Ukume goes Hawaii
Ankommen
"Welcome to the United States of America, please identifie yourself."
Nun sitze ich hier, im Waikiki Beachside Hostel im Herzen von Honolulu, Hawaii, und will versuchen, die Geschichte meiner Ankunft aufzuschreiben. Es ist warm, knapp 30 Grad, ich befinde mich in der Waikiki Beachside Lounge. Ich sitze an einem großen Tisch, an dem noch andere Reisende sitzen, rechts und links von mir Skandinavier, gegenüber von mir Deutsche, rechts eine Japanerin, ein bislang stilles Mädchen, dessen Herkunftsort sich daher noch nicht identifizieren ließ, und ein paar Iren und Amerikaner. Sie alle reden kreuz und quer miteinander, schaffen ein Potpüree aus Akzenten und Geschichten Reisender, und diese Geschichten sind hier überall, machen einen Teil der Atmosphäre aus, die das Reisen in ferne Orte inne hat.
Kommen wir zum Anfang meiner Reise. Erstens: Nichts lief wie angekündigt. Zweitens: Ich bin trotzdem angekommen. Erstmal zum ersten Punkt: Anstelle 24 Stunden unterwegs zu sein, waren es doch 31. Unser Flieger startete in Hamburg mit einer halben Stunde Verspätung. Ich kam in Paris an, hetzte quer durch den Flughafen zum Gate meines Atlanta- Fluges, um vom Bodenpersonal desselben mitgeteilt zu bekommen, dass sie mich nicht mehr an Bord lassen können. "Sorry, but you missed your flight."
Eine halbe Stunde und ein paar organisatorische Kniffe später habe ich ein Ticket nach Los Angeles in der Hand, und einen Essens- und Getränke- Gutschein über 20 Euro für die Lounge von Air France. Ich fliege in 2 Stunden nach L.A., meinen Anschlussflieger verpasse ich zwar, darf aber mit einer anderen Maschine fliegen, ein paar Stunden später. Auf meinem Flug nach LA begegne ich einem kleinen Amerikaner, 17 Jahre alt und nach eigenen Angaben "definetly not cool 'cause I'm a nerd and I won't EVER go to my prom night - it's just not my type. I wouldn't even know which girl would go with me, so ANYWAY." Wow. Noch nicht einmal in Amerika und schon schaue ich ein tragisches All- American High- School- Movie in echt. Und Farbe.
Ich merke, dass ich zu sehr ins Detail gehe, und werde ein paar Dinge überspringen. Zum Beispiel werde ich nicht näher darauf eingehen, dass der gute Dave nicht nur desperately uncool, sondern auch überdurchschnittlich intensiv transpirierend, und ganz besonders mitteilungsbedürftig war. Dass ich nun ohne weitere Hilfe von ihm seine Biografie schreiben, nein, zwei Biografien schreiben könnte, über den kleinen Davie. Dass er seinen pummeligen Zeigefinger jedes Mal wenn ich den Versuch wagte, ein Nickerchen zu machen, in meine Rippen oder meinen Bauch bohrte, mit der Begründung er sei vom Aufmerksamkeits- Defizit- Syndrom betroffen und MÜSSE sich irgendwie beschäftigen. Oh well, every thing has it's price.
In LA angekommen wartete ich knapp eine Stunde darauf, dass ein sehr ernst drein schauender Einreiseofficer mit integrierter Autoritätsaugenbraue (die sich bei jeder Antwort, die ich gab, einseitig nach oben schob) den Satz sagte, auf den ich nun schon lange gewartet hatte: "Welcome to the United States of America, please identifie yourself." Es ging recht schnell - ein paar Fragen später durfte ich die Vereinigten Staaten von Amerika betreten. Eine lange Odysee durch den wohl unübersichtlichsten und weitläufigsten Flughafen der Welt später saß ich endlich im Flugzeug nach Honolulu, fühlte mich, als hätte ich eine 50-stündige Reise hinter mir und schlief die 5.5 restlichen Stunden im Flieger durch.
Als die Landungsansage kam, wachte ich auf, und erblickte das faszinierendste Bild, dass sich mir je bei einer Landung aufgetan hatte: Unter uns war tausende von Kilometern weit nichts anderes zu sehen als eins: Ozean.
ALOHA - Welcome to Hawaii. We hope you will feel at home, and will enjoy your time here. Peace and Love to everybody. Be happy. Es gibt wohl wenige Orte auf der Welt, in denen es so hedonistisch, so friedvoll, so liebens- und lebensbewusst zugeht wie hier. Die Leute mit ihren Hawaii- Hemden, ihren Hula- Blüten- Ketten, und ihren braungebrannten asiatisch- polynesisch anmutenden Gesichtern weisen kaum Falten auf, trotz der immerwährenden Sonneneinstrahlung, der sie ihr Leben lang ausgesetzt sind. Sie sehen irgendwie jung aus. Die einzigen Falten bewegen sich rund um ihre Mund- und Augenwinkel: Lachfalten. Und sie lachen tatsächlich für ihr Leben (gern), obgleich auch manchmal mit einem bitteren Unterton, der verrät, dass hier nicht mehr alles so ist, wie es einmal war. Dass Hawaii sich verändert, seitdem es 1959 zum 50. Staat der USA wurde. Dass der Kapitalismus, die Touristen, das schnelle Leben dem Aloha- Spirit zu Leibe rücken - und man am liebsten wieder unabhängig wäre, wenn man könnte. Ich habe hier nun zwei Tage verbracht, und kann nun endlich sagen, dass ich angekommen bin. Heute ist also mein erster richtiger Tag hier. Mein Körper hat sich an die Zeitumstellung und das tropische Klima gewöhnt. Meine Zunge spricht fließend Englisch, und ich schaue zu und staune. Ich werde später mehr dazu schreiben, denn ich muss los. Raphael, mein Mitbewohner und seit zwei Tagen Reisebegleiter, ist Kitesurfer, und es ist heute sein letzter Tag. Wir fahren mit seinem Mietwagen raus an die Nordküste, und ich will ihn nicht länger warten lassen. Hier noch ein paar Fotos, erste Eindrücke. Vielen Dank für eure Einträge im Gästebuch, sie freuen mich so sehr. Sie sind ein Stück zu Hause! Bis bald,
Aloha.
Der Mann war so glücklich, dass er mit seinem Riesenfisch durch de Gegend rannte, und ihn jedem zeigte. Vermutlich hat er sein Leben lang geangelt, und ebenso vermutlich hat er sein Leben lang auf diesen Riesenfisch gewartet...
Aufbruch: | 23.08.2008 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 05.10.2008 |