Ukume goes Hawaii
Oahu - Eine hedonistische Reise: Der Magier und das Meer
Erst einmal muss ich mich entschuldigen. Ich habe das vorangegangene Kapitel ("Oahu - eine hedonistische Reise") erst vor ein paar Minuten freigegeben, und da alle Texte erst von der Redaktion durchgelesen und zur Veröffentlichung freigegeben werden müssen, bekommt ihr die Informationen sehr spät. Ich habe den Text eigentlich schon am Montag geschrieben, an meinem letzten Tag in Oahu, und habe es dann nicht geschafft, ihn rechtzeitig frei zu geben, weil ich noch ein paar Fotos uploaden wollte. Und dann lief MAL WIEDER alles anders, als geplant .
Als ich mich am Montag von meiner Schreibtätigkeit abwandte um für die WG- Meute zu kochen, musste ich Erstaunliches feststellen. Erstens: Keiner von ihnen wusste, wie man REIS KOCHT. Ohne Reis- Koch- Maschine. Keiner von ihnen hatte so richtig Lust zu kochen, nur Dustin (mein Surffreund) war hilfsbereit, und ein Mädchen namens Beth, auch Mormonin und eine Freundin von Brad (der mit den Klischee- Attitüden), die sich wohl aufgrund der bei Mormonen doch sehr strengen und traditionellen Rollenverteilung dazu verpflichtet fühlte, sich als Frau beim Kochen zu beteiligen. Es lief trotz deren Hilfe darauf hinaus, dass ich jedem sagen musste, was zu tun ist (und ich bin weiss Gott kein Profikoch), da Beth ab und zu Sachen sagte wie "I don't know how to cut the garlic, so I'll rather leave it to you and clean up the dishes" und keiner den Ingwer zu identifizieren wusste. Brad, dessen Klischee- Attitüden sich doch nicht als reiner Sarkasmus, sondern bittere Realität herausstellten, ging doch allen Ernstes während ich für alle gutes Thai- Curry kochte, zu Mc Donalds, um vor meinen Augen Burger zu essen! Das fand ich wirklich unhöflich. Und es machte mich ein wenig traurig, gab ich mir doch wirklich Mühe mit diesem Essen allen etwas Gutes zu tun (es war das erste Mal, dass überhaupt irgendwer in diesem Haus irgend etwas kochte!), und mich bei ihnen für ihre Gastfreundschaft zu bedanken. Es war ja auch mein letzter Abend, bevor ich zu meiner 4- Wöchigen Maui- und Kauai- Reise aufbrechen sollte.
Es kam dann, wie es wohl kommen musste. Als ich fertig war, und das Essen auf den Tellern verteilte, setzten sich alle vor den Fernseher, keiner wartete auf niemanden, und es wurde schweigend gegessen. Alle bedankten sich kurz für das Kochen, und ich denke es schmeckte ganz gut, obgleich ich zugeben muss, dass es doch für jeden ausser mir und dem asiatischen Mitbewohner James ein wenig zu pikant zu sein schien, denn alle putzten sich ständig die Nasen und tranken literweise Milch, die Armen. Ich versuchte ein paar Mal, eine Unterhaltung anzufangen, aber alle waren sie wie hypnotisiert von einem Kate Hudson- Film, und danach gingen sie schlafen. Wieder war es nur Dustin, der sich mit mir noch nach draußen setzte, mir Wein einschenkte (ich durfte Wein trinken, den ich mir vom Supermarkt besorgt hatte, extra für das Essen), und nichts dagegen sagte, dass ich nach dem Essen Kette rauchen musste, um mich nicht über Brad und sein ignorantes Verhalten ärgern zu müssen. In den letzten Tagen hatten wir uns ziemlich gut angefreundet, Dustin und ich. Er ist tatsächlich der Aufgeweckteste und Reflektierteste von allen, er hinterfragt all die religiösen Regeln, die er zu befolgen hat, was wahrscheinlich auch einer der Gründe dafür ist, dass er sie ab und zu bricht, um dann Probleme mit der mormonischen Kirche zu bekommen... Abgesehen davon war er einfach aktiv und sportlich, neugierig und nicht so unpolitisch, wie die anderen (er ist der einzige aus der WG der wählen wird, und wahrscheinlich der einzige Mormone weit und breit, der nicht die Republikaner, sondern die Demokraten bevorzugt!). Während Brad sich wirklich die ganze Zeit zu Hause aufhielt, um fern zu sehen, und sich über sein tristes Leben zu beschweren, gingen Dustin und ich surfen, oder Fotos machen in China Town, wir gingen in Gallerien, und redeten viel. Er hatte da so ein Problem mit Frauen, und ich half ihm ein bißchen aus der Klemme. Nur so viel: Es gibt WIRKLICH brutale, böse Frauen auf dieser Welt! Wenn eine von ihnen das hier liest: Emotionale Tötüng ist auch Mord! Bitte nicht machen, lieber boxen gehen oder shoppen oder was ihr braucht um euch zu resozialisieren!! Mann, Mann, Mann.
Ich schreibe diesen Nachtrag zu meiner Zeit in Oahu, weil ich weder das am Montag geschriebene verändern wollte, noch das Gefühl hatte, alles erwähnt zu haben, das es verdient, erwähnt zu werden. Es gibt von ebenjenen Geschichten ohnehin zu viel, um sie alle auf zu schreiben, aber ein paar müssen hier noch rein. Die Geschichte des Magiers, zum Beispiel.
Der Magier, der zwar Iraner, aber seinem Aussehen nach eher eine Mischung aus indisch- weltmännischem Sinthie zu sein schien, gabelte mich in einem Starbucks am Waikiki Beach auf. Ich ging jeden Morgen nach dem Surfen dorthin, um mir eine New York Times und einen Kaffee zu holen. Er war ein Ereignis. Er hatte Tücher um seinen Kopf gewickelt, Umhänge aus feinster Seide um seinen Körper geschwungen und getrocknete Fenchelblätter hinter sein Ohr geklemmt. Seine tiefschwarzen Augen machten ihn zu dem Magier, der er ist, und er hatte sie mit dunklem Kajalstift umrandet, was das alles nicht gerade weltlicher machte. Wäre er nicht so ein Entertainer, ein Schauspieler, ein Weiser und ein Geschichtenerzähler sondergleichen gewesen, hätte man ihm diese Erscheinung niemals abgenommen. Aber er war all das, man sah ihm das Reisen an, die fernen Orte schienen fast in seinen dunklen Augenseen auf zu blitzen. Es schien, als sei er nur an diesem Ort aufgetaucht, um mir eine halbe Stunde seiner Zeit zu schenken, und mich an seiner Weisheit teilhaben zu lassen, um dann wieder zu verschwinden und die selbe Nummer mit jemandem durch zu spielen, der ihm vielleicht kein bereicherndes Gespräch, dafür aber ein bißchen Taschengeld garantieren würde. Von mir bekam er kein Geld, aber er schien damit auch durchaus zufrieden. Ich habe nach unserem Gespräch alles aufgeschrieben, was ich behalten konnte, und weil ich denke, dass seine Worte nicht nur an mich, sondern an die Welt gerichtet waren, an jeden, der glücklich sein will, schreibe ich den nicht all zu persönlichen Teil hier rein. Er ging ungefähr so:
"Du wirst all das bekommen, was du WIRKLICH willst. Du hast einen scharfen Verstand, und ein noch weicheres Herz, weißt Gut und Böse, Richtig und Falsch voneinander zu unterscheiden. Aber du denkst zu viel! Vergiss mal dein hübsches Köpfchen, und dein jederzeit bereites Herz, und höre auf die Stimme in deinem Bauch, höre zu, was deine innere Stimme dir flüstert, es sagt, du sollst ein bisschen mehr VERTRAUEN, denn was passieren muss, wird passieren, und du kannst dich nicht vorbereiten, so sehr du es auch versuchst. Denn nicht nur alles, was du dir WIRKLICH wünschst wirst du erreichen; alles, was du am aller meisten auf dieser Welt fürchtest, wird dir ebenfalls widerfahren. Also hör auf, dir so viele Gedanken zu machen! Was sich nicht verhindern lässt, durch Planung und Kopfarbeit, durch ausgefeilte Sicherheitsmechanismen, lässt sich besser ertragen mit einem leichten Herzen, und einem entspannten Kopf! Lass los, hör auf dich zu fürchten, lebe deinen Traum. Du kannst gut lehren, vielleicht an der Universität, und du würdest sehr erfolgreich sein. (!?!) Aber da ist noch ein anderes Talent, das du verkümmern lassen wirst, wenn du dich für den sicheren Weg entscheidest. Ich rate dir, hör auf niemanden, der dir rät, den sicheren Weg ein zu schlagen. Wähle deinen großen Traum, und das höchste Ziel, und du wirst es erreichen. Du hast die Kraft, und das Können, das Einzige was dir fehlt, ist das Vertrauen in dich selbst, und in dein Schicksal. Du musst dich auf den Weg der Kunst bewegen, und frei sein von Angst, dann kannst du das in großem Umfang machen, was du jetzt im Kleinen machst: andere Menschen inspirieren. Herzen öffnen. Sei nicht immer so voll, und so traurig, und lache die Welt aus, und alle, die sich all zu Ernst nehmen."
Jaja, der Magier. Keine Ahnung wie vielen Menschen er das Selbe erzählt... aber es spielt auch gar keine Rolle. Wichtig ist nur, dass er das Bedürfnis hat, Menschen tatsächlich zu helfen, sie zu inspirieren und ihnen Mut zur Freiheit zu geben. Und das ist keine schlechte Sache, ganz gleich, wie vielen er das erzählt. Er hätte ja auch Straßenarbeiter oder Banker oder Blumenverkäufer werden können, und entschied sich offensichtlich für reden und rumlaufen wie ein Irrer, der seine Sache aber erstaunlich gut macht! Ich habe mir meinen Zettel jedenfalls abgeholt, ihn in Gedanken gespeichert und nehme ihn also mit, auf meine Reise.
Als letztes möchte ich noch auf eine schöne Erinnerung zu sprechen kommen, die sich am Strand von Waikiki abgespielt hat. Die Stadt zeigte einen Film auf der Großbildleinwand am Strand. Raphael, der geheimnisvolle Pole aus San Francisco, und ich saßen unter den Sternen, die Wellen schlugen ans Ufer und wir tranken heimlich Bier, das wir, wie im Film, in braune Papiertüten eingewickelt hatten, und rauchten unsere hier so verpönten Zigaretten. Sie zeigten "Madakaskar"; es waren viele Menschen her gekommen, Touristen und Einheimische, Familien mit Kindern, Paare, Jugendliche und Backpacker saßen auf dem Sand und genossen die Atmosphäre. Es war ein ganz schöner Moment, und ich wünschte mir, dass die Menschen, die mir am Liebsten sind (Schildkröten aufgepasst!, auch bei mir sein könnten, denn eine Sache gibt es, die am Reisen und am Entdecken fremder Orte etwas traurig ist, wenn man alleine reist. Wie auch schon der Protagonist aus "Into the Wild" am Ende seiner Reise bemerkt, ist nämlich das größte Glück, die schönste Schönheit, die freieste Freiheit nur dann wirklich glücklich, schön, und frei, wenn man jemanden hat, mit dem man dieses Glück teilen kann...
Mit diesen Worten und bis ganz bald!
Eure Gün
Aufbruch: | 23.08.2008 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 05.10.2008 |