Leinen los und los!
Grand Canal d'Alsace und Oberrhein
Auf dem Rhein daheim
Der Rhein ist Deutschlands wichtigste und bekannteste Wasserstraße. Ich sage absichtlich Wasserstraße und nicht Fluss, denn der Oberrhein ist kanalisiert und zwischen Kembs und Breisach wurde ein Seitenkanal gebaut, der wenig Ähnlichkeit mit einem Fluss hat, der Grand Canal d'Alsace.
Ein Fernsehmoderator hat mich einmal gefragt, was denn am Rhein so schön sei. Damit hat er mich ins Stottern gebracht.
Unser wunderbarer deutscher Rhein!
Wie kann man Liebe definieren?
Frag einen Deutschen nach einem Deutschen Fluss und er wird immer RHEIN sagen, nicht Elbe, Oder, Isar oder sonst einen anderen.
Der Rhein ist wahrscheinlich nicht eindrucksvoller als andere Flüsse. Die Bergstrecke zwischen Bingen und Koblenz ist schön, romantisch, aber das ist das Elbsandsteingebirge an der Elbe auch, die hoch aufragenden Rebhänge an der Mosel, die Karzanstrecke Eisernes Tor der Donau, die Donzier Schlucht der Rhone. Jeder Fluss hat eine Strecke die besonders eindrucksvoll ist, wo er sich durch Gebirge gefressen und tiefe Täler gegraben hat.
Was also ist wirklich so schön am schönen Deutschen Rhein?
Er ist das Sinnbild unsere Heimat.
Menschen ernährend und verschlingend hat er Jahrtausende überlebt. Und genauso lange fahren Schiffe auf dem Rhein.
Die Kanalisierung des Oberrheins hat dem Fluss große Schäden zugefügt. Dem "Alten Rhein" wurde viel Wasser entzogen. Der Grundwasserspiegel sank. Doch er wäre nicht unser alter Vater Rhein, könnten ihn die Menschen in die Knie zwingen.
Seine Hochwasser zwangen die Wasserbauingenieure zum Umdenken. Heute werden verstärkt Polder gebaut, Auen und Altarme wieder renaturiert.
Trotz allem bleibt der Rhein ein Fluss, dem der Skipper mit großem Respekt begegnen muss. Aber in Panik muss keiner verfallen, wenn er nur den Namen hört.
Die Fahrrinne, das Fahrwasser ist überall gut betonnt.
5 bis 10 m Abstand von den Bojen muss man halten und nie die Kurven schnippeln, immer schön der Flusskrümmung nachfahren.
Paddler, Ruder- und Schlauchboote haben im Fahrwasser nichts zu suchen. Auch größere Boote sollten sich am Fahrwasserrand halten. Dabei immer die Berufsschifffahrt im Auge behalten. Oft können sie das Rechtsfahrgebot nicht einhalten und müssen aus fahrtechnischen Gründen auf die andere Fahrwasserseite anhalten. Ein verantwortungsvoller Schiffsmann wird auch für Sportboote seine blaue Begegnungstafel setzen und verantwortungsvolle Skipper werden sie beachten.
Der Rhein ist stromabwärts kilometriert. Km 0 beginnt am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee bei Konstanz und bei km 1.032 mündet er in die Nordsee.
Und weil sein Wasser größtenteils durch Deutschland fließt hat man ihm auch eine gehörige Portion deutsche Ordnung und Gründlichkeit beigebracht.
Seine Ufer sind fast durchgehend befestigt. Wenn nicht durch schräge Wände, Mauern oder Spundwände, dann durch dicke Steinaufschüttungen.
Volle Kilometer werden durch weiße Tafeln mit schwarzem Rand und schwarzen Zahlen angezeigt, halbe Kilometer mit einem Kreuz und die Einhundert-Meter-Pfosten tragen Zahlen von 1 bis 9.
Obwohl Buhnen weit in den Fluss hineinragen, auch unter Wasser, ist er immer noch recht flott unterwegs. Meist um die 4 km, doch streckenweise, wie z.B. im Bingerloch sind es auch mal 8 km/h.
Der Rhein wäre kein deutscher Fluss, würde nicht jedes kleine Wellchen auch von einem Gesetz reglementiert sein. Mehr als zwei dutzend Gesetze, hunderte von Geboten, Anordnungen, vorübergehenden Reglungen und Verboten zwängen ihn und seine Benutzer in ein enges Korsett.
Sportboote brauchen natürlich ein amtliches Kennzeichen und jeder der ein Sportboot führt, das mehr als 3,68 KW motorisiert ist, benötigt einen Führerschein.
Hat man UKW-Funk an Bord bedarf er einer Genehmigung und eines amtlichen Funkscheins.
Der Grand Canal d' Alsace in Frankreich ist recht einfach zu befahren, wenn man sich an die Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h hält, wird man auch selten ein Polizeiboot sehen.
Was auf dem deutschen Teil des Rheins allerdings nicht der Fall ist. Dort ist die Polizeipräsenz sehr üppig.
Durch seine betonierte Uferbefestigung können sich die Wellen im Kanal nicht totlaufen und die Fahrt kann bei starkem Berufsverkehr sehr schaukelig werden.
Zwischen Rheinfelden und Iffezheim hat der Oberrhein 12 Schleusen. Außer der großen Kammer Ottmarsdorf haben alle Schleusenkammern Schwimmpoller. In Frankreich wird man auch ohne Berufsschifffahrt geschleust, wenn gerade kein Frachtschiff in der Nähe ist. Trotzdem muss man immer etwas Wartezeit einkalkulieren.
Ein ernstes Wort zu Schwimmpollern. Sie sind eine feine Sache, ohne Frage, aber man darf ihnen nicht trauen. Oftmals bleiben sie noch einen Meter stehen, wenn sich das Wasser schon senkt und manche bleiben auch unten ein ganzes Stück höher bereits stehen. Immer so an ihnen belegen, dass man jederzeit das Tau los werfen kann und immer ein Messer griffbereit haben, wenn sich das Tau verklemmt hat, oder der Schwimmpoller sich überhaupt nicht bewegt.
Ganz wichtig finde ich, ist Funk an Bord. Man muss sich mit den Schleusen verständigen können. Auf eine Telefonnummer im Handbuch kann man sich nicht verlassen, sie kann bereits lange oder kurzfristig geändert sein.
Funk ist auch hilfreich um sich mit den Berufsschiffen zu unterhalten und deren Funk abzuhören, damit man informiert ist, was sie vorhaben, wo sie drehen oder anlegen wollen oder ob einer aus einem Hafen oder Nebenfluss kommt.
Jeder Berufsschiffer ist erfreut, wenn man ihn bittet überholen zu dürfen und fragt an welcher Seite ihm das angenehm ist.
Bei Kilometer 185,5 zweigt der Rhein-Rhone Kanal vom Grand Canal ab. Gemeinsam mit dem Doubs bildet er eine wunderbar romantische Verbindung zur Saône.
Unterhalb Schleuse Vogelgrün bei km 226,5 zweigt der Canal de Colmar ab. Wer Colmar nicht kennt, muss die Gelegenheit unbedingt wahrnehmen. Colmar ist eine der großen mittelalterlichen Städte Frankreichs mit gut erhaltenen, verzierten Fachwerkhäusern, durchzogen von kleinen Wasserläufen, ein richtiges Kleinod.
Der Colmar-Arm soll demnächst Verbindung zum Canal du Rhone au Rhin branche nord erhalten, doch leider wurden die Arbeiten an dem einstmals stillgelegten Kanalstück bereits wieder eingestellt.
Leider ist die Penichen-Schleuse in den Kanal nicht immer besetzt. Und sie ist super pünktlich, wenn es um den Feierabend geht. 5 Minuten nach 18 Uhr ist sie bereits geschlossen, dafür macht sie morgens keinesfalls immer um 9 Uhr auf. Obwohl wir uns einen Tag vorher für 9 Uhr angemeldet hatten, haben wir erst um 11 einen Schleusenmeister erreicht. Und das wäre keine Ausnahme wurde uns am Skippertreffpunkt, der kleinen Kapelle Notre Dame du Chêne in Plobsheim erzählt.
Hier findet das alljährliche Skippertreffen Ende September statt. Jeder ist willkommen und herzlich eingeladen.
Straßburgs Altstadt, in die beiden Arme der Ill eingekuschelt, ist mit ihren mittelalterlichen Sträßchen und Fachwerkhäusern, dem Münster mit seinem majestätischen Glockenturm, einfach zauberhaft. Ein unvergesslicher Besuch.
es wird mächtig gebaut und wenn wir Glück haben, gibts hier auch einen Jachthafen, wäre nicht schlecht für Straßburg
Zurück auf den Rhein kommt man durch die Nordschleuse Straßburg. Je nach Wasserstand des Rheins hebt sie manchmal gar nicht und es werden nur die Tore geöffnet.
Die letzten beiden Schleusen Gambsheim und Iffezheim entlassen uns auch aus Frankreich.
2007 werden umfassende Reparaturarbeiten durchgeführt. Gambsheim stellte den Tagbetrieb ein und schleuste nur noch nachts, außer Samstag und Sonntag. Und das auch nicht zuverlässig. Wie lange diese Sperrung dauert konnte uns niemand so richtig sagen. Auch die angekündigte Total-Sperrung des Oberrheins ab 1.Oktober 2007 liegt irgendwie im Geheimen. Wirklich niemand weiß etwas genaues, nicht mal die dafür zuständigen Stellen.
Sportboote werden überhaupt nicht geschleust, sagt uns der Schleusenmeister von Gambsheim, doch er hat ein Einsehen und nimmt uns trotzdem mit, wenn's passt.
Eine Regelung, die in Deutschland völlig ausgeschlossen wäre.
Wir sehen zu, dass wir an einem offenen Samstag die letzten beiden Schleusen hinter uns lassen.
Freie Fahrt dem Glücklichen!
Die Liegemöglichkeiten für Sportboote auf dem Rhein sind recht gut. Es gibt etliche Altarme in die man einfahren kann und ankern darf. Auch Sportboothäfen sind recht dicht gesät.
Wer Mitglied in einem Verein ist, der sich der "Freundschaft auf dem Wasser" angeschlossen hat, zahlt bei den Mitgliedsvereinen für 3 Tage keine Liegegebühren.
Eine tolle Idee, denn die können sich in einem Urlaub kräftig summieren.
Die Liste der Mitgliedsvereine kann man herunterladen bei www.rbnetz.de, dem Rhein-Forum.
Tolle Städte kann man am Oberrhein besuchen: Basel, Breisach, Colmar, Straßburg, Karlsruhe, Speyer, Worms, Mainz, Wiesbaden, die kleinen Winzerdörfer des Rheingaus, Rüdesheim und gegenüber die Stadt der heiligen Hildegard, Bingen.
In Bingen beginnt der Mittelrhein, doch das ist eine andere Geschichte, denn damit haben wir unsere Tour begonnen.
Man kann 100.000 km mit einem Jet zurücklegen, ohne Mitteilungswertes zu erfahren, aber man kann in einer Stunde gemütlicher Fluss- oder Kanalfahrt auf dem altmodischsten aller Fortbewegungsmittel, dem Boot, sensationelle Erlebnisse haben.
Auf Wiedersehen auf unserer nächsten Reise.
Aufbruch: | April 2007 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2007 |
Niederlande
Frankreich
Luxemburg