2007 Italien - Puglia, Basilicata, Reggio Calabria, Sicilia, Campania
Sicilia - Ätna
Gemächlich geht es der Costa del Gelsomini (Jasminküste) entlang zur Stiefelspitze. Der zunehmende Verkehr deutet darauf hin, dass es bis zur Stadt Reggio di Calabria nicht mehr weit sein kann. Mit einer gewissen Ehrfurcht und vielleicht falschen Vorstellungen versuche ich im Gewusel des Verkehrs mitzuhalten! Grundsätzlich muss kein Reisender mehr in Kalabrien um sein Leben fürchten, auch wenn die Kriminalstatistik der südlichsten Festlandprovinz mit erschreckenden Zahlen aufwartet. Mord und Totschlag sind zwar nach wie vor an der Tagesordnung, die Killerkommandos der kalabresischen Mafia suchen ihre Opfer in den eigenen Reihen. Und böse Zungen behaupten, dass die "Industrie des Verbrechens" die einzige florierende Firma Kalabriens sei.
Reggio di Calabria war bis 1971 die Provinzhauptstadt und musste diesen Status auf Geheiss Roms an Catanzaro abtreten. Bedingt durch die geraubte Vorrangstellung verstärkte sich der Kampfgeist der Mafia. Seither läuft nichts mehr an der Meerenge zwischen dem Kontinent und Sizilien ohne deren Segen.
Es wird der Region nachgesagt, dass der Staat freiwillig sehr hohe Geldbeträge ausbezahlt, ansonst wird mit Gewalt nachgeholfen, rüchsichtsloser als in Palermo und heftiger wie in Neapel.
Die kürzeste Überfahrt zwischen dem Festland und Sizilien liegt zwischen Villa und Messina.
2007 Sicilia - Ätna; die Strasse windet sich auf den Berg hinauf und plötzlich stehst vor den riesigen Lavafeldern
Der Ätna entstand vor etwa 600'000 Jahren an der Ostküste Siziliens. Vor etwa 1 Mio Jahren sind die ersten unterseeischen vulkanischen Tätigkeiten aufgetreten.
Der Ätna hat vier Gipfelkrater - den Hauptkrater, der direkt daneben liegende Krater "Bocca Nuova" von 1968, den Nordostkrater von 1911 und der Südostkrater von 1979. Der Ausstoss von Lava erfolgt meistens nicht über den Gipfelkrater, sondern an den Flanken des Bergkegels. Im Laufe der Zeit haben sich dadurch ca. 400 Nebenkrater gebildet.
Die Höhe des Ätna kann nicht exakt angegeben werden, das sie sich durch Schlackenkegel und zerstörerische Ausbrüche ständig ändert - ca. 3323 m
Die dichtbesiedelte Landschaft um den Ätna ist durch die verwitternde Lava äusserst fruchtbar. Auf Grund der grossen Höhe des Vulkans gibt es verschiedene Vegetationsgürtel. Bis etwa 1500 m wachsen Orangen- Zitronen- Oliven- Feigen- und Pistazienbäume sowie Getreide und Weinberge. Bis etwa 2000 m erstreckt sich eine Waldzone mit Buchen, Eichen, Birken, Kiefern und Kastanaienbäumen. Bis etwa 2500 m folgt die Zone der Wacholder- und Sanddornsträucher, Gräser, Moose und Flechten. Die höheren Zonen sind vegetationslos, der Gipfel selbst ist praktisch immer mit Schnee bedeckt.
1987 Wurde das Gebiet rund um den Ätna zum Regionalpark erklärt.
Am 26. Oktober 2002 öffneten sich an der Südflanke in 2750 m Höhe und an der Nordostflanke in einer Höhe zwischen 2500 und 1850 m Höhe Eruptionsspalten, aus denen Lava mit grosser Heftigkeit austrat. Als der Ausbruch am 28. Januar 2003 endete, hatte der Vulkan 60 - 70 Millionen m3 Lava ausgespuckt und riesigen Schaden angerichtet - u.a. wurde an der Südflanke die Seilbahn zerstört und an der Nordostflanke die Touristenstation Etna Nord vollständig von Lava überflutet.
Heute sind zumindest die PP wieder hergerichtet und dienten mir als einsamer Camping auf 1850 m Höhe. In der Regel wartet man fünf Jahre mit der Bebauung eines Lavafeldes - bis sich die Lava vollständig abgekühlt hat.
Von Etna Nord fahren Geländebusse bis zur vulkanologischen Station in 2800 m Höhe.
Ab Sommer 2006 wurden fünf kleinere harmlose Ausbrüche verzeichnet, seit Mitte November wurden diese Ausbrüche heftiger.
Bereits auf der Autobahn stellt sich die Frage - welche Ausfahrt wird zum Hafen führen? Für einmal habe ich die richtige erwischt! Die Fahrweise der "automobilisti" in Messina mahnt zur Vorsicht....
Zu den Fähren geht es in zwei Richtungen - ich biege rechts ab und bereits hier beginnt das Unheil! Ich warte vorschriftsgemäss in der Reihe - und auf los geht's los, hinauf über eine Steilrampe auf die Fähre. Erst oben auf dem Schiff werden die Tickets kontrolliert; oh Schreck - die falsche Fähre... nachzahlen geht nicht! Als erstes muss die Italienische Armee ihre Fahrzeuge umparkieren, damit ich auf dem Schiff auf engem Raum wenden kann, die Steilrampe wieder hinunter und nun die andere Fähre suchen... Passiert ist nichts - und peinlich war's!
Man(n) hat nie ausgelernt!
Aufbruch: | 25.05.2007 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2007 |