Mit dem Womo ums Mittelmeer

Reisezeit: September 2008 - Februar 2009  |  von Mario P.

Jordanien: Der Nordwesten

Von Irbid fahren wir in Richtung Nordwesten und erreichen am späten Nachmittag Umm Qais. Wir sind nicht wegen der Ruinen "Gadara" hierher gekommen, denn römisch- griechische Ruinen haben wir auf unserer bisherigen Reise schon genug besichtigt, sondern wegen des phantastischen Ausblicks: auf die Golanhöhen in Syrien, über den See Genezareth nach Israel und in das Jordantal!

im Hintergrund die Golanhöhen in Syrien

im Hintergrund die Golanhöhen in Syrien

In Gadara treffen wir eine junge Familie beim Picknicken. Sie laden uns sogleich zu Tee, Nüssen und Obst ein. Mohammed erzählt uns, dass er beim jordanischen Geheimdienst arbeitet. Er selbst nennt es: "the Jordan- FBI" Seine Frau Fatiha unterrichtet Mathematik. Die beiden kleinen Töchter werden von der Tante beaufsichtigt, während die Eltern in der Arbeit sind. Nach einem gemütlichen Plausch laden sie uns zum Abendessen ein. Fatiha sagt, sie wolle uns "mansaf", das jordanische Nationalgericht, zaubern und mir gleich zeigen, wie es gemacht wird. "Mansaf" ist ein Beduinengericht. Man findet es in keinem anderen arabischen Land. Es besteht aus einem Berg Reis, auf dem verteilt die verschiedenen Teile des Hammels liegen. Auf der Spitze des Reisberges thront gewöhnlich der Schädel des Tieres. Getränkt ist der Reis mit einer Sauce aus Ziegenmilch. Diese wird zunächst getrocknet und im Geschäft in Kugeln in Größe eines Tennisballs verkauft. Die getrocknete Milch wird dann unter Zugabe von Joghurt wieder flüssig gemacht und gibt dem Reis seinen besonderen Geschmack. Weil Fatiha kein Lamm mehr zu Hause hat, verwenden wir stattdessen Hühnchen. Den Reis verfeinert sie mit dem Gewürz Kardamom, wodurch er eine gelbliche Farbe bekommt. Wir richten das Essen auf einem riesigen Tablett an, schütten zuerst den Reis, dann das zerlegte Huhn darauf, leeren die Sauce darüber und verzieren das ganze mit gerösteten Nüssen. Gegessen wird auf Kissen sitzend am Boden, das Tablett auf einem halbhohen Tisch. Wir bekommen Teller und Löffel, obwohl "mansaf" traditionell mit der rechten Hand gegessen wird. Die guten Tischmanieren von zu Hause dürfen wir hier getrost vergessen und krempeln uns die Ärmel hoch. Es wird geschaufelt und gebaggert. Wir schlagen uns die Bäuche voll, denn es schmeckt wirklich gut! Und am Ende sieht der Tisch aus als wären Schweinchen am Werk gewesen. Wir waschen uns die Hände. Ich helfe Fatiha beim Abwasch in der Küche. Leonie tobt mit den Mädchen in der Wohnung herum und Mario unterhält sich mit Mohammed im Wohnzimmer. Später trinken wir noch schwarzen Tee mit Anis und Minze und essen Limonen. Gegen 23 Uhr verabschieden wir uns von der lieben Familie und gehen zurück zum Lastwagen. Die Nacht verbringen wir inmitten der Ruinen von Gadara, direkt neben der Touristenpolizei.

Am nächsten Morgen verlassen wir Umm Qais. Wir fahren direkt an der Grenze zu Israel entlang und müssen alle 300m eine Militärkontrolle über uns ergehen lassen. Zu unserer Rechten sehen wir den Jordan, der eher ein schmales Flüsschen ist als ein reißender Fluss und die Grenze zu Israel und den Palästinensergebieten bildet. Wir fahren das fruchtbare Jordantal entlang in Richtung Süden. Das Jordantal ist sozusagen der Obst- und Gemüsegarten des Landes. In dem feuchtheißen Klima des Tals sind drei Ernten pro Jahr möglich, das Tal liefert drei Viertel der landwirtschaftlichen Produktion. Weizen, Gerste, Tomaten, Gurken und viele Obstsorten, u. a. Bananen, werden hier angebaut.

Über Kufranja erreichen wir Jerash, wo wir uns wieder am Parkplatz der Touristenpolizei einquartieren dürfen. Die Ruinen von Jerash, dem antiken Gerasa, besichtigen wir nicht. Wir sind der Meinung, schon reichlich Tempel, Säulen und Theater gesehen zu haben. Wir sehen lediglich den Triumphbogen, der zu Ehren Kaiser Hadrians gebaut wurde. Direkt daneben findet sich der Basarkomplex, wo es Souvenirs zu kaufen gibt. Hier gibt es u. a. die mit farbigem Sand gefüllten Flaschen, die oft Kamel- oder Oasenmotive zeigen. Der nette Verkäufer zeigt uns, wies gemacht wird und die selbst gemachte Sandflasche dürfen wir als Andenken mit nach Hause nehmen.

Weiter geht's in Richtung Süden, über die Hauptstadt Amman zum Toten Meer. Hier befinden wir uns am tiefsten Punkt der Erde, 400 m unter dem Meeresspiegel. Den hohen Luftdruck kann man förmlich spüren, es ist schwül und drückend heiß. Fliegen gibt's hier en masse und sind äußerst lästig! Obwohl das Meer "tot" ist und außer einigen Mikroben kein Leben enthält, ist es ökologisch bedroht. Jährlich sinkt der Meeresspiegel um einen Meter, weil die Zuflüsse aus dem Jordan und Bergquellen als Trinkwasser oder für die Landwirtschaft abgefangen werden. Zudem verbrauchen die Industrieanlagen (Pottasche und Schönheitsprodukte aus Naturmaterialien) am südlichen Ende des Toten Meeres große Mengen Wasser. Es wird befürchtet, dass das Binnenmeer bis 2050 um die Hälfte schrumpfen wird. Baden kann man theoretisch am gesamten felsigen Ufer. Da man nach dem Bad aber unbedingt das Salzwasser abwaschen muss, weil es sonst auf der Haut zu brennen beginnt, ist man auf Hotels oder Strände mit Duschen angewiesen. Wir fahren zum "Amman Tourism Beach" und müssen umgerechnet ca. 40 Euro pro Tag bezahlen. Für diesen Wucherpreis sind die Duschen nicht einmal warm! Mario und mich stört es nicht, kalt duschen zu müssen, aber Leonie blärrt wie am Spieß, weil es so kalt ist. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als am Gasherd Wasser warm zu machen und Leonie im Lavoir abzuwaschen. Trotz allem ist das Schwimmen im Toten Meer ein Erlebnis. Aufgrund des hohen Salzgehaltes, der mit etwa 30 % fast zehnmal so hoch ist wie der anderer Meere, können selbst Nichtschwimmer nicht untergehen. Man treibt obenauf, ganz gemütlich, ohne ein einziges Tempo machen zu müssen. Man muss lediglich aufpassen, dass einem kein Wasser in die Augen spritzt, denn das soll höllisch brennen! Das Salzwasser fühlt sich auf der Haut an wie Öl, es ist sehr angenehm. Der erhoffte Verjüngungseffekt ist leider ausgeblieben! Wir sind selbst nach einem Bad im Toten Meer die "Alten" geblieben.

die Steine am Ufer sind von einer dicken Salzkruste überzogen

die Steine am Ufer sind von einer dicken Salzkruste überzogen

Weiter geht´s die gesamte Ostküste des Toten Meeres entlang über al-Karak auf den Desert Highway in Richtung Süden.

© Mario P., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ende September 2008 soll unsere Reise losgehen. Mit unserem Womo, einem Steyr 680, wollen wir folgende Länder bereisen: Italien- Griechenland- Türkei- Syrien- Jordanien- Ägypten- Libyen- Tunesien. Wir haben dafür 5 Monate Zeit, wollen spätestens Ende Februar 2009 wieder in Österreich zurück sein. Wir freuen uns schon, euch über unsere Reiseerlebnisse berichten zu dürfen!
Details:
Aufbruch: 25.09.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: Februar 2009
Reiseziele: Italien
Griechenland
Türkei
Syrien
Jordanien
Der Autor
 
Mario P. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.