Viva El Perú glorioso
2 volle Tage Cuzco zum Geniessen
16. und 17.08.09
2 volle Tage für Cuzco stehen mir jetzt zur Verfügung, es ist ist Sonntag und ich kann ausschlafen ! Welch ein Luxus ! Trotzdem sitze ich bereits um 9.00 Uhr am Frühstückstisch. Für einen Luxus-Sonntagmorgen ist mir dieses Frühstück jedoch definitv zu einfach, trockenes Brot mit Marmelade, Tee + 1 Glas O-Saft, der nicht schmeckt. Ich beschliesse, mir für morgen eine bessere location zum Frühstücken zu suchen...
Zunächst ziehe ich aber los immer hangabwärts in Richtung des Daches der Kathedrale, das ich von hier oben bestens sehen kann. Der Spaziergang durch die engen Gassen macht echt Spass, es ist wunderbar malerisch hier.
Ich erreiche die wunderbare Plaza de Armas und wundere mich, was für ein Betrieb hier an einem Sonntagmorgen herrscht. Dem muss ich auf den Grund gehen, denn mir fallen jede Menge unterschiedlich unifomierte Gruppen auf, die alle Banner und Fahnen vor sich hertragen. Irgendetwas ist hier los !
Es ist eine große Parade mit Militär und Polizei im Gange, hier wird feierlich die Nationalflagge kurz vorm Hissen getragen.
Letzten Endes kriege ich nicht heraus, was hier eigentlich genau zelebriert wird. Allerdings habe ich schon gelesen, dass Peruaner Paraden lieben und aus allen möglichen Anlässen welche veranstalten. Dies muss also nicht unbedingt irgendeine weltbewegende Angelegenheit sein, sondern vielleicht nur irgendein Stadtjubiläum, oder so. Ist mir auch egal, ich verbringe eine ganze Weile auf der Plaza vor der abgesperrten Kathedrale (die ich ja eigentlich besichtigen wollte) und schaue dem Tamtam zu. Auf der Plattform vor der Kathedrale ist eine Sitztribüne für die Oberwichtigen aufgebaut, per Lautsprecher wird durchgegeben, welches Regiment oder welche Organisation der Stadt Cuzco gerade im Stechschritt vorbeidefiliert. Es gibt jede Menge Marschmusik und der Höhepunkt naht, als erst die peruanische Nationalflagge zu den Klängen der Nationalhymne gehisst wird und dann die Flagge Cuzcos.
Ein staatstragender Moment, die Nationalflagge wird hochgezogen. Die Nationalhymne ist übrigens recht schön ! Schmissig, irgendwie...
Mist, ich komm´nicht so richtig dicht ran, weil die Polizei ihre Absperrungen recht vehement verteidigt und auch Touristen freundlich aber bestimmt zurückdrängt, deswegen gelingt mir nur ein etwas verwackeltes Foto von dem Typ in Bananenrepublik-Uniform mit dunkler Sonnenbrille und Schmalzlocke, wer immer es auch sein mag...jedenfalls ist er scheinbar oberwichtig.
Jetzt habe ich genug marschierende Truppen gesehen und mache mich auf, ein etwas anderes Tagesprogramm zu erleben. Als erstes besorge ich mir in der Touristeninformation das boleto turístico, das einem Eintritt in 16 verschiedene Sehenswürdigkeiten in und um Cuzco gewährt. Darin sind einige Museen enthalten, aber z.B. auch die Inkastätte in Ollantaytambo. Möchte man Eintritt in sämtliche wichtigen Kirchen Cuzcos erhalten, gibt es zusätzlich noch das boleto religioso. Man kann allerdings auch Einzeltickets kaufen, fährt damit jedoch nur günstiger, wenn man wirklich nur ganz wenige Sehenswürdigkeiten besuchen möchte. Ich habe Zeit und will alles. Zunächst schlendere ich jedoch in Richtung Markt und stolpere als erstes über das Kloster und Kirche La Merced. Der Gottesdienst läuft gerade und ich schleiche mich hinein. Natürlich ist es eine katholische Messe, die da läuft, aber ich finde die Athmosphäre total schön, es herrscht eigentlich lockeres Kommen und Gehen, niemand stört sich daran, wenn man sich (natürlich leise) in eine Kirchenbank quetscht, einer Weile der Messe lauscht und dann einfach wieder geht, die Türen sind offen für jedermann. Es ist herrlich zwanglos, nur Fotografieren ist tabu und zwar auch außerhalb der Messezeiten, ohne Blitz dürfte man zwar, aber das bringt nichts, zu dunkel, deswegen habe ich keine Kirchenfotos von innen.
Ich schlendere weiter und stoppe an der nächsten Kirche, San Francisco, und lausche für die nächsten 15 Minuten einer weiteren Messe. Am Kirchenausgang sitzt ein schwerbehinderter Bettler, dem ich eine Spende gebe. So, genug der guten Taten und der religiösen Kontemplation: Zeit für ein Eis im Park ! Kein Problem, mobile Eisverkäufer sind vorhanden und nun schleckere ich erstmal. Ein kleiner Junge, der sich als Schuhputzer betätigt, bettelt mich an. Weisse Turnschuhe kann er nun kaum mit seiner schwarzen Schuhcreme malträtieren, also bettelt er ganz offen. Es ist nicht so, dass er mir nicht leid tut, aber irgendwie gefällt mir seine aufdringliche Art nicht und ich versuche, ihn zu verscheuchen, was mir seinerseits den in perfektem englisch geäusserten Spruch einbringt "you bloody bitch" ! Naja, Kleiner, sooo wird das nie klappen !!!!
Nun lande ich, wo ich irgendwie immer und überall auf der Welt lande, nämlich auf dem Markt. Shopping !!!
Selbstverständlich gibt es auf dem Zentralmarkt auch die für mich interessanten Abteilungen Klamotten und Souvenirs. Ich schlage insbesondere in der T-Shirt-Ecke zu, kaufe aber auch noch Vasen und Töpfchen aus Ton, verziert mit Inka-Motiven. Deko-Alarm, aber dafür entsorge ich dann irgendetwas anderes...
In Arequipa habe ich zufällig mitgehört, wie irgendjemand im Hostel einen anderen fragte, ob´s in Cuzco Mc Donalds gibt und die Antwort lautete "yes" ! Ich habe jetzt wahnsinnig Lust auf einen Big Mac, habe Mc D. allerdings noch nirgendwo gesichtet. Zufällig stosse ich aber unter den Arkaden an der Plaza de Armas auf die peruanische Variante eines "Hamburgueso-rapido-restaurante" und die Burger + papas fritas hier sind richtig gut ! Damit ist das Thema Essen für heute auch erledigt, auf Reisen (und auch sonst) mache ich mir nichts aus Restaurantbesuchen, allein ist das ja auch ein wenig blöd. Der Tag neigt sich dem Ende zu, bei Dunkelheit bin ich lieber nicht mehr unterwegs und wenn, dann nur noch in unmittelbarer Nähe meiner Unterkunft. So lasse ich mich per Taxi zurück nach San Blas fahren, kehre für einen Pisco Sour noch in einer Bar ein und lasse es für heute gut sein. Morgen ist auch noch ein Tag !
Der beginnt später, als gestern, denn ich will nicht im Hotel frühstücken, da schmeckt´s nicht. Aber ich habe eine gute Ahnung - dank meines Lonely Planets - wo es so richtig gut schmecken wird ! Dazu brauche ich nur 3 Mal um die Ecke zu laufen und stehe dann vor dem "El Buen Pastor", einer Bäckerei und Frühstückscafé, das gestopft voll mit Gästen ist. Und das hat seinen Grund, denn es ist ein non-profit-Café, geführt von Waisenkindern und alle Gewinne fliessen auch dem Projekt und den Waisenkindern zu. Das ist aber nicht allein die Ursache, warum dieser Laden jeden Morgen von Travellern geflutet wird, sondern das überaus gute Frühstück, das man hier bekommt ! Ich mach´mal Werbung: Leckere Gebäckteilchen, dick belegte Sandwiches, alles knackig frisch, dazu frisch gepresste Säfte und riesige Becher Tee/Kaffee/Cappucchini und der Preis stimmt auch. Dieses opulente Frühstück intus habend, werde ich wohl kaum vor 18.00 Uhr wieder an Essen denken müssen und ziehe los.
Da ich gestern wegen der Parade an der Plaza de Armas weder die Kathedrale noch die Iglesia de la Compania besuchen konnte, bin ich gestern nur herumgebummelt und habe das gesamte sightseeing-Programm auf heute vertagt. 10.00 Uhr, die tägliche Messe ruft ! Ich stehe vor der Kirche meiner Wahl - Santo Domingo - und drücke mich in eine Kirchenbank. Dazu müsste man mich zuhause mit Gewalt nötigen, hier mache ich das freiwillig, weil ich es echt schön finde !!! Die riesigen Altäre bieten etwas zu gucken, die ganzen Marien-Statuen, Kreuze, Chöre, Beichtstühle, Kapellen, Krypten, Kuppeln, Kuppelgalerien - es ist ein overkill für´s Auge ! Und für die Ohren, denn die Gesänge sind auch so schön. Santo Domingo steht auf den Fundamenten eines Inka-Palastes und gleich nebenan befindet sich ein Museum, das Qorikancha. Es ist das Museum, das praktisch unter den Grundmauern des ehemaligen Inka-Palastes gebaut wurde und durch dessen Luken man auf das Areal kommt, auf denen sich Reste von Inka-Mauern befinden. Das ist nicht spektakulär, aber sehenswert und man sollte sich in die Ecke zur Kirche Santo Domingo verkriechen, da ist eine Quelle, die auch die Inkas schon genutzt haben.
Weiter geht´s zur Kathedrale und die ist wirklich etwas Besonderes ! Sie ist die grösste Südamerikas und sehr, sehr prachtvoll. Der Hochaltar allein strotzt nur so vor Prunk und Pracht und der Altar davor ist aus purem Silber. Das Chorgestühl ist fantastich geschnitzt und es gibt unzählige Gemälde zu sehen, die alle der "escuela cuzquena" entstammen, einer kolonialen Kunstschule des 17. Jahrhunderts. In der Sakristei hängen Gemälde aller bisherigen Bischöfe Cuzcos und auch in die Krypta kann man hinuntergehen. Selbst, wenn man kein Freund von Kirchenbesichtigungen ist, diese Kathedrale haut einen schon aus den Schuhen !
In der schmalen Strasse Hatunrumiyoc ist eine sehr gut erhaltene Inkamauer zu sehen mit dem berühmten 12-eckigen Stein, den ich jetzt auf diesem Foto nicht entdecke und der auch eigentlich nicht wirklich anders aussieht, als die anderen, aber die Passgenauigkeit ist der Witz an der Sache ! Denn Inkamauern funktionieren o h n e Mörtel und haben die Erdbeben der letzten Jahrhunderte weit besser überstanden, als alle anderen Bauwerke !!! Das ist schon bemerkenswert !
Ok, nächste Kirche: Die iglesia de la companía de Jesùs. Auch ein Meisterwerk der Sonderklasse ! Wer in den Kirchen jeweils Näheres erfahren möchte, dem stehen im Eingangsbereich nette, mehrsprachige Guides zur Verfügung, die einen gegen ein nettes Trinkgeld gern herumführen. Ich besuche jetzt noch das Inka-Museum und das Museum für prä-kolumbianische Kunst. Beides haut mich nicht sooo sehr vom Hocker.
Dieses Vehikel sieht auch prä-kolumbianisch aus ! Die letzte Pizza ist hier schon vor seeehr langer Zeit über den Tresen gegangen...
Ich ziehe mein straffes Sightseeing-Programm tapfer durch und wandere durch die Ausstellung im ehemaligen Erzbischofs-Palast. Hier gibt´s eine audio-guided Tour und die finde ich richtig interessant ! Es gibt hier wieder unheimlich viele Gemälde der escuela cuzqueno zu sehen, aber auch diverse andere Artefakte. Man muss sich nur ein wenig Zeit nehmen für die Details, dann entdeckt man Erstaunliches ! Normalerweise bin ich ein Museums-Runner, also eine, die nur so durchgaloppiert, aber ich habe endlos Zeit heute und so mache ich mal richtig einen auf Kultur und finde wirklich Gefallen daran ! Genug habe ich jedenfalls noch nicht und marschiere zum Nonnenkloster Santa Catalina, lande jedoch zuerst in einer Gasse, in der sich unheimlich viele einheimische Restaurants befinden, die nicht von Touristen aufgesucht werden. Die Speisekarten sind Schiefertafeln, die vor der Tür hängen und das Gericht des Tages ist fast überall "cuy", Meerschweinchen. Es ist schon Nachmittag und trotz des üppigen Frühstücks im El Buen Pastor, knurrt mir schon wieder der Magen. Ich überlege, ob ich es wagen soll, cuy mal zu probieren. Ist kein Risiko, klar, aber Meerschweinchen sind doch so niedlich ! Fast habe ich mich dazu schon durchgerungen, als ich vor einem Restaurant einen kleinen Stall mit lebendigen Meerschweinchen sehe. Alles klar, das geht gar nicht ! Vom Gefühl ist das so, als hätte ich gerade beschlossen, meine Katze zu grillen ! NEIN ! Kein cuy !!!
Lieber ins Nonnenkloster ! Und da sitzt am Ticketschalter ein Typ, der sowas von gesprächig ist ! Eigentlich will ich ja nur eine Eintrittskarte kaufen, aber er labert mich endlos voll, quetscht mich aus und bringt mich dazu, ihm meine halbe Lebensgeschichte zu erzählen. Entweder langweilt sich der Typ ansonsten zu Tode, weil eventuell nicht soviele Touristen das Kloster besuchen (ich bin auch die einzige Besucherin zu diesem Zeitpunkt), oder er möchte sein (wirklich gutes) englisch trainieren oder er ist einfach ein Laber-Fürst ! Aber ich komme irgendwann auch einen Schritt weiter und besuche das tolle Kloster. Man sieht das alte Refektorium, verschiedene weitere Räume mit vielen Gemälden der guten alten escuela cuzquena, eine Kapelle, aber auch den ehemaligen Schlafsaal der Nonnen. Nur abgetrennt durch Vorhänge, haben die Nonnen hier früher gelebt, wie in einer Jugendherberge. Es sind auch als Nonnen kostümierte lebensgrosse Puppen in den Schlafgemächern postiert in eindeutiger Pose (knieend-betend mit Rosenkranz) , das Ganze wirkt also sehr plastisch und ist sehr liebevoll gemacht.
So, Besichtigungsprogramm abgeschlossen, man könnte noch mehr, aber es reicht ! Ich kehre kurz zurück zum Tika Wasi Hotel (zufuss - ist wie Bergsteigen) und ziehe mich um. Gegen Abend lasse ich mich in einem schönen Restaurant in San Blas nieder und bestelle Alpaka-Schaschlik mit einer umfangreichen Kartoffelauswahl und Salat. So viele verschiedene Kartoffelarten habe ich noch nie gesehen, geschweige denn probiert ! Nicht so wie in Deutschland, wo sie alle gleich aussehen und nur unterschiedlich heissen, Erika, Linda, Monika oder so (man merkt sicherlich, dass ich null Ahnung vom Kochen habe !) und nur entweder "festkochend" oder "durchmatschend" sind (wie gesagt: Ich weiss nicht, wovon ich schreibe !). Hier haben sie alle unterschiedliche Formen, Farben und auch Geschmäcker ! Aber von hier kommen sie ja auch.
Nee, habe nicht zuviel getrunken. Wollte nur mal "Kunst" mit meiner Kamera machen...aber einen Pisco Sour könnte ich gut noch haben und da gibt es eine nette kleine Bar mit Live-Musik gleich um die Ecke meines Hotels....ok, hin da !!!
Aufbruch: | 08.08.2009 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 23.08.2009 |