2000 km mit dem Auto durch Polen
Breslau (Wroclaw)
Polen war das einzige unserer Nachbarländer, welches wir noch nicht bereist hatten. Also waren wir sehr gespannt, was uns dort wohl erwarten würde.
Von Dresden kommend passierten wir hinter Görlitz auf der Autobahn die Grenze, die eigentlich keine Grenze ist. Wir merkten dann an der ersten Raststätte, wir waren ja schon in Polen... einfach so...
Das Tanken ging problemlos mit der EC-Karte, denn wir hatten noch keine Zloty getauscht, erfreulicherweise war das Benzin für uns viel günstiger als in Deutschland.
Sehr empfehlenswert ist ein" Navi" in Polen, denn die Ortsnamen sind nur in polnisch ausgeschildert. Und polnisch ist wahrscheinlich für viele eine eher "komplizierte" Sprache (sagen die Polen übrigens auch über die deutsche Sprache...)
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Von Dresden nach Breslau
Von Dresden aus hatten wir Breslau In knapp drei Stunden erreicht, und unser Hotel - dank Navi - auch sofort gefunden. Ein schönes modernes Hotel mit viel Komfort, etwas ausserhalb des Zentrums, was aber gut zu Fuss oder mit der Strassenbahn erreichbar ist.
Gegenüber vom Hotel (und fotografiert durchs Fenster) befindet sich der erst 2006-2013 erbaute Sky Tower mit Büros, Wohungen und Läden, der Turm ist mit 212 m das zweithöchste Gebäude von Polen.
Breslau
Die Odermetropole Breslau - auch "Venedig des Nordens" genannt - ist mit 640.000 Einwohnern die viertgrösste Stadt von Polen. Die Stadt war einst die reichste Handelsstadt des deutschen Ostens.
Breslau wurde im 2. Weltkrieg zu 70% zerstört. Durch den Wiederaufbau von polnischen Rekonstrukteuren und Handwerkern erhielt die Stadt das jetzige schöne Stadtbild und bietet dem Besucher ein vielfältiges kulturelles und touristisches Angebot.
Die Stadt der "100 Brücken" war im Jahre 2016 "Europäische Kulturhauptstadt.
Auf dem Weg vom Hotel ins Zentrum sahen wir das erst im September 2013 eingeweihte Musiktheater "Capitol".
Dann fielen uns an einer Strasse zwei Gruppen von in Bronze gegossenen Figuren auf. Die Gruppe auf der einen Strassenseite steigt hinab in den Abgrund, um auf der anderen Strassenseite wieder aufzutauchen. Die Gruppen "Übergang" 1977-2005 stellen das Symbol für den Untergang des Kommunismus und den Aufstieg in die Demokratie dar.
Marktplatz (Rynek)
Der eindeutige Mittelpunkt der Stadt ist der 175 x 212 m grosse Marktplatz (Rynek) auf den 11 Strassen münden.
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In der Mitte des Platzes befindet sich das im 14. Jahrhundert im gotischen und Renaissancestil erbaute prächtige Alte Rathaus - ein wertvolles Baudenkmal für Polen.
Besonders schön ist die spätgotische Südfassade mit aufwändig gestalteten Fenstern. Auf dem verzierten Mittelgiebel sieht man eine astronomische Uhr von 1580. In dem Gebäude befindet sich heute ein Museum.
Der Marktplatz ist umsäumt von prachtvollen renovierten Bürgerhäusern.
Elisabeth-Kirche
Einen imposanten Anblick bietet die Elisabeth-Kirche am Rynek (Marktplatz) im gotischen Stil aus Backstein. Die heutige dreischiffige Basilika wurde Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut. Die Kirche hat fast 2000 Plätze und ist eine der grössten Kirchen in Polen. Das schachbrettartige Ziegeldach entstand während der Renovation in den Jahren 1890-93.
Die Kirche wurde im 2. Weltkrieg glücklicherweise nur leicht beschädigt.
Der Turm war ursprünglich 130 m hoch, aber er stürtzte 1529 durch Sturm und Hagel ein. 1535 wurde der neue Turm mit "nur" 86 m errichtet.
Im Inneren beeindruckt vor allem der barocke Hochaltar aus dem Jahre 1653 und das reichverzierte Chorgestühl.
Die zwei schmalen Häuser an der Kirche werden im Volksmund "Hänsel und Gretel" genannt.
Salzmarkt
Ein sehenswerter Platz ist auch der Salzmarkt (Plac Solny) mit den schönen Patrizierhäusern. Dort verkaufen die Blumenhändler Sträusse und Gestecke in herrlichen Farben.
Restaurants
Zahlreiche Restaurants säumen den Marktplatz, und man hat die Qual der Wahl. Sehr renommiert istl der "Schwednitzer Keller" (Piwnica Swidnicka) im Rathaus.
Aber wir entschieden uns dann doch für das Brauhaus "Spiz", wo seit 500 Jahren schon Bier gebraut wird, und das Essen reichlich und gut ist.
Die Markthalle
Ich liebe Märkte - ob in der Halle oder im Freien. Deshalb wollten wir auch in Breslau die Markthalle aufsuchen. Nicht immer findet man jemanden, der englisch und/oder deutsch spricht. Aber wenn man auf dem Stadtplan zeigt, wo "Hala Targowa" steht, wird einem doch irgendwie "mit den Händen" erklärt, wie man dahin kommt.
Die Markthalle wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im Jugendstil erbaut.
Und es hat sich auch gelohnt, den Markt aufzusuchen. Es gab Obst und Gemüse in Hüllte und Fülle und dabei auffallend viele Beerensorten.
Was besonders auffiel, war die grosse Auswahl an Grabkränzen, Grabschmuck usw. Die zum grösstenTeil katholischen Einwohner von Polen sind ofmals sehr gläubig, und haben dadurch auch einen besonderen Umgang mit ihren Toten. Die Gräber werden geschmückt mit aufwändigen Kränzen und Gestecken.
Die Dominsel
Der Stadtkern umfasst nicht nur die Altstadt sondern auch die Sand- und die Dominsel.
Um die beiden Inseln aufzusuchen, stiegen wir beim Hotel in die Strassenbahn und mit Hilfe von Einheimischen auch an der richtigen Stelle aus...
Auf der Sandinsel (Wyspa Piasek) steht die mächtige Kirche "Maria auf dem Sande", ein Backsteingotikbau erbaut in den Jahren 1334-1425. Die Kirche wurde wieder aufgebaut, nachdem sie im 2. Weltkrieg schwer beschädigt wurde.
Über die gusseiserne Dombrücke gelangten wir dann zur Dominsel (Mos Tumski).
Die Dominsel ist der älteste Teil von Breslau, ausser den Kirchen befindet sich hier auch der Sitz des Erzbischofs und des Klerus, und ist somit das geistliche Zentrum von Breslau.
Zunächst kommt man zur Doppelkirche "Zum Heiligen Kreuz", die eigentlich eine Dreifachkirche ist: nämlich Unterkirche, Kreuzkirche und Oberkirche.
In priviligierter Lage direkt oberhalb der Oder befindet sich das Erzbischöfliche Palais mit seinem schönen Garten..
Der imposanteste Bau auf der Dominsel ist sicherlich die Kathedrale in Backsteingotik, auch Dom "Johannes der Täufer" genannt. Hier entstand eine erste Kirche bereits im Jahre 1000, die heutige Kathedrale ist die vierte. Die heutigen drei Schiffe im Stil einer Basilika stammen aus dem 14. Jahrhundert, beide Türme aus dem 15. Jahrhundert. Die Kathedrale wurde nach der schweren Zerstörung im 2. Weltkrieg nach 1945 wieder aufgebaut.
Im Inneren der Kriche besonders sehenswert ist die Sakristei und die Marienkapelle. Der Dom verfügt insgesamt über 20 Kapellen. Auf dem Barockaltar sieht man Reliefs aus Alabaster.
Nach der Besichtigung im Inneren der Kirche fuhren wir mit einem alten Aufzug in einem der Türme auf eine Aussichtsplattform. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf Breslau und die Oder.
Der Aufzug wird bedient durch einen älteren Mann, wenn man wieder runter will, muss man klingeln.
Was macht man bei 36° in der Odermetropole Breslau? Eine Bootstour auf der Oder!
Die Bootstouren starten stündlich von der Sandinsel (Wyspa Piasek) aus und dauern hin und zurück etwa 1 Stunde. Man kann sofort zurückfahren oder ein späteres Schiff nehmen.
Zuerst geht es vorbei an der Dominsel - die eigentlich keine Insel ist wegen der im 19. Jahrhundert erfolgten Aufschüttung eines Oderarms - mit schöner Sicht auf die Heiligkreuzkirche, die Kathedrale und das Erzbischöfliche Palais. Man passiert das Nationalmuseum und verschiedene Universitätsgebäude. Von weitem schon sieht man die eindrucksvolle blaue Kaiserbrücke (Grunwaldzki-Brücke). Diese Stahlbrücke mit zwei mächtigen Granitpfeilern wurde 1910 erbaut.
Zum Glück sind die Ufer der Oder noch naturbelassen mit Büschen, Bäumen und Schilf. Sehr schnell lässt man die Häuser hinter sich. An einem der Ufer mitten in der Natur sahen wir eine Ansammlung von Wagenburgen - vermutlich entweder Roma oder Aussteiger.
An Wochenenden fährt das Boot bis zur Hala Slulecia (oder Hala Ludwoa) - der Jahrhunderthalle - ein Weltkulturerbe. Dieses 1913 errichtete Gebäude war seinerzeit der weltgrösste Kuppelbau aus Stahlbeton. Hier befinden sich eine Festhalle, und es finden Ausstellungen statt. Die Halle wurde zur 100-Jahr-Feier von der Befreiung napoleonischer Herrschaft errichtet.
Wir mussten schon am Zoo aussteigen und den Rest zu Fuss bis zur Halle machen. Der Weg war nicht besonders attraktiv, auf der einen Seite sah man zwar einen Nebenarm der Oder aber auf der anderen Seite konnte man über die Zoomauern nicht hinwegblicken. Bei einer kleinen Imbissbude direkt an einem Seitenarm der Oder kann man Snacks und vor allem kühle Getränke kaufen. Ein kühles Bier vom Fass war genau das richtige bei der Hitze.
Wir liefen dann von dort aus zur Jahrhunderthalle, die 1913 erbaut wurde anlässlich der 100Jahrfeier zur Befreiung von den napoleonischen Truppen. Diese Halle war zu der Zeit der weltgrösste Kuppelbau aus Stahlbeton. Sie wurde als Konzertsaal und als Sporthalle genutzt, es finden Ausstellungen statt.
Die Halle ist das Zentrum des Messegeländes. Anschliessend an der Halle ist eine monumentale Pergola, die auch einen kleinen künstlichen See umfasst. In dessen Mitte befindet sich die Wroclawska Fontanna (Fontäne), wo (vor allem im Sommer) nach Einbruch der Dunkelheit moderne Klang-Licht-Laser-Installationen zu sehen sind.
Ebenfalls 1913 wurde der japanische Garten auf diesem Gelände gegründet. Leider hatten wir zu wenig Zeit, diesen aufzusuchen.
Vor der Halle sieht man die ca. 100 m hohe "Stählerne Nadel". Diese wurde 1948 errichtet nach der Vertreibung der deutschen Bewohner und der Neubesiedlung von ebenfalls heimatvertriebenen Polen (viele aus dem ukrainischen Lemberg).
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 20.09.2015 |
Polen