Sehnsuchtsort Shangri-La
Wo geht es nach San Gimignano?
Yaksnacks auf 4.115 Metern Höhe
11.09.2017
Es war in angenehm frische Nacht, man merkt, dass wir ein ganzes Stück weiter oben sind. Nach dem Frühstück geht es erst einmal etliche Höhenmeter nach unten, wo wir bis zur Staumauer eines Sees herunterfahren, die wir überqueren und dem dortigen Tal flussaufwärts folgen. Unterwegs machen wir einen Zwischenhalt bei mehreren Ständen, wo es etwa getrocknetes Yakfleisch zu essen gibt. Das ähnelt dem südafrikanischen Biltong, war damals schon nicht ganz mein Geschmack. Schon eher die marinierten Yak-Fleischspießchen, die es oben am 4.115 Meter hohen Pass gibt. Die sind richtig lecker. Für 10 Yuan gibt es 5 Fleischspießchen (1 Euro = 7,25 Yuan). Die alte Dame, die mir die Yakspießchen verkauft, nennt 110 Yaks ihr eigen sowie 200 Schafe und lebt den größten Teil des Jahres oben am Pass.
Auf 4.115 Meter kommt man nicht alle Tage hinauf, vor allem, wenn man kein Bergsteiger ist. Letztes Jahr am Khardung La ging es ja sogar auf 5.602 Meter (siehe auch Reisereportage über Ladakh).
Man merkt, wir haben das Tiefland längst hinter uns gelassen, der Ausblick in die beiden Täler unten ist phänomenal. Jede Menge Enzian und Edelweiß blühen hier oben, auch direkt neben der Straße. Das ist auch die einzige Situation, wo ich die Höhe wirklich spüre: Immer, wenn ich ein Foto von einer Blume geschossen habe und wieder aufstehe.
San Gimignano???
Unten im Tal wartet in einem kleinen Ort wieder ein Mittagessen auf uns. Das Ritual ist uns ja bereits bestens bekannt: Jasmintee, Reis und dazu etliche Platten mit verschiedenem Fleisch und Gemüse in verschiedenen Schärfegradienten.
Die ganze Gegend hier ist schon stark von Tibet und vom Handel mit Tibet geprägt. Immer mehr Tibeter in ihren Trachten begegnen uns, immer mehr Klöster und Stupas sind zu sehen. Vom Handel mit Tibet lebt auch seit je her das Volk der Quiang, in deren Dörfern bis zu 60 Meter hohe Wehrtürme stehen, die unten kaum mehr als 10x10 Meter aufweisen, meist weniger, und nach oben zu immer schmaler werden. Sie haben vier bis sieben Ecken und sind zwischen 20 und 60 Meter hoch.
Ursprünglich als Schutz gebaut vor feindlichen Übergriffen, entwickelten sie sich immer mehr zu Prestigeobjekten. Wer da an San Gimignano denkt, liegt da sicher nicht so verkehrt. Schon interessant, wie an komplett unterschiedlichen Plätze Menschen auf ähnliche Ideen gekommen sind.
Danba und seine Wehrtürme
So ganz kann uns unsere Reisebegleiterin auch nicht erklären, vor welchem Hintergrund die Entstehung der Türmen zu sehen sind, die in den vergangenen 2.000 Jahren entstanden sind. Im Internet, soweit ich von China aus Zugriff habe, konnte ich nicht viel Erhellende finden. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich den Namen des Passes nicht erwähnt habe.
Kurz vor unserem Zielort Danba haben wir vom Tal aus noch einen Blick auf das sonnenbeschienene Dorf Suopo mit seinen rund zwei Dutzend Wehrtürmen, verstreut über den ganzen Hang. Diese Wehrtürme regen unsere Phantasie an, wir diskutieren intensiv, warum diese Türme letztendlich entstanden sind ums vor allem, wo die Mittel dafür herkamen. Für sein Bau eines solchen Turmes braucht man Geld und Personal.
Danba ist ein „Dorf“ (Zitat Xiao) mit 50.000 Einwohnern. Die Topografie des Ortes ist schnell erklärt: ein reißender Fluss, eine Straße, auf beiden Seiten der Straße Hochhäuser, gleich dahinter geht es steil nach oben. Dadurch, dass die Hochhäuser alle farbig gestrichen sind, oben mit ein paar Giebelchen usw. verziert sind und weil gleich dahinter steile Felswände aufragen, hat der Ort eine recht angenehme Atmosphäre. Ich wünsche den Einwohnern aber, dass es hier nie ein Erdbeben, eine Überschwemmung o.ä. gibt; dann ist der Ort eine Falle.
Morgen geht es auf 4.500 Meter hinauf, wir bekommen die höchsten Berge des Osthimalaya zu sehen, besuchen Klöster und treffen vielleicht auch Nomaden.
Aufbruch: | 08.09.2017 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 24.09.2017 |