Leinen los und los!
Die Ruhr
Tief in den Westen, dahin wo die Sonne verstaubt, soll uns unser Weg führen, in die Ruhr.
Wie haben wir das Ruhrgebiet in Erinnerung? Grau...., rauchende Schlote, triste, dreckige Städte.
Doch, wo sind sie? Die großen Industrien, die Bergwerke und Kohlenhalden?
Hier jedenfalls nicht mehr.
Skulptur Rheinorange, hier mündet die Ruhr bei km 780 in den Rhein
Die 25 m hohe Stahlbramme stammt von dem Kölner Bildhauer Lutz Fritsch und wurde 1992 in Duisburg-Neuenkamp errichtet
Vom Rhein kommend rufen wir gleich die Ruhrschleuse Duisburg auf Kanal 78 und werden nach kurzer Wartezeit geschleust. Ankern müssen wir im Schleusenunterwasser, denn einen Bootsanleger gibt es nicht.
Ein langer Schleusenkanal schneidet eine besonders wilde Schlinge der Ruhr ab und bringt uns zur Schleuse Raffelberg.
Hier ist ein Bootsanleger im Unterwasser, doch wir benötigen ihn nicht, die Schleuse ist schon bereit für uns.
Gleich hinter der Schleuse ist die Steganlage des Yachtclub Mühlheim, sie hätten wohl keinen Platz für uns, denn die Anlage ist proppevoll.
So richtig gemütlich ist das Umfeld auch nicht. Und das Wasser ist sehr, sehr schmutzig.
Die Ruhr soll heute Trinkwasserreservoir für das Ruhrgebiet sein? Noch kann ich es kaum glauben.
Wenn man den kleinen Fluss vor sich sieht, dann ist es fast nicht vorstellbar, dass er einstmals der am meisten befahrene Fluss Europas war. Die Eisenbahn hat ihm den Rang abgelaufen.
Jetzt soll die Ruhr, wie der Rest des Ruhrgebiets touristisch erschlossen werden.
Die Schleuse Mühlheim ist über Funk nicht zu erreichen.
Telefonieren, sagt uns der Schleusenmeister von Schleuse Raffelberg über Funk und gibt uns auch gleich die Telefon-Nummer 020 8-32889.
Im Unterwasser der Schleuse Mühlheim ist ein Anleger direkt neben einer Grünanlage mit schattigen Bäumen.
Leider dürfte hier liegen etwas unruhig sein, da oberhalb der Schleuse der Mühlheimer Wasserbahnhof ist.
Er ist Anlegestelle der weißen Flotte. Auf der kleinen Schleuseninsel ist in einem Nebengebäude des Wasserkraftwerkes das Naturkunde-Museum Haus Ruhrnatur untergebracht. Es informiert anschaulich über das Flussbett der Ruhr, sowie über Flora und Fauna des gesamten Ruhrtals. Auch eine sehr beeindruckende Dampfmaschine ist ausgestellt.
Die Altstadt von Mülheim sollte man sich nicht entgehen lassen, ebenso wenig den Broicher Wasserturm mit der Camera Obscura.
Den freundlichen Schleusenmeister der Schleuse Mülheim wünsche ich mir als Vorbild an die Mosel. Allerdings kassiert auch er einen Obolus von 2,50 Euro für jede Schleusung. Dafür hält er aber auch tapfer Belugas lange Nase davon ab die gemauerte Treppe in der Schleuse hinaufzuklettern. Diese Treppe zieht sich in der Schleusen Mitte mindestens 4 m über die Schleusenwand. Wo soll da der Fender hin?
Ein Schild "Tiefgang 1,50m" lässt uns ein bisschen unruhig werden. Beluga geht 1,40 m tief.
Doch wir haben keinerlei Probleme, selbst in diesem trocknen Frühjahr hat Beluga genug Wasser unter dem Kiel.
2 km weiter ist die Steganlage des Motor- und Segelyachtclubs Mülheim. Hier oben ist das Wasser etwas sauberer, kann aber noch lange nicht mit dem Rhein konkurrieren. .
Wie ein Wiesenbach schlängelt sich die Ruhr durch sehr viel Natur. Niemals hätten wir mitten im Ruhrpott so viel ländliche Idylle erwartet.
Leider gibt es keine Anlegemöglichkeiten außer den spärlichen Steganlagen. Ankern ist nicht möglich und auch nicht erlaubt.
Ganz sicher ist die Ruhr ein Traumrevier für Angler und Paddler. Doch Motorboote?
Was nützt die tollste Landschaft, wenn man sie nicht nutzen darf.
Die Steganlage des Motorbootclub Kettwig ist auch für größere Boote geeignet. Wasser, Strom und Liegen für 1 Euro pro Meter Boot. Leider donnert alle paar Minuten ein Zug über die Eisenbahnbrücke oberhalb der Anlage. Sie ist so niedrig, dass wir unsere Funkantenne legen mussten. Die Flugzeuge machen fast noch mehr Lärm, scheinbar liegen wir in der Einflugschneise Düsseldorf. .
Schon nach 37 Flusskilometern ist Schicht im Schacht.
Ein zweieinhalb Kilometer langer Stausee, der Baldeneysee, trennt die "guten" von den "schlechten" Wassersportlern.
Segler, Paddler und Ruderer dürfen ihn nutzen. Motorboote dürfen nur in der betonnten Fahrrinne hin und her fahren, dürfen weder ankern noch die vorhandenen Steganlagen anlaufen.
"Früher mal war hier ein Schwimmbad!", erzählt uns ein Einheimischer. "Doch heute ist das Wassers so dreckig, dass baden verboten ist!"
Ups!! Habe ich nicht gelesen der Baldeneysee wäre das Trinkwasserreservoir von Essen?!
Der Treidelpfad neben der Ruhr ist gut ausgebaut. In 20 Minuten ist man von Kettwig bis nach Werden geradelt. Dann steht man mit seinem Rädchen allerdings mitten auf einer mehr als lebhaften Kreuzung.
Und da der weitere Radweg auch nicht beschildert ist, steht man erst mal ein bisschen dumm rum.
Dass die Gegend ein beliebtes Naherholungsgebiet ist, lässt sich nicht leugnen. Wir begegnen ganzen Heerscharen von Spaziergängern, Wanderern, Radfahrern und Scatern.
Bolz- und Spielplätze wurden angelegt und ein Golfclub nimmt ein großes Stück des Ufers für sich in Anspruch.
Wir allerdings wissen nicht so recht was wir hier sollen.
Ein paar Wasserrastplätze zum Anlegen in der Natur, zum Grillen und in der Wiese sitzen, zum Baden für die Kinder, dann wäre die Ruhr wirklich einen Besuch wert. .
In der ehemaligen Papermühlenschleuse liegt jetzt der Wasserbau. Was wäre das für ein wunderbarer Wasserrastplatz geworden
Schicht im Schacht!
Aufbruch: | April 2007 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2007 |
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