Leinen los und los!

Reisezeit: April - Oktober 2007  |  von Doris Sutter

Von Amsterdam nach Gouda

Vieles im Leben ist umsonst, aber nur wenig ist kostenlos. Genauso wenig wie die Durchfahrt durch Amsterdam.

12,50 € werden wir an der Westerkerksluis los als wir im Hafen von Amsterdam unsere Durchfahrt beginnen.

Die Kostverlorenvaart führt mitten durch die Stadt, vorbei an einem Sammelsurium unterschiedlichster Bauwerke. Vom modernen Platenbau über alte Hollandhäuschen, Verfall, einer Windmühle und schönen Herrenhäusern, ist alles vertreten.

Eine Schleuse in deren Oberwasser eine beeindruckende Zahl von Hausbooten zu Hause ist, bringt uns ins Nieuwe Meer.

Ein wunderschöner See mit sehr sauberem Wasser. Hier gibt es einige Jachthäfen. Um Amsterdam zu besuchen sollte man hier einen Platz suchen und ist dann schnell mit der Tram oder dem Bus in der City. Auf jeden Fall ist man hier besser aufgehoben als in jedem Hafen in Amsterdam.
Über die Ringvaart van de Haarlemmerpolder erreichen wir den Westeinderplas.
34 Jachthäfen gibt es in dem 6 km langen und bis zu 3 Kilometer breiten See.
Der nordwestliche Teil besteht aus einem Labyrinth schmaler Inselchen, die alle als Gärtnereien genutzt werden.
Aalsmeer ist die Blumenstadt Hollands. Der tägliche Blumenmarkt befindet sich in der größten Handelshalle der Welt. 755.000 qm Blumen für ganz Europa.
Und gleich daneben, auf dem Flughafen Schiphol werden sie verfrachtet.
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Weil der Urlaub so kurz ist haben es Charterboote auf der ganzen Welt sehr eilig

Weil der Urlaub so kurz ist haben es Charterboote auf der ganzen Welt sehr eilig

überall findet man freie Anleger, allerdings ohne Versogung

überall findet man freie Anleger, allerdings ohne Versogung

Kopf einziehen, wir sind in der Abflugschneise Fughafen Schiphol

Kopf einziehen, wir sind in der Abflugschneise Fughafen Schiphol

Hinter den Westeinderplassen biegen wir ab nach Oude-Wetering, durchqueren das Braassemermeer, fahren über den Heimans-Wetering nach Alphen aan den Rijn, ein winziges Zipfelchen von unserem Rhein ist hier tatsächlich noch irgendwo , aus einer Zeit, als die Mündungsarme des Rheins einen ganz andern Verlauf nahmen, und weiter über Boskoop mit der bekannten Apfelsorte und Waddinxveen nach Gouda.

Pech.....

Pech.....

Die Fahrt ist unbeschreiblich. Dutzende von kleinen Kanälen führen ins Hinterland. Zu Häusern, einem Garten, einer Gärtnerei, Treibhäusern. Manchmal liegen vereinzelte Boote darin, manchmal sind sie ausgebaut zu richtigen Liegeplätzen.
Auf der anderen Seite des Kanals eine schier nicht enden wollende Zeile schmaler Häuschen.
Ich habe lange nach einem Wort gesucht um diese Fahrt zu beschreiben.
Abwechslungsreich, interessant, spannend, aufregend, mannigfaltig, unterhaltend, vielfältig, kunterbunt, attraktiv, einfach toll!
Ja toll ist die richtige Bezeichnung für diese Fahrt. Man kann sich nicht satt sehen. Ich ärgere mich schon, wenn ich nach unten muss um Kaffee zu kochen, ganz sicher habe ich gleich was ganz tolles verpasst.
Der Flughafen Schiphol, dessen Startbahn genau auf den Kanal zielt.
Beängstigend niedrig schweben die schweren Düsenmaschinen über uns hinweg.
Schiphol heißt übersetzt Schiffshölle. Der Flughafen liegt auf dem Boden des trockengelegten Haarlemmermeerpolders und der war bei stürmischem Wetter die Hölle für die Frachtensegler.

Swimmingpool, Bootsanleger und ein kleines Häuschen, kein  Fall von sozialer Härte

Swimmingpool, Bootsanleger und ein kleines Häuschen, kein Fall von sozialer Härte

Westeinderplassen

Westeinderplassen

Oude Wetering

Oude Wetering

Boskoop

Boskoop

Eine Teststation für Rettungsboote, eine Villa mit Swimmingpool, fantastische Häuser, Kirchen, viele kleine Kneipen mit eigenem Anleger, Hebebrücken, die aussehen wie Fördertürme einer Kohlegrube, eine einzigartige Architektur, die man nur in Holland findet. Manikürte Vorgärten, üppige Blumenpracht, eine Windmühle, die zum Wohnhaus ausgebaut ist, futuristische Wellblechbauten.
Es ist so toll, dass wir gar nicht aufhören können zu fahren. Erst als eine Wolke den durchaus viel versprechenden Versuch macht uns zu ersäufen, erinnern wir uns daran, dass wir einen Liegeplatz brauchen.

Museumshafen Gouda

Museumshafen Gouda

Den finden wir mitten im Herzen Goudas.
Den Jachthafen lassen wir rechts, links liegen, schleusen in die Stadt, dann geht's unter der Brücke durch und dann kann man sich entscheiden ob nach backbord durch die Potterbrug oder geradeaus in die Turfsingel Gracht. Liegeplätze hat es rechts wie links und wenn man Glück hat findet man sogar einen mit Strom.
Von allen Plätzen ist es nicht weit bis zum Marktplatz. Dort findet man einen gut sortierten Supermarkt und natürlich jede Art von Geschäften rund um das alte Rathaus.
Nur ein paar Schritte von unserem Platz in der Turfsingel ist auch der Museumshafen mit der alten Windmühle.
Gouda, seit alters her ein Marktflecken. Typisch holländisch der alte Stadtkern. Die schönsten Kirchenfenster der Niederlande in der Sint Janskerk. Sie sind besonders deshalb sehenswert, weil sie nicht nur kirchliche, sondern auch sehr weltliche Motive der Landesgeschichte zeigen. Die klangvolle, wunderschöne Orgel, auf der schon Mozart georgelt haben soll, noch ein Highlight. Der Einritt für die Kirche gilt auch fürs Museum. Allerdings ist das schönste am Museum das Gebäude selber.

Kirchenfenster mit weltlichen Motiven

Kirchenfenster mit weltlichen Motiven

Gouda, die Stadt, die einen Käse weltberühmt machte oder ein Käse der die Stadt weltberühmt machte?
Jeden Donnerstag ist Käsemarkt.

Fahrt doch mal hin!

© Doris Sutter, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Begleitet Beluga und ihre Crew auf ihrer Bootsreise durch Deutschland, Holland, Belgien und Frankreich. Man kann 100.000 km mit einem Jet zurücklegen, ohne Mitteilungswertes zu erfahren, aber man kann in einer Stunde gemütlicher Fluss- oder Kanalfahrt auf dem altmodischsten aller Fortbewegungsmittel, dem Boot, sensationelle Erlebnisse haben.
Details:
Aufbruch: April 2007
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: Oktober 2007
Reiseziele: Deutschland
Niederlande
Frankreich
Luxemburg
Der Autor
 
Doris Sutter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Doris sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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