Neuseeland
von Opua nach Neu-Kaledonien und zurueck
Es war Anfang September, das Wetter in Neuseeland also immer noch nicht besonders berauschend.
Um ehrlich zu sein hatte ich von Neuseeland die Nase voll.
Einerseits wollte ich noch einiges von der Nordinsel sehen, andererseits hat das Wetter einfach noch nicht mitgespielt.
Also was tun?
Von Jim, dem Hitchhiker von der Westkueste, hatte ich von der Moeglichkleit gehoert, per Anhalter auch mit einem Segelschiff mit zu fahren und die tollsten Laender und Inseln kennen zu lernen.
Ob das wohl auch fuer mich moeglich ist?
Neben Auckland und Whangarei ist vor allem der Segelhafen von Opua eine gute Anlaufstelle.
Dort habe ich dann also im Hafen und in der Hafenmeisterei herumgefragt.
Allerdings mit dem Ergebnis, dass mir jeder sagte, ich waere viel zu spaet dran.
Alle Segelboote mit dem Ziel *Inseln im Suedpazifik* verlassen Neuseeland in der Regel von April bis Juli.
Das war natuerlich nicht das, was ich hoeren wollte.
Nach vielen Stunden bekam ich dann endlich den richtigen Tip und schon sass ich im kleinen Buroe von Rogers Metallbauwerkstatt.
Er erzaehlte mir, dass er in vier Tagen als "first mate" auf einem Segelboot Neuseeland Richtung Neu-Kaledonien verlassen wird.
Es gaebe auch noch einen Platz fuer eine dritte Person an Bord.
Ich war sofort Feuer und Flamme!!
Jetzt galt es nur noch Christian, den Skipper, davon zu ueberzeugen, dass ich der richtige Mann fuer die Position als "deck hand" bin.
Ich konnte ihn noch am selben Abend treffen und er machte wie Roger einen besonnenen und symphatischen Eindruck.
Das hat er wohl auch von mir gedacht und er hat mir also tatsaechlich angeboten mitzukommen!
Was fuer ein Glueck!
Was fuer eine Chance!
Mit gutem Gefuehl ging es also daran meinen Kram zu organisieren.
Wow, nur vier Tage Zeit und ich werde erst in circa drei Monaten wieder da sein.
Also noch schnell nach Auckland duesen, meine Kamera reparieren lassen, die tagszuvor den Geist aufgegeben hat, und Taucherflossen kaufen.
Denn Christian und Roger sind absolut tauchverrueckte und es ist geplant viele Stopps zum Tauchen einzulegen!
Was fuer ein extra Bonus!!
Zum Glueck konnte ich mein Auto bei Christian unterstellen.
Somit war das also erledigt.
Noch schnell meine Eltern anrufen, und ihnen von meinen neuen Plaenen berichten, und schon war es Samstag morgen.
13.9.2008, der Tag der Abreise!
Mein zu Hause fuer die naechste Zeit:
das Segelschiff Donella.
Sie ist 40,5 Fuss, also circa 12 Meter, lang und hat einen Rumpf aus glasfaserverstaerktem Kunststoff mit einem Aufbau aus Teakholz.
Ein Blick unter Deck.
Links rum die Kombuese, rechts der Kuehlschrank, hinten koennt ihr rechts knallrot meinen Schlafsack in meiner Koje sehen.Hinten links ist dann das Klo.
Es geht eng, aber wohl organisiert zu.
Leider konnte ich nicht grade stehen und auch in die Koje habe ich nicht ganz reingepasst.Knapp zwei Meter Koerperlaenge haben nicht nur Vorteile.
Leider habe ich bis zum Schluss einen flauen Magen an Bord behalten.
Ist aber auch kein Wunder bei dem nicht enden wollenden Hin und Her Geschaukel.
Es war beschlossen auf dem Weg nach Neu-Kaledonien noch einen Abstecher zu den Norfolk Inseln zu machen.
Sie liegen etwas westwaerts praktisch auf halbem Weg und gehoeren schon zu Australien.
Kurz vor Norfolk Island hat Christian diesen tollen Thunfisch gefangen.
Wir haben ihn uns noch abends schmecken lassen.
Es war sehr sehr lecker!
Vergesst den ganzen Mist, den man aus der Dose essen kann!!!
Nach 500 Seemeilen und ungefaehr 3,5 Tagen auf See haben wir Norfolk Island erreicht.
Meine Aufgabe unterwegs bestand darin immer bei allen moeglichen Sachen zu helfen, z.B. beim Segelsetzen, Kochen und Saubermachen.
Doch die Hauptaufgabe war, mit auf Nachtwache zu gehen.
So sass ich jede Nacht von 0:30Uhr bis 4:00Uhr im Cockpit und habe darauf geachtet, dass uns kein Ozeandampfer oder Fischerboot in die Quere kommt und dass alles mit den Segeln und unserem Kurs in Ordnung ist!
Dabei habe ich den Vollmond ueber dem Horizont sowohl auf- als auch untergehen sehen. Unvergesslich!!!
Ansonsten gab es ausser ein paar Seevoegeln nur die Farbe blau in allen Nouancen zu sehen. Ein tolles Gefuehl!
Donella vor der Kueste der Norfolkinsel.
Die Kueste ist sehr rauh und es gibt keinerlei Hafen.Deswegen kommen auch nicht allzu viele Segler hier her.
Am ersten Tag konnten wir wegen zu starker Wellen nicht an Land gehen.
Am naechsten Tag war das Wetter besser und wir konnten das Landemanoever beginnen.
Wir liegen in der Naehe des Piers.
Roger und ich mussten blitzschnell aus dem Beiboot springen und mit diesem handbetriebenen Kran das Beiboot und Christian, der noch drin sass und gesteuert hat, an Land hieven, noch bevor die naechste Welle kommt.
Ein echtes Abenteuer.
Ulkiger Weise hat die erste halbe Stunde noch der Boden unter meinen Fuessen geschwankt.
War am Anfang halt noch ne echte Landratte.
Obwohl die Norfolkinsel nur klein ist und nur circa 2000 Menschen dort wohnen gibt es einiges zu sehen:
Die Kueste von Land aus.
In der Naehe dieser Stelle hat Captain Cook vor vielen Jahren angelegt und die Insel erkundet.
Die naechsten Bilder habe ich in den Ruinen des alten Gefaengnisses aus der englischen Kolonialzeit geschossen.
Die Umstaende muessen absolut unmenschlich gewesen sein.
Hier seht ihr links das Gefaengnis, in Bildmitte das Parlamentsgebaeude und im Vordergrund die bekannten Norfolkinsel-Pinien.
Ein altes Langboot verfaellt am Ufer.
Mit solchen Booten werden nach wie vor saemtliche Gueter von Frachtschiffen, die weiter draussen ankern, an Land gebracht.
Selbst Autos und LKWs!
Dann werden einfach zwei Boote nebeneinander mit langen Blanken verbunden und los geht das Abenteuer.
Nach insgesamt drei Tagen in Norfolk Island hatten wir gute Winde und los gings zum naechsten Ziel, der Lagune von Neukaledonien.
Sie ist die groesste Lagune der Welt.
Nach guten drei Tagen auf See sind wir durch einen Pass im Aussenriff in die Lagune gesegelt und haben vor einer winzig kleinen Insel geankert.
Die Lagune ist im Sueden voll mit kleinen unbewohnten Inseln.
Hier waren wir morgens schon auf Tauchgang und haben die Neoprenanzuege zum Trocknen aufgehaengt.
Das war unser Alltag fuer die naechsten Tage:
mit Donella vor kleinen Inseln Halt machen, am Morgen mit dem Beiboot los und Tauchen.
Dabei sind wir nicht mit Pressluft getaucht sondern es hiess Schnorcheln und Luft anhalten.
Das Tauchen am Korallenriff ist einfach unbeschreiblich.
Es wuerde den Rahmen hier bei weitem sprengen, dass alles aufzuschreiben.
Ich erzahl Euch davon wenn ich wieder da bin.
Ich sag nur:Haie, Schildkroeten, Seeschlangen, viele viele grosse und kleine Fische in allen erdenklichen Formen und Farben, Koralle, Schwaemme und Seeanemonen.
Traeume sind fuer mich in Erfuellung gegangen!!!!
Roger hat meiner Meinung nach auf jeden Fall nen Modepreis verdient, hehe!
Wir alle hatten trotz des grossen Alterunterschieds eine Menge Spass!
Darum gehts ja schliesslich auch:
Spass haben und was Tolles erleben!
Nachmittags sind wir nach dem Kaffeetrinken fuer gewoehnlich rueber auf die Inseln, sind am Strand entlang gelaufen, haben Muscheln gesammelt und relaxt.
Selbst wenn man sich viel Zeit gelassen hat, dauerte das Inselumrunden hoechstens eine halbe Stunde.
Sie sind einfach winzig.
Christian ist begeisterter Unterwasserjaeger.
So hatten wir immer frischen und leckeren Fisch an Bord.
Hier hat er grad einen riesen Hummer gefangen.
Es war fuer mich das erste Mal einen Hummer zu essen.
Das ist halt sonst im Restaurant nicht ganz meine Preislage.
Also ich weiss zwar nicht, warum da so ein grosser Tamm-Tamm drum gemacht wird, aber gut schmeckt es auf jeden Fall!
Abschiedsessen an Bord.
Roger ist begeisterter Hobbykoch und wir haben jeden Tag wirklich sehr gut an Bord gegessen!
Ja, Noumea, unser Zielhafen ist erreicht.
19 ereignisreiche Tage an Bord sind unvergesslich.
Was ich alles fuer die schlappen vier Euro Unkostenbeitrag pro Tag erlebt habe ist traumhaft.
Ich kann auch jetzt manchmal noch nicht glauben, dass ich das alles erlebt habe.
Roger wird zurueck nach Neuseeland fliegen und Christian mit seiner Frau Hannelore, die mit dem Flugzeug nach Neukaledonien gereist ist, Urlaub machen.
Ich werde am Samstag, den 15.11.2008 wieder an Bord erwartet, um mit Christian auf die 900 Seemeilen lange Rueckfahrt zu gehen.
Seht im naechsten Kapitel, was mich so in der Zwischenzeit auf der Pazifikinsel Neukaledonien erwartet hat.
Aufbruch: | 29.11.2007 |
Dauer: | 13 Monate |
Heimkehr: | 24.12.2008 |
Neukaledonien