Maasromanik in Belgien und den Niederlanden
1.Exkursion - rund um Lüttich (Liège): romanische Kirchen in Lüttich
St. Denis
Die im Jahre 987 unter Notger von den drei Brüdern Jean, Godescalc und Nithard, dem Domherr von Saint-Lambert, gegründete Dionysiuskirche war bis zur Franz. Revolution eine Stiftskirche. Sie wurde von einer grossen Priesterschaft geleitet, dessen Mitglieder in den den Kreuzgängen zugewandten Gebäuden unterbracht waren. Die Kreuzgänge am heutigen Place Saint-Denis sind nicht mehr erhalten.
Erläuterungen vor der Kirche Saint-Denis
Die Vieleckapsis überragt das Hauptschiff
Vieleckapsis
Das Bauwerk ist gegen Osten gerichtet. Die Vieleckapsis ist eine bemerkenswerte Konstruktion aus dem ausgehenden 14.Jh. aus lothringischem Stein. Sie wird durch hohe Fenster erhellt und ragt weit über das Hauptschiff aus Kohlensandstein hinaus, dessen hohe Dachtraufen gekrönte Seitenmauer von Fenstern durchbrochen sind, die sich in den Verstärkungsbögen befinden.
Westbau - dreiteilig
Der hohe dreiteilige Westbau wurde erst gegen Mitte des 12. Jhs. mit etwas nach Norden abweichender Achse angefügt. Das ungegliederte fast quadratische Mittelstück mit drei Geschossen überragt den First des Langhausdachs, begleitet von zwei schmäleren zurückgesetzten Flankentürmen gleicher Höhe. Der hölzerne Turmaufsatz des zunächst unvollendet gebliebenen Mittelteils ersetzte wohl wenig später den aus Stein geplanten.
Das Bruchsteinwerk aus Kohlensandstein, an Bögen und Kanten quaderhaft behauen, wurde im frühen 19. Jh. an der oberen Hälfte großenteils mit Backstein ausgeflickt, wobei man auch das einstige Kreisfenster durch ein kleineres rechteckiges ersetzte. Außerdem ist als einzige Gliederungsform im Südturm oben eine gekuppelte Doppelöffnung erhaltene schlanke Zwischensäule mit Eckblattbasis, Würfelknauf und gekehltem Kämpfer.
Ansonsten ist der Kirchenbau ein Stilkonglomerat - auch die Inneneinrichtung zeigt Elemente aus Rokoko, Renaissance, Gotik und Romanik.
Blick vom Hauptschiff nach Westen in den Unterbau des Westbaus - Orgelgehäuse mit reicher Reanissancedekoration (1589)
Blick vom Hauptschiff nach Osten in die Vieleckapsis - Hochaltar (1747) aus Marmor und vergoldetem Holz
St. Jacques gilt als schönstes Lütticher Gotteshaus. Die Kirche wurde 1015 gegründet und 1030 geweiht. Ihren Namen trägt sie nach Jakob von Compostela. 1056 erhielt sie die Gebeine dieses Heiligen.
Südansicht der gesamten Kirche - links der massive romanische Westbau
Der älteste Teil der heutigen Kirche ist der romanische, 1168 geweihte Westbau. Er liegt wie bei St-Barthelemy (s.u.)gleich einem Riegel vor dem Langhaus. Von seinem mächtigen Drei-Türme-Abschluß blieb nur der kleine mittlere erhalten, den man überdies erst später einfügte. Die Kanten seines Oktogons werden durch Säulen akzentuiert, ihnen sitzen flache Giebel auf.
Westbau von Norden gesehen
Von seinem mächtigen Drei-Türme-Abschluß blieb nur der kleine mittlere erhalten, den man überdies erst später einfügte. Die Kanten seines Oktogons werden durch Säulen akzentuiert, ihnen sitzen flache Giebel auf. Kann man die architektonischen Zierformen hier noch recht gut ausmachen, so muß man die Gliederung des kastenförmigen Unterteils großenteils erraten - es wirkt mit seinen Backsteinflicken wenig ansprechend
Portal auf der Südseite des Westbaus
Kirche der Benediktinerabtei, die 1015 von Bischof Balderich II gegründet wurde; Stiftskirche im Jahre 1785 und Pfarrkirche seit 1803. Übriggebtieben von der romanischen Kirche sind ausschliefslich der in der gotischen Kirche aufgenommene Westbau aus Kohlensandstein (um 1170) und die Reste der unter der Vierung gelegenen Krypta (1016). Vom Narthex aus Kohlensandstein wurden im 16.)h. zwei sich auf beiden Seiten eines oktogonalen romanischen Glockenturms befindlichen Seitentürme entfernt und durch ein Ziegelmauerwerk ersetzt. Spitzbogiges spatgotisches Schiff (1514-1538) des Architekten Arnold van Muiken. An der Vierung befindet sich ein von einer Sonne überwólbter zwiebelfórmiger Campanile (1635). Der Ostchor wurde in 2 Phasen errichtet: 1417 Bau bis zu den Fensterschwellen; zwischen 1514 und 1538 Ende der Arbeiten im spitzbogigen Stil. Chor und Apsis sind von fünf halbkreisförmigen Apsiskapellen, der Sakristei und der Schatzkammer umgeben. Die im 19.)h. restaurierte Südfassade warfrüherteilweise hinterdem Kreuzgang und den Klostergebauden mit neu-romanischem Portal (19.) h.) verborgen.
Auf der Nordseite befindet sich das Renaissance-Portal italienischen Einflusses (1558-1568) nach einem Projekt von Lambert Lombard. Wappen von Abt Herman Rave, Papst Paul IV, Kaiser Ferdinand I, Fürstbischof Robert de Berghes und ]ahreszahl von 1558. Basreliëf mit dem Traum von ]akob. In der Portalhalle befindet sich eine Krönung derjungfrau Maria (um 1400). Üppige Innendekoration, Skulpturen von Del Cour (Ende 17.)h.), Orgelgehause (1602) und bemerkenswerte Kirchenfenster. Außsergewöhnliches Gewölbe mit mehr als 150 Schlusssteinen im Hauptschiff.
Im Inneren des Hauptschiffes überwiegen die gotischen Elemente
Die (kath.) Pfarrkirche Saint Jean l'Evangéliste wurde als Stiftskirche von Bischof Notker gegründet und nach dem Vorbild des Aachener Münsters als Zentralbau zwischen 977 und 997 errichtet. 1008 wurde der Stifter hier bestattet.
der interessante Westbau mit zwei flankierenden Türmen war leider (fast) komplett eingerüstet und abgehängt
Für das hier behandelte Thema ist insbesondere der dreitürmige romanische Westbau interessant, der leicht aus der Achse verschoben ist und wohl im 11. Jh. erbaut wurde.
Eräuterungstafel an der Kirche
Teil des Kreuzganges
Die Obergeschosse wurden um 1200 erneuert, gleichzeitig auch der Chor erweitert und nochmals im 14. Jh. ein kleiner Kreuzgang westlich in der Achse vorgelagert.
Für einen Gesamteindruck mag bis zu einer erneuten Aufnahme ohne Gerüste ein Modell herhalten
In der heutigen Form ist die Kirche spätgotisch und barock, 1754 ein barocker Neubau der Kirche erfolgte, wobei Umfang, Grundriß und die Raumverhältnisse in den Hauptzügen beibehalten wurden.
Vom Altbau wurde aber nur die Turmgruppe bestehen gelassen.
Am Nordrand der Stadt - maasabwärts - liegt die ehem. Stiftskirche Saint Barthélemy (heute Pfarrkirche)
Leider war auch hier der Westbau und große Teile der Kirche eingerüstet - neue Bilder werden nach vollendeter Restaurierung eingestellt
im Dezember 2006 ist es soweit: Die Gerüste sind verschwunden und die Kirche 'erstrahlt' in ihrer ursprünglichen Aufmachung - mir gefiel sie vorher besser!
Der westliche Abschluß zeigte erschreckend deutlich, wie sehr die Außenmauern im ältesten Industrierevier Europas der Luftverschmutzung ausgesetzt sind. Daher wird die Kirche zur Zeit einer umfassenden Restaurierung unterzogen.
Dann wird seine Westchorhalle wieder eine durch Lisenen und Rundbögen klar gegliederte Fassade auszeichnen. Ob das klassizistische Portal von 1782 dabei erhalten bleibt, ist wohl noch offen, das seit seiner Gestaltung einen bizarren Gegenakzent zur Geschlossenheit der Westfasade bildete.
Vielleicht erhält dann gleichfalls das mittlere Geschoß seine ursprüngliche Form wieder zurück, also auch jene abgestuften, von Säulen getragenen Arkaden, welche einst die später vermauerten Fenster rahmten.
Im Langhaus erinnert zwar die basilikale Raumform an den romanischen Bau, aber Gewölbe und Stuckgliederung verändern dessen Charakter völlig. Fraglich ist, ob der im 18. Jh. auffällige Stützenwechsel auf die ursprüngliche Anordnung zurückgeht.
Die Abfolge (Säule, Pfeiler, zwei Säulen, Pfeiler, Säule - also ein Drillingsbogen zwischen zwei Bogenpaaren) ist aber auch in der romanischen Baukunst einzigartig
Die Wandung des 60 Zentimeter hohen, zylindrischen Gefäßes ziert eine Relieffolge, die seinen Ruhm begründet
Besichtigen läßt sich z.Zt. weiterhin das bronzene Taufbecken von Reiner von Huy; es gilt als das überragende Meisterwerk maasländischer Gußkunst im Mittelalter. es wurde etwa 1115 für Notre-Dame-aux-Fonts geschaffen, fand nach deren Zerstörung anfangs des 19. Jh. dann hier seinen Platz.
Aufbruch: | Juni 2004 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | Juni 2004 |
Niederlande