2000 km mit dem Auto durch Polen
Danzig (Gdansk)
Danzig (Gdansk)
Die Geschichte von Danzig (Gdansk):
Die Stadt Danzig (Gdansk) mit ca. 470.000 Einwohnern liegt sowohl an der Ostseeküste als auch an der Weichselmündung. Zusammen mit Sopot (Zoppot) und Gdingen (Gdyna) bildet sie die sog. Dreistadt (Trójmiastra).
Danzig hat eine sehr wechselhafte und interressante Geschichte:
Die Stadt wurde bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. gegründet.
1308-1454 übernimmt der Deutsche Orden die Stadt.
Ab 1361-1669 wurde Danzig Vollmitglied der Hanse.
Im Dreizehnjährigen Krieg gewinnen die Polen die Stadt vom Deutschen Orden.
1793 wurde Danzig preussisch und verlor seine Autonomie.
1807-1813 war Danzig unter Napoleon Freie Stadtrepublik.
1815 übernahm Preussen wiederum die Stadt, und es begann ein grosser wirtschaftlicher Aufschwung.
Im Jahr 1920 bis 1939 wurde Danzig Freie Stadt gemäss den Versailler Verträgen.
Am 1. September 1939 begann der 2. Weltkrieg mit dem Angriff auf die Westerplatte.
1945 wurde die Stadt von sowjetischen und polnischen Truppen erobert, und die deutschstämmigen Bewohner wurden vertrieben.
Im Dezember 1970 fanden die ersten Streiks auf den Danziger Werften und der Aufstand gegen das kommunistische Regime statt.
Im August 1980 gab es neue Streiks, und Lech Walesa gründete die landesweite Gewerkschaftsbewegung "Solidarnosc". Durch den Umsturz entstand schliesslich die Dritte Polnische Republik, und 1990 fiel dann der "Eiserne Vorhang" in ganz Osteuropa.
Danzig wurde im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört, die vielen Bauwerke wurden wiederaufgebaut nach historischen Vorlagen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten befinden sich fast alle im Zentrum - in der Rechtsstadt oder der Altstadt.
Wir kamen am frühen Nachmittag in unserem direkt an der Motlawa gelegenen Hotel an. Nachdem wir das Zimmer mit Blick auf den Fluss und die Altstadt bezogen hatten, hielten wir uns nicht lange dort auf sondern gingen alsbald auf Entdeckungstour.
Unser Weg führte uns natürlich erstmal in die Strassen Dluga und Dluga Targ - gelegen zwischen dem Goldenen und dem 1568 im Renaissancestil erbauten Grünen Tor. Diese schönsten und repräsentativsten Strassen von Danzig liegen am sog. Königsweg. Die ältesten der Patrizierhäuser stammen aus dem Mittelalter und sind ein hervorragendes Beispiel der Danziger Architektur mit den typischen schmalen Fassaden, geschmückt mit Wappen und Flachreliefen und mit charakteristischen Giebeln und Attika.
Der Artushof war der Sitz wohlhabender Kaufleute und Handwerker und wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Die Fassade wurde nach einem Brand im Jahre 1617 renoviert. Das Portal wird geschmückt von in Medaillons eingelassenen Portraits polnischer Könige. Dieses Gebäude diente den Danziger Patriziern für Feste und Versammlungen.
Davor sieht man den im Jahr 1613 errichteten Neptunbrunnen. Der Meeresgott Neptun symbolisiert die enge Verbindung Danzigs zum Meer und die grosse Bedeutung als Seehandelsstadt.
An den Arthushof schliessen sich vier besonders prächtige perfekt restaurierte Giebelhäuser an. Hervorzuheben ist das Goldene Haus mit einer prunkvollen goldverzierten Fassade und Statuen am Dach, erbaut von 1608-17 im Renaissancestil.
Die Skulpturen des klassizistischen Goldenen Tors - ein Renaissancebau aus den Jahren 1612-14 - stellen Allegorien der bürgerlichen Tugenden dar: Frieden, Freiheit, Reichtum und Glorie.
Neben dem Tor befindet sich das Gebäude des gotischen Hofs der St.-Georg-Bruderschaft erbaut 1487-94. Auf der Turmspitze sieht man die Statue des Schutzheiligen der Bruderschaft im Kampf mit einem Drachen.
Ein weiteres prächtiges Gebäude am Königsweg ist das im gotischen und Renaissancestil 1379-1492 errichtete Rathaus - heute Sitz des Historischen Museums.
Sehr attraktiv sind der prunkvolle Rote Saal (Wielka Sala Rady) und der Weisse Saal (Wielka Sla Wety) für Audienzen und die Schatzkammer. Der schmale 80 m hohe Turm ist geschmückt mit einer Statue des Königs Zygmunt August und einer schöne Uhr.
Die Grosse Rüstkammer - ein Spätrenaissancebau erbaut 1602-05 - diente bis zum Ende des 1. Weltkrieges als Arsenal.
Auch das 1600-1609 erbaute Alte Zeughaus mit seinen vier Giebeln und den Portalen mit Danziger Wappen war früher ein Waffenarsenal.
Bootstour auf der Motlawa
Unser Hotel offerierte den Gästen eine 30minütige Bootstour auf der Motlawa bis zum Danziger Hafen. Am Morgen des zweiten Tages fuhren wir dann mit zusammen mit zwei Hongkong-Chinesinnen direkt beim Hotel mit dem Motorboot los.
An den Ufern der Motlawa liegen rechts und links Ausflugsdampfer, die die Touristen bis zur Westerplatte oder bis Sopot und in den Sommermonaten bis zur Halbinsel Hela bringen.
Die Fahrt ging zunächst in einen Seitenarm, wo sich ein kleiner Yachthafen befindet.
Vorbei ging es am 1568 im Renaissancestil erbaute Grünen Tor - hier endet der Königsweg - und wir sahen schon von weitem das Krantor.
Das Krantor (Brama Zoraw)
Das Krantor ist der grösste mittelalterliche Hafenkran in Europa. In seiner heutigen Form stammt das Gebäude aus den Jahren 1442-44. Der Kran diente zum Warenumschlag und funktionierte auch als Tor und Turm. Die Konstruktion besteht aus Holz. Im Inneren befindet sich ein mit menschlicher Muskelkraft bewegtes Antriebsrad. Es war möglich, eine Last von fast fünf Tonnen zu heben.
Bis ins 19. Jahrhundert befand sich hier der Hafen und auf der gegenüberliegenden Speicherinsel die Warenlager. In einem der Speichergebäude ist jetzt das Zentrale Marinemuseum.
Unsere Fahrt mit dem Motorboot ging bis an den Danziger Hafen. In den Werften wurde polnische Geschichte geschrieben,
Unser Bootsführer erzählte uns, dass es in den Werften immer weniger Arbeitsplätze gibt. Einige der alten Hallen und Werksanlagen in Stadtnähe sollen abgebrochen werden, damit hier Einkaufszentren und teure Apartments entstehen, die sich die "normalen Danziger" dann nicht leisten können. Ausserdem plant man den Bau einer vierspurigen Strasse.
Die alten insektenartigen Kräne, die sich in den Himmel recken, sind ein Wahrzeichen der Danziger Werften.
Auf dem Rückweg zum Hotel sahen wir dann doch die "hoffnungsvolle" Seite von Danzig mit den prächtig restaurierten Bürgerhäusern und die Stadtsilhouette mit Häusern und Türmen.
Wieder vorbei am Krantor ging diese informative Bootsfahrt zu Ende, der Bootsführer brachte uns an den kleinen Anlegesteg des Hotels.
Natürlich suchten wir auch die bekannte "Bernsteinstrasse" (Frauenstrasse -Ulica Mariacka) auf, das Marientor ist der Durchgang zu dieser Strasse. Hier reiht sich ein Geschäft mit verschiedenen Produkten aus Bernstein ans andere. Vor den Läden sieht man Verkaufsstände mit den preiswerteren Stücken. Aber wer ein schönes Stück aus Bernstein erwerben möchte, müsste doch ganz schön "tief in die Tasche greifen". Da machten die vielen Touristen in dieser Strasse doch wohl meistens "window-shopping"...
Aber die Häuser mit ihren Fassaden, den typischen Treppenaufgängen und vielen Verzierungen sind - neben dem Bernstein - auch schön anzusehen. Die terrassenförmigen Häuservorbauten mit den Freitreppen nennt man "Beischläge".
Wenn man in die Altstadt will, läuft man fast automatisch in die Ulica Dluga (Langgasse), und der Blick geht zum Alten Rathaus.
Aber wir bogen schon bald in eine Nebenstrasse ab, um zur Marien-Basilika zu gelangen. Mit 105 m Länge, 66 m Breite und 33 m Höhe ist diese Kirche die grösste Backsteinkirche von Europa und die grösste Kirche in Polen. Sie entstand in den Jahren 1343-1502. Der riesige Innenraum bietet Platz für 25.000 Menschen. 26 Pfeiler stützen die Gewölbe der drei Kirchenschiffe.
Besonders sehenswert sind der gotische Hauptaltar mit dem Mosaikglasfenster dahinter, die barocke Kanzel und die 13 m hohe astronomische Uhr von 1470 mit Kalendarium und Himmelsscheibe. Da gerade Gottesdienst war, konnten wir diese Uhr leider nicht näher betrachten. Im Fussboden der Kirche befinden sich über 100 Grabplatten.
Die Turmspitze ist 78 m hoch. Eine besonder Herausforderung ist der Aufstieg auf die Turmspitze. Um die 402 (!) Treppenstufen zu bewältigen, sollte man schon einigermassen fit sein...
Aber der Ausblick in alle Himmelsrichtungen lohnt sich. Und noch etwas, es sind nicht allzu viele Leute auf der Plattform - die vielen engen und steilen Stufen sind vielleicht doch ein gewisses Hindernis...
Die barocke Königliche Kapelle direkt anliegend an die Marienkiche wurde von 1678-1681 erbaut. Diese Kapelle diente den katholischen Gläubigen, da die Marienkirche den Protestanten gehörte.
Die 1350 vom Deutschen Orden erbaute Grosse Mühle (Wielki Mlyn) war im Mittelalter der grösste erhaltene mittelalterliche Gewerbebetrieb in Europa. Im Mittelalter wurden bis zu 700 to Getreide mit 18 Mühlrädern pro Tag gemahlen. Das Gebäude wurde renoviert, aber das mit 60 Läden angepriesene Einkaufszentrum enttäuschte uns. Es gab nur ein paar kleine Geschäfte und noch viele Läden waren noch leer......
Gegenüber der Grossen Mühle befindet sich eines der ältesten Gotteshäuser von Danzig - die Katharinenkirche mit dem 76 m hohen Turm, die heutige Form stammt aus dem 13. Jahrhundert. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach vergrössert und umgebaut. In der Kirche befindet sich das Grab des bekannten polnischen Astronomen Johannes Hevelius. Berühmt ist das Glockenspiel mit 37 Glocken, eingeschmolzen im 2. Weltkrieg, aber mittlerweile durch Spenden wieder in alter Pracht vorhanden.
Einen Markt aufzusuchen ist für mich immer ein Erlebnis. In Danzig kamen wir eher per Zufall an der Markthalle (Hala Targowa) vorbei, die Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde.
Neben der Markthalle befindet sich der Jacek-Turm aus dem 15. Jahrhundert. Der achteckige Wehrturm war ein Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
In der Halle dominierten vor allem die Stände mit den typisch polnischen Wurstwaren. Ausserhalb der Halle waren die Stände mit Obst, Gemüse und vielen Beeren.
Die Nikolaikirche des Dominikanerordens aus dem 12. Jahrhundert ist das älteste Gotteshaus von Danzig. Die jetzige Fassade stammt aus dem 14. Jahrhundert. Wie ein Wunder wurde diese Kirche im 2. Weltkrieg nicht zerstört.
Das Hohe Tor auf dem Königsweg - der Name entstand durch die Besuche der polnischen Könige in Danzig - wurde als Teil der Stadtbefestigung im Jahre 1588 erbaut.
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 20.09.2015 |
Polen