Mit dem WoMo in Südskandinavien
Telemark: Zwangspause im Niemandsland
Technisches K.O.
Nach ruhiger Nacht auf dem Skinnabu Plateau rollen wir gemütlich bergab. Schon beim zweiten Schalten merke ich, dass das Kupplungspedal ohne Vorwarnung durchfällt und am Bodenblech liegen bleibt. Ich ahne Schlimmes, das darf eigentlich nicht wahr sein. Zum Glück geht es ständig leicht bergab und mit Hilfe der Schuhspitze und wenigen Schaltvorgängen erreichen wir nach 20 km die nächste größere Ortschaft Åmot, rollen mit schleifender Kupplung auf den großen Parkplatz eines Einkaufszentrums. Motor aus, durchatmen.
Es ist Sonntag wie man sieht; morgen Montag können wir bestimmt in der Werkstatt Hilfe bekommen, die wir zufällig direkt unterhalb des Parkplatzes entdecken. Das Wetter passt sich langsam aber sicher unserer Stimmung an.
Hinter diesem Tor spielen sich Dramen ab. Eine Woche versucht die immer freundliche Mannschaft einer großen norwegischen Werkstattkette den defekten hydraulischen Ausrücker und die Kupplungsscheiben zu ersetzen. Leider wird jeden Abend ein "little problem" gemeldet und das WoMo herausgeschoben. Eine Woche übernachten wir hinterm Holzzaun auf dem Gelände der Werkstatt und hoffen jeden Tag, dass die richtigen Teile eintreffen und der Einbau funktioniert.
Bis Freitagabend versuchen die jungen Monteure alles, aber leider ohne Erfolg. Sie schieben unser Mobilhome vor die Halle und gehen ins verdiente Wochenende in der Hoffnung, dass wir nach dem langen Pfingstwochenende weg sind.
Aufgrund des Zwangsaufenthalts in der unbekannten Telemark haben wir natürlich viel Zeit, die nähere und weitere Umgebung Åmots kennenzulernen. Hier sind unsere Bikes sehr hilfreich, aber auch zu Fuß und per ausgeliehenem Privatauto des Werkstattmeisters kommen wir ganz schön in der Gegend herum und sehen Dinge, die wir sonst auf der Durchreise bestimmt nicht wahrgenommen hätten.
So wie dieses gegenüber der Straße absolut stille Flusstal, wo man auf holprigen Waldwegen den ganzen Tag keiner Menschenseele begegnet.
Nur diesem abgenagten Knochen mitten auf dem Schotterweg, von dem man nicht weiß, wie er dahin kommt. Nach diesem Fund schaut man sich öfters mal nach hinten um oder blickt genauer in den Wald hinein, um keine tierische Überraschung zu erleben.
Tierische Abfälle nicht weit entfernt von einer Siedlung zeugen von freilebenden Elchen? Gesehen haben wir keine.
Mülltrennung für Farbblinde, oder hebt die Stimmung beim Wegwerfen, findet man besser im Nebel, will die Nachbarn erfreuen......
Pfingstsonntag meldet sich der Abschlepper, den wir jetzt selbst organisiert haben, der uns zur nächsten 120 km entfernten VW-Werkstatt bringen soll. Am selben Tag gehts huckepack zurück Richtung Oslo bis nach Notodden. Dort verbringen wir die nächsten Tage wie gewohnt vor der Werkstatt und erkunden die dortige Gegend, wieder per Rad, per Leih-VW-Bus und sogar per Leih- E-Golf!! So kommen wir zum ersten Mal in den Genuss, den ganzen Tag ein E-Auto in der Praxis zu testen und den Katapulteffekt dieses Fahrzeugs ohne Schaltung und Getriebe zu genießen.
Eine Nacht müssen wir im Hotel verbringen, da das Auto heute nicht mehr vom Bock runterkommt. Sie wollen morgen aber fertig sein. Also noch einen Tag im VW-E-Golf, was ja auch nicht so schlecht ist.
Erfolgsmeldung
Nach diesem unglaublich langen Zwangsaufenthalt können wir heute noch weiterfahren, nicht mehr weit, aber wir wollen raus aus den Werkstätten. Es hat wirklich 10 Tage gedauert, bis dieser verflixte Kupplungsschaden behoben war. Letztendlich hat sich herausgestellt, dass ein Materialermüdungsbruch im hydraulischen Ausrücker die Ursache des ganzen Übels war. Dadurch geriet Hydraulikflüssigkeit auf die Kupplungsscheiben, so dass diese keine Funktion mehr hatten.
Der Ausbau und der Austausch wäre eigentlich kein großes Problem gewesen, wenn die Werkstatt in Åmot die richtigen Teile bestellt und wieder eingebaut hätte. So wurde Zeit vertan mit wiederholtem Ausbau, neuen Bestellungen mit wieder falschen Teilen.
Der VW-Werkstatt Besatzung in Notodden ein besonderes Lob, dass sie es nicht nur schaffte, die in Åmot angerichteten Fehler zu beseitigen, sondern sich auch mit der dortigen Werkstatt einigen konnte, so dass wir finanziell nicht doppelt belastet wurden.
Aufbruch: | 20.05.2017 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 25.06.2017 |
Norwegen
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