Leinen los und los!
Über das Reitdiep ins Lauwersmeer
Das Reitdiep war ursprünglich ein Meeresarm, der zur Nordsee offen war.
Heute windet es sich wie ein Wiesenbach in wilden Mäandern durch flache, niedere Lande.
Von der Ursprünglichkeit als Meeresarm künden heute noch die teilweise hohen Deiche an seinem Ufer.
Das Reitdiep ist ein Teil der "Staande Mastroute". Segelboote können mit stehendem Mast über diese Route quer durch Holland bis ins Ijselmeer fahren.
Es ist eine geruhsame Fahrt, nur unterbrochen von einigen Brücken, die auf Zuruf eine Dame in irgendeiner weit entfernen Schaltzentrale bedient. Nie hat man längere Wartezeiten. Was man von den von den geöffneten Brücken gestoppten Autos nicht behaupten kann.
Auf den 31 km von Groningen bis zum Lauwersmeer gibt es unendliche viele Möglichkeiten anzulegen. Und jährlich scheinen neue Anleger dazuzukommen, die in den Handbüchern noch nicht verzeichnet sind.
Allerdings sind viele dieser Anleger bereits im Frühsommer, lange außerhalb der Urlaubszeit schon belegt.
Die meisten dieser Anleger haben keine Landverbindung und natürlich auch keine Versorgung. Hier ist Natur pur.
Wer es nicht ganz so natürlich liebt, findet in dem kleinen, freundlichen Dorf Garnwerd einen Passantenhaven mit allem Schnickschnack und als Highlight die perfekt restaurierte Windmühle " De Meeuw". Man kann sie besichtigen
Eine Möglichkeit der Versorgung findet man in Elektra, aber richtig urig liegt man mitten in Zoutkamp. Die Paling Rokerij und die Fischbraterei duften weit übers Wasser und verdrängen jedwedes Wölkchen Kuhmief.
Und dann öffnet sich das friedliche, schilfumsäumte Lauwersmeer vor dem Boot.
Die Holländer sagen Meer, wenn sie See meinen und See, wenn es ums Meer geht.
Und wir Deutschen sagen Mittelmeer und wenn wir drauf schippern sind wir auf See. Allerdings sind wir auf der Nordsee auf dem Meer.
Auf jeden Fall ist das Lauwersmeer heute ein Süßwassersee, der von der Waddenzee abgedeicht ist und raus aufs Wattenmeer geht's durch eine Schleuse.
Und weil das Wattenmeer ziemlich nah ist, hat es auch immer einen netten Segelwind. Hier muss man sich darauf einstellen, dass die Fünf-Tage-Wettervorhersage bereits am nächsten Tag nicht mehr stimmt.
Baden? Nun ja, das Wasser ist wie überall in der Provinz Groningen torfig braun. Fango ohne Tango.
Auch für den mindestens ein Meter langen Karpfen, der das erste Licht des Morgens nutzt um mit lustvoller Brunftigkeit einen Cha-Cha-Cha zwischen Schilf und Beluga zu tanzen.
Immerhin wissen wir jetzt, warum auf jedem zweiten holländischen Boot eine Angel hängt. Es gibt Fische, sogar sehr große, im Meeres-See.
Im See hat es einige Inseln. Das Fahrwasser dazwischen ist betonnt. Wenn sich die Fahrwasser kreuzen hat man einen Wald von Stangen vor sich wie beim Mikado spielen.
Durchquert man den See erreicht man Damm und Sperrwerk sowie die Robbengatsluis in Lauwersoog.
In einem großen Jachthafen kann man anlegen um die wohl modernste Fischereiflotte Europas zu besichtigen.
Große Seemöven ziehen auf Nahrungssuche elegante Kreise.
Die Waddenzee ist zum greifen nah. Hier sind sich binnen und butten ganz schön auf die Pelle gerückt.
Aufbruch: | April 2007 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2007 |
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