Ägypten - Jordanien
Aqaba und Wadi Rum
11.09
Ich mache einen Rundgang durch Aqaba. Jordanien ist auf einem wesentlich höheren Standart als Ägypten. Die Straßen sind sauberer, die Fasaden der Häuser sind gepflegter wirken gleich viel freundlicher. Eigentlich hat Aqaba nichts besonderes an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Es gibt keinen orientalischen Suq, nur moderne Geschäfte, die durchs ganze Zentrum verstreut liegen. Hinter der Stadt steigen gleich die rauen vegetationslosen Berge auf, das einzige Grün bringen die Palmen in den Parks. Die große Flagge auf dem Platz am Meer ist die zweitgrößte freistehende Flagge der Welt. Sie misst 20 mal 40 Meter, der Mast ist über 130 Meter hoch. Sie ist von allen drei angrenzenden Ländern, Ägypten, Saudi Arabien und Israel zu sehen. Ein dicker Polizeijeep zieht eine lange Kurve über den Platz, der eigentlich für Autos gesperrt ist und hält vor mir an. Der Fahrer sagt etwas auf Arabisch und mir bleibt nur mit "What?" zu antworten. Der Polizist muß lachen:"Don't you speak Arabic?" "No" "O.K. No problem." gibt er freundlich zurük und fährt davon. Natürlich hätte mich interessiert, was er von mir wollte. Kinder springen von einem Steg ins Wasser, um sich abzufrischen, denn schon wieder hat es 40°. Hier scheint das Meer besonders blau. Nur wenige Kilometer, am anderen Ufer des Roten Meeres grüßen die Hochhäuser der Israelischen Stadt Eilat. Am Ufer entlang ist ein kleiner Park mit Palmen und führt zu einem Strandstück. Ich hole meine Badesachen aus dem nahe gelegenen Hotel. Eine uralte Eisentreppe, die so verrostet ist, als würde sie jeden Moment zusammenkrachen, führt über eine niedere Mauer zum Strand. Nur wenige Leute sind da. Ein paar Kinder plantschen am Wasser, Frauen sieht man überhaupt nicht, zumal diese, wie mir scheint, in Jordanien so wie so kaum auf die Straßen gehen. Ein junger Mann sieht, dass ich Sonnencreme benutze und fragt, ob er auch etwas haben könne. Er will wissen, wo ich herkomme. "Hitler good!" grinst er und deutet auf die Israelische Seite hinüber. Besonders hier, in Syrien und im Libanon ist Israel der Bevölkerung ein Dorn im Auge, da es immer wieder zu Unruhen mit dem Nachbarn kommt. Vier Männer kommen am Strand entlang gelaufen. Einer von ihnen ist so dick, dass er gut 140 Kilo haben dürfte. Sie wollen über die verrostete Eisentreppe, aber sie hält alle aus.
Auf dem Rückweg ins Hotel mache ich bei der Touristinfo halt und frage nach Bussen ins Wadi Rum, aber die Verbindung ist wohl stillgelegt worden. Vielleicht wollte man erreichen, dass die Touristen Touren von Aqaba aus buchen, dass die ansässigen Agenturen auch etwas verdienen. Ich werde aber auf eine andere Weise versuchen ins Wadi Rum zu gelangen.
Die Abende in Aqaba sind wunderbar warm, die Läden haben geöffnet und die Stadt ist belebt. Familien haben es sich am Fahnenplatz bequem gemacht, sitzen, reden oder hören Musik. Auf dem Steg am Meer stehen ein paar Angler Am anderen Ufer funkeln die orangigen Lichter von Eilat und spielgeln sich auf der glatten, dunklen Wasserfläche wieder.
12.09
Um kurz vor zehn bin ich am Busbahnhof. Direkte Verbindungen ins Wadi Rum gibt nicht, aber ich kann an einer Abzweigung aussteigen. Der Mann, der auf der anderen Seite des Ganges sitzt will mit seiner Frau und seinen zwei Kindern nach Ma'an. Er ist verärgert, da der Bus eigentlich schon um acht hätte fahren sollen. Weil aber immernoch nicht alle Plätzte belegt sind, würden wir noch warten müssen. Kurz vor elf kann es dann endlich losgehen. Wieder fahren wir kurvenreich in die kahlen Berge, vorbei an der Mautstelle und bald erreichen wir die Abzweigung zum Wadi Rum, wo ich aussteige.
Zwei Männer sitzen im Wartehäuschen, aber ob es bald einen Bus geben würde, ist aus ihnen nicht herauszubekommen. Sie sprechen nur Arabisch. Ich mache mich zu Fuß auf. Wenn Tatsächlich ein Bus kommt, kann ich ihn anhalten. Rötlicher Sand und Felsen vor mir weisen darauf hin, daß es nicht allzu weit sein kann. Ein Schild "Achtung Kamele" warnt am Straßenrand einsam vor Karawanen. Es ist nicht viel Verkehr, aber doch kommen regelmäßig in nicht all zu großen Abständen Autos vorbei. Ich versuche einen PKW anzuhalten, aber die Jordanier scheinen nicht gerade sonderlich mitnehmfreundlich zu sein. Aus der Ferne meldet sich ein weißer Jeep mit lautem Getucker an. Es dauert einige Zeit, bis er mich erreicht. Ein alter Araber mit weißer Dschalabiyah und Arafat-Tuch sitzt am Steuer und nimmt mich mit. Der Jeep tuckert wie ein Traktor und nur langsam klettert die Tachonadel auf vierzig, mehr ist nicht drin. Das macht aber nichts, da es nicht mehr weit ist.
Das Besucherzentrum ist neu gestaltet, aber heute sind kaum Touristen da. Schon von hier kann man einen kleinen Eindruck vom Wadi Rum gewinnen. Eine imposante Landschaft tut sich auf. Schroffe Felsformationen formen schöne Täler mit rotem Sand. Kein Wunder, dass Jeepfahrten erst ab 50 Euro aufwärts zu haben sind. Ein großer japanischer Jeep kommt angefahren und ich handle einen Preis von 70JD für zweieinhalb Stunden Wüste inclusive anschließende Rückfahrt nach Aqaba aus.
In Rum, ein kleines Beduinendorf, nach dem das ganze Wadi benant ist machen wir an einem kleinen Lebensmittelladen halt und kaufen Wasser, Cola und Guaven, eine schmackhafte Südfrucht, deren Form etwas an eine Birne erinnert. Die Kassiererin ist total hinter einem schwarzen Tschador verhüllt. Dunkle, braune Augen zucken nervös hinter dem schmalen Sehschlitz, als sie uns bedient.
Hinter dem Dorf hört die Straße auf und wird zu einer einfachen Piste. Felsig ragen die Berge links und rechts von uns empor. Bald erreichen wir die Stelle, an der der legendäre Film "Lawrence von Arabien" gedreht wurde. Mitten im steinigen Geröll an einem Berghang befinden sich ein Baum und eine kleine Quelle. Von dort kann man das weite Wüstental mit seinem rotbraunen Sand wunderbar überblicken. Klein, wie Spielzeug liegt das Beduinenzeltlager, wo mein Chauffeur auf mich wartet. Eine ganze Großfamilie wohnt hier zusammen: Vater, Mutter, Oma, Onkel,Tante, Kind. Sie haben zum wohnen nur ein, zwei halb offenen Zelte, mehr brauchen sie nicht. Trotz Ramadan gibt es Tee, denn Trinken ist wichtig, vor allem bei der Hitze.
Wir fahren tiefer in die Wüste. Unsere einzige Orientierung sind einsame Fahrzeugspuren, die sich im tiefen Sand verlaufen. Kahle Gebirgszüge begrenzen weite, rote Täler in einer Gegend, die nur ganz spärlich, hinundwieder, niedere, grüne Grasbüscheln gedeihen lässt. Vor einer angenehm schattigen Schlucht, ist der Sand heller, fast weiß, als habe es der Natur gefallen, hier etwas Farbe und Abwechslung ins Spiel zu bringen. Später fahren wir auf eine der roten Sanddünen. Der Fahrer muß ordentlich Gas geben, dass wir nicht stecken bleiben, die Reifen drehen durch und der schwere Wagen droht abzudrehen, aber wir schaffen es bis nach oben, und auf steilem Wege geht es wieder herunter.
Heute gibt es 'Arab Shawarma" auf der Hotelterrasse , die arabische Variante von Döner. Ein dicker Koch, mit weißer Mütze steht an einem duftenden Kebapspieß und schneidet knuspriges Fleisch herunter, welches in ein dünnes Fladenbrot gerollt wird. Als Beilage gibt es Tomatensalat und Zwiebeln. Der Oudspieler sorgt wieder für musikalische Unterhaltung.
Aufbruch: | 29.08.2008 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 22.09.2008 |
Jordanien