Oktobersonne in der Südpfalz
Schuhmuseum Hauenstein I: Schuhmuseum Hauenstein II
von der Schuhmanufaktur in die Welt der industriellen Schuhfertigung
Der Zeitraum 1918-1945 ist Thema des 2. Obergeschosses
In den zwanziger und dreißiger Jahren stellten die Besetzung der Pfalz durch Frankreich, die Inflation von 1922/23 und die große Weltwirtschaftskrise seit 1929 die Schuhindustrie vor Probleme. Wachsende ausländische Konkurrenz, der technologische Fortschritt und der Wandel der Mode brachten Anpassungs- und Modernisierungszwänge mit sich, die es vor 1914 nicht gegeben hatte.
Im 2. Obergeschoß werden die verschiedenen Arbeitsgänge der Schuhherstellung in einer Fabrik dokumentiert: Modellieren, Zuschneiden, Vorrichten, Stanzen, Steppen, Zwicken, Montieren, Ausputzen und Fertigmachen. Die hierbei verwendeten Maschinen wurden über ein Transmissionssystem von einer Dampfmaschine mit Energie versorgt. Eine solche Dampfmaschine ist am Eingang des Museums aufgestellt.
komplett funktionierende technische Anlage zur Schuhproduktion, angetrieben durch eine Transmission.
Mit dem Erwerb einer Stanzmaschine 1886 durch die Gebrüder Seidel war in hauenstein die erste richtige Schuhfabrik entstanden.
die Lederwalze diente von 1911 - 1950 zum Auspressen von Rindsleder - danach wurde sie zum Verkleben von Brand- und Zwischensohlenplatten genutzt
Wie in den Textilfabriken gab es Musterbücher für die Gestaltung der Schuhe (hier: Pumps)
Exkurs: Die Zünfte der ehrbaren Handwerker
Die mittelalterlichen Schuhe
Im Mittelalter gehörten die Schuhe zu den häufigsten Erzeugnissen des Leder verarbeitenden Gewerbes. Die schlechten Straßen- und Wegeverhältnisse sowie die relativ einfache Konstruktion der Schuhe führten zu einem raschen Verschleiß des Schuhwerks und somit zu einer erhöhten Nachfrage. Man weiß nicht, wie hoch der individuelle Schuhverbrauch war, spätmittelalterlichen Schriftquellen zufolge muss er erheblich gewesen sein. Darin ist zu lesen, dass beispielsweise Knechte zusätzlich zu ihrer Entlohnung im Schnitt 3-8 Paar Schuhe pro Jahr erhielten oder dass eine Familie mit Angehörigen und Gesinde pro Halbjahr über 100 Paar Schuhe benötigten.
Im Hinblick auf den enormen Bedarf an Schuhen verbrauchten die Schuhmacher zweifelsohne den überwiegenden Teil der zur Verfügung stehenden Lederhäute innerhalb einer mittelalterlichen Stadt. Zu Beginn gerbten die Schuhmacher ihre Tierfelle noch selbst, doch vollzog sich mit der Entstehung der Zünfte eine kontinuierliche Abgrenzung der verschiedenen Gewerke.
Zu den am weitesten verbreiten Schuhmodellen zählen Schuhe mit einem knöchelhohen Schaft. Gerade bei Kindergrößen ist diese, eher nach praktischen als ästhetischen Gesichtspunkten entwickelte Schuhform, mit einer Verschnürung um den Knöchel durch zwei bis mehrere Ösenpaare häufig anzutreffen. Im 14. Jahrhundert geht man zu einem Schnürverschluss an der Seite oder am Schienbein über. Parallel dazu treten auch Schuhe mit Knöpfoder Knebelverschluss auf. Auch Schuhe mit einem hohen geschlossenen Schaft, die so genannten Schaftstiefel, gehörten ab dem 13. Jahrhundert zum mittelalterlichen Schuhrepertoire. Wer es sich leisten konnte, trug Stiefel, die mit einem feinen Leder unterfüttert waren. Bei den Halbschuhen war die modische Entwicklung am weitesten ausgeprägt, wobei auch hier in erster Linie die Formenvielfalt durch unterschiedliche Verschlussarten bestimmt wird. Unterschiedliche Arten der Verschnürung - um den Knöchel, seitlich oder auf dem Fuß - sind dabei ebenso häufig anzutreffen, wie Riemen-, Schnallen-, Knöpf- oder Knebelverschlüsse. Oftmals treten auch Schlupfschuhe in zahlreichen Varianten auf.
Zu den eleganteren und im 15. Jahrhundert weit verbreiteten Modellen zählte der Schnabelschuh (Poulaine). Dieser Schuh ist auf Abbildungen des Spätmittelalters in fast allen Bevölkerungsschichten anzutreffen. Bisweilen findet man auch besonders reich verzierte Modell, zumeist mit Lederschnitt oder Durchbrucharbeiten, deren Besitzerwohl zu den vermögenderen Bürgern zählten.
Die Herstellungstechniken
Die am häufigsten verwendeten Lederarten stammen von Häuten von Ziegen, Schafen, Kälbern und Rindern. Der Zuschnitt der einzelnen Schuhteile erfolgte mit einem gerundeten Zuschneidemesser. Ökonomisch durchdachte Schnittmuster vermieden einen unnötigen Verschnitt. Abhängig von der jeweiligen Schuhform oder dem Talent des Zuschneiders wurden Ergänzungen von Teilstücken im Oberleder erforderlich. Diese Lederstücke entnahm man häufig den Schnittabfällen.
Während anfangs die Schnitte für das Oberleder aus einem Stück bestanden, ging man Mitte des 14. Jahrhunderts häufig dazu über, Vor- und Rückfuß getrennt zuzuschneiden. Bis zum Ende des 15. Jahrhundert wurden die Schuhe wendegenäht, das bedeutet, man nähte das Oberleder und das Sohlenleder auf links zusammen (Fleischseite des Leders). Anschließend wurde der Schuhe gewendet, so dass die wasserabstoßende Seite des Leders (Narbenseite) außen war. Mit einer Ahle wurden die Nahtlöcher vorgestochen. Zum Nähen verwendete man pech- oder wachsgetränkten Hanf- oder Leinenzwirn. Mit angepichten Wildschweinborsten wurde das Garn durch die vorgestochenen Löcher geführt. Alle wichtigen Nähte wurden mit zwei Fäden gleichzeitig genäht, wobei sich die Fäden in der Nahtlängsachse bei jedem Stich überkreuzten.
Aufbruch: | 14.10.2017 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 20.10.2017 |
Frankreich