WELTREISE 2007

Reisezeit: Juni - September 2007  |  von Roland Bässler

Kambodscha: Nachtrag zu Kambodscha & Phnom Penh

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Über Cambodia:

Die sehr bewegte Geschichte Kambodschas umfasst einen Zeitraum von annähernd 2000 Jahren. Sie reicht über die Funan-Ära (1. bis 6. Jahrhundert), die kulturelle und politische Blütezeit des Khmer-Reiches (9. bis 15. Jahrhundert) mit Angkor als Zentrum, die Kolonialherrschaft der Franzosen (1863-1945), das schreckliche Regime der Roten Khmer (1975-1979) bis hin zur jetzigen, noch sehr jungen Demokratie.
Zwar herrscht Friede im Land, doch hat die Bevoelkerung unter den Folgen des langen Buergerkriegs zu leiden. So sind Millionen von Landminen nach wie vor eine grosse Gefahr.
Das Land ist wenig entwickelt, die Wirtschaft deshalb im Wesentlichen agrarisch strukturiert. Mehr als 80 % der Anbaufläche sind Reisfelder. Weitere Agrarprodukte: Mais, Kautschuk, Gemüse, Zuckerpalmen, Tabak, Baumwolle und Kaffee. Mit einem jaehrlichen Pro-Kopf-Einkommen von unter 300 US-$ gehoert Kambodscha zu den aermsten Nationen der Welt. Waehrend fuer die staedtische Bevoelkerung ein extrem niedriges Lohnniveau und eine hohe Inflationsrate die groessten Probleme sind, nehmen viele Menschen in entlegenen Landesteilen wenig oder gar nicht an der Geldwirtschaft teil. Dort, wo der Reisanbau und etwas Fischfang die ueblichen Erwerbzweige sind, leben die Menschen aus der Hand in den Mund.
50 % der Bevoelkerung sind juenger als 20 Jahre. Die Analphabetenquote betraegt ueber 50%!!! Aufgrund von Armut, Krankheit und schlechten hygienischen Bedingungen besitzt Kambodscha die hoechste Saeuglingssterblichkeitsrate in ganz Suedost-Asien. 115 von 1000 Babys sterben im ersten Jahr, und beinahe jedes fuenfte Kind stirbt vor seinem fuenften Lebensjahr.

Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer hat das Land in das Steinzeitalter zurueck versetzt.

Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer:

Die Roten Khmer unter der Fuehrung von Pol Pot waren eine Guerilla, die 1975 in Kambodscha an die Macht kam und durch besondere Grausamkeit weltweite Bekanntheit erlangten. Sie selbst stellten sich als Kommunisten, zeitweise auch als Maoisten dar.

Den kommunistischen Ideen hing Pol Pot schon als junger Mann an und trat mit 18 in die KP Kambodschas ein und wenig später, als Student in Paris, in die KP Frankreichs. Seinen Vorstellungen zufolge war neben der Korruption des Lon-Nol-Regimes gerade in der Dichotomie von Stadt und Land eine der Hauptursachen für die Armut Kambodschas zu sehen. Also glaubte er, das Bauerntum stärken und alles Städtische zerstören zu müssen und machte sich mit seinen bewaffneten Gefolgsleuten sogleich daran, diese Utopie in seinem Land umzusetzen.

Die sofortige Deportation der Stadtbevölkerung auf die Reisfelder des Landes verwandelte das zuvor über 2 Millionen Einwohner zählende Phnom Penh binnen weniger Tage in eine Geisterstadt, ebenso wurden die Provinzhauptstädte entvölkert. Auf diesem "langen Marsch", der bis zu einem Monat dauerte, starben tausende Menschen (insbesondere Ältere und Kinder) aufgrund der Strapazen.

Bald war jeder Überlebende zum Arbeiter gewandelt und gezwungen, eine schwarze Einheitskleidung zu tragen, die jede Individualität beseitigen sollte. Die Sprecher der Roten Khmer verkündeten allerdings den Beginn eines neuen revolutionären Zeitalters, in dem jede Form der Unterdrückung und der Gewaltherrschaft abgeschafft sei.

In den ersten Monaten dieser revolutionären Ära verwandelte sich das Land in ein gigantisches Arbeits- und Gefangenenlager. Tagesarbeitszeiten von 12 Stunden oder mehr waren keine Seltenheit, und jeder Schritt der Arbeiter wurde so überwacht, dass fast jeder um sein Leben fürchten musste. So konnte auch, wer zu spät zur Arbeit kam, wegen des Verdachts auf Sabotage hingerichtet werden.

Geld wurde abgeschafft, Bücher wurden verbrannt, Lehrer, Händler und beinahe die gesamte intellektuelle Elite des Landes wurde ermordet, um den Agrarkommunismus, wie er Pol Pot vorschwebte, zu verwirklichen. Die beabsichtigte Verlagerung der Wirtschaftstätigkeit aufs Land bedingte deren vollständiges Erliegen, da auch Industrie- und Dienstleistungsbetriebe - Banken, Krankenhäuser, Schulen - geschlossen wurden.

Gleichzeitig wurden so genannte Massensäuberungen durchgeführt. Wer im Verdacht stand, mit Ausländern zu kollaborieren, wurde getötet. Nicht nur Pol Pot und die Roten Khmer machten Vietnamesen und andere Ausländer für die Notlage Kambodschas verantwortlich. Die Vietnamesen waren nicht nur unbeliebt, weil sie den Krieg mit nach Kambodscha getragen hatten, sondern auch weil sie - von den Franzosen zur Zeit des kolonialen Französisch-Indochina für Verwaltungsaufgaben ins Land geholt - für viele ein Symbol für die Fremdbestimmung des Landes darstellten.

Während der vierjährigen Schreckensherrschaft wurden schätzungsweise 1,7 bis 2 Millionen Menschen in Todeslagern umgebracht oder kamen bei der Zwangsarbeit auf den Reisfeldern ums Leben (bei einer Gesamtbevölkerung von etwas mehr als 7 Millionen). Im berüchtigten "Sicherheitsgefängnis 21" in Phnom Penh, überlebten 7 von insgesamt 15.000-30.000 Gefangenen. Wer dort nicht an der Folter starb, wurde auf den Killing Fields vor den Toren der Stadt umgebracht.

Quelle: https://www.umdiewelt.de/Asien/Suedostasien/Kambodscha/Reisebericht-2628/Kapitel-26.html
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Das Foltergefaengnis S-21

Als die Roten Khmer unter der Fuehrung Pol Pots 1975 die Macht ergriffen, began die schwaerzeste Stunde in der Geschichte Kambodschas. Fast alle gebildeten Einwohner des Landes wurden umgebracht. "Gebildet" waren auch Menschen die eine Brille trugen oder ein wenig lesen und schreiben gelernt hatten.
Fuer die geistige "Elite" wurde das Foltergefaengis S-21, auch Toul Sleng genannt, geschaffen. Toul Sleng war vor der Schreckensherrschaft der Roten Khmer eine Schule. In der Zeit des Pol Pot Regimes wurde es neben den sogenannten Killing Fields zum Inbegriff des Schreckens! Etwa 20.000 Menschen, meist Aerzte, Lehrer, Angestellte des oeffentlichen Dienstes, gebildete Kambodschaner, aber auch Babys und Kinder wurden hier gefangen gehalten, gefoltert und anschliessend auf bestialische Weise umgebracht.

Heute befindet sich auf dem Gelaende und hinter den Mauern das Genozidmuseum. Es ueberkommt einen ein erdrueckendes, beklemmendes Gefuehl wenn man die ehemaligen Klassenraeume betritt, die in der Zeit des Terrorregimes zu Folterkammern und Zellen umgebaut wurden.
Man sieht Bilder von Taetern und Opfern, Fotos von grausam Ermordeten und Folterinstrumente die "Gestaendnisse" aus den Menschen erzwangen. Von den Insassen des Gefaengnisses ueberlebten zwischen 1975 und 1979 nur 7 diese Hoelle. Circa 20.000 fanden im S-21 den Tod!

Nachdem die Welt zusah, griff Vietnam ein und befreite Kambodscha im Jahre 1979. Zu diesem Zeitpunkt waren etwa 2 Millionen Menschen Pol Pot und seinen Schergen zum Opfer gefallen, andere Schaetzungen besagen das es sogar 3 Mio. Menschen waren.

Besonders erschreckend war auch das Verhalten der internationalen Staatengemeinschaft, die angefuehrt von der "westlich zivilisierten" Welt, Pol Pot, seiner Fuehrerelite und anderen Anhaengern in Thailand Exil gewaehrten. Unterstuetzt wurde eine "politische Opposition" gegen die Vietnamesische (Uebergangs-) Regierung.
Die Roten Khmer, die jetzt in Thailand Zuflucht fanden, wurden von den USA, Grossbritannien und Thailand ausgebildet, mit Geld, Waffen und Lebensmittel versorgt um gegen die Vietnamesen anzukaempfen. Der Westen machte sich auf grausame Weise laecherlich.

Pol Pot, der eine Art "Ultrakommunismus", eine neue Art Mensch auf so unmenschliche, brutale Art und Weise erschaffen wollte, wurde unterstuetzt und die "boesen" kommunistischen Vietnamesen sollten bekaempft werden.
Ein Voelkermord im Namen des Kommunismus konnte von der westlichen Welt gerade noch hingenommen werden, solang die Kambodschaner sich "nur" gegenseitig abschlachteten! Eine Expansionspolitik Vietnams war dagegen inakzeptabel, selbst wenn sie die einzigen waren die dem Horror ein Ende setzten... so entschieden sich allen voran die USA Pol Pot ein wenig unter die Arme zu greifen!

Info zum Museum S-21:
Das Tuol-Sleng-Museum oder "Museum des Völkermords" dient der Erinnerung an die Verbrechen im ehemaligen Konzentrationslager, "Sicherheitsgefängnis 21" der Roten Khmer in Phnom Penh.
Die Folterer im Tuol Sleng brachten die Inhaftierten dazu, alles zu gestehen und zu bekennen, was ihnen vorgeworfen wurde. Als Foltermethoden kamen dabei unter anderem Elektroschocks, das Untertauchen in Wasserbottichen, oder das Aufhängen an einem Galgen bis zum Eintreten der Bewusstlosigkeit, wobei die Hände hinter dem Rücken mit einem Seil zusammengebunden wurden und das Opfer daran aufgehängt wurde, zum Einsatz. Obwohl viele Menschen daran starben, war es verpönt, sie absichtlich zu töten, weil die Roten Khmer die Geständnisse haben wollten. Wer die Folter überlebte, wurde auf den Killing Fields des Ortes Choeung Ek vor den Toren der Stadt mit Schaufeln erschlagen, um Munition zu sparen.

Nur sieben von insgesamt mindestens 14.000 Gefangenen überlebten.
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Info zu den Killing Fields:
Choeung Ek liegt nur 12 Km vor den Toren Phnom Penhs. Hier war oftmals die letzte Station der Gefangenen des beruechtigten Toul Sleng Foltergefaengnisses, sofern sie nicht woanders getoetet wurden oder schon tot waren. Der Allgemeinheit ist dieser Ort als die Killing Fields bekannt, die aber nicht der einzige Ort waren an dem die Bevoelkerung ermordet und verscharrt wurde.
Man findet ueber das ganze Land verstreut Massengraeber, die groesstenteils ungeoeffnet blieben.

Durch den Film "The Killing Fields" und die Naehe zum S-21 rueckte dieser Schauplatz in den Fokus der Welt.
Die Gefangenen die hier ankamen, erschoss man in der Anfangszeit sofort. Spaeter, als die Munition knapp wurde, pruegelte man die Menschen zu Tode oder sie wurden hinter einen Lastwagen gebunden und zu Tode geschleift. Babys und Kleinkinder schleuderte die Roten Khmer gegen Baeume und brachten sie so um.
Die toten Koerper, die in den Massengraebern lagen, uebergossen sie mit dem Pestizid DDT... um zum einen den Geruch zu uebertoenen und zum anderen moegliche Ueberlebende zu toeten.
Etwa 1 bis 2,5 Millionen KambodschanerInnen wurden hier abgeschlachtet! Unvorstellbar!!
86 Massengraeber wurden geoeffnet. 43 blieben unangetastet. Ueber das Gelaende verstreut liegen heute noch Kleiderfetzen von den Opfern.
Es wurde eine Gedaenkstaette errichtet, ein "Chedi" mit glaesernen Waenden, in dem die Schaedel und Knochen nach Alter und Geschlecht geordnet aufgestapelt sind.

Bis heute wurde die Schreckensherrschaft und die Verbrechen der Roten Khmer in Kambodscha nicht aufgearbeitet. Erst jetzt, ca. 30 Jahre spaeter wir das Tabuthema von der Bevoelkerung hinterfragt und vorsichtig diskutiert.

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© Roland Bässler, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Routing: Wien - über Frankfurt/Main (D) - USA (San Francisco, Los Angeles, San Diego) - FIDJI (Nadi) - NEU ZEALAND (Aukland) - AUSTRALIEN (Sydney, Cairns, Whitsunday Coast, Brisbane, Sydney) - SINGAPORE - BALI (Denpasar) - THAILAND (Bangkok) - KAMBODSCHA (Siem Reap, Phnom Penh) - VIETNAM (Saigon - Nah Trang - Hoi An - Hue - Hanoi) - CHINA (HONGKONG, MACAU) - [VIETNAM/Hanoi - Sapa - Bac Ha - Halong Bay] - [THAILAND/Bangkok] - Wien
Details:
Aufbruch: 29.06.2007
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 02.09.2007
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Fidschi
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Australien
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Indonesien
Thailand
Kambodscha
Vietnam
Hongkong
Macau
Bac Ha
Der Autor
 
Roland Bässler berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.