Peloponnes 2005
8. Etappe: Monemvasia - Mykene
Highlight der Etappe: Yamas und Yassas! Unser Kind lernt Griechisch
Mit einem etwas bangen Gefühl rollten wir die Anfahrt zum Camping PARADISE hinunter, links die Rezeption, geradeaus die Zufahrt zu den Stellplätzen, Bäume, Oleander und dahinter das Meer. Große Lücken waren zwischen den Zelten zu sehen. Das sah gut aus! Und dann kam aus der Rezeption ein junger Grieche auf unser Auto zugeschossen und redete und freute sich und redete immer weiter auf uns ein. Fest davon überzeugt, es mit einem Griechen zu tun zu haben, der natürlich Griechisch spricht, wunderte ich mich sehr, dass ich jedes Wort verstand. Und da war dann dieser kleine Moment, in dem ich fest überzeugt war, fließend Griechisch zu verstehen! Das sagte ich natürlich sofort meiner Frau, allerdings holte sie mich aus allen Träumen mit der Bemerkung: "Der spricht doch Deutsch!" Sie hatte recht, er sprach einfach Deutsch und freute sich über deutsche Gäste mit einem coolen Auto. Später stellte sich heraus, dass er auch mal einen Defender hatte!
Die Formalitäten waren schnell erledigt, ein wirklich schöner Platz unter großen, schattenspendenden Bäumen und keinen 3 Minuten zum Wasser war leicht gefunden. Sehr zufrieden bauten wir die Zelte auf, hängten die Hängematte auf und ließen den Abend kommen.
Der Abend fand uns in der zum Camping gehörenden Bar. Man saß in großen, gemütlichen Korbsesseln vor dem Haus, über sich eine Palme und darüber der griechische Abendhimmel. Auf dem Tisch ein Glas eiskalter Ouzo, darunter die Platzkatzenkinder, junge, verspielte Tierchen, die einem gern Gesellschaft leisteten.
Um die Ecke, auf einer Terasse, ein Poolbilliard und Backgammon in drei Größen. Alles in allem eine wirklich gemütliche Bar, in der wir diesen und einige weitere Abende verbrachten.
Am nächsten Morgen stellten wir zweierlei fest.
Zum Eeinen waren die aus Stoupa bekannten Österreicher unsere Nachbarn und zum Anderen gab es im Wasser der Badebucht ein "Stehschwein", das behauptete jedenfalls nach einem Bad im Meer unsere Jüngste.
Der Campingplatz lag direkt am Meer und eine kleine Badebucht war sozusagen vor der Haustür. Diese Bucht war im Vergleich zu anderen nicht umwerfend, hatte aber alles was Mann, Frau und Kind so brauchte. Und eben ein bißchen mehr. Wenige Meter vom Strand lag unter Wasser ein ziemlich großer Stein, für Erwachsene fußläufig zu erreichen, kleinere Kinder mussten schon schwimmen. Auf dem Stein konnte man dann "auf dem Wasser" stehen, es war eben ein "Stehstein". Und da unsere Jüngste den Schalk nicht nur im Nacken, sondern auch auf der Zunge hat, wurde dieser "Stehstein" von ihr kurzerhand in "Stehschwein" umgetauft.
Zuerst gewöhnte sich die Familie an die Bezeichnung, dann weitere Strandbesucher, schließlich der Campingplatz und dann Süd-Ost Griechenland. (In der neuesten Ausgabe der Enzyclopedia Britannica soll der Begriff auch zu finden sein, sagte man uns!)
Natürlich haben wir auch der Unter- und der Oberstadt von Monemvasia einen Besuch abgestattet. Der Ort besteht aus einer Unter- oder Neustadt auf dem Festland und einer Alt- oder Oberstadt auf und an dem Felsen.
Am Fuß des Felsens beginnend, windet sich das alte Dorf den Hang hinauf, mit unzähligen kleinen Gassen, winzigen Innenhöfen und liebevoll restaurierten Häusern. Hier und da eine Kirche, manchmal ein Restaurant oder Cafe, viele ältere Einheimische, die auf den Bänken vor ihren Häsern sitzen und den Touristenströmen zuschauen.
Der Ort ist völlig autofrei (die Gassen sind viel zu eng)! Man kann ihn nur zu Fuß erkunden und genießen, bis hinauf auf den riesigen Felsklotz. Die Aussicht von da ist atemberaubend!
Unter den überaus wohlwollenden Blicken der Senioren Monemvasias, die vor ihren Häusern saßen, spazierten wir also durch die Altstadt. Einer plötzlichen Eingebung folgend, hatte der Vater das Gefühl, sich und die Seinen als höfliche Gäste und "wohlerzogene" Kinder präsentieren zu wollen.
Und wie kann der Gast seine Freundlichkeit am einfachsten zeigen? Er grüßt respektvoll und zur Krönung des Ganzen auch noch in der Landessprache. "Kind," wusste er seiner mit 4 Jahren jüngsten Tochter zu sagen, "Kind, du kannst die Omas, die vor ihren Häusern sitzen, ruhig grüßen, das freut die sehr. Auf Griechisch sagt man YAMAS!"
Im vollen Vertrauen auf den Vater hob das Kind von da an bei jeder sichtbaren griechischen Oma die Hand und ließ ein weithin vernehmbares "YAMAS" hören. Den Vater freute es sehr!
Die Reaktion der so angesprochenen Einheimischen war so eindeutig nicht. Viele lächelten, einige schienen (sicher ob der unglaublichen Sprachgewandheit des jungen Kindes) verwirrt und manchen blieb vor Sprachlosigkeit der Mund offen. Nun gut! Andere Länder, andere Sitten, dachte der Vater und kam ins Grübeln und grübelte und ...
Und dann fiel ihm sein Fehler auf und ihm wurde noch etwas wärmer! Das Kind lief durch die mittelalterlichen Gassen und rief den Menschen ein von Herzen kommendes "PROST" entgegen, das ist die Bedeutung von "YAMAS". Das eigentliche Wort für (sinngemäß) "Hallo" lautet "YASSAS".
"Kind", sagte er darum, "Kind, du lässt das wohl lieber wieder. Ich habe mich vertan."
Vermutlich wird sich dieser neue Gruß in Monemvasia nicht durchgesetzt haben, auch wenn meine Tochter sich die größte Mühe gegeben hat. Achten Sie doch bei einem Besuch einmal darauf.
In der Neustadt findet man direkt am Wasser ein Restaurant neben dem anderen. Dort, auf einer Terasse sitzend, blickt man auf das Meer, die Nachbarterassen, den Altstadtfelsen oder seinen mit allerlei Leckereien gefüllten Teller. Sehr nett! Alles wirkt ein wenig provinziell, familiär, klein und beschaulich.
Eines Abends verabredeten wir uns mit der seit Stoupa (YOU GO TO SLEEP, NOW!) bekannten, österreichischen Familie dort zum Essen. Ein Bekannter der Familie hatte im Ort kürzlich ein Restaurant eröffnet. Da sollte es hin gehen. Gegen 20:00 abends saßen wir dann alle am Tisch, bestellten, aßen, tranken und redeten, umsorgt von einem aufmerksamen und sehr freundlichen griechischen Junggastronomen.
Die Kinder beendeten ihr Essen eher als die Eltern und machten sich auf, die Umgebung zu erkunden. Nach kurzer Zeit kamen sie mit der Nachricht zurück, sie hätten Katzenbabys gefunden und ob wir nicht eine mitnehmen könnten und die wären sooo süß!!!
Ein klares "NEIN" des Vaters sollte jede Diskussion im Keim ersticken. Erwähnen muss man vielleicht noch, dass zuhause bereits 2 Katzen mit uns lebten und bei dem Abendessen die ganze Zeit mehrere "so süße" Katzen unter dem Tisch um unsere Beine schlichen.
"Nein", also. Ein kurzer Ausdruck des Bedauerns bei den Kindern und sie gingen wieder auf Erkundungstour. Für höchstens 5 Minuten. Dann informierten sie uns über die genaue Anzahl und das Aussehen der Katzenbabys und ihren Aufenthaltsort (in einer Kiste unter einer Treppe, Papa, wirklich!). Ein bestimmtes "Nein, niemals!!" sollte den Kindern klar machen, dass alle Katzenbabys in Griechenland bleiben.
Im Gegenzug verschwanden die Kinder, um eines der Babys an unseren Tisch zu bringen. Die Taktik war leicht zu durchschauen! Sie kannten uns schließlich und wussten genau, daß auch Elternherzen beim Anblick kleiner Katzen einfach wegschmelzen!
Aber der Vater blieb hart: "Die Katzen bleiben hier, alle, immer! Verstanden?" Das Herz der Mutter allerdings war wohl doch schon erobert. Zunächst "half" sie den Kindern, das Baby wieder zurück zu bringen. Bei ihrer Rückkehr berichtete sie voller Liebe von den "so süßen kleinen Katzen", besonders von DER EINEN!. Vaters Gegenwehr hielt zwar noch an, doch er wusste, eines der Babys (das "süßeste!!!") wird wohl irgendwie mitkommen.
Am folgenden Tag wollten wir weiterziehen. Den Morgen über, beim Packen, war die Familie in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite die Tierfreunde (=Mutter mit 3 Töchtern), nette Menschen mit einem großen Herzen für die kleinen Geschöpfe dieser Welt. Auf der anderen Seite der herzlose Klotz (=Vater), dem das Schicksal eines so kleinen Wesens völlig gleichgültig war und dem nicht klar zu sein schien, dass dieses eine kleine Tierchen (hatte es nicht schon einen Namen?) durch sein Verhalten zum Tode verurteilt wäre.
Als das Lager der Tierfreunde laut darüber nachzudenken begann, den Vater auszusetzen oder zu entmündigen, gab er nach.
Mit beladenem Auto sind wir noch einmal in die Stadt, um das Tierchen aufzunehmen. Und da, war es das Schicksal? War es der Vater? Alles wendete sich zum Guten: Die Katzenbabys waren nicht mehr zu finden. Auch intensives Suchen blieb erfolglos, so dass die Adoption scheiterte, sehr zum Bedauern der Tierfreunde.
Das die Aktion damit nur verschoben war, konnte der Vater nicht ahnen. Die Tierfreunde vielleicht?
Aufbruch: | Juli 2005 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | August 2005 |
Griechenland