Lanzarote - Insel im Atlantik zwischen Mythen und Mythos

Reisezeit: Dezember 2005  |  von Martina Schwesinger

Montanas del Fuego - die Feuerberge: Parque National de Timanfaya

Das Centro Visitantes Mancha Blanca - wunderschön in die Natur eingepasst (ein Teil des Baus liegt unter der Erde) fällt kaum ins Auge. Wieder einmal ist Manriques Handschrift zu spüren. Man muss direkt aufpassen, dass man nicht vorbeifährt.
Hier kann der Besucher per Tafeln und Audiovision sehr eindrucksvoll die Entstehung Lanzarotes und seiner Vulkanlandschaften nacherleben.
Anschließend werden geführte Wanderungen angeboten für diejenigen, die gut zu Fuß sind. Die anderen - auch wir - fahren per Auto etwa 4 km bis zum Zentrum. Schon diese Strecke ist Faszination pur.

Am 1. September 1730 brach in den Abendstunden unerwartet die Erde auf und ein riesiger Berg, aus dem gigantische Flammen schossen, schob sich empor. Das war der Beginn einer 6 Jahre anhaltenden Eruption, die drei Viertel der Insel mit einer dicken Lavaschicht bedeckte.
Es ist unfassbar, wenn man sich vorstellt, dass über 20 Dörfer und Bauernhöfe mit ihren fruchtbaren Feldern und Äckern einfach verschwunden waren. Darunter befand sich auch das Dorf Timanfaya, dessen Name der höchste Vulkan dieser Gegend(510m) und der Nationalpark erhielten.
1824 fand die letzte Eruption statt, insgesamt waren 32 neue Krater entstanden.

1974 wurde dieses 51 km² umfassende Gebiet zum Nationalpark erklärt. Das Zentrum kann nur mit Bussen besichtigt werden. Die Vulkanroute - 14 km lang - wurde vom lanzarotenischen Künstler Jesús Soto konzipiert und zeigt einzigartige Vulkanformationen. Mittels Tonanlage erzählen recht gute Tonbandaufnahmen von diesen geologisch gewaltigen Ereignissen. Sie basieren auf die Aussagen eines Augenzeugen, des Pfarrers von Yaiza, Andrés Lorenzo Curbelo.

Leider macht der Bus zwar einige Fotostopps, aber Aussteigen ist nicht erlaubt...

- Mantó de la Virgin – der Mantel der Jungfrau (diese Ausformung wird auch als Hornito-Öfchen bezeichnet)-

- Mantó de la Virgin – der Mantel der Jungfrau (diese Ausformung wird auch als Hornito-Öfchen bezeichnet)-

Kurz darauf fahren wir in eine Lavagrotte. Die hohen schroffen, bizarr verformten Wände scheinen den Bus förmlich zusammenzupressen. Keine 2 cm entfernte Lavagedärme möchten durch die Busscheibe platzen - es ist unheimlich und beklemmend. Brodelt es noch hier unter dem Teer? Es schnürt einem die Luft ab!

- Im Barranco del Fuego -

- Im Barranco del Fuego -

Erst 250 Jahre nach dem Ausbruch gelang es den ersten Lebewesen, sich hier anzusiedeln: - Flechten - über 100 verschiedene Arten konnten sich bisher entwickeln.

Kurz danach stoppt der Bus im Tal der Stille. Aussteigen nicht erlaubt, aber selbst im Bus befällt uns ein Gefühl totaler Verlassenheit. Wie mag es erst im Freien sein?

- Valle de la Tranquilidad – Tal der Stille -

- Valle de la Tranquilidad – Tal der Stille -

Nach 45 Minuten eindruckvollster Landschaft erreichen wir den Islote del Hilario.

Einer alten Geschichte zufolge lebte hier ein Eremit namens Hilario 50 Jahre mit seinem Dromedar. Er soll einen Feigenbaum gepflanzt haben, der jedoch nie Früchte trug.

1970 entstand nach Manriques Entwürfen nicht nur das Restaurant El Diablo (eine kreisförmige Anlage mit einem in den Berg hinein gearbeiteten Grill, der die Hitze des Bergs nutzt), sondern auch ein Zentrum für Kunst, Kultur und Tourismus.
Auf der untersten Terrasse können die Besucher erleben, welch hohe Temperatur unter ihren Füßen vorherrscht. 400°C in 6m Tiefe - das übersteigt jegliche Vorstellungskraft!

Etwa alle 10 Minuten wirft ein Angestellter einen getrockneten Zweig in ein tiefes Loch und wenig später schießt ein riesiger Feuerball empor.
Weiter oben wird ein Eimer kaltes Wasser in ein enges Rohr gefüllt. Nach wenigen Sekunden zischt kochendes Wasser mit lautem Knall als Wasserdampffontäne in die Höhe.
Wenn ich an diesen heißen Kessel unter meinen Füßen denke, wird mir heute noch ganz anders - schon in 10 cm Tiefe 140°C - welche eine Fußbodenheizung

Einzig schade, dass für diese Tour keine offenen Busse eingesetzt werden.

Noch ein letzter Blick ...

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Lanzarote, nach dem italienischen Seefahrer Lancelloto Malocello (1312) benannt, ist die eigentümlichste und überraschendste der Kanarischen Inseln. Über 100 Vulkane und 300 Krater prägen das Landschaftsbild. Sie wird aber auch gerne als mystische Insel bezeichnet.
Details:
Aufbruch: 04.12.2005
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 18.12.2005
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Martina Schwesinger berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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