Venezuela individuell April/Mai 2007

Reisezeit: April / Mai 2007  |  von Jens-Torsten Bohlke

Tag 11 ... wieder ein Sonntag in Caracas

Ich stehe wie immer morgens auf und frühstücke für keine 5.000 Bolivares in der Bäckerei an La Soublette gegenüber von RCTV, dem Privatsender, dessen Lizenz Ende Mai abläuft und nicht von der Regierung verlängert werden wird. Anschliessend fahre ich mit dem Minibus zur Metrostation Capitolio, wo um 10.30 Uhr das Breitband-Internetcafe noch immer geschlossen hat.

Ich fahre mit der Metro nach Pro Patria. Dort finde ich einen schönen Obst-, Gemüse- und Fischmarkt vor. Und ich telefoniere von CANTV mit meiner Mutter in Deutschland, ca. 50 Eurocent kostet die Minute umgerechnet in Bollivares. In der Metrostation filme ich den Eintritt einiger Leute in die PSUV und habe ein Gespräch mit einer kommunistischen Genossin, die da mit dabei ist und welche ich schon auf der Maidemonstration gesehen und gesprochen hatte. Sie verspricht mir, am Montag zu jenem armen Peruaner auf der Plaza de Bolivar zu gehen und ihm zu politischem Asyl, einem Bett und etwas Essen hier in Caracas zu verhelfen. Eine nette Venezolanerin flirtet etwas mit mir dort... .

Ich fahre zurück zum Capitolio und versuche, Miguel telefonisch zu erreichen. Er ist 200 km von Caracas entfernt, ich soll ihn um 16 Uhr anrufen. Ich gehe nochmals beim Internetcafe vorbei, - immer noch geschlossen, grrr! Also Mittagessen und zurück ins Hotel zur Siesta. Im Fernsehen bringen sie auf dem Regierungskanal ein Interview mit einem KP-Mitglied aus Caracas, welches sich bei der PSUV eingschrieben hat und nun alle KP-Mitglieder aufruft, es genauso zu machen. Ich halte dies mit meiner Handycam fest und brenne es auf DVD, zweimal, d.h. eine DVD-Kopie für Miguel, der das alles ja im Auto nicht verfolgen kann. Um 16 Uhr rufe ich ihn an, erzähle ihm auch von dem Peruaner. Er meint, der möge sich doch bitte im Cantaclaro melden, die Genossen helfen immer... . Miguel will mich um 18 Uhr vom Hotel abholen.

Ich fahre noch rasch per Minibus zum Capitolio und informiere Miguel davon, wer ihn da am Montag aufsuchen wird. Ich werde auch selbst am Montag vormittag bei jener Genossin im Palacio Blanco in Altamira vorbeischauen, sie hat mich ja auch dorthin eingeladen. Miguel bittet mich um 30.000 Bolivares, ich gebe ihm nichts mehr ... habe selbst nur ein limitiertes Budget. Auf dem Rückweg zum Hotel kaufe ich mir was zu essen, damit ich nicht wie ein Vielfrass bei Miguel anschliessend zuschlage.

Um 18.30 Uhr kommt Miguel, sein Auto springt nicht an, Batterie defekt. Seine Frau kommt, sie starten das Auto. Wir verbringen einige Stunden bei ihm zuhause. Er erklärt mir ausführlich, was gerade in der PCV vor sich geht, und welche 3 Mitglieder da gerade die Partei verlassen Richtung PSUV. Am Schluss spielt uns sein grosser ca. 18 Jahre alter Sohn etwas auf der Konzertgitarre vor. Ich verspreche, einige Noten zu scannen und zu mailen, aus Deutschland von meiner ebenfalls Gitarre spielenden Mutter. Schade, ich habe meine Handycam nicht dabei.

Um 23 Uhr bringt mich Miguel nach einigen Whisky-Soda wieder nach Hause, zusammen mit seiner Frau. Gut N8!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dieser Reisebericht enthaelt meine ersten Erfahrungen mit Venezuela, wohin ich gereist bin, um mich insbesondere ueber die politische Entwicklung unter Hugo Chavez kundig zu machen und natuerlich dieses Land ausgiebigst kennenzulernen.
Details:
Aufbruch: 26.04.2007
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 20.05.2007
Reiseziele: Venezuela
Der Autor
 
Jens-Torsten Bohlke berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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