Leinen los und los!
Doubs und Rhein-Rhone-Kanal
Le Doubs et le Canal du Rhône au Rhin
Der Doubs ist einer der schönsten Flüsse Frankreichs. Schiffbar wurde er mit Unterstützung des Rhein-Rhône-Kanals.
Dass er trotzdem immer noch wie ein unberührter natürlicher Flusslauf wirkt, liegt an der raffinierten Symbiose von Fluss, Wehren, Schleusen und Kanal.
Der Doubs entspringt im Schweizer Jura und hat sich ein tiefes Bett zwischen Jura und Vogesen durch die Franch-Comté gegraben.
Da, wo er besonders wilde Mäander durch felsiges Gebiet gegraben hat, wurde er mit kurzen Stichkanälen abgekürzt. Doch meist sind die Schleusen recht unscheinbar neben einem Wehr.
Das macht ihn für die Sportschifffahrt zu einem schwierigen Fluss. Bei hohem Wasserstand schießt das Wasser wild über die Wehre und übt einen ungeheuren Sog auf Boote aus.
Sein Lauf zwischen Dole und der Einmündung in die Saône bei Verdun-sur-le-Doubs ist nicht durchgehend befahrbar. Deswegen wurde von der Saône bei St. Symphorien in der Nähe von St.Jean-de-Losne bis Dôle ein Kanal gegraben, der Beginn des Rhein-Rhône-Kanals.
Außer der ersten, der Schleuse 75, die bemannt ist, sind die Schleusen bis Dôle automatisiert. An Schleuse 75 erhält man ein elektronisches Bedienungsgerät um die Automatik selbst in Gang zu setzen.
Die noch erhaltenen Schleusenhäuser stehen direkt auf der Schleusenmauer, keine zwei Fuß breit von ihr entfernt.
Obwohl die bewaldete Umgebung recht hübsch ist, kann man nicht behaupten, dass es eine gemütliche Fahrt ist. Die Schütze in den Schleusentoren lassen das Wasser in ungebremster Wucht in die Schleuse. Da hat man alle Hände voll zu tun.
Nach kurzer Zeit erreicht man ein Industriegebiet und nach Schleuse 68 macht man kurz vor Dôle die erste Bekanntschaft mit dem Doubs.
Meist hebt sie nur einige wenige Zentimeter, vielleicht heißt sie deshalb "La Prise d'Eau".
Dole ist eine Stadt, in der Geschichte dem Leben Profil verleiht!
Man muss sie ausgiebig durchstreifen. Die Kirche mit der heiligen Kapelle bewundern. Die Markthalle und den großen Markt auf dem Kirchenplatz. Das Museum von Louis Pasteur. Mühlenteich und Färberkanal.
Man verlässt Dole durch ein einmalig schönes Kanalstück. Riesige Bäume überdecken den Kanal wie Baldachine und machen den Besuchern den Abschied besonders schwer.
236 km und 112 Schleusen, davon zwei mit je zwei Kammern, dazu kommen 5 Flutschleusen und 10 Sperrtore, die bei Bedarf eingesetzt werden, 2 Tunnel, mehrere Engstellen, Klappbrücken und Wehre machen die Fahrt für den Wasserwanderer zu einem Abenteuer. Besonders bei hohem Wasserstand.
Auf den 140 km von der Saône bis L'Isle-sur-le-Doubs fährt man 80 km im Doubs selber, der Rest ist Kanal.
Und dieser Wechsel von Fluss und Kanalstück ist besonders reizvoll.
Vor einigen Schleusen liegen neue Schwimmstege im Doubs um das Warten zu erleichtern.
Trotz automatischer Schleusen wird die Hebebrücke in der Engstelle hinter Ecluse 62 (sie heißt wohl nicht umsonst Ecluse Moulin des Malades) noch manuell von einem Schleusenwärter bedient. Bei unglücklicher Zeitwahl in der Mittagspause von halb eins bis halb zwei hängt man hier fest.
Der halte nautic de Ranchot liegt zwischen zwei Engstellen. Hier muss jeder seine Geschwindigkeit drosseln. Ein guter Platz für einige Tage Rast.
Leider haben ein paar Lausbuben der Umgebung als neuestes Spiel "Boote abbinden" entdeckt.
Alle Boote trieben nachts um 2 Uhr kreuz und quer im Kanal, die Stromkabel teilweise abgerissen, eine Persenninge beschädigt, fast keines ohne Kratzer. Glücklicherweise hatte es keinen Wind, sonst wären die Schäden größer gewesen.
Wir wären nicht die ersten sagt uns der Polizist, als er unsere Anzeige aufnimmt.
So werden wir denn auch künftig im Kanal zusätzlich unseren Anker fallen lassen.
Eine winzige Taschenalarmanlage mit einer Angelschnur zwischen Boot und Poller befestigt, hätte uns rechtzeitig gewarnt.
Das Trinkwasser in Ranchot ist 2007 stark rostig. Unser Vorfilter war schwarz.
Wir müssen hier einen Tag länger ausharren, weil die Schleusung im Fluss wegen Hochwasser eingestellt wurde.
Auf halbem Weg zwischen Schleuse 58 und Schleuse 57 Osselle ist ein kleiner Halteplatz (Kai mit Poller), den man unbedingt einplanen sollte. Ein neuer Fahrradweg wurde asphaltiert. Er ist Teil der sich im Bau befindlichen Fahrradwanderroute "Nantes/Budapest"
Hier erreicht man in wenigen Minuten ein kleines Wassersport-Zentrum, den Plage d'Orsselle. Ein kleiner Badesee mit Spielplatz und Liegewiese und einem recht ordentlichen Restaurant. Von hier aus bietet sich auch ein Besuch der Grotte von Osselle an. Sie ist eine der schönsten ihrer Art in Europa.
Von nun an wird das Tal des Doubs immer schöner, dramatischer. Schroffe Sandsteinklippen und tiefe Wälder säumen seinen Weg.
So wie die Schönheit des Tales zunimmt, werden die Schleusen schwieriger.
Sehr hohe Schleusenmauern mit sehr wenigen Pollern, tiefe torähnliche Aussparungen in denen die Fender verschwinden. Man muss sehr wachsam sein.
Das Hochwasser des Doubs macht uns die Fahrt nicht leichter. Viele Flutschleusen und - tore sind geschlossen. Das Wasser sprudelt wild über die Wehre, die oftmals unmittelbar neben den Schleusen sind.
Besancon darf man sich unter keinen Umständen entgehen lassen. Schon von weitem sieht man die Citadelle hoch oben über der Stadt. Sie gibt dem Tal ein ganz besonderes Flair.
Der Doubs macht hier eine Schleife. Ein Tunnel verbindet ihn und lässt Besancon auf einer Insel liegen.
Keine Angst vor dem Boucle. Wir sind ihn schon mehrere Male gefahren, bei extremem Niedrigwasser und bei sehr hohem Wasserstand. Man muss peinlich genau im betonnten Fahrwasser bleiben und die Kurven darf man nicht schnippeln. Wir hatten hier noch nie Grundberührung.
Vor der Schleuse zum Tunnel liegt jetzt ein neuer Steiger. Es würden einige Sportboote daran passen, wenn nicht ein holländischer Riesen-Kaffeedampfer den Platz von 2 Sportbooten einnehmen würde.
Wir bekommen eine lange Etappe, als wir feststellen, dass der Doubs den Steiger in Novillars mitgenommen hat.
Entsprechend voll ist der Anleger in Deluze. Es würden allerdings noch gut zwei Boote mehr daran passen, wenn alle schön aufrücken würden. Manche lernen es nie!
Der neue Port de Plaisance in Baume-les-Dames ist gerade mal 2 Jahre alt, aber Dauerlieger und das Ausflugsboot nehmen viel Platz weg. Dadurch ist nur noch die Hälfte der Plätze für Durchreisende nutzbar.
Quel dommage! Wie schade!
Hier ist nämlich ein idealer Ort um sich mit Freunden zu treffen. Ein großer Wohnmobilstellplatz und ein Campingplatz grenzen unmittelbar an den Port.
Baume-les-Dames ist ein zauberhafter kleiner Ort mit ruhigem Charme und allen
Einkaufsmöglichkeiten.
Ein Supermarkt am Doubs, ein Lidl und ein tolles Fleischgeschäft in der Oberstadt. Das Office de Tourisme bietet sogar einen E-Mail-Zugang an.
Donnerstags ist ein großer Verbrauchermarkt rund um die Eglise Saint Martin.
Es ist auch ein guter Platz für eine Wanderung in die umliegenden Wälder.
Brombeersträucher, Haselnussbüsche, Walnussbäume wachsen üppig an den Ufern von Kanal und Fluss.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Samstagnacht um 1 geht in Belugas Ruderhaus das Licht aus.
Wir haben nicht etwa die Sicherung rausgehauen, nein, unser Stecker wurde gezogen. Das Boot hinter uns ist bereits losgebunden. Nur weil uns der Spätfilm wach gehalten hat, konnten wir verhindern, dass mal wieder der ganze Hafen in Bewegung geriet.
Natürlich waren die Lausbuben schon wieder über alle Berge.
Im Vorjahr hatte die Polizei 8 Einsätze wegen abgebundener Boote im Hafen.
Weiter geht es wieder in einem aufregenden, von hohen Felsen gesäumten Teil des Doubs. Auch hier wurden an vielen Schleusen Haltesteiger eingerichtet.
In Clerval anzulegen ist nur kleineren, flach gehenden Boote zu empfehlen. Hat der Doubs wenig Wasser ist es vor der Anlage untief, hat er viel Wasser, steht sehr starke Strömung auf dem Steiger.
So schnell wie das Hochwasser im Doubs entsteht, so schnell ist es auch wieder weg. Der Wasserstand hat sich normalisiert und das Wasser ist glasklar.
Das Tal wird breiter und bei L'Isle-sur-le-Doubs verabschiedet sich der Doubs und man fährt im Kanal weiter.
Natürlich erst nachdem man einen Halt eingelegt hat. Der Ort ist zauberhaft, besonders die Teile an den Seitenarmen des Doubs. Hier wurden (werden?) sanitäre Grundprobleme durch kleine, angebaute über das Wasser hängende Häuschen gelöst.
Direkt gegenüber dem Anleger (Wasser u. Strom 7€) ist das Maison au Canal.
Annemarie und Eckard Schmidt vermieten Zimmer mit Frühstück an Radfahrer auf dem Jakobsweg genauso wie für Gäste der Wassersportler.
Maison_au_canal@yahoo.fr Tel. 0033-381927121
(deutsch-französisch-englisch-italienisch-russisch)
Die bezaubernde Gegend lädt natürlich auch zu einem längeren Urlaub ein. Zur Unterhaltung bietet Annemarie Kurse an, zeichnen, Kräuter, Tanz + Bewegung, Wandern, etc.
Eckard ist der Notnagel aller derangierten oder havarierten Bootsfahrer. Er verspricht für jedes Problem eine Lösung zu finden.
Zwischen den Schleusen 26 und 22 ist äußerte Vorsicht geboten. Bei höherem Wasserstand stimmen die Brückenhöhen nicht. An der Eisenbahnbrücke hinter Schleuse 23, die lt. Karte 3,65 m hoch sein soll, haben wir schon 3,30 m gemessen.
Die nächste kritische Stelle ist nach der Ecluse de gard 18. Hier gibt der Doubs ein letztes Gastspiel. An einer seenartigen Verbreiterung quert er den Kanal. Selbst wenn er wenig Wasser hat versucht die Strömung das Heck der Boote Richtung Wehr zu ziehen.
Wenige Kilometer weiter erreicht man Montbéliard.
Möppelgard war Jahrhundertlang im Besitz der Württemberger. Selbst noch heute kann es seine alemannische Vergangenheit nicht verleugnen. Den Park Près la Rose muss man unbedingt erkunden. Und das Schloss der Henriette von Württemberg.
Als hätte man einen Schalter umgelegt verändern sich die Dörfer. Hier sind wir nicht mehr in Frankreich. Auf jeden Fall nicht mehr im französischen Frankreich der ungenauen Präzision.
Die Häuser sind bunt und gepflegt, die Gärten wie mit der Nagelschere manikürt. Die Kirchtürme nicht mehr Glockenblumenförmig mit bunt-glasierten Ziegeln. Selbst der Kanal wirkt aufgeräumter. Steckenweise ist er ausgebaggert.
An Schleuse 8 müssen wir unsere Fernbedienung abgeben. Jetzt werden alle Schleusen von einem Schleusenwärter bedient. Außerhalb der Haupturlaubszeit begleitet er das Boot mit dem Mofa.
Es ist eine geruhsame Fahrt durch eine genauso geruhsame Landschaft. Richtig spannend ist nur die kurze Strecke wenn der Kanal durch das Bett des Allan führt.
Mit der blumengeschmückten Ecluse 3 Montreux-Chateau hat man die Wasserscheide Rhein-Rhone und das Ende der Franche-Comté erreicht.
Ein paar Tage Rast sollte man auf der Scheitelhaltung einlegen. Für 5€ zieht man einen Jeton, der Strom und Wasser 24 Stunden freischaltet. Sonst ist anlegen hier kostenlos.
Noch einmal seine Bordvorräte im nahen Supermarkt auffüllen und dann beginnt der Abstieg ins Elsass.
14 Schleusen auf einer Strecke von ca. 4 Kilometern, davon 10 gedrängt auf 2 km bringen uns 32 Höhenmeter runter nach Dannemarie im Sundgau, dem südlichsten Teil des Elsass.
Wir sind noch nie hier angekommen, ohne dass uns jemand, meist die Hafenmeisterin Anne-Marie Stéphan-Meyer selbst, in Empfang genommen hat.
Die Schleusen von der Scheitelhaltung bis Dannemarie sind bereits elektrifiziert, an dem Rest bis Mülhausen wird gearbeitet. Bis 2010 sollen die Schleusen nicht nur elektrifiziert, sondern auch automatisiert sein und von der Bootsbesatzung selbst bedient werden können.
Doch derzeit begleitet noch eine Schleusenmannschaft die Boote.
Es ist eine traumhafte Fahrt hinunter ins Elsass. Maisfelder, Bonbon bunte kleine Ortschaften und mit Kühen gesprenkelte Viehweiden säumen den Kanal. Wenn man Glück hat begrüßt einem sogar ein Storchenpaar. Im Hintergrund, meist leicht im Dunst, die Ausläufer des Schwarzwaldes.
Wer Zeit genug mitbringt muss unbedingt einen längeren Halt in Mulhouse einlegen. Der Hafen liegt sehr zentral direkt unterhalb des Bahnhofs und nur wenige Schritte von der Fußgängerzone entfernt.
Ein wirklich traumhaftes Automobilmuseum, das französische Eisenbahnmuseum, Elektrizitäts- Stoffdruck-Tapeten- Kunst- und Historisches Museum. Ein Zoo, das bemalte Hotel de Ville mit dem Klapperstein, Tempel St. Etienne mit fantastischen Kirchenfenstern, Parks, und, und, und....
Der Dämon der Unabhängigkeit ist in Mülhausen immer noch lebendig. Alle Straßennamen sind in Deutsch und Französisch.
Und fast alle Elsässer verstehen Deutsch.
Nur der Schleusenwärter der nagelneuen Schleuse 41 nicht.
Er kontrolliert unsere Vignette und füllt umständlich und schwerfällig ein Formular aus, das wir an der Schleuse Niffer abgeben müssen.
Diese ganz neu erbaute Schleuse ist eigentlich eine Zumutung.
Sie leert sich in einer für das Auge kaum erkennbaren Geschwindigkeit und genauso geht das teure Guillotinentor im Unterwasser nach oben.
Schleuse Niffer überprüft unsere Vignette, weil das Schreiben des Schleusenmeisters der vorherigen Schleuse uns als Zechpreller ausweist.
Erst ein Telefonanruf in Straßburg klärt, dass unsere 4-Monats-Vignette nicht am 15.6.2007 abgelaufen ist, sondern erst begann.
Vive la France!
Aufbruch: | April 2007 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2007 |
Niederlande
Frankreich
Luxemburg