Indien in der Regenzeit
Mumbai 4. September - Reise in den Sueden
Heute haben C. und ich wieder einen Tag in Mumbai verbracht. Wir suchten die Crossroads auf, eine indische Mall der Upperclass Mumbais. Die funktionale Architektur dieses Gebaeudes war mir sehr viel mehr sympathischer als die Malls, die ich aus Deutschland oder den USA kenne. Der Eingang ist wie eine riesige Torpforte oder Empfangsbereich eines Hotels gestaltet, woraufhin man dann die Eingangshalle betritte, in der sich verschiedene Entertainmentangebote abwechseln. Das Programm ist sehr gemischt und reicht von Musikbands bis Kinderspiele. Zur rechten erhebt sich die unterste Ebene, in der Geschaefte in einem Quadrat um die Rolltreppe angelegt sind. um die Mitte der Rolltreppe selbst sind auch kleine Boutiqen. Der Boden ist wie die Waende von schwarzen Marmor bedeckt. Zum Teil sind die Laeden durch schraege Pfeiler abgegrenzt, die an der Deckenkannte abschliessen. In den vielen Boutiqen der vier Stockwerkquadrate wird Schmuck verkauft, laden Herrenaustatter zum Kauf ein, Bennton fuer Kinder gibt es wie auch viele Geschaefte fuer Frauenbekleidung. Natuerlich gibt es noch viel mehr Laeden wie Parfumerien, Hightechelectronicfachgeschaefte und V.I.P. Kofferlaeden. Alles ist sehr chic und am aktuellen Globaldesign orientiert. Die Mode ist zur Zeit vom Bootcut-Schlag der 70er Jahre dominiert.
Neben der Upperclassmall findet sich eine um ein vielfaches Lowerclassmall, in deren verwinkelten Gaengen sich die Menschenklassen tummeln und sich ehr in H&M Laeden als Marc&Spencer Geschaefte draengeln.
Dieser Einkaufsbereich endet an einer Strasse, an deren rechter Ecke sich ein kleiner Tempel befindet und in die Chawpattibeach muendet. Dieser Sandstreifen der Mumbaibay ist ein beliebter Ausflugsort vieler Inder. Am rechten Ende halten sich die Dalits ("Unberuehrbaren") auf, zu erkennen an ihren schmutzigen Leibern und KLeidern und daran, dass sie keine Schuhe tragen. Welcher Tourist hier laenger stehen bleibt, um ein Foto der Bucht und Teile der Skyline Mumbais @ night zu machen wird dann mit den bettelnden Kindern konfrontiert, was an sich schon unangenehm ist. Sie werden aber auch in sanfter Weise handgreiflich und tippen einen mit ihren dreckigen Haenden an und sagen: "hello Mister, hello Sir please five Rupies". Noch unangenehmer wird diese Situation, da sich an diesem Ende der Beach das oeffentliche Kloflaeche openairkackplatz befindet. Die indischen Hygienezustaende sind katastrophal. Ueberall kann man bei Gelegenheit Menschen beobachten wie sie sich an den Strassenrand hocken und ihre Notdurft verrichten.
Als ich in Mahad einen Huegel erkletterte folgte ich zunaechst einem Flusslauf, der einem Wasserfall entsprang. Die Idylle wurde aber durch einen Inder gestoert, der unter dem Wasserfall im Wasser hockte und obengschildertes tat. Ueber dem Wasserfall aber war eine alte kluge Frau die dort oben ihre Waesche wusch und sie auf den Steinen zum Trocknen auslegte. Aus welchem von den Menschen verunreinigte Dorf aber aber letztlich der Fluss kam, weiss ich nicht. Auch in den grosseren Flussen, die das Land durchfliessen, baden die Menschen und waschen sich. Kinder Frauen, alte Menschen. Und die Gewaesser wuerde ich durch Faekalien, Industrie- und Landwirtschaftsabwaesser, durch Muell verseuchtes Grundwasser (ueberall wird der Muell achtlos weggeschmissen - aus dem Zugfenster, auf die Strasse, in das Restaurant, einfach an jedem Platz an dem Muell entsteht, der Horror fuer einen an Sauberkeit und Ordfentlichkeit gewoehnten Deutschen oder idealistissche Umweltaktivisten) als hochgradig verseucht einschaetzen. Und ein sehr Prozentsatz der indischen Bevoelkerung ist auch mit Hepatitis A infiziert, nicht zuletzt dadurch, dass mit Faekalien und solchem Wasser die Fruechte der Erde, das gemuese geduengt wird.
In der Chawpattibeach wuerde ich nicht schwimmen gehen und es auch niemanden raten, dem seine Gesundheit lieb ist. Zumal der Verschutzungsgrad durch den regen Schiffverkehr erheblich hoeher ist.
Auf der vorgestrigen Hafenrundfahrt habe ich den einzigen indischen Flugzeugtraeger gesehen. Diese Art von Schiffe sind gewaltig gross. Nicht weit entfernt lagen auch zwei deutsche Fregatten(?) am Kai. Ich habe mir sagen lassen, dass sie, wie auch viele andere Schiffe der Marine verschiedener Nationen, jaehrlich dem Hafen anlaufen, um Nahrungsmittel, Treibstoff, usw. aufzunehmen. Gestern muss der letzte Tag fuer die Deutschen Matrosen gewesen sein in kleinen Grueppchen liefen sie leicht zu erkennen durch Mumbai, vor Allem Nachts in Colaba, um sich wahtscheinlich vollaufen zu lassen und mit dem Sold dem einsamen Seemannsdasein ein wenig Abwechslung zu verschaffen.
Alle bettelnde Menschen habe ich bisher ignoriert, was sehr unchristlich ist. Doch werde ich mein soziales Gewissen erleichtern und vor meiner Abreise ein wenig Geld einer christlichen, muslimischen oder "hinduistischen" Gemeinde spenden, die das Geld effektiver, den Armen Menschen zukommen lassen kann.
Morgen werden C. und ich abreisen. Unser eigentliches vorhaben ueber Hyderabad nach Orissa im Nordwesten Indiens zu fahren mussten wir leider aufgrund der langen Reisedauer (drei Tage mit dem Zug) aufgeben. So haben wir beschlossen Morgen FRUEH gen Sueden an der Kueste nach Kerala zu fahren und uns vort unserem anstrenden Workcamp (ca. 5000km in 21 Tagen) noch an den idylischen Palmenstraenden zu erholen.
Wir haben ein Handy und sind zwischen 6:00 und 9:30 pm GTZ erreichbar. Wenn uns jemand anrufen moechte, moege diejenige Person mir bitte mailen, so dass ich die Telefonnummer mitteilen kann.
Ein Ueberraschungsanruf von Irgendjemanden waere sicher sicher eine unterhaltsame Abwechslung.
Aufbruch: | 17.08.2004 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 13.10.2004 |