Rocky Mountains USA / Kanada
Yellowstone National Park
Der 1872 gegründete Park ist der älteste Nationalpark der Welt. Bekannt ist er insbesondere wegen seiner geothermischen Erscheinungen, Yellowstone hat insgesamt 300 Geysire und 10.000 thermalaktive Stellen, angeblich etwa die Hälfte der Geysire der Welt. Nur Island, Kamtschatka und Neuseeland verfügen über ähnlich aktive Thermalbecken. Seit 1978 gehört der außergewöhnliche Nationalpark zum UNESCO Weltkulturerbe.
Auch landschaftlich ist dieser Nationalpark ganz anders als der nur wenige Meilen entfernt liegende Grand Teton. Hier erwarten uns schier endlose dichte grüne, teilweise aber auch verbrannte Wälder, möglicherweise noch Auswirkungen des großen Waldbrandes von 1988, bei dem 36 Prozent des Park niederbrannte. Der Lewis River wird von schroffen Felswänden eingerahmt und führt zum gleichnamigen See. Kurz davor haben wir einen Blick auf den 9 m hohen Lewis Fall.
In Grant Village haben wir für zwei Nächte in der Lodge vorreserviert. Von der spartanischen Ausstattung sind wir angesichts des nicht gerade günstigen Preises (139 $ pro Nacht) ziemlich enttäuscht. Immerhin ist die Lage direkt am Yellowstone Lake und an der Grand Loop Road sehr günstig.
Von ein paar Regentropfen lassen wir uns nicht abschrecken und fahren zum nahe gelegenen West Thumb Geyser Basin, das direkt an den Yellowstone Lake angrenzt.
Elche am Yellowstone Lake
Doch bevor wir uns den Geysiren widmen, haben wir das Glück, einer Gruppe von Elchen beim Grasen zuzusehen. Es handelt sich um Wapiti-Hirsche. Der Bulle lässt sich nicht lumpen und gibt uns sogar ein Röhr-Konzert, bevor er sich einer Kuh mit einem Küsschen zuwendet. Fast 20 Minuten können wir unsere Kamera einsetzen, dann ziehen sich die Tiere langsam in die Wälder zurück.
West Thumb Geyser Basin
Anschließend folgend wir dem kurzen Rundweg durch das Basin. Selbst bei Regen hat dies Charme. Überall qualmt und dampft es aus Quellen, Löchern und Rinnsalen. Die Thermalbecken schimmern in bunten Farben. Wie ein kleiner Vulkan ragt der Fishing Cone aus dem See und blubbert. Überall steigt Rauch auf. Mit Eruptionen ist hier allerdings nicht zu rechnen, seit 1970 sind diese weniger aktiv. Wir erfahren, dass die Wassertemperatur langsam wieder ansteigt und man in naher Zukunft wieder mit Eruptionen rechnet.
Neugierig auf das Highlight des Nationalpark fahren wir zum Upper Geysir Basin. In der Ranger Station erfahren wir, dass mit dem nächsten Ausbruch des verlässlichen Old Faithful in etwa 50 Minuten zu rechnen ist.
Es bleibt noch zeit, um das Old Faithful Inn anzusehen. Das Jahre im Voraus ausgebuchte Hotel wurde 1909 aus dicken Baumstämmen errichtet und gilt noch heute als eines der größten Blockhäuser der Welt. Die 23 m hohe Lobby wirkt nicht nur durch das schummrige Licht gemütlich. Mittelpunkt ist ein aus Naturstein gemauerter 500 Tonnen schwerer Kamin. Erstaunlicherweise ergattern wir auf der Dachterrasse noch einen Platz in erster Reihe. Hier genießen wir ein Ale (Detlef konnte es nicht lassen, für Anke ein "Bitch Creek-Ale" zu besorgen) und beschließen, hier auf den viel gepriesenen Ausbruch zu warten. Ein paar Regentropfen können wir hierbei verschmerzen. Der Ausbruch ist dann letztendlich viel schneller als erwartet auch schon wieder vorbei. Keine zwei Minuten hat es gedauert, dass die fast 30 m hohe Fontäne herausschießt und danach nur noch Dampf hinterlässt. Dieses Schauspiel haben wir uns etwas spektakulärer vorgestellt, wobei wir in den nächsten Tagen sicherlich noch einmal herkommen werden und dann vielleicht bis zu 55 m hohe Fontänen beobachten können.
Das Old Faithful Inn ist zwar nicht wegen des guten Restaurants bekannt, dennoch ist dieses voll. Also fahren wir zurück zur Lodge und versorgen uns vor Ort.
Montag, 01.09.2008 Yellowstone National Park
Nachts hat es geregnet und als wir morgens ins Auto steigen zeigt das Thermometer nur 5° Celsius an. Der Himmel hängt in dicken Wolken.
Die Grand Loop Road, eine 229 km lange Straße, die den Nationalpark in Form einer 8 durchläuft, fahren wir zunächst am Yellowstone Lake vorbei. Mit 352 qkm ist es der größte Bergsee Nordamerikas. Aufgrund der Höhenlage von 2.357 m erreicht dieser See eine maximale Temperatur von 16 ° C und bleibt bis in den Juni hinein zugefroren.
Am Straßenrand parkende Autos lassen uns auf etwas Besonderes hoffen. Diesmal ist es ein Braunbär, den wir noch in voller Größe bewundern können, wie er sich langsam in die Wälder zurückzieht. Kurz darauf wird der Verkehr durch eine Bison-Herde lahm gelegt. Etwas dreißig Tiere überqueren mit einer Gemütsruhe die Straße und bleiben auch gerne mal auf selbiger stehen, um auf die langsam heran kommenden Nachzügler zu warten.
Bison-Herde im Yellowstone National Park
Unser erstes Ziel ist die Mud Volcano Area, die schon aus der Ferne durch ihre geruchsintensiven Schwefeldämpfe angekündigt wird. Ein 1 Kilometer langer Rundweg führt an den sogenannten "mud pots" (Schlammtöpfen) vorbei, aus denen es dumpf blubbert. Der Namen gebende Mud Volcano mit seinem 9 x 9 m großen Kegel, erinnert aufgrund der Geräusche an eine Waschmaschine im Hauptwaschgang. Es gibt hier noch eine Menge zischender Becken, einen säurehaltigen See oder sogenannte Fumarole aus denen es wie aus einem Gartopfventil dampft. Unterschiedliche Mineralien und Schwefel sorgen für farbenfrohe Verfärbungen
Mud Volcano Area
Entlang des Yellowstone River, der sich durch eine sattgrüne Wiesenlandschaft schlängelt, geht es weiter zum Grand Canyon of the Yellowstone. Auf einer Strecke von 45 km hat der Fluss eine bis zu 360 m tiefe Schlucht hineingefressen. Über den South Rim Drive gelangen wir zum Artist Point. Von diesem Aussichtspunkt haben wir einen fantastischen Blick auf die hohen, gelben Schluchtenwände und auf den 93 m hohen Lower Fall.
Grand Canyon of the Yellowstone
Der Name Yellowstone rührt nicht, wie zuerst vermutet, von den gelben Schluchtenwänden, sondern von gleichfarbigen Sandbänken an der Mündung des Yellowstone Rivers in den Missouri. Einen derart tiefen und farbenfrohen Canyon haben wir hier nicht erwartet und sind mehr als begeistert. Die hohen Felswände bieten auch bei bewölktem Himmel einen beeindruckenden Anblick.
Wir folgen dem über einen Kilometer langen Uncle Tom Trail, der uns 160 m tief in die Schlucht hinein wandern lässt und einen tollen Ausblick auf den Lower Fall offenbart. Leider ist der nördliche Teil (North Rim) derzeit komplett gesperrt, auch hier soll es tolle Aussichtspunkte geben.
Lower Fall
Heute beschränken wir uns auf den unteren Teil der "8" und fahren weiter zum Norris Geyser Basin. Es ist das heißeste und älteste Geysir-Becken des Parks. Die beiden angelegten Wege um das Porcelain Basin und das Back Basin bieten einen wunderschönen Einblick in die geothermalen Aktivitäten. Auf ersterem kann man eine farbenfrohe Palette an kleineren Geysiren, blauen Pools sowie einige dampfende Ventile sehen.
Norris Geyser Basin
Das Highlight ist sicherlich der Steamboat Geyser. Er ist der höchste und aktivste der Welt. Den letzten großen Ausbruch gab es am 23.05.2005 wo bis zu 93 m hohe Fontänen zu sehen waren. Auch heute ist dieser überaus aktiv, die Fontänen erreichen aber nur eine Höhe von 3 bis 13 m. Dieser ist unterirdisch verbunden mit dem Cistern Spring, einem schönen blau leuchtenden Pool - beim großen Ausbruch des Geysirs wird dieser geleert. Die Bäume rings um den Pool sind abgestorben, was auf den hohen Siliziumgehalt des Wassers zurückzuführen ist.
Einige Meilen weiter erreichen wir die Artist Paint Pots. Der kurze Rundweg führt an farbenfrohen heißen Quellen vorbei. Dieser Abstecher ist ganz nett, gehört aber sicherlich nicht zu den Highlights des Parks. Ebenso der weniger spektakuläre 26 m hohen Gibbon Falls, an dem wir auf der Straße entlang des Gibbon Rivers vorbei kommen. Kurz hinter der Madison Junction beginnt der Firehole Canyon Drive. Auf der Strecke gibt es Lavagestein zu sehen.
Unser nächstes Ziel ist Fountain Paint Pot. Auch hier gibt es einen Rundweg durch die geothermalen Aktivitäten, die an dieser Stelle ebenfalls nicht besonders spektakulär sind. Immerhin bietet uns der Clepsydra Geyser zum Abschied noch ein kleines Schauspiel.
Als wir zum Auto zurück gehen fängt es an zu regnen und auch die Temperaturen sinken rapide ab. Sehr gut gefällt uns der auf der gegenüber liegenden Seite beginnende Firehole Lake Drive, hier insbesondere der Surprise Pool mit seiner tiefblauen Farbe und der White Dome Geyser. Sein Kegel ist fast 9 m hoch und schimmert in bunten Farben. Zu unserem großen Glück bricht dieser gerade aus und sprüht eine 9 m hohe Fontäne. Damit beenden wir unsere heutige Besichtigungstour.
Wir können es kaum fassen, als es plötzlich anfängt zu schneien. Die Temperatur ist inzwischen auf 0° C abgesunken (Die Durchschnittstemperaturen liegen im September übrigens bei 18 ° C). Als wir über den Craig Pass fahren sind die Hänge rechts und links bereits weiß gepudert.
Dienstag, 02.09.2008 Yellowstone National Park - Gardiner
Blauer, fast wolkenfreier Himmel erwartet uns, die Temperatur liegt jedoch immer noch bei kaum über 0° C, so dass die Frontscheibe unseres Wagens leicht eingefroren ist.
Das Wetter könnte für das Old Faithful Gebiet nicht besser sein. Der riesige Parkplatz ist um kurz vor 9:00 h noch leer. Im Besucherzentrum erkundigen wir uns nach den zu erwartenden Ausbruchszeiten, für den Old Faithful ist dieser erst in einer Stunde vorhergesagt. Bleibt noch Zeit für eine erste Erkundung des Upper Geyser Basin, das entlang des Firehole River verläuft und die weltgrößte Konzentration an Geysiren aufweist.
Grand Geyser
Zunächst umrunden wir den Geyser Hill, wo es kleinere Geysire und Pools gibt. Als wir den Grand Geyser erreichen, umgeben diesen eine Menge mit Kameras bewaffnete Menschen. Die für 8:00 h (plus / minus 2 Stunden) angekündigte Eruption hat offensichtlich noch nicht stattgefunden. Aus der Ferne sehen wir den "Alten Getreuen" Wasserfontänen spucken. Das Schauspiel dauert erneut nur eine Minute und eine besonders hohe Fontäne gibt es wieder nicht.
Dafür haben wir das große Glück, den nur alle 7 - 15 Stunden aktiven Grand Geyer, dem weltgrößten Geysir mit vorhersagbaren Eruptionen, mitzuerleben. Dieser macht seinem Namen alle Ehre und spuckt 30 - 40 m hohe Fontänen in den Himmel. Das Schauspiel dauert über 10 Minuten und erinnert an eine Wasserorgel.
Aufmerksamkeit verdient der Grotto Geysir, der unentwegt raucht und blubbert. Das Besondere ist die Form des Geysirs, die in der Tat an eine Grotte erinnert und ursprünglich ein Baum war, dessen verbliebener Baumstumpf von Geysir-Ablagerungen überdeckt wurde.
Am Ende des Rundweg erreichen wir den Morning Glory Pool, der zu Recht als schönster und farbenreichster im Park gilt. In der Mitte leuchtet er türkisblau und wird zum Rand hin gelb-orange bis bräunlich.
Morning Glory Pool
Auf dem Rückweg werden wir auf den in 10 Minuten erwarteten Ausbruch des Beehive Geysers aufmerksam gemacht, der ein bis zweimal täglich ausbricht.
Beehive Geysir
Das Spektakel dauert fünf Minuten. Aus einem einzigen kleinen Kegel steigt eine Wassersäule etwa 50 m in die Höhe. Eine absolut beeindruckende Darbietung.
Gleich darauf erleben wir am heutigen Tag zum zweiten Mal den Ausbruch des Old Faithful. Diesmal macht er den vorhergesagten Erwartungen alle Ehre und steigt etwas 40 m in die Höhe und lässt sich mehrere Minuten bewundern. Ein schöner Abschluss unseres Besuchs des Upper Geyser Basin.
Unser letztes Ziel im Yellowstone Nationalpark sind die Mammoth Hot Springs.
Mammoth Hot Springs
Kalk des heißen Quellwassers hat sich hier abgelagert und Travertinterrassen in zart umkrustete Pastell- und türkisfarbene Teiche hinterlassen. Die wahre Schönheit offenbart sich erst auf dem kurzen Rundweg, der am 11 m hohen ausgetrockneten Sinterkegel des Liberty Cap am Fuße der bereits ausgetrockneten Minerva Terrace beginnt. Der Weg führt an einigen schönen Kalksteinterrassen wie Cleopatra Terrace oder Mound Jupiter Terraces vorbei. Den schönsten Blick hat man am New Blue Spring Overlook und an den Canary Springs. Algen und Bakterien haben den ansonsten gleißend weißen Kalkstein gelb, orange, braun und grün gefärbt. Mystisch ragen einige abgestorbene Bäume aus dem Kalkstein heraus.
Der Upper Terrace Drive führt mit dem Auto an weiteren Spots vorbei. Sehr schön ist der Orange Spring Mound, der seinem Namen alle Ehre macht. Auch hier fließt permanent Wasser herab und die Färbung schimmert teilweise goldfarben.
Damit beenden wir unseren Besuch im Yellowstone Nationalpark. Kurz hinter dem Nordeingang, bereits zu Montana gehörend, liegt das kleine Städtchen Gardiner, das eher unscheinbar ist, aber einen sehr schönen Blick auf die Bergsilhouette des Parks bietet.
Aufbruch: | 23.08.2008 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 12.09.2008 |
Kanada