Peloponnes 2005

Reisezeit: Juli / August 2005  |  von Achim Baehrend

5. Etappe: Palouki - Koroni

Highlight der Etappe: Camping kann kaum schöner sein

Klar will man da hin. CAMPING KANN KAUM SCHöNER SEIN!!!

Und um es vorweg zu nehmen, wir wurden nicht im geringsten enttäuscht. Seit Jahren sind wir Camping-Urlauber, aber einen solchen Platz muss man wirklich lange suchen.

Ein Platz mit Schatten, 2 Bäumen für die Hängematte (ganz wichtig!) und genug Platz für unsere kombinierte "Wohn-, Esszimmer- und Küchengarnitur", bestehend aus einem Tisch und 6 Zarges - Boxen, pro Person eine (für Gepäck und als Sitzplatz) und eine für den Kocher und als Vorratskiste. Ach ja, 2 Zelte haben wir auch noch. Ein kleines für die großen Mädels und ein "Elternzelt" mit einer extra Schlafkabine für die Jüngste.
Später lernten wir dann auch noch die direkten Nachbarn kennen, ein "mittelaltes" Ehepaar aus dem Norden, mit Wohnmobil, ohne Kinder aber mit Hund. Der hieß Nikos, war ein netter Kerl mit drei Beinen, aber Energie für vier. Es stellte sich heraus, dass er von seinen Besitzern irgendwann einmal in Griechenland adoptiert wurde. "Könnte uns nie passieren!", dachte ich noch so bei mir.
Dass auch wir in wenigen Wochen vor einer ähnlichen Entscheidung stehen sollten, das konnten wir im Moment noch nicht ahnen, doch dazu später.
Ein schöner Strand gehört für uns entscheidend zu einem gelungenen Aufenthalt dazu. Und auch in dieser Hinsicht wurden wir hier nicht enttäuscht.

Mit Blick aufs Meer!

Mit Blick aufs Meer!

Mit Blick auf den Campingplatz!!

Mit Blick auf den Campingplatz!!

Mit Blick auf den "Kinderspielplatz"!!

Mit Blick auf den "Kinderspielplatz"!!

Mit "Blick aufs Kind"!

Mit "Blick aufs Kind"!

All das kommt unserer Vorstellung von Urlaub schon sehr nah!!

Und dann das: Direkt am Meer, mit Blick auf die hinter Zakynthos untergehende Sonne gab es ein Restaurant (die Fotos davon glaubt einem sowieso keiner!) mit netter Bedienung, leckerem Essen zu zivilen Preisen und einem anderen Feriengast, schweizer Grieche, oder griechischer Schweizer, der abends Gitarre spielte und griechische Lieder sang.
Klingt kitschig? Mag sein, aber wir waren da und wissen: Das war es überhaupt nicht. Außerdem sind wir selbst mit Gitarre und vielen Liederbüchern unterwegs, und so machte man dann abends auch zusammen Musik (mit weiteren Gästen und einem Kellner, der viele Lieder kannte).
Und wie klingt das: Manchmal gegen Abend ging dann die Familie mit Kind und Kegel, Liederbüchern, Gitarre, Petrolampe und Getränken an den Strand, setzte sich irgendwo ans Meer und sang und sang und sang (manchmal kam es auch dazu, das man trank und trank und trank und sang und sang und sang, aber da waren die Kinder schon im Schlafsack und andere Urlauber dabei).
Dass man dabei dann auch mal versackt, nachts noch ins Meer baden geht und sich nicht mehr so genau erinnern kann, wie man eigentlich in den Schlafsack gekommen ist, gehört dazu. Geht so Urlaub? So geht Urlaub!

Und zum guten Ende auch das noch: Die Mitarbeiter des Platzes waren unglaublich freundlich. Der Besitzer, Herr Stefano Andriopoulou, war cool, seine Frau, Deutsche, etwas reserviert, aber sehr hilfsbereit, einer der Gärtner schenkte uns irgendwann Melonen und die Reinigungsfrau wollte unsere Jüngste eigentlich am liebsten adoptieren.
So viel Herzlichkeit und Wärme, Freundlichkeit und Aufmerksamkeit (ohne eine Spur von Aufdringlichkeit!) tut gut und verleitet dazu, entweder auf dem Platz den ganzen Urlaub zu verbringen (so ist es anderen ergangen) oder einfach noch mal wieder zu kommen ( so haben wir es gemacht, siehe Etappe 10).

Obwohl wir eigentlich viel Zeit damit verbringen am Strand zu liegen, zu lesen, zu schwimmen, zu schnorcheln und mit den Kindern zu spielen, unternehmen wir gern auch Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung, wobei nach Möglichkeit Schotterwege ("Schrotterwege", sagen die Kinder) und ander unbefestigte Straßen gefahren werden. Unsere Ziele hießen hier: Pirgos, Amaliada, der Hafen von Palouki und - natürlich - OLYMPIA.

Zu Amaliada und Pirgos ist nicht viel zu sagen. Beide Orte sind ziemlich gesichtslos und ohne Atmosphäre, Pirgos noch mehr als Amaliada.

Der Reiseführer wieder:
"Pirgos ist in puncto Trostlosigkeit auf dem Peloponnes kaum zu überbieten."

Stimmt! Einziger Pluspunkt: Bei Pirgos kann man Lebensmittel einkaufen (Supermarkt) und in Amaliada gibt es dafür einen (lohnenswerten) Markt (mehr dazu in PELOPONNES 2006).

Zum Hafen von Amaliada / Palouki war es nur ein kurzer Fußmarsch über den Strand. Geplant war dieser "Ausflug" nicht!

Eines Abends, es war warm und spät, die Kinder machten sich so langsam schlafsackfertig, wurden wir durch ziemlich laute, ziemlich griechische Musik aus dem Abendkoma geholt. Offensichtlich wurde in der Nähe irgend etwas gefeiert. Da gab es nun nur 2 Möglichkeiten: Sich ärgern oder hingehen und mitmachen. Wir also hin, immer der Musik nach, und landeten schließlich im Hafen.
Da war eine sehr große Bühne mit sehr vielen Lautsprechern aufgebaut, alle zeigten Richtung Campingplatz. Auf der Bühne saß eine (traditionelle?) griechische Band mit Gitarren, Geigen, Bouzoukis und anderen Instrumenten, deren Namen ich nicht kenne.

Am vorderen Bühnenrand standen mehrere Mikrofone, in die hinein im Laufe des Abends nach einem für uns nicht zu durchschauenden System Menschen (sehr junge, mittlere und sehr alte) sehr griechische Lieder sangen.
Vor der Bühne standen viele (hunderte?) Stühle, besetzt mit sehr schick angezogenen Griechinnen und Griechen jeden Alters, die bei den verschiedenen Darbietungen immer wieder zu Begeisterungsstürmen hingerissen wurden. Oft waren das lokal sehr begrenzte Stürme, so dass wir die Vermutung hatten, dort saß dann der jeweilige "Fanclub" des Interpreten.
Jemanden Fragen konnten wir nicht, denn wir sprechen kein Griechisch. Außerdem hörten und schauten alle anderen sehr aufmerksam und fachkundig zu, wollten offensichtlich nicht gestört werden. Zudem fühlten wir uns etwas fremd, da wir die einzigen (!) im Freizeitdress waren, also völlig "underdressed". Wenigstens unsere Kinder ernteten viele wohlwollende Blicke.
Zusammengehalten wurde die Veranstaltung von einem Conferencier, dem Traum aller griechischen Schwiegermütter und einer ebenso umwerfenden Dame, dem Traum aller griechischen Schwiegerväter. Diese beiden also sagten immer wieder griechische Worte in die bereitstehenden Mikrofone, ein Mensch erschien auf der Bühne, die Band begann zu spielen und der Mensch sang. Dem Charakter der Musik nach zu urteilen ging es in den Liedern im wesentlichen tragisch zu; man dachte an unerfüllte Liebe, an Homer und Odysseus.
Und ob da nun Kinder oder in Würde ergraute Großväter am Mikrofon standen, die Band spielte (übrigens nicht immer das gleiche Lied, wie böse Zungen aus meiner Familie nach einigen Stunden behaupteten), das Publikum hörte aufmerksam zu und spendete nach dem Lied begeisterten bis frenetischen Beifall. Abgang des Sängers, Auftritt des nächsten.

Als erste machten die Kinder schlapp. Nach kaum 3 Stunden Konzert wurden sie unruhig, hungrig und durstig, wollten ins Zelt. Bestechungsversuche mittels Popcorn, Cola und/oder Eis scheiterten daran, dass es nichts dergleichen gab. Irgendwo in einer hinteren Ecke stand ein Grill, auf dem Maiskolben schwitzten - nicht ganz das, was der Nachwuchs wollte. Um es kurz zu machen: Das Ende der Veranstaltung konnten wir nur akustisch - im Zelt - erleben. Irgendwann am frühen Morgen zog es nämlich die Mehrheit der Familie Richtung Schlafsack.
Gerüchte auf dem Campingplatz besagten am nächsten Morgen, dass es sich bei dieser Veranstaltung um einen Sängerwettbewerb Marke "open microphone" gehandelt haben sollte. Ob jemand und wer gewonnen hat, und warum dann auch noch, werden wir wohl nie erfahren. Vielleicht sollte doch eines unserer Kinder Griechisch lernen!

Bliebe nun nur noch Olympia. Griechenlandprofis sprechen ja gern etwas herablassend von der "Trümmertour", wenn Neulinge wie wir erzählen, wir würden gern Olympia, Mykene und Epidauros (um nur einige zu nennen) besuchen.
Davon darf man sich aber einfach nicht abschrecken lassen. Wann immer wir irgendwo "tote Steine" (so die Kinder) besichtigt haben, waren wir hinterher beeindruckt, zufrieden und überzeugt, das Richtige getan zu haben. Denn so tot sind die auch nach tausenden von Jahren nicht, sondern sie erzählen vom Leben der Menschen damals, von ihren Schwierigkeiten, aber auch von den angenehmen Seiten des Lebens.
Wenn man zum Beispiel sieht, dass die Kranken in Epidauros nicht nur medizinisch behandelt, sondern in einem eigenen Theater mit Vorführungen auch "seelisch" aufgebaut wurden, kann man viel über das damalige Leben lernen. Mehr dazu später.

Olympia war anders. Mit einem anderen Urlauberpaar (Steffi und Sandro , sie Deutsche, er Italiener) und 2 Kindern, eiskaltem Wasser und viel Zeit sind wir los. Eine kurze Fahrt, 30 Minuten, brachte uns ins alte Olympia, wie so oft bei unseren Ausflügen rechtzeitig zur Mittagszeit. Das heißt, dass wir einerseits immer die meteorologischen Highlights des Landes hautnah miterleben durften (es war einfach unglaublich heiß), andererseits aber auch meist fast allein waren (!) und so die Atmosphäre eines Orts fühlen konnten.
Und da hatte Olympia wirklich viel zu bieten. Wenn schon die Lage des Orts in einem bewaldeten Tal wunderschön ist, sind die Überreste der Gebäude sehr eindrucksvoll.
Betritt man dann den "heiligen Bezirk", so kann schon eine etwas feierliche Stimmung aufkommen: Ruhe, Wärme, die Gewissheit, auf "heiligem Boden" zu stehen, das geht ganz tief rein! Mittendrin steht ein eher kleiner, unscheinbarer Olivenbaum, und man kann vor seinem inneren Auge Menschen sehen, denen Kränze aus Olivenzweigen als Anerkennung für ihre sportlichen Leistungen gewunden wurden, vielleicht sogar genau an der Stelle, an der man gerade selber steht! Puh!

Wenige Schritte weiter erreicht man dann die Stelle, an der Athleten eine Wettkampfstätte betreten haben: Den Eingang zur Laufbahn. Und wirklich: Mit etwas Phantasie kann man Stolz nachempfinden, Stolz, als einer der wenigen diesen Weg gehen zu dürfen, in die Arena, um zu laufen, sich mit anderen zu messen, alles zu geben und eventuell zu siegen!!!
Natürlich mussten auch wir einen kleinen deutsch-italienischen Wettlauf durchführen, mixed versteht sich, und konnten die Tageshöchsttemperatur von 48° Cim Schatten (den gab es aber nicht!!) hautnah erleben. Wie haben die das damals nur gemacht? Hoffentlich fanden die Wettkämpfe früh morgens oder spät nachmittags statt!
Müde, zufrieden und schwer beeindruckt sind wir anschließend ins nahe Museum (mit air condition!) gegangen und haben uns allerhand schöne und interessante Dinge angeschaut.
Auf dem Rückweg zum Auto konnten wir eine olympische Orange von einem olympischen Baum klauen. Schmeckte sehr olympisch!
Wahrscheinlich endete dieser schöne Tag mit einem Bad und einem Sonnenuntergang im Meer, aber das weiß ich jetzt nicht mehr so genau.

Unsere Zeit in Palouki ging langsam zu Ende.
Von der Gefahr, hier zu "versacken", habe ich ja bereits geschrieben. Auch wir waren kurz davor, haben aber dann doch noch - schweren Herzens - den Absprung geschafft. Ein Lagerfeuer am letzten Abend bildete den Abschluss. Schließlich wollten wir noch mehr vom Peloponnes sehen.
So fassten wir den Entschluss, aufzubrechen und gegen Ende des Urlaubs zurück zu kommen. Sogar einen Stellplatz für unser Lager hatten wir uns schon ausgeguckt, doch davon später.

© Achim Baehrend, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Familienurlaub mit Zelt und Land Rover! 5 Wochen Zeit, davon vier Wochen Rundreise auf dem Peloponnes.
Details:
Aufbruch: Juli 2005
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: August 2005
Reiseziele: Italien
Griechenland
Der Autor
 
Achim Baehrend berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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