Venezuela individuell April/Mai 2007

Reisezeit: April / Mai 2007  |  von Jens-Torsten Bohlke

Tag 1: Höhen und Tiefen der Anreise

ALITALIA brachte mich von 7:15 Uhr bis 9:00 Uhr früh nach Mailand, um 9:45 Uhr früh ging es weiter nach Caracas Maiquetia (10 Stunden Interkontinentalflug über den Atlantik), um 14.15 Uhr Ortszeit landete der Jet pünktlich in Maiquetia. Da ich online angekreuzt hatte, muslimisch speisen zu wollen, bekam ich 3 muslimische Mahlzeiten als wohl einziger Passagier auf dem Langstreckenflug serviert. Damit hatte ich eine Mahlzeit mehr als die anderen Passagiere! Ansonsten hatte ich bei Qatar Airways und Gulf Air und natürlich Cathay Pacific auf Langstreckenflügen schon besseres board entertainment erlebt als bei Alitalia, wobei mich aber im Grunde dieses ganze Film- und Musikgedöns da wenig reizt. Mit ihren feuchtwarmen Erfrischungstüchern haben die Asiaten und Araber den Italienern auch was voraus. Und mindestens 50% des Bordpersonals von ALITALIA macht den bekannten gestressten Eindruck europäischer Dienstleister, bei den 3 og. Fluggesellschaften auf Philippinenflügen lächelten die Stewardessen fast permanent und waren stets überaus freundlich. Aber gut, ich will nicht mosern, sondern nur mal einfach den Vergleich nicht scheuen. Bei Cathay sagt dem Passagier im Anflug auf Hongkong bereits 20 min lang, von welchen Gates die Anschlussflüge starten. Beim Anflug auf die Drehscheibe Mailand (Milan Malpensa) gibt es diesen Service nicht, ich als routinierter Flugreisender fand natürlich meinen Anschlussflug rasch dort durch Blick auf das Ticket und die Anzeigen im Flughafen. Ansonsten, preislich alles mit Flughafenaufschlag und teurer auch dort als beim Aldi, also nichts gekauft im Transit.

Super Glück hatte ich mit meinem Sitzplatz am Fenster, denn auch der andere Platz neben mir am Gang war frei. So konnte ich mein linkes Bein fast immer hochlegen und mein Bein wenigstens etwas so lagern, wie es die Ärzte von mir für die nächsten 7 Tage noch gefordert hatten.

Auf dem Flughafen Maiquetia enttäuschte mich ALITALIA dann, denn die Rückflugbestätigung ginge nur über deren Call Center, welches ich nun aus dem Urlaub anrufen soll ... grrr! So etwas erledige ich normal immer bei der Einreise noch auf dem Flughafen, damit es mich nicht später noch belastet... . Hier also einen klaren Minuspunkt an ALITALIA.

Ansonsten verlief meine Einreise professionell und zügig. Die venezolanische Imigracion (Passkontrolle) machte noch einige Schalter mehr auf, so kam ich da binnen 3 Minuten durch. Dann ging es an den zollfreien Einkaufsstellen (Rum, Süßes, Souvenirs, Textilien) vorbei, die von einer Kinderstiftung betrieben werden. Schleuderpreise waren das dort meiner Meinung nach nicht, aber so richtig konnte ich das eh noch nicht einschätzen.

Kaum war ich im öffentlichen Bereich, hing sich ein aufdringlicher Taxifahrer an mich heran. Ich hängte ihn aber ab und ging erst einmal Geldwechseln bei ITALCAMBIO, wo ich ca. 660.000 Bolivares für 250 Euros erhielt, also nicht gerade einen Traumkurs! Aber draussen auf dem Schwarzmarkt soll es ja fürchterlich riskant sein, so warnen alle Kundigen... .

Ich fragte einen Uniformierten nach dem Bus nach Caracas. Er brachte mich zu einem gutklimatisierten Minibus, der dann 30 min später abfuhr und mich binnen insgesamt 2 Stunden die 20 km nach Caracas zu einer Metrostation brachte, Preis 10.000 Bolivares. Mir fielen die Parolen auf ... "con Chavez venceremos" ("mit Chavez werden wir siegen") usw., welche aus manchem grossen Wohnblock der armen Bevölkerung einfach auf ein grosses Stück Stoff gemalt heraushängen. Mir fielen auch ca. 150 Strassenhändler auf, die diverse Snacks, Getränke, Gürtel usw. den im Stau fahrenden Kunden anboten. Diese Strassenhändler trugen alle Aufnäher mit Name und Lizenznummer. Selbst eine Friseuse bot ihre Dienste dort am Strassenrand an. Es gab auch eine Kontrolle durch Nationalgardisten, die sich stichprobenartig Autos vornahmen. Wir fuhren an tiefen Schluchten entlang. Deer Verkehr verengte sich von anfangs 3 auf zuletzt eine Fahrspur. Am eigentlichen Engpass regelte die Polizei, aus welcher Richtung der Verkehr den Engpass wie lange durchfahren konnte. Hier war Gegenverkehr nicht mehr gleichzeitig machbar. Die neue Brücke dort ist ein gigantisches Bauprojekt, hoffentlich ist sie bald fertig. Endlich erreichten wir Caracas und kamen aus dem ersten Gang mit stop and go heraus zu einer normalen Fahrgeschwindigkeit.

Für 4.500 Bolivares kaufte ich mir eine Zehnerkarte der Metro und fuhr dann zum Plaza Venezuela, wo ich es auf das Hotel ODEON abgesehen hatte, wo für 20 US-Dollar = ca. 40.000 Bolivares eine Übernachtung günstig empfohlen wird im Lonely Planet Reiseführer. Ein paar Damen aus dem Minibus lenkten mich auf die unterhaltsame Art sehr ab, irgendwann stiegen sie aus und empfahlen mir, die nächste Station auszusteigen, welches Plaza Venezuela sei ... hiess dann allerdings Bellas Artes und war leider völlig falsch ... so machte ich einen schweisstreibenden Gang durch die Kaufrauschgegend voller Geschäfte und Strassenhändler am Bellas Artes, um mich dann in eine nun im Berufsverkehr recht überfüllte Metro reinquetschen zu müssen, grrr! Zum Glück fang ich stets Rolltreppen für mich und meinen grossen Trolleykoffer, in welchen ich auch die Laptoptasche und Umhängetasche reingesteckt hatte auf dem Flughafen, um es Dieben möglichst zu erschweren, bei mir fündig zu werden. Auch fotografierte ich nicht, seit ich den Flughafen verlassen hatte, - eben wegen besagter Strassenraubgefahr.

Schliesslich erreichte ich so gegen 18 Uhr das Hotel ODEON, welches komplett ausgebucht war. Daneben bot mir ein Puff mit Stundenhotel ein Zimmer für 100.000 Bolivares an, ich lehnte ab ... und liege jetzt in einem nur Stundenhotel daneben für 130.000 Bolivares pro Nacht. Plus 10.000 Bolivares für 3 Liter Mineralwasser in 2 grossen Flaschen, denn essen muss ich heute nicht mehr, und Wasser brauche ich schon zum Zähneputzen und Trinken... . Das Hotel heisst HOTEL SUR. Das Zimmer in rot und mit Spiegeln, dazu eine Badewanne für 2, Bad mit Dusche, TV, kein Tisch, immerhin eine Steckdose (amerikanische Stecker, da habe ich einen Adapter von den Philippinen dabei), stufenbar regelbare Klimaanlage. Ich hatte keine Lust mehr, bei einsetzender Dunkelheit weiter nach einem Zimmer zu suchen und habe deswegen den Horrorpreis bezahlt. Die Visacard tat es nicht, so zahlte ich auch noch cash. Morgen finde ich aber ein günstiges Hotel für ab übermorgen dann ... !!! Schön geduscht und vor Müdigkeit kein Hungergefühl ... also TV laufen lassen, mal in den Regierungskanal reinschauen und hier meinen Bericht tippen, alles im grossen Bett, wie es sich im Stundenhotel gehört... . Ein Moskito ärgert mich dabei, und im Bett leben wohl auch noch Flöhe oder so, - dieses überteuerte Hotel Sud ist also nicht empfehlenswert, ich zahle Lehrgeld hier! Zumindest kann ich hier wohl schlafen und morgen meine Sachen sicher verschlossen belassen. Gut N8!!!

Abflug ab Brüssel 7.15 Uhr Ortszeit Richtung Mailand

Abflug ab Brüssel 7.15 Uhr Ortszeit Richtung Mailand

Ankunft in Maiquetia bei Caracas um 14.15 Uhr Ortszeit

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dieser Reisebericht enthaelt meine ersten Erfahrungen mit Venezuela, wohin ich gereist bin, um mich insbesondere ueber die politische Entwicklung unter Hugo Chavez kundig zu machen und natuerlich dieses Land ausgiebigst kennenzulernen.
Details:
Aufbruch: 26.04.2007
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 20.05.2007
Reiseziele: Venezuela
Der Autor
 
Jens-Torsten Bohlke berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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