Eine Reise über das Dach der Welt

Reisezeit: August / September 1998  |  von Adriena Greening-Scheuring

Shigatse - Lhasa

5.9.98

Am Morgen brechen wir pünktlich nach dem Frühstück auf in Richtung Lhasa. Unser Guide unterrichtet uns darüber, dass wir über die "neue" Straße fahren (müssen), da die 'alte' Strasse über Gyantse gesperrt ist. Daher haben wir keine Möglichkeit Gyantse zu besuchen und fahren stattdessen gleich nach Lhasa. Wir fahren über unzählige Umleitungen, über kaputte Brücken, überall droht Steinschlag. Das sind immer noch die Auswirkungen der erst kürzlich beendeten Regenzeit, die für die vielen Erdrutsche verantwortlich ist. Absolutes Highlight ist das Mittagsessen auf einer Strasse wie in dem Film 'High Noon'. Wir befinden uns auf einer staubiger Strasse mitten im Himalaja, weit uns breit nichts. Plötzlich stehen rechts und links der Strasse mehrere Restaurants, dazwischen eine Sau mit zwei Ferkeln und unser Jeep. Unser Guide bestellt etwas für alle, wir dürfen in der Küche das frische Gemüse begutachten und sind damit einverstanden. Es ist mal wieder sehr lecker!

hier nehmen wir ein leckeres Mittagessen ein

hier nehmen wir ein leckeres Mittagessen ein

Marie (eine unserer beiden finnischen Reisebegleiterinnen) hat sich als absoluter Dummkopf geoutet. Sie hat bei einem Zwischenstopp Bilder vom Dalai Lama an Nomaden verteilt. Unser sonst sehr ruhiger Tour Guide ist völlig ausgeflippt. Es ist absolut (bei möglicher Höchststrafe Todesstrafe) verboten, Bilder vom Dalai Lama zu besitzen, geschweige denn zu verteilen. Es bringt Schwierigkeiten für alle Beteiligten und unbeteiligten Gruppenmitglieder. Marie hat noch weitere 10 Bilder bei sich. Nachdem Marie uns dies gebeichtet hat und ganz arglos in die Runde fragt, was sie denn nun damit machen soll, gibt Ritva ihr den Ratschlag sie zu verbrennen. Was wiederum für Marie (fast) eine Sache der Unmöglichkeit ist, da sie so ein großer Dalai Lama Fan ist. Aber die Sicherheit der Reisegruppe muss hier nun einmal vorgehen!

Marie mit Nomaden

Marie mit Nomaden

Relativ kurz vor Lhasa (nur noch 70 km) befindet sich eine in Stein gehauene riesige und bunt bemalte Buddhastatue an der Strasse, die einem als besondere Attraktion präsentiert wird. Leider haben wir nicht genau verstanden, was an der Statue so besonders ist - aber fotografiert haben wir sie sicherheitshalber. Ritva ist begeistert von der Birkenallee, die den Weg nach Lhasa säumt. Die letzten 70km bis Lhasa ist die Strasse sehr gut ausgebaut, keine Erdrutsche mehr! Diese letzten Kilometer sind wir die ganze Zeit entlang dem Fluss Yarlung Zangpo (Brahmaputra), dem heiligen Fluss gefahren.

ein Buddhabild auf dem Weg nach Lhasa

ein Buddhabild auf dem Weg nach Lhasa

Gebetsfahnen am heiligen Fluss

Gebetsfahnen am heiligen Fluss

Es ist der heilige Fluss, der auf 2.900 Kilometern durch das tibetische Hochplateau fließt, um dann nach Süden, nach Bangladesch, abzubiegen. Das Yarlung-Tal ist die Wiege der tibetischen Zivilisation.
Nach einer langen Fahrt kommen wir Abends im Lhasa Hotel (früher Holiday Inn) an. Die Zimmer sind für hiesige Verhältnisse super! Es gibt Wasser (kalt und warm) Strom, einen Föhn(!) und CNN im Fernsehen, was will man mehr?
Hier in Lhasa sind wir auf uns selbst gestellt, unser Guide ist hier zu Hause und geht verständlicherweise zu seiner Familie. Unterwegs haben wir erfahren, dass er ein kleines Baby zu Hause hat, sein erstes Kind.

Barkhor Place in Lhasa

Barkhor Place in Lhasa

Wir können es natürlich nicht mehr länger erwarten und möchten die Innenstadt sehen. Unser Hotel ist am Stadtrand, sodass wir ein Taxi nehmen und ins Zentrum, zum Barkhor fahren. Da es schon früher Abend ist, und wir die Eindrücke auf uns wirken lassen möchten, schauen wir uns nach einem netten Platz zum Sitzen um. Wir entdecken eine Roof-Top-Bar mit einem tollen Blick auf den Barkhor-Platz. Da das Lokal voll ist und die Nachfrage sehr groß, rückt man eben an den Tischen zusammen und wir machen gleich Bekanntschaft mit zwei Holländern (Vater und Sohn), die schon seit zwei Tagen in Lhasa sind. Dabei gewinnen wir aber den Eindruck, dass man keine Ahnung von Tibet hat, wenn man nur mit dem Flugzeug von Kathmandu nach Lhasa fliegt und wieder zurück. Die Fahrt übe den Himalaja ist ein absolutes MUSS, wenn man einen Eindruck von Tibet gewinnen möchte.

eine Strasse in Lhasa

eine Strasse in Lhasa

Wir beobachten das rege Treiben auf dem Barkhor Place, bis die Stände abgebaut werden. Währenddessen haben wir viele Pack-Packer-Tipps ausgetauscht und den Ausblick genossen. Zum Abendessen sind wir ins Snowland Restaurant übergesiedelt und haben Yak-Steak gegessen - delicious! Man sollte sich allerdings nicht davor scheuen das Fleisch auch mehrmals in die Küche zurückzuschicken, bis es dem eigenen Geschmack von "durch" bzw. "gar" entspricht. Sie neigen hier dazu einem das Fleisch in halbrohem Zustand zu servieren. Um 20:30h (mitten in der Nacht) fahren wir mit dem Taxi zum Lhasa Fandey (Hotel auf Chinesisch) zurück. Irgendwie genießen wir es wieder "in der Zivilisation" zu sein.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Jeep von Kathmandu nach Lhasa
Details:
Aufbruch: 28.08.1998
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 08.09.1998
Reiseziele: Nepal
Tibet
Der Autor
 
Adriena Greening-Scheuring berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Adriena sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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