Mit dem Womo ums Mittelmeer
Rückreise
Aus mehreren Gründen, die wir hier nicht näher erläutern möchten, haben wir uns entschlossen, unsere Reise nicht mehr nach Nordafrika fortzusetzen, sondern wieder über Syrien, Türkei, Griechenland und Italien die Rückreise anzutreten.
Auf dem Weg Richtung Norden machen wir bei der "Theodor Schneller Schule" in Jordaniens Hauptstadt Amman halt. Die "Theodor Schneller Schule" ist eine Einrichtung für Waisen, Halbwaisen und Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen, wo diese eine Betreuung, Stütze und Ausbildung erhalten. Am Parkplatz vorm Gästehaus bleiben wir zwei Tage und verschenken unseren mitgebrachten, riesigen Sack voll Stofftieren und Spielsachen und hoffen, dass die Kleinen damit viel Freude und Spaß haben werden!
Am 9. Dez. 2008 beginnt in den muslimischen Ländern das fünftägige Opferfest "Aid al-Adha". Das Opferfest erinnert daran, dass Gott einst Abraham befahl, einen seiner Söhne zu töten. Als Gott sah, dass Abraham ihm gehorchte, stoppte er die grausame Tat und ließ ihn stattdessen ein Lamm schlachten. Dieses Lamm wird heute symbolisch für die damalige Güte Gottes geschlachtet. Jeder Muslim, der es sich leisten kann, sollte deshalb ein Schaf schlachten und es mit Bedürftigen teilen. Kinder erhalten Geschenke, wie bei uns an Weihnachten. Wir beobachten, wie zahlreiche Schafe auf den Straßen geschlachtet, sogleich gehäutet und zerlegt werden.
Nach vierwöchigem Aufenthalt in Jordanien treten wir die Ausreise an. Wir nehmen den gleichen Grenzübergang nach Syrien, über den wir auch gekommen sind. An der Grenze ist wegen der Feiertage nichts los und wir können in Ruhe alle Formalitäten erledigen.
Jordanien hat uns sehr, sehr gut gefallen und wir können es als Reiseland nur wärmstens weiterempfehlen!
In Syrien machen wir noch einmal in dessen Hauptstadt Damaskus halt, der arabischen Kulturhauptstadt 2008. Hier treffen wir uns mit Christian und Franziska wieder, die wir in der Türkei kennen gelernt haben. Die Beiden belegen einen Arabisch- Sprachkurs, was bei den arabischen "Hieroglyphen" sicherlich nicht ganz einfach ist, aber bestimmt sehr aufregend und herausfordernd!
Von Damaskus fahren wir in den Norden nach Kafr Ame, einen Ort 25 km von Aleppo entfernt. In Kafr Ame stellen wir unseren Steyr auf einem netten Campingplatz ab und fahren mit dem Minibus, dem gängigen öffentlichen Verkehrsmittel, nach Aleppo. Die 25 km lange Fahrt in die Stadt ist für uns die Hölle! Im Minibus sitzen 16(!) Leute zusammengepfercht, gefahren wird immer Vollgas und gebremst im allerletzten Moment!
Aleppo ist quirliger, lebendiger und "orientalischer" und gefällt uns deshalb deutlicher besser als Damaskus. Die Suqs (Altstadt) gehören zu den berühmtesten der Welt und sind angeblich insgesamt 12 km lang. Die Suqs sind nicht für Touristen hergerichtet, sondern authentisch und urig. Sie sind eng, voller Menschen, Esel und Gerüche, von denen manche angenehm, viele wiederum sehr gewöhnungsbedürftig sind. Meist nach den verschiedenen Handwerksbereichen getrennt, schlendern wir durch ein Gewirr von Angeboten und Farben. Zu kaufen gibt es u. a. Kaffee, Nüsse, Gemüse, farbenprächtige Stoffe und auch Fleisch:
In der Altstadt Aleppos finden sich auch einige Seifenfabriken, von denen wir eine besuchen. Ein netter Angestellter führt uns durch die Fabrik. Leider wird zurzeit nicht gearbeitet, weil die Seife auf den Dächern trocknen muss. Er erklärt uns, wie sie die Seife herstellen. Die Seife wird aus Olivenöl und Lorbeerblättern gemacht, keine chemischen Zusatzstoffe und alles Handarbeit! Von dem wohlriechenden Naturprodukt stellen sie in ganz Aleppo 600 Tonnen jährlich her, davon wird auch einiges nach Europa exportiert.
Nach einem aufregenden Spaziergang durch die Altstadt gönnen wir uns noch eine Tasse Kaffee in einem Kaffeehaus, von wo aus wir einen tollen Blick auf die Zitadelle Aleppos haben.
Nach einer Woche Aufenthalt verlassen wir Syrien über den Grenzübergang "Bab al Hawa". Das Opferfest und die "Hadj" sind nun vorbei und zahlreiche Pilger von Mekka befinden sich auf der Heimreise. Die Grenze ist dicht, die Ausreise verläuft äußerst schleppend. Die Grenzbeamten durchsuchen die Reisebusse der Pilger und werden auch fündig: In Kanistern wollten sie billigen Diesel aus Syrien schmuggeln. In Syrien kostet der Diesel nämlich umgerechnet nur ca. 0,30 Euro, in der Türkei ist er so teuer wie bei uns in Europa.
In der Türkei entschließen wir uns, wieder die Küste entlang zu fahren, weil es hier wärmer ist als im Landesinneren. In Anamur verbringen wir Weihnachten am Mittelmeer bei tagsüber warmen 18°C.
Ende Dezember 2008 verlassen wir den südlichsten Punkt der Türkei und fahren weiter nach Antalya, über die Berge nach Denizli, auf der Autobahn nach Izmir und Cesme. Auf den Bergen liegt Schnee und je weiter nordwestlich wir kommen, umso kälter wird es. Abends halten wir an Tankstellen und fragen nach Strom für die Nacht, damit wir unseren Heizlüfter einschalten können. Gastfreundlich und hilfsbereit wie die Türken sind, bekommen wir sogleich, was wir wollen. Geld wollen sie für den Strom nie eines annehmen.
In Cesme suchen wir sogleich den Hafen auf und fragen nach einer Fähre nach Chios. Doch das Wetter ist schlecht, der Wind weht zu stark und die Fähre verkehrt nicht. Somit verbringen wir fünf Tage und Silvester in Cesme. Für diese Zeit quartieren wir uns in einem billigen Hotel ein. Wir besichtigen die Festung von Cesme, bummeln in der Einkaufsstraße, wärmen uns in Teehäusern auf und gehen abends in Restaurant. Schließlich dürfen wir mit unserem LKW auf die Fähre fahren, wobei der Ausdruck "Schinakel" wohl treffender ist: Unser Steyr nimmt das gesamte Ladedeck ein und schaukelt das Boot mit jeder Welle noch weiter auf. Nach einer ¾ Stunde Fahrt erreichen wir die griechische Insel Chios. Auf Chios buchen wir sogleich eine Anschlussfähre nach Piraeus. Von hier fahren wir am Landweg nach Patras. Nachdem wir unser Fährticket nach Venedig gekauft haben, dürfen wir in den Hafen einfahren und dort auf unsere Fähre warten, die erst spät am Abend geht. Bald bemerken wir, dass zahlreiche dunkelhäutige Männer außerhalb des Hafengeländes stehen und unseren LKW genauestens mustern. Sie sind illegale Flüchtlinge aus Afghanistan, Pakistan und Somalia, 4000 an der Zahl, wie wir von einem Polizisten erfahren. Sie zwicken den Stacheldraht am oberen Ende des hohen Zaunes durch und finden auch sonst mehrere Schlupflöcher durch den Zaun. Die Polizei und das Militär scheinen machtlos zu sein. Verzweifelt versuchen die Flüchtlinge sich auf den nach Italien fahrenden LKWs zu verstecken. Sie probieren auch, sich unter unserem Steyr im Rahmen zu verschanzen und in unsere große Kiste am Dach zu klettern. Wir haben alle Hände voll zu tun, die Flüchtlinge von unserem Fahrzeug fernzuhalten und zu verscheuchen, damit wir nicht als Schlepper in Italien in Schwierigkeiten geraten. Die Fahrt von Patras nach Venedig dauert 36 Stunden. Nach knapp 10 000 gefahrenen Kilometern erreichen wir am 5. Jänner 2009 das schöne Mühlviertel.
Schweren Herzens müssen wir uns von unserem Reisegefährt trennen! Ab sofort steht unser Steyr 680 reisefertig zum Verkauf. Bei Interesse oder näheren Informationen schreibt uns einfach eine Email an: paizonimario@yahoo.de
Aufbruch: | 25.09.2008 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | Februar 2009 |
Griechenland
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