Maasromanik in Belgien und den Niederlanden

Reisezeit: Juni 2004  |  von Herbert S.

1.Exkursion - rund um Lüttich (Liège): Ocquier

Die Pfarrkirche St. Remaklus im kleinen Ort Ocquier (Prov. Lüttich) - nur wenige Kilometer westlich von Tohogne - ist vermutlich eine Gründung der Abtei Stablo, deren Besitz in Ocquier seit 958/9 bezeugt ist; seit Mitte des 12. Jh. vermutlich Stabloer Propstei.

St. Remaklus in Ocquier

St. Remaklus in Ocquier

Aushang in der Kirche - Ergebnisse der Ausgrabungen

Aushang in der Kirche - Ergebnisse der Ausgrabungen

Baugeschichte.
Die von Mertens durchgeführten Grabungen ergaben zwei Vorgängerkirchen.
Die erste wurde wahrscheinlich im 9. Jh., über älteren Gräbern errichtet. Die einschiffige Kirche war rund 5 m breit mit ebenso weiter, halbrunder Apsis. Von ihr sind nur Grundmauern erhalten (1952 ergraben), jedoch ohne den westlichen Abschluß.
Die zweite Kirche, die man identifizieren konnte war dreischiffig eingezogenem quadratischen Chor und ebensolchem Turm. Sie stammt vermutlich aus der 2. Hälfte des 10. Jhs. oder 11. Jh. Die Grundfläche des Langhauses bildet ein Quadrat. Es sind nur Fundamente erhalten. Die Achse ist gegen die heutige leicht nach Norden verschoben.

Die heutige Kirche ist eine flachgedeckte Pfeilerbasilika mit Westturm, Chorgeviert und Apsis, sowie Nebenapsiden. Ihre Entstehtung war um 1100. 1952/53 wurde sie gründlich instandgesetzt. Dabei wurden die späteren Veränderungen zum Teil wieder beseitigt.

Der niedrige Westturm besteht zum Teil aus großen, jedoch nicht regelmäßigen Quadern, ohne Gliederung. 1804 wurde das Äußere umgestaltet und noch später eine Westpforte angelegt.
Die Langhausseitenschiffe bestehen aus unregelmäßigem Kleinquaderwerk. Die Fenster wurden in der romanischen Form erneuert.

Am Chorhaus sind ebenfalls Lisenen und ein Rundbogenfries; der Ostgiebel wurde in Fachwerk erneuert. Die Apsis des südlichen Seitenschiffs war durch Sakristeianbau zerstört und ist wiederaufgebaut.

Das Langhaus besteht aus fünf Achsen, die schlanken runden Scheidbögen stehen jetzt auf spätgotischen Rundpfeilern, wie sie gegen Mitte des 16. Jh. vielfach in der Gegend an die Stelle der romanischen Vierkantpfeiler traten.
Da der Fußboden aufgehöht wurde, stehen die Stümpfe der Säulen 40 cm unter dem heutigen Fußboden.

Die Obergadenfenster sind schlank mit tief herabgezogenen Sohlbankschrägen. Zwischen ihnen befinden sich Reste gemalter Fugen, 13. Jh., und späterer Wandmalerei.

Der Chor ist um drei Stufen erhöht, der Bogen zum Mittelschiff etwas niedriger als dieses.

© Herbert S., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im Rahmen eines Hochschulseminars führten vier Exkursionen zu kleinen und großen romanischen Kirchen, die alle ihre Besonderheiten gegenüber herkömmlichen Bauten der Romanik zeigten. Ausgangspunkt für die Tagesexkusionen war jeweils Aachen als Hochschulstandort
Details:
Aufbruch: Juni 2004
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Juni 2004
Reiseziele: Belgien
Niederlande
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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