unser Feierabendbier heute in einer der Beachbars am See.
Bratislava - die kleine Schwester Wiens
Mit der Tram Nr. 4 kommen wir für 0,90 € in 20 Minuten mitten ins Stadtzentrum von Bratislava. Die Altstadt lässt sich gut zu Fuß an einem Tag erkunden. Geprägt ist sie von prächtigen Palais aus der Habsburger Zeit der Donaumonarchie. Alles ist teilweise erst neu renoviert und strahlt in frischem Glanz. Die Schiffe der Donaukreuzfahrten machen unter anderem hier Halt, doch der Andrang an Touristengruppen hält sich heute in Grenzen.
Nach einem Streifzug durch die Altstadt steuern wir die Burg an. Auf dem Hügel über der Donau hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt und das im Süden angrenzende Donautiefland. Allerdings wird auch deutlich, dass Bratislava eine Industriestadt mit viel Petrochemie ist. Rauchende Schornsteine und riesige Windparks (die übrigens zu Österreich gehören, wie wir später feststellen) sowie Plattenbauten bestimmen die Kulisse in den Vorstadtgebieten. Die solwakische Regierung hat hier oben ebenfalls ihren Sitz. Wir beschließen eine Kaffeepause im lauschigen und schattigen Biergarten des Burgrestaurants mit Blick auf die Altstadt.
Nach der Pause geht es hinunter zum Martinsdom. Ein schlichter Kirchenbau, der einst auch eine Verteidigungsfunktion hatte. Innen aber umso prachtvoller.
Weiter schlendern wir noch ein wenig durch die Altstadt. Vorbei an Oper, Theater und ein paar von Touristengruppen umlagerten Bronzefiguren, die typisch für Bratislava sind, gibt es an einem Park/Boulevard ein frühes Abendessen. Ich entscheide mich slowakische Käsespätzle (Brimsen mit Schafskäse und Speck). Ganz anders - aber sehr lecker!
Danach schauen wir uns noch die blaue Elisabethkirche an. Ein etwas schräges Jugendstilgebäude - ein Mischung aus Hundertwasser und Schwimmhallenblau - aber leider geschlossen. So können wir das kuriose Stück nur von außen bewundern.
Die Tram bringt uns wieder zurück zum Campingplatz, der sich mit französischen und deutschen (schwäbischen) Reisegruppen gefüllt hat. Wir gehen noch auf ein Feierabendbier in die Beachbar. Zurück am Mumin kommt ein älterer Herr aus der französischen Reisegruppe vorbei. Er bewundert unser Fahrzeug und wir kommen ins Gespräch. Er war u.a. als Monteur lange Jahre im Ausland unterwegs. In Griechenland, Deutschland und anderswo, ist ein "Sch'ti" aus dem Norden, mag die Südfranzosen aus dem Midi nicht, ist 75 und sein Herz macht auch nicht mehr so richtig mit. Nun ist er auf Reisen und genießt die Retraite. Trotzdem klettert er ziemlich wendig hinauf ins Führerhaus des Volvo und seine Augen strahlen.
Es ist immer noch ziemlich warm und wir haben heute einen richtig südländischen Abend zum lange draußen sitzen. Fast ohne Schnaken!!!
Aufbruch: | 24.05.2017 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2017 |
Polen
Slowakei
Österreich