Südamerika
Sucre 1.Tag
Bei der Ankunft auf dem Busbahnhof überraschen mich 2 Dinge: 1. Er ist menschenleer und still, nur wir Ankömmlinge, nichts zu sehen von den befürchteten Schleppern, und 2. ein großes beleuchtetes Schild, das auf die Meetings genannten Treffen der Alcoholicos Anonimos hinweist. Bemerkenswert!
Vor dem Gebäude ein gutes dutzend gesitteter Taxifahrer, niemand drängelt, alle wirken vertrauenswürdig. Damit habe ich nicht gerechnet.
Und so fahre ich, für 10 Bolivianos, früh um 5h durch menschen-und Autofreie Straßen. Ich kann es kaum glauben: die Hauptstadt Boliviens ist nachts wie ausgestorben, aber angehm. Die schlafen halt.
Der Fahrer bringt mich in wenigen Minuten zu meinem Non Profit Hotel "Casa Treveris", das natürlich verschlossen ist. Ich klingle auf Empfehlung des Taxifahres verschämt..es erscheint, verschlafen, eine junge Frau. Mann, bin ich erleichtert. Ich bin so fertig von der nächtlichen Busfahrt und nehme happy Quartier.
Nach 2 Stunden Schlaf ein erster Gang durch die sauberen Straßen hinauf zum Café Gourmet Mirador, von wo aus man einen sagenhaften Blick ins Rund hat. Ein freundlicher Boliviano bietet mir an, mit mir auf den Hausberg zu wandern. Ich lehne dankend ab, aber nichts deutet auf Hussle hin..die sind einfach nur hilfsbereit und freundlich. Auch DAS hatte ich nicht erwartet.
Randnotiz: ich bin jetzt ne knappe Woche in Südamerika, Lima, Santa Cruz und jetzt Sucre, aber noch nicht EINMAL bin ich blöde angemacht oder gar bedrängt worden. Auch das überrascht mich, und nimmt mich für die Menschen ein.
Na ja, und Bolivien? Eine echte Traveller-Perle.
Vom Café schlendere ich hinab ins Centrum, 15min später sitze ich am Plaza de 25. de Mayo und lasse mir einen Orangensaft pressen. 0 3l für 7Bo, knapp 1€. Tauben werden gefüttert, die Leute sitzen auf gepflegten Bänken, flanieren..einfach schön. Die Casa de Libertad..ein Schmückstück. Ich laufe wenige Schritte zum Mercado Central, decke mich mit Obst ein, esse eine Chorizo im lebhaften Getümmel..lecker, Leute!
Spät am nachmittag wandere ich dann nochmal hoch zum "Gourmet", das jetzt geöffnet ist, verzichte aber einzukehren..nur Traveller, die wie ich im Lonely Planet davon gelesen haben, sonst niemals hierher gefunden hätten und bereit sind, für einen Café Latte 20Bo hinzulegen. Ich nicht. Ich reise stets mit etwas Nescafé, über den ich seit meinen Indien-Aufenthalten auch nicht mehr überheblich die Nase rümpfe. Wer sich dort mal n Café bestellt hat, weiß den dann überaus köstlichen Geschmacks der modernen europäischen Kaffeeindustrie wohl zu schätzen.
Ich laufe also auf eigene Faust den beschwerlichen Weg zum Monument auf dem Hausberg, teils auf Natursteinpflasterstraße, teils, abkürzend, einen wohl uralten Pilgerpfad mit steilen Natursteinstufen.
Ich merke die Höhe. 3200-3300m dürfte es oben haben. Grandioser Blick. Rampe, von der sich Mountainbiker halsbrecherisch in die Tiefe stürzen.
Pilgerer, Hobbysportler, Liebespaare kreuzen vereinzelt meinen Weg. Ich latsche entspannt zurück, halte nochmal auf ne Kippe an den Alkaden beim "Gourmet" und laufe zum Hostal zurück. Ich bin müde aber beeindruckt ob der aufgeräumten, entspannten Atmo, aber auch des schönen Wetters und angenehmer Temperaturen. Max 25, abends 12.
Mir fehlt etwas die Landschaft, und ich bereue immer noch den unterlassenen Zwischenstop in Samaipata, aber das war mal wenigstens 2 Stündchen außerurban. Das muss noch mehr werden. Aber zunächst einmal bin ich hier in Sucre, und dann wartet LA PAZ...
Im "Treveris" lerne ich ein Bolivianerin kennen. Wir quatschen auf englisch, und plötzlich stellt sich heraus, daß sie Spanisch-Lehrerin in Stuttgart ist. Die Welt ist klein
Wir beschließen, gemeinsam zu Abend zu essen, entern ein klassisches Touri-Resto und nach dem Studium der Karte und der Preise lotse ich sie in den noch geöffneten Mercado Central, wo im Oberdeck Mama's klassische bolivianische Hausfrauenkost zu zivilen Preisen offerieren. Eine SEHR GUTE Entscheidung. Wir plaudern mit einem bolivianischen indigenen Bauernpaar, sie kann dolmetschen, da sie selbst halb-indigen ist und das ist bereichernd und angenehm. Sie nimmt Hühnersuppe und ich scharfes Huhn mit Reis.
Wir laufen zurück durch, noch, lebhafte Straßen und ein erster fetter Tag endet, ich falle halbtot und sehr zufrieden in meine Falle. Da stört es wenig, daß die Matraze, ich sag mal, semi ist
Aufbruch: | 04.03.2023 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 02.04.2023 |