Auf,auf in's Land der unbegrenzten Möglichkeiten..

Reisezeit: August 2007 - August 2008  |  von Sonja Wagner

Home sweet home: Der Anfang

Aller Anfang ist schwer...aber sich in einem fremden Land und ohne irgendjemanden,dem man wirklich vertrauen und alles erzaehlen kann,zurechtzufinden und einzuleben,ist eine ganz schoene Herausforderung.Dass ich jetzt hier ein Jahr verbringe,beginne ich langsam zu realisieren und das ist -im Moment- doch ein erschuetternde Einsicht.Ich bin hier nicht als Gasttochter,sondern als Angestellte;gleichzeitig kann ich hier so wie zuhause leben(nur ein bisschen ruecksichtsvoller).In so einer Situation das richtige Gleichgewicht zu finden,dauert.
Am Dienstag hatte ich einen Tiefpunkt und ernsthafte Zweifel,ob ich mit diesem Job,diesen Verpflichtungen und dieser Art zu leben,ein Jahr ueberstehe.Meine Gastmutter hat wirklich toll reagiert,als ich mit ihr darueber geredet habe:sie hat mir fuer den naechsten Tag frei gegeben,damit ich nach New York fahren(siehe Kapitel im anderen Reisebericht) und mir ueber alles Gedanken machen kann.Ich habe dadurch gelernt,dass Kommunikation wirklich wichtig ist,man muss hier ueber seine Probleme reden,seien sie auch noch so klein,sonst aendert sich nichts.
Ich habe aber eben auch Glueck mit meinen Gasteltern.Andere Au Pairs hier im Ort haben richtige Probleme,sie denken sogar ueber Rematch nach-ein Angebot der Organisation,die eine neue Familie sucht,wenn man sich in seiner nicht wohl fuehlt.Andere Gasteltern lassen die Au Pairs auch in deren Freizeit arbeiten,helfen ihnen nicht,wo es Fragen gibt und vergessen total,dass die Maedchen auch Privatleben besitzen.Diese Maedchen machen eine schlimme Zeit durch...

Diese Probleme,auch wenn sie unterschiedlicher Schwere sind,verbinden sehr.Man ruft einfach die anderen Au Pairs an,obwohl man diese Maedchen garnicht kennt und vertraut sich ihnen sofort an,weil es eben niemand anderen gibt mit dem man reden kann.Das ist eine interessante Erfahrung!Man lebt viel offener und verschliesst sich seiner Umwelt nicht und die anderen agieren genauso.

Hier im Ort gruesst mich auch jeder,wenn ich spazieren gehe.Man hat gleich eine ganz andere Beziehung zu den Menschen.
In NY dagegen ist es selten,wenn man mal ein Laecheln zu sehen bekommt.Wenn aber doch mal einer,wie bei mir am Mittwoch ein schwarzer aeltere Herr,einem ein aufmunterndes Laecheln zeigt,freut man sich um so mehr.
Statt vielen freundlichen Gesichtern,sieht man viele Bettler,Obdachlose und Verrueckte.Mir begegnete ein fast nackter Schwarzer,der nur eine Art graue Windel trug,eine riesige Muelltonne hinter sich herzog,ein Schild mit der Aufschrift"Help me if you can" um den Hals trug und einen Plastikbecher mit Muenzen heftig schuettelte.Da wird einem Mal die negative,dreckige und arme Seite der Stadt bewusst.

Ich versuche nun,wenn doch immer mal wieder Heimweh,Zweifel oder Aengste auftauchen,an den Abend,wo ich mich mit Maedels aus dem Ort treffe oder an das naechste Wochenende zu denken,an dem ich meistens nach New York fahre.Das lenkt ab!
Ausserdem habe ich mich jetzt bei einem College eingeschrieben. Die Organisation sieht naemlich fuer jedes Au Pair Maedel ein Jahr "Studium" vor,fuer dessen erfolgreichen Abschluss man auch einen kleinen Bonus bekommt.Da es viele gibt,die sagen,Amerika habe keine wirkliche Kultur,wollte ich,wenn ich hier schonmal ein Jahr verbringe,das Land von seinen Wurzeln aus kennenlernen und verstehen und vielleicht doch eine Art Kultur entdecken,deshalb habe ich mich fuer "History of the United States"eingeschrieben.Am 4.September geht es los und ich bin schon sehr gespannt!

Morgen kommen die Grossen und ich lerne sie endlich kennen.Am Sonntag fahre ich dann nach New York und erkunde Greenwich Village(siehe Film "E-mail fuer dich")gemeinsam mit drei deutschen,einem suedafrikanischen,einem mexikanischen und einem thailaendischen Au Pair.International,was?
Seid ganz lieb gegruesst von eurer Sonja

© Sonja Wagner, 2007
Du bist hier : Startseite Amerika USA Der Anfang
Die Reise
 
Worum geht's?:
Heute fliege ich für ein Jahr nach New York, um dort als Au Pair zu arbeiten. Meine Aufgabe besteht darin, fünf Tage die Woche mit vier Kindern zu verbringen und dabei nicht die Geduld zu verlieren... An den Wochenenden und in meinem wohlverdienten zweiwöchigen Urlaub komme ich hoffentlich dazu, zu reisen und Land und Leute besser kennen zu lernen. Was mir alles interesantes über den Weg läuft oder was mir für Missgeschicke im Reiche des Fastfoods passieren,könnt ihr hier lesen...
Details:
Aufbruch: 13.08.2007
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: August 2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Kanada
Der Autor
 
Sonja Wagner berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors