2007 Italien - Puglia, Basilicata, Reggio Calabria, Sicilia, Campania
Puglia - Castel del Monte, Friedrich II.
Die richtige Strasse gefunden, führt der Weg via Canosa di Puglia nach Andria und dann durch Olivenhaine hinauf zum berühmtesten Stauferbau Italiens, der auch auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht - Castel del Monte!
Bis heute weiss niemand, wozu die schönste aller Stauferburgen wirklich diente - ob sie eine waffenstarrende Festung oder luxuriöse Privatresidenz oder architektonisches Experiment war. Nirgends findet sich ein Hinweis, ob der kaiserliche Bauherr seine Residenz überhaupt jemals betreten hatte.
Achteckig sind der Grundriss des Kastells, die acht Türme und der Innenhof - und jeweils acht trapezförmige Räume liegen auf einem Stockwerk. Das Eingangsportal wiederspiegelt bereits den geistigen Horizont Friedrichs II: Pilaster, Architrav und Giebel stammen aus der Antike, die Kapitelle der zeitgenössischen Zisterziensergotik, die Einfassung oben und die prunkvolle Ausführung dem Islam.
In den Innenräumen gab es bereits Kamine, Wasserleitungen und Toiletten.
Weshalb diese rätselhafte Form? Der Schlüssel des Rätsels liegt zweifellos in der Symbolik des Achtecks. Nach mittelalterlichem Verständnis repräsentierte das Quadrat die weltlichen, der Kreis in seiner Unendlichkeit die göttlichen Kräfte. Dazwischen liegt das doppelte Viereck als Zeichen des Kaisers - nur ihm - kleiner als Gott, aber grösser als jeder andere Mensch, steht die Mittlerrolle zwischen Himmel und Erde zu.
2007 Puglia - der Stauferkaiser Friedrich II (1194 - 1250) - das Bild stammt von einer Orientierungstafel bei der Burg von Lucera
Über die Kindheit des früh verwaisten Friedrich gibt es so gut wie keine Aufzeichnungen. Sein Vater Heinrich VI. starb, als er drei Jahre alt war, wenige Monate danach setzte die Kaiserwitwe Konstanze - kurz vor ihrem eigenen Tod, die Krönung ihres Sohnes zum König von Sizilien durch.
Papst Innozenz III. war sein Vormund und sein Erbe war ein von Aufständen zerrissenes Reich.
Die Vormundschaft aus Rom endete im Dezember 1208, darauf folgte ein lebenslanger Kampf mit den Männern auf dem Stuhl Petri!
Den Überlieferungen zufolge war Friedrich von Wissensdrang und unbändiger Neugier erfüllt. Er beherrschte mehrere Sprachen wie Italienisch, Französisch, Latein, Griechisch, Mittelhochdeutsch und Arabisch. Er erliess Gebote zur Reinhaltung des Wassers und verfasste ein Buch - "von der Kunst, mit Vögeln zu jagen!"
Der Machtkampf zwischen dem Staufer und den Welfen wurde 1214 durch die Schlacht bei Bouvines entschieden. Am 23. Juli 1215 wurde Friedrich in Achen zum römisch-deutschen König gekrönt. Gleichzeitig gab er ein Versprechen für einen Kreuzzug für Anfang 1219 ab.
Friedrich führte zwar Verhandlungen, hielt den Zeitplan aber nicht ein. Im November 1220 wurde Friedrich von Papst Honorius zum Kaiser gekrönt.
Grosse Territorialgewinne machte er durch das Erbe der ausgestorbenen Zähringer. Darüber hinaus gründete er 39 Städte, vor allem im Südwesten Deutschlands.
Friedrich hatte sich selbst gegenüber dem Papst zum Kreuzzug in das Heilige Land verpflichtet. 1225 heiratete er in Brindisi Isabella II., die Königin von Jerusalem. Sie verstarb bereits 1228 und hatte damit den Anspruch auf Jerusalem an die staufische Dynastie weitergegeben.
Er verschob den Kreuzzug wegen einer Seuche abermals und in der Folge wurde er von Papst Gregor IX. gebannt. Nicht allein der verschobene Kreuzzug war der Grund für die Bannung, denn Friedrich versuchte in die Kirchenstruktur Siziliens einzugreifen.
Im Grunde genommen ging es um die Vorherrschaft von Kirche und Staat. Dreimal wurde er gebannt!
Sein Aufstieg konnte dennoch nicht verhindert werden. Diplomatisches Geschick und politsche Taktik brachten dem Staufer drei Königs- und eine Kaiserkrone ein.
Aus drei Ehen stammen drei Söhne und eine Tochter und seine Geliebten schenkten ihm sechs weitere männliche und ebenso viele weibliche Nachkommen. Sie alle aber starben jung, in Gefangenschaft oder auf den Schlachtfeldern.
Ungeachtet des päptstlichen Bannes brach Friedrich 1228 zum Fünften Kreuzzug auf, obwohl es ihm eigentlich als Gebannten verboten gewesen wäre.
Im Heiligen Land fand Friedrich nur wenig Unterstützung. Der damalige Papst bereitete einen militärischen Einmarsch in Oberitalien vor. Dies erforderte die Rückkehr Friedrichs nach Italien. Allerdings scheint er Kämpfe gegen die Muslime gar nicht angestrebt sondern frühzeitig mit dem Sultan von Kairo diplomatische Gespräche aufgenommen zu haben. Statt durch Waffengewalt erreichte Friedrich nach monatelangen Verhandlungen einen Friedensvertrag mit dem Sultan.
Friedrich setzte sich am 18. März 1229 in der Grabeskirche die Krone des Königreichs Jerusalem aufs Haupt. Verstand er wohl die Krönung eher als symbolische Bestätigung seiner Herrschaft über das Königreich Jerusalem? Der Kaiser verliess nach der Krönung schleunigst das Land, weil er keinen Rückhalt mehr hatte. Es dauerte allerdings bis ins Jahr 1245, bis der Papst Friedrich für abgesetzt erklärte!
Nach seiner Rückkehr aus Palästina bekämpfte er die päpstlichen Truppen, die in das sizilianische Königreich eingefallen waren. Sehr schnell sicherte er das königliche Territorium wieder ab und nahm noch während der Kämpfe Verhandlungen mit dem Papst auf, um die Lösung des Banns zu erwirken. Er machte weitgehende Zugeständnisse an den Papst, was zur Aufhebung des Bannes durch Papst Gregor IX. führte. Es hinderte Friedrich allerdings nicht, die Vertragsvereinbarungen zu missachten, was zu weiteren Unstimmigkeiten mit dem Papst führte.
Zeit für Müssiggang und die Jagdvergnügen blieb dem Kaiser wenig. 1244 fiel Jerusalem an die Araber zurück, eine von Papst Innozenz IV. angezettelte Beamtenverschwörung wurde 1246 im letzten Moment aufgedeckt. Die Lombardei siegte 1248 über die kaiserlichen Truppen - die neugebaute Stadt Vittoria vor den Toren Parmas ging in Flammen auf und mit ihr war auch der Staatsschatz, Kaiserkrone und das Königssiegel verloren.
Aufgerieben von jahrzehntelange Machtkämpfen mit der Kirche starb Friedrich II. am 13.12.1250 in seinem Kastell bei Lucera.
Friedrich war ein imponierender Herrscher des Mittelalters. Er wurde oft auch als "stupor mundi - das Erstaunen der Welt" oder auch als der "erste moderne Mensch auf dem Thron"
genannt. Der Grund für diese Einschätzung war vor allem, dass er mit modern anmutenden Mitteln versuchte, das universale Kaisertum zu behaupten.
In diesem Teil Italiens finden sich immer wieder imposante Zeugnisse aus der Zeit von Friedrich II. Deshalb der zaghafte Versuch, diesen Kaiser etwas näher zu beschreiben.
Aufbruch: | 25.05.2007 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2007 |