2007 Italien - Puglia, Basilicata, Reggio Calabria, Sicilia, Campania

Ein Spruch sagt, dass Italien seine unliebsam gewordenen Staatsdiener nicht in die Wüste, sondern in die Basilicata schickt! Potenza ist Provinzhauptstadt, gilt als langweilig - vor allem deswegen, weil die mittelalterliche Stadt mehrmals fast dem Erdboden gleichgemacht wurde; 1943 durch schwere Bombenangriffe und durch mehrere Erdbeben - das letze im Jahre 1980. Es wird wohl noch viele Jahre dauern, bis die Stadt wieder aufgebaut und restauriert wird.
Früher war das Land weitgehend bewaldet und aus dem 17. JH. weiss man, dass viele Tierarten hier heimisch waren und daher ein beliebtes Jagdgebiet war.
Das war einmal! Heute ziehen die Bauern aus den Städten auf ihre oft viele Kilometer entfernten Felder. Trotz mehrerer Agrarreformen hat sich an dieser Form nicht wesentliches geändert - abends kehren die Bauern wieder in ihre Städte zum Schlafen zurück! Die weitgehend unbekannte Basilicata...

Das Hinterland der Industriemetropole Taranto wartet mit einer einzigartigen Landschaft auf. Tiefe Schluchten - Gravine - durchschneiden die Karstflächen.

Immer wieder tut sich ein Abgrund auf oder eine Schlucht spaltet das Hügelland! Ausgehölt von unzähligen Grotten, die von der Frühgeschichte bis zum Beginn des 20 JH. bewohnt waren, bildet die Gravina heute ein einzigartiges Museum.

Noch bis zum zweiten Weltkrieg wurden die "Sassi di Matera" - aus Tuffstein herausgeschlagene Wohnungen und Kirchen aus byzantinischer Zeit - bewohnt. Die Menschen lebten hier in erbärmlichen hygienischen Verhältnissen. Die Türen standen meist offen wegen der Hitze; es war die einzige Luftzufuhr von aussen. Man stieg über Falltüren und Treppchen hinein in diese schwarzen Erdlöcher. Auf den lehmigen Böden lagen Hunde, Schafe, Ziegen und Schweine und die Menschen teilten die Behausungen mit den Tieren. Die Kinder waren entweder ganz nackt oder mit wenigen Lumpen bekleidet und der grösste Teil hatte dicke, riesige Bäuche -dazu kam das Unheil der Malaria.
So lebten 20'000 Menschen... Kaum vorstellbar!

Aufmerksam auf diese Zustände wurde die damalige Regierung erst durch das von Carlo Levi geschriebene Buch: "Christus kam nur bis Eboli".
In der Folge wurden neue Häuser gebaut, die Bevölkerung der Sassi wurde evakuiert und umgesiedelt.

Eindrucksvoll liegen die Höhlenwohnungen, eng und ineinander verschachtelt an den steilen Tuffsteinhängen des Gravina-Tals. Sie dokumentieren die Entstehungsgeschichte dieser Stadt bis zur Steinzeit. Mit der Instandsetzung und Erhaltung der Sassi wird in Matera ein lebendiges Stück Stadtgeschichte am Leben erhalten.

Heute ziehen die Sassi, welche die antike Vergangenheit der zweitältesten Stadt der Welt "Matera" repräsentieren, zahlreiche Forscher, Künstler und Touristen in ihren Bann.
Dank der UNESCO können heute grosse Teile der Sassi wieder bewohnt werden und Leben ist in die Altstadt zurückgekehrt.

Seit dem 16. JH. wird das Gebiet der Lukaner als Basilicata bezeichnet, denn der Bischof der Basilika von Acerenza beherrschte den grössten Teil dieser landschaftlich reizvollen Region. Sie besteht aus zwei Provinzen, Matera, die bis 1663 zu Apulien gehörte und der Provinz Potenza.
Mächtige Burgen, römische Ausgrabungen und interessante Kirchenbauten gehören zur Strecke. Die Stadt Potenza überlasse ich den Provinzbeamten und fahre wiederum durch die wunderschöne Hügellandschaft in Richtung Meer.

690 v. Ch. gründeten die Bewohner von Sybaris die Kolonie Metapontion, die sich rasch zu einem der mächtigsten Stadtstaaten in Süditalien entwickelte. Sein Reichtum beruhte auf dem Getreideanbau in der fruchtbaren Ebene, wovon noch die Gerstenähre auf den hier geprägten Münzen zeugt. Der Niedergang von Metapont begann schon in der Spätantike, aber erst im 17. JH. verliessen die letzten Einwohner die malariaverseuchte Gegend. Erst nach der Trockenlegung der Sümpfe im 20. JH. kehrten die Leute zurück.

Zwischen den Mündungen des Bradano und des Brasento liegt Metaponto. Von 510 v.Chr. bis zu seinem Tode lebte der Philosoph, Naturwissenschaftler, Mathematiker und Politiker Pythagoras in Metapontion.
Er war vor der Tyrannei des Polykrates aus seiner Heimat Samos zuerst nach Kroton geflohen, begab sich dann aber aus politschen Gründen hierher und rief eine Philosophenschule ins Leben, welche 2000 Jahre bestand.

Der Übernachtungsplatz gleich hinter Policoro Mare; ein paar Restaurants und Bars für die sonnenhungrigen Gäste...

...und die wohl schönste Strandpromenade in ganz Italien.... Ob sich da ein "hyperaktiver" Bürgermeister ein Denkmal gesetzt hat? EU-Fördergelder? Tourismusprojekte aus Rom? In der Tat - Italien tut etwas für den Fremdenverkehr - nur eben - Gäste hatte es keine und mein "Cappuccino" im nahen Restaurant war wohl eher ein bescheidener Beitrag.