Europas wilder Osten - Auf Jungfernfahrt mit dem Fernreisemobil
Polen: Riesen- und Isergebirge
Wandertag im Riesengebirge
Nach einer himmlisch ruhigen Nacht und einem Frühstück im Sonnenschein an unserem "Clondike-River" geht es los in Richtung Szklarska Poreba (Schreiberhau). Wir haben in unserem Rother-Wanderführer eine schöne Tour entdeckt, die wir abwandern möchten. Der Mumin wird an der sogenannten "Teufelskurve", der Zakret Smierci, abgestellt. Eine 180-Grad-Kurve mit wunderschönem Panorama. So genannt, weil hier bereits viele tödliche Unfälle passierten. Früher ein militärisches Sperrgebiet, heute ein beliebter Aussichtspunkt mit Parkplätzen und Verkaufsständen.
Für uns geht es jetzt erst mal kräftig bergauf, denn wir erklimmen den 1058 Meter hohen Wysoki Kamien, den Hochstein und östlichsten Gipfel des Isergebirges. Von hier oben haben wir einen grandiosen Ausblick auf der Iser- und das Riesengebirge, die Schneekoppe und den Hirschberger Kessel. Wirklich eine traumhafte Kulisse und der schweißtreibende Aufstieg hat sich gelohnt. In der Gipfel-Baude investieren wir unsere ersten 22 Zloty (5,50 €) in leckeren und noch ofenwarmen Apfelkuchen und eine Apfel-Minz-Schorle.
Über den Iserkamm geht es recht bequem, vorbei an bizarren Felsformationen und immer leicht bergab zurück zum Parkplatz. Insgesamt haben wir gute 11 Kilometer zurück gelegt.
Zum Schluss des Tages noch ein Wasserfall
Nach dieser schönen Wanderung fahren wir hinunter nach Szklarska Poreba, einen quirligen Wintersport-Ort. Auch jetzt, an diesem wunderschönen Samstag, ist einiges los. Auf der Fahrt stoßen wir an unsere erste Herausforderung. Die Bahnunterführung ist auf 3 Meter Höhe begrenzt - für uns zu wenig. Die Umfahrungsstraße durch ein Wohngebiet ist auf 12 Tonnen beschränkt und macht einen recht engen Eindruck. Aber wir wagen es. Augen zu und durch - schließlich wollen wir nicht die komplette Strecke wieder zurück fahren. Alles klappt einwandfrei, aber Frank hat so gar keinen Blick für die tollen Jugendstil-Villen am Wegesrand. Zu beschäftigt ist er damit, den Mumin über die steile und enge Straße zu bugsieren.
Aber wir schaffen das und unten angekommen, geht's weiter auf der B3 in Richtung tschechischer Grenze. Schreiberhau bzw. Szklarska Poreba ist ein touristisches Zentrum aus mehreren Ortsteilen. Ganz am Ende des Ortes und ca. 6 Kilometer vor der tschechischen Grenze finden wir einen Wanderparkplatz, auf dem wir auch übernachten dürfen. Allerdings ist er jetzt noch gut mit PKWs belegt. Der nette Parkplatz-Wächter kassiert 20 Zloty (5,00 Euro) und wir können vor dem Platz stehen bleiben, bis der Ansturm weg ist. Dafür schickt er uns ziemlich bestimmt in Richtung Zackelfall - einem der Hauptsehenswürdigkeiten des Ortes. Eigentlich hatten wir das erst für morgen vor und sind ja bereits genug gewandert, aber der gute Mann wäre wohl sauer gewesen, hätten wir seine netten Ratschläge und Empfehlungen nicht angenommen. Also marschieren wir los. Etwa 30 Minuten lang geht es über eine alte Kopfsteinpflaster-Straße steil bergauf. Dann werden wir für 12 Zloty Eintritt mit einem Helm ausgerüstet und weiter geht es über steile Eisentreppen in eine enge Klamm. Das "Zackerle" stürzt sich über 27 Meter in die Tiefe. Sehr schön und eindrucksvoll. Auch dieser Weg hierher hat sich absolut gelohnt.
Dieses Feierabendbier haben wir uns heute redlich verdient
Gefahrene Kilometer: 27 km
Gelaufene Kilometer: 17 km und 121 Stockwerke (!!!) gemessen in Höhenmetern
Von Glasbläsern, einem netten Städtchen und einer Holzkirche
Heute wachen wir zu einer völlig unchristlichen Zeit frühmorgens auf. Aber die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel und wir haben geschlafen wie die Murmeltiere. Der Tag ruft nach neuen Taten.
Gegen 10 Uhr starten wir los in Richtung Jelenia Gora. Auf dem Weg dorthin liegt die ehemalige Josephinenhütte - heute die Glashütte "Huta Julia". Wir bekommen eine exklusive Führung in deutscher Sprache zusammen mit noch einem weiteren Paar. Dabei können wir den Glasbläsern über die Schulter schauen und erfahren einiges über die Herstellung des exklusiven Bleikristall-Glases. Wir sind schwer beeindruckt. Insbesondere von der Arbeit der Frauen, die die filigranen Schleifarbeiten frei Hand und nach Gefühl machen. Durch noch so präzise Maschinen wohl nicht zu ersetzen. Da investieren wir gerne 60 Zloty (14 Euro) in zwei wunderschöne Glaskugeln.
Weiterfahrt ins Hirschberger Tal
Wir fahren weiter nach Jelenia Gora. Laut Reiseführer eher ein Städtchen, das nicht allzu viel zu bieten hat, aber als Tor ins Hirschberger Tal und das Riesengebirge gilt. Wir parken den Mumin an einem Einkaufszentrum am Stadtrand und gehen zu Fuß ins nahe Städtle. Eine sehr schöne Altstadt erwartet uns. Mit pastellfarbenen Häusern und ihren schmucken Giebeln rund um den Rynek - den Rathausplatz. Besonders hübsch sind die Arkadengänge rund um den zentralen Platz. Wir bummeln durch die Straßen, genehmigen uns ein leckeres Eis für 12 Zloty (3,00 Euro), schauen den heißen Öfen eines Motorrad-Treffens zu und schlendern schließlich wieder zurück zum Mumin.
Weiter geht es also durch das Hirschberger Tal in Richtung Karpacz (Krummhübel) am Fuße der Schneekoppe. Das Hirschberger Tal wurde im 19. Jahrhundert vom preußischen Hochadel als Sommerfrische entdeckt. Zahlreiche Schlösser und herrschaftliche Anwesen sind in dieser Zeit entstanden. Eigentlich wollen wir davon gerne ein paar zu Gesicht bekommen. Doch die Gemäuer liegen wohl eher versteckt draußen auf dem Lande. Ohne halsbrecherische Fahrmanöver ist das kaum zu schaffen. Eines der Schlösser finden wir zwar, aber es hat seine Glanzzeiten schon lange hinter sich und beherbergt heute eine Schule. Mit dem Übernachten im Schlosspark wird das wohl nichts.
Am Fuße der Schneekoppe
Also geht's weiter nach Karpacz. Einer der touristischen Hotspots im Riesengebirge mit etlichen Lift- und Seilbahnstationen. Die Ortsteile ziehen sich an den Hängen entlang und die Beschilderung ist eher eine Katastrophe. Wir finden schließlich tatsächlich den Busparkplatz für die berühmte Stabkirche Wang. Für 20 Zloty (5,00 Euro) könnten wir hier sogar über Nacht stehen. Allerdings ist uns das so direkt an der Straße doch etwas zu laut.
Deshalb schauen wir uns nur die wunderschöne gelegene Stabkirche Wang an. Eine Holzkirche, die aus Norwegen importiert wurde und die einzige ihrer Art in Südeuropa ist. Um 1840 herum sollte die altersschwache Kirche in Südnorwegen abgerissen werden. Der in nordische Sagen verliebte König Friedrich Wilhelm der IV. erklärte sich bereit, die Kirche zu kaufen und nahe seinem Sommersitz im Hirschberger Tal wieder aufbauen zu lassen. Angeblich ist die Kirche ohne einen einzigen Nagel gezimmert worden. Die großen Besucherströme sind an diesem sonnigen Sonntag bereits weg, so dass wir uns alles in Ruhe anschauen können. Für mich ein erstes Highlight dieser Reise.
Nun steht noch die Suche nach einem Übernachtungsplatz auf dem Plan.
Wir verlassen den Touristenort und finden wieder einmal einen Wanderparkplatz mit einer Wiese. Mit wunderbarer Aussicht hinunter ins Tal auf der einen Seite und auf die Ausläufer der Schneekoppe auf der anderen Seite. Wir unternehmen noch einen kleinen Abendspaziergang und genießen den Rest des Abends in der Natur. Unser Traumplatz Nr. 2.
Aufbruch: | 24.05.2017 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2017 |
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